Schnäppchen oder Abzocke? Die erschreckende Wahrheit über Fast-Fashion!

Frankfurt am Main - "3 zum Preis von 2" bei einer Jeans, die gerade einmal 10 Euro kostet – Fast-Fashion macht‘s möglich. Ein wahres Schnäppchen oder dreiste Abzocke? Erfahre jetzt, was hinter der Modelüge steckt und wie Du nachhaltig, fair und gut gekleidet durch das Jahr kommst und dauerhaft Geld sparen kannst!

Oft wird aus dem vermeintlichen Schnäppchen ein Schrankhüter oder wandert früher oder später auf den Müll.
Oft wird aus dem vermeintlichen Schnäppchen ein Schrankhüter oder wandert früher oder später auf den Müll.  © Unsplash/Daniel von Appen

Mit Fast-Fashion wird modebewusste Kleidung bezeichnet, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt kommt und äußerst günstig erscheint.

Voll im "Trend" zu liegen ist bei Modemarken wie H&M, Zara, Primark, C&A, New Yorker und Co. eigentlich kein Problem. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein neues Kleidungsstück nur 14 Tage vom ersten Designentwurf bis zur Ladentheke benötigt. So werden uns bei Zara in einem Jahr 24 verschiedene Kollektionen mit circa 12.000 Designs angeboten, wie die österreichische "Clean Clothes"-Kampagne aufzeigt.

Die Taktik dahinter ist einfach: Durch die geringen Anschaffungskosten werden Kunden dazu animiert, immer häufiger (und mehr) zu konsumieren.

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Und das funktioniert! Die Deutschen kaufen durchschnittlich sage und schreibe 60 Kleidungsstücke pro Jahr! Im weltweiten Vergleich hat sich der Konsum von Mode zwischen den Jahren 2000 und 2014 verdoppelt, während sich die Tragezeit unserer Kleidung jedoch halbiert hat. Aber brauchen wir tatsächlich so oft neue Kleidung und was ist mit der, die wir bereits besitzen?

Viele kennen das Dilemma nach der Schnäppchenjagd, wenn sich die neuen Teile als Schrankleichen im sowieso schon überfüllten Kleiderschrank entpuppen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Egal ob es sich um einen Fashion-Fauxpas handelt, das Teil einem doch nicht so gut steht, unbequem ist, die Farben verblassen oder der Stoff ausgeleiert ist und Löcher hat: Kleidung scheint Wegwerfware geworden zu sein!

Große Auswahl, günstige Preise, schlechte Qualität – Fast-Fashion-Fakten, die wir bereits kennen. Was vielen jedoch nicht bewusst ist, sind die miesen Machenschaften, die das alles erst ermöglichen.

Fair- versus Fast-Fashion: Ein Vergleich

Purpurne Flüsse? Um Kosten zu sparen, verzichten viele Textilfabriken auf Filtersysteme und schädigen so die Umwelt.
Purpurne Flüsse? Um Kosten zu sparen, verzichten viele Textilfabriken auf Filtersysteme und schädigen so die Umwelt.  © Greenpeace/Gigi Cruz-Sy

Um dem Endverbraucher eine Jeans für 10 Euro anbieten zu können, müssen die Produktionskosten so gering wie möglich gehalten werden. Daher findet die Produktion in Ländern wie der Türkei, China, Sri Lanka oder Bangladesch statt, wo besonders günstig produziert werden kann.

Um sich die Umstände in so einer Textilfabrik besser verdeutlichen zu können, nehmen wir als fiktives Beispiel die Schneiderin "Samira", die in einer solchen Fabrik in Bangladesch angestellt ist. Samira arbeitet regelmäßig bis zu 80 Stunden pro Woche in der Textilfabrik. Sicherheit am Arbeitsplatz, Arbeiterrechte oder ein faires Gehalt existieren nicht. Stattdessen heißt es harte Arbeit für einen Hungerlohn von monatlich umgerechnet 79 Euro, beziehungsweise 44 Cent pro Stunde!

Obwohl Samira mit gerade einmal 14 Jahren offiziell alt genug ist zu arbeiten, sind einige ihrer Kolleginnen sogar jünger. Der Verstoß gegen Kinderarbeit wird jedoch nur mit einem Bußgeld von umgerechnet 50 Euro geahndet.

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In der maroden Fabrik ist sie umgeben von Chemikalien wie Textilfarbe, Chlor und Lösungsmitteln, die ebenso in die Gewässer gelangen. Dabei setzt sie fast täglich ihre Gesundheit und sogar ihr Leben aufs Spiel.

So stürzte 2013 eine solche Fabrik in Bangladesch ein, in der die Marken Primark, Mango, Benetton, C&A und KIK produzieren ließen und tötete dabei knapp 1200 Menschen. Ereignisse wie diese sind leider kein Einzelfall.

Mit Fast-Fashion scheint man oft ein Schnäppchen zu erhaschen – doch den eigentlichen Preis zahlen unsere Umwelt und Menschen wie Samira, die unter unfairen und lebensgefährlichen Bedingungen schuften.

Schluss mit der Abzocke!

Fair Fashion statt Fast Fashion – mit diesen Nachhaltigkeitssiegeln liegst du voll im Trend!
Fair Fashion statt Fast Fashion – mit diesen Nachhaltigkeitssiegeln liegst du voll im Trend!  © Myself.de – "So schön ist nachhaltige Mode"

Durch den Blick hinter die Kulissen von Fast-Fashion zeigen sich die grauenhaften Schattenseiten von vermeintlich schönen Modetrends.

Mit diesen Tipps kannst Du nicht nur nachhaltiger leben und Fast-Fashion einen Riegel vorschieben, sondern auf Dauer sogar Geld sparen.

Qualität vor Quantität lautet das Motto! Dem eigenen Wohlfühlfaktor zuliebe bringt ein wirklich schönes Kleidungsstück mehr Freude als drei Teile, die nur selten getragen werden. Reparieren statt Aussortieren schont den Geldbeutel. Wer selbst kein tapferes Schneiderlein ist, findet sicherlich bei der Schneiderei um die Ecke Hilfe.

Statt immer neuen Trends zu folgen, ist es ratsam, auf zeitlose Klassiker zu setzen und gut kombinierbare Teile auszuwählen. Es gibt viele nachhaltige Modemarken, die sicherstellen, dass ihre Arbeiter unter fairen Bedingungen arbeiten und entsprechend entlohnt werden. Neben der Bevorzugung solcher Modelabels ist es ratsam, auf anerkannte Nachhaltigkeitssiegel zu achten.

Selbst wenn die Finanzen knapp sind, kann man sich gut und günstig kleiden! Schöne Secondhandteile finden sich bei Vinted (ehemalig Kleiderkreisel), eBay Kleinanzeigen oder in den Humana-Geschäften deiner Stadt. Aus eigener Erfahrung macht auch das Tauschen mit guten Freunden Spaß, spart Geld und sorgt für Abwechslung im Kleiderschrank!

Jeder von uns, egal mit welchem finanziellen Budget, kann einen Beitrag leisten, um nachhaltiger zu leben. In der Hoffnung, dass wir beim nächsten Einkaufsbummel Samira nicht vergessen, können wir gemeinsam dem Produktionswahnsinn von Fast-Fashion-Konzernen den Rücken kehren.

Dadurch bringt man der Umwelt, Menschen wie Samira und seiner eigenen Kleidung mehr Wertschätzung entgegen und kann sich rundum Wohlfühlen.

Über die Autorin

TAG24-Kolumnistin Gina Gadis (25).
TAG24-Kolumnistin Gina Gadis (25).  © Privat/Gina Gadis

Gina Gadis (25) wurde in Dresden geboren und studierte in Freiberg Wirtschaftsingenieurwesen. Zwischen ihrem Bachelor und dem Master ging sie auf Reisen.

Knapp zwei Jahre bereiste Gina die Welt, zehn Monate davon war sie in Asien unterwegs.

Hier kam es zu der Initialzündung. Denn vielerorts in Asien sind die Menschen nicht mehr Herr über die Vermüllung ihrer Orte.

Gina sammelte schon auf ihrer Reise Müll ein, öffentlichkeitswirksam begeisterte sie auch immer mehr Menschen in ihrer Heimat für das Thema.

Als sie zurück nach Deutschland kam (aktuell Masterstudentin in Darmstadt), verfolgte sie weiter die Müll-Thematik. Sie schreibt nun unter anderem diese Kolumne für TAG24.

Titelfoto: Montage: Unsplash/Daniel von Appen, Privat/Gina Gadis

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