Darum sind Container für Klamotten nicht die beste Wahl
Von Gina Gadis
Der Sommer ist zu Ende, es wird allmählich immer kühler und für den ein oder anderen ist die Zeit gekommen, die Sommerklamotten auszusortieren. Doch wohin mit den Sachen, die man nicht mehr braucht? Und warum Altkleider-Container nicht die beste Option sind.
Es ist Sonntagnachmittag, ich stehe im Schlafzimmer, putze die Fenster und höre nebenbei einen Podcast von DariaDaria. Die Österreicherin spricht darüber, was mit den Sachen passiert, die wir in die Altkleider-Container werfen. Sie erklärt, dass die Klamotten für geringe Centbeträge in Länder wie Tansania verkauft werden und somit die dortige Textilindustrie zerstören. Bitte was? Wir werfen die Sachen doch in die Container, um anderen damit zu helfen!?
Und tatsächlich wirft eine kurze Recherche viele Fragen auf:
In der NDR Reportage "die Altkleiderlüge" heißt es, dass ein Großteil der gespendeten Klamotten weiterverkauft wird. Gut erhaltene Sachen werden entweder hier in Deutschland an Second-Hand-Läden oder ins Ausland (vor allem Osteuropa) weiterverkauft. Minderwertigere Ware (zirka 60 Prozent) kommt nach Südamerika und Afrika. Dort werden die Sachen zu so günstigen Preisen verkauft, dass die Leute vor Ort kaum noch lokale Kleidung beziehen.
So sei in Tansania die komplette Textilindustrie zerstört worden und tausende Menschen verloren ihre Arbeit. Das Deutsche Rote Kreuz und Fairwertung weisen wiederum darauf hin, dass durch den Verkauf der Altkleider tausende neue Arbeitsplätze entstanden seien und sich nun auch ärmere Menschen Kleidung leisten können.
Aber sollten die gespendeten Sachen nicht einfach kostenfrei an Bedürftige weitergegeben werden? Das Geld bräuchten die Organisationen, um die Sortierung und den Transport zu finanzieren. Außerdem werde das eingenommene Geld zur Finanzierung von sozialen Projekten genutzt.
Zehn Prozent der gespendeten Sachen landen tatsächlich bei den Kleiderkammern hier in Deutschland und werden dort an Bedürftige weitergegeben.
Kleidung für Bedürftige
Ob der gute Wille also tatsächlich etwas Gutes bringt, kann nicht klar mit Ja oder Nein beantwortet werden. Doch selbst das Deutsche Rote Kreuz empfiehlt Klamotten, die an Bedürftige gehen sollen, lieber direkt bei den Kleiderkammern abzugeben. Wo genau sich diese befinden, kannst Du hier oder hier herausfinden (ganz wichtig: vorher anrufen und fragen, ob Bedarf besteht).
Aber auch andere soziale Einrichtungen, wie Wohlfahrtsverbände, Sozialkaufhäuser oder Kirchenverbände suchen regelmäßig Sachspenden. Welche Organisationen bei Dir in der Nähe zu finden sind, kannst Du bei "Wohin damit?" herausfinden. Ansonsten ist auch der nächste Oxfam Laden eine gute Adresse, um gut erhaltene Kleidung abzugeben.
Weitere Optionen, um seine Altkleider nachhaltig zu verwerten, ist zum Beispiel der Wiederverkauf auf Flohmärkten, Onlineplattformen wie Kleiderkreisel oder ebay-Kleinanzeigen oder der nächste An- und Verkauf-Laden.
Für mich persönlich haben sich bisher sogenannte Kleidertausch-Partys als Mittel der Wahl herausgestellt. Man bringt einfach ein paar Altkleider mit, diese werden ausgestellt und jeder kann sich mitnehmen, soviel er will. So wird man die alten Sachen los und kann sich bei Bedarf neue Second-Hand-Klamotten mitnehmen. Ein Kreislauf ohne Geldaustausch. Die Sachen werden weiterhin genutzt und falls Klamotten keine neuen Besitzer finden, werden sie entweder bei der nächsten Kleidertausch-Aktion wieder ausgestellt oder bei der Kleiderkammer abgegeben.
Und Klamotten, die wirklich nicht mehr tragbar sind? Diese können immer noch als Putzlappen verwendet oder "geupcycelt" werden.
Es gibt also jede Menge Alternativen zum Altkleider-Container und verschiedenste Möglichkeiten, um seine alten Klamotten nachhaltig abzugeben, zu verkaufen oder einzutauschen. Jetzt kann aussortiert werden!
Über die Autorin
Gina Gadis (25) wurde in Dresden geboren und studierte in Freiberg Wirtschaftsingenieurwesen. Zwischen ihrem Bachelor und dem Master ging sie auf Reisen.
Knapp zwei Jahre bereiste Gina die Welt, zehn Monate davon war sie in Asien unterwegs.
Hier kam es zu der Initialzündung. Denn vielerorts in Asien sind die Menschen nicht mehr Herr über die Vermüllung ihrer Orte.
Gina sammelte schon auf ihrer Reise Müll ein, öffentlichkeitswirksam begeisterte sie auch immer mehr Menschen in ihrer Heimat für das Thema.
Als sie zurück nach Deutschland kam (aktuell Masterstudentin in Darmstadt), verfolgte sie weiter die Müll-Thematik. Sie schreibt nun unter anderem diese Kolumne für TAG24.