US-Kriegsschiffe ziehen an deutscher Ostsee-Küste vorbei: "Signal der Stärke"
Hamburg/Fehmarn - Es ist eine kleine Machtdemonstration! In den vergangenen Tagen sind insgesamt drei gigantische Kriegsschiffe der US-Marine mit mehr als 4000 Soldaten an der deutschen Ostsee-Küste in Richtung Osten vorbeigekommen.
Zuerst passierte die "Gunston Hall" den Fehmarnbelt am Sonntag, zwei Tage später folgten die "USS Kearsarge", ein gigantisches Kampfschiff für amphibische Operationen, und das Docklandschiff "USS Arlington".
Sebastian Bruns, Experte für Marinestrategien und Seestreitkräfte am Kieler Institut für Sicherheitspolitik (ISPK), ordnete die Lage im NDR-Journal "Schleswig-Holstein" ein.
"Auf der einen Seite ist es eine sehr starke Machtdemonstration, bei der ein mulmiges Gefühl durchaus berechtigt ist", erklärte er. "Auf der anderen Seite ist die amerikanische Marine kein Fremder in der Ostsee."
Sie sei dort seit mehr als 50 Jahren unterwegs, wie aber auch die russische Marine. Beide hätten ein Recht darauf, dort unterwegs zu sein, so Bruns.
Aufgrund des aktuellen Ukraine-Krieges habe die Truppenbewegung eine doppelte Botschaft. "Man kann eine gewisse Eskalation nicht abstreiten, wenn man bedenkt, dass Finnland und Schweden in die NATO möchten", beschrieb der Experte die Situation.
Zudem habe Russland mit seinem Angriff auf die Ukraine auch die östlichen NATO-Staaten im Baltikum und Polen verschreckt. "Und die USA wollen ein Zeichen setzen", urteilt Bruns.
Sicherheitsexperte Bruns rechnet mit russischen Manövern als Antwort
Denn vor gar nicht allzu langer Zeit haben die Russen an ihrem "Tag der Marine" bekräftigt, dass sie ihre Marine ausbauen wollen. Mit ihrer Truppenbewegung habe die USA signalisiert: "Das könnt ihr gerne machen, aber wir sind schon da und wir sind als NATO da", unterstrich er. Die entscheidende Frage sei, ob das Signal der Stärke auch so bei Wladimir Putin (69) ankomme.
Bruns rechne jetzt damit, dass in der nächsten Zeit auch zu russischen Manövern in der Nord- und Ostsee kommen werde. Bereits im Juli hatten zwei Atom-U-Boote der russischen Marine vor der Enklave Kaliningrad geübt.
Daher sei die Ostsee laut Bruns derzeit wieder in den Mittelpunkt des Interesses der weltweiten Sicherheitspolitik geraten. "Nicht so dramatisch wie im Kalten Krieg", schränkte er ein und erklärte: "Wir sind auch fern von einem Schießkrieg oder einem Konflikt, der jetzt mit Waffen ausgetragen wird."
Vielmehr seien die Truppenverlegungen wie eine Art Kartenspiel zu verstehen. "Man zeigt dem Gegenüber das Blatt, was man auf der Hand hat, und man spielt nicht die einzelne Karte, sondern die gesamte Hand", versuchte Bruns zu erklären. "Das ist eben Teil von Abschreckung und maritimer Diplomatie. Dafür kann man Seestreitkräfte gut ausnutzen."
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