Umwelt-Studie: Laborfleisch aktuell noch schlechter als Massentierhaltung! Retten uns die Pilze?

Davis (USA)/Kapstadt (Südafrika) - Fleisch aus dem Labor will ohne Tierquälerei auskommen und könnte in Zukunft zu Burgern ohne schlechtes Gewissen oder Verzicht führen - wenn da nicht der enorme Klima-Fußabdruck wäre. Pilze schlagen sich da um einiges besser in der Bilanz, denn sie sorgen vollkommen unverarbeitet und von allein für gute Luft.

Im Labor gezüchtetes Fleisch soll laut einer neuen Studie ein vielfach höheres Treibhauspotential haben als herkömmliches Fleisch aus dem Einzelhandel. (Symbolfoto)
Im Labor gezüchtetes Fleisch soll laut einer neuen Studie ein vielfach höheres Treibhauspotential haben als herkömmliches Fleisch aus dem Einzelhandel. (Symbolfoto)  © 123RF/liudmilachernetska

Fleisch aus dem Labor - klingt für den ein oder anderen eklig, hat aber den Vorteil, kein Leid als Teil der Massentierhaltung zu verursachen. Denn überall, wo lebende Individuen in großen Zahlen gehalten werden, gehen die Bedürfnisse einzelner unter - sei es bei Hühnern, Rindern oder Schweinen.

Bei künstlichem Fleisch handelt es sich um Nachzuchten aus tierischen Zellen, denen in der Regel auch nachgesagt wird, umweltfreundlicher zu sein. Eine Studie der Universität of California in Davis (UC Davis) geht allerdings vom Gegenteil aus. Laut dem Forscherteam soll der Energiebedarf von Labor-gezüchtetem Fleisch "um Größenordnungen" höher sein als der Bedarf von herkömmlichem Rindfleisch aus dem Einzelhandel.

"Wenn Unternehmen Wachstumsmedien auf pharmazeutisches Niveau reinigen müssen, verbrauchen sie mehr Ressourcen, was dann das globale Erwärmungspotenzial erhöht", sagte der Hauptautor und Doktorand Derrick Risner vom Institut für Lebensmittelwissenschaft und -technologie der UC Davis.

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Weiter erklärte er: "Wenn dieses Produkt weiterhin nach dem Pharma-Ansatz hergestellt wird, ist es umweltschädlicher und teurer als die konventionelle Rindfleischproduktion."

Das Team um Risner berechnete, dass Laborfleisch ein höheres Treibhauspotenzial um 26 bis 80 Prozent hat - je nach Herstellungsart. Der Grund für die erschütternden Ergebnisse sind erhebliche technische Herausforderungen. Die Forschung ist einfach noch nicht so weit, künstliches Fleisch umweltfreundlich für den Massenmarkt zu produzieren - auch wenn es immerhin den Tieren helfen würde.

Selbst die effizientesten Verfahren zur künstlichen Fleischherstellung sind nicht nachhaltig genug

Pilze enthalten Kalzium, Magnesium und andere Mineralstoffe sowie Spurenelemente - etwa Mangan, Zink und Selen. Sie eignen sich wegen ihrer Konsistenz gut als Fleischersatz. (Symbolfoto)
Pilze enthalten Kalzium, Magnesium und andere Mineralstoffe sowie Spurenelemente - etwa Mangan, Zink und Selen. Sie eignen sich wegen ihrer Konsistenz gut als Fleischersatz. (Symbolfoto)  © 123RF/adrianhancu

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass kultiviertes Fleisch nicht grundsätzlich besser für die Umwelt ist als herkömmliches Rindfleisch. Es ist kein Allheilmittel", erklärte Edward Spang, korrespondierende Autor und Kollege von Derrick Risner an der UC Davis.

"Es ist möglich, dass wir die Auswirkungen auf die Umwelt in Zukunft reduzieren können, aber es bedarf erheblicher technischer Fortschritte, um gleichzeitig die Leistung zu steigern und die Kosten der Zellkulturmedien zu senken" fügte er hinzu. Zu diesem Schluss kamen auch andere Studien, die effizientere Wege der künstlichen Fleischherstellung unter die Lupe nahmen.

In naher Zukunft dürften also nur fleischfreie umweltfreundliche Burger auf unseren Tellern landen - wie etwa aus Pilzen. Wegen ihrer Konsistenz und des besonderen Geschmacks sind viele essbare Pilzsorten wie Champignons, Seitlinge sowie die asiatischen Enoki- und Shiitake-Pilze jetzt schon sehr beliebt bei Veganern, um in vielen Gerichten die tierische Komponente zu ersetzen.

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Sie sind sehr gesund und laut einer neuen Studie ein extrem unterschätzter Kohlenstoff-Speicher, der in Zukunft eine große Rolle in Bezug aufs Klima spielen könnte.

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Mykorrhiza bezeichnet eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen. Dabei ist der Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt. (Symbolfoto)
Mykorrhiza bezeichnet eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen. Dabei ist der Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt. (Symbolfoto)  © 123RF/itman47

Die Organismen speichern mehr als ein Drittel des Kohlenstoffs aus Abgasen. Mykorrhiza-Pilze speichern jährlich bis zu 13,12 Gigatonnen Kohlenstoff, stellte das Forscherteam aus Kapstadt fest, welches die Ergebnisse ihrer Studie erst vor wenigen Tagen publik machte.

Sie werteten in einer großen Analyse 194 Datensätze aus und kamen zu dem Ergebnis, dass die Organismen 36 Prozent der schädlichen Emissionen aufnehmen. Unklar ist jedoch weiterhin, wie lange der Kohlenstoff in den Pilzen gespeichert bleibt und ob dieser umgewandelt wird.

"Wir wissen, dass es sich um einen Fluss handelt, bei dem etwas in den Mykorrhiza-Strukturen zurückbleibt, während der Pilz lebt und sogar noch nach seinem Absterben", erläuterte Studienleiterin Heidi-Jane Hawkins.

Sie meinte: "Ein Teil wird in kleine Kohlenstoff-Moleküle zerlegt und entweder an Partikel im Boden gebunden oder sogar von Pflanzen wiederverwendet."

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/liudmilachernetska, 123RF/adrianhancu

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