Gegen Plastiktüten auf Wochenmärkten: Grüner fordert kommunale Stoffbeutel für Chemnitz
Chemnitz - Tagein, tagaus kaufen Menschen auf den Chemnitzer Wochenmärkten ein. Die meisten lassen Erdbeeren, Spargel und Kohlrabi in Plaste eintüten. Sehr viele Tüten: Eine Hochrechnung ergibt die unfassbare Zahl von 1,2 Millionen Stück im Jahr vor dem Rathaus. Grünen-Politiker Joseph Israel (24) will sich gegen diesen Plaste-Tsunami stemmen.
"Wir sollten in Chemnitz einen plastearmen Einkauf schaffen", sagt er. Vor dem Rathaus stieß seine Idee auf Gegenliebe: "Wir hoffen auf viele Kunden mit Beuteln, Taschen oder Körben und geben Plaste nur auf Nachfrage raus", sagt Ramona Thümmel (56).
"Ganz furchtbar ist Plaste in Plaste, wenn Kunden verpacktes Obst in eine Tüte stecken." Ihre Kollegin Nicole Dittmann (37) stimmt zu: "Plastevermeidung hilft auch uns. Immerhin kosten 2000 mittlere Beutel 25 Euro."
"Vermeidbarer Müll, CO2, Mikroplastik und vergeudetes Erdöl", findet Joseph Israel. "Ich finde, viele haben richtiges Einkaufen verlernt." Er plädiert für Stoffbeutel der Stadt zum Selbstkostenpreis oder eine kommunale Steuer. "20 Cent pro Tüte, dann denken viele um."
Die Stadt wehrt ab - Steuern seien nur für Take-away-Fertiggerichte erlaubt. Eine Pflicht zur Alternative (Papiertüten) müsste geprüft werden. Ratsmitglied Jörg Vieweg (53, SPD) stimmt zu: "Eine Steuer sehe ich skeptisch", er begrüße aber "jede Initiative für ein nachhaltiges Einkaufen".
Ältere Markt-Kundinnen wie Ingrid Türk (74) brauchen keine Einkaufshilfe: "Ich habe immer einen Beutel!" Markt-Verkäuferin Martina Hennig (59) ärgert sich über unnötige Tüten und nutzt selbst einen Korb. Nur mit Tasche geht auch Maria Schmiedel (66) einkaufen: "Da kommt alles rein - außer Sauerkraut."
Titelfoto: Kristin Schmidt, haertelpress