Ukraine-Krieg, Tag 65: Pentagon-Sprecher ringt entsetzt um Fassung
Ukraine - Tag 65 im Krieg Russlands gegen die Ukraine und noch immer keine Entspannung in Sicht. Auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag beklagte die Region Charkiw Tote und Verletzte. TAG24 berichtet im Liveticker.
Die Ukraine und Bulgarien haben eine enge Zusammenarbeit im militärischen und auch wirtschaftlichen Bereich vereinbart. Das teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) am Donnerstagabend nach einem Treffen mit dem bulgarischen Regierungschef Kiril Petkow mit. Unter anderem solle beschädigte ukrainische Militärausrüstung in Bulgarien repariert werden.
"Ein weiteres Thema, auf das wir uns geeinigt haben, ist die Lieferung von ukrainischem Strom nach Bulgarien und die Nutzung der Transbalkan-Gaspipeline zusammen mit der bulgarischen Seite", sagte Selenskyj. Russland hatte erst am Vortag wegen angeblicher Nichtbezahlung die Lieferung von Erdgas an Bulgarien eingestellt.
Daneben vereinbarten Selenskyj und Petkow die Nutzung des bulgarischen Schwarzmeerhafens Warna für den Export landwirtschaftlicher Produkte aus der Ukraine. Da Russland alle ukrainischen Häfen entweder kontrolliert oder blockiert, ist Kiew gezwungen, alternative Wege zu suchen.
Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Donnerstag nachlesen. Alle Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Freitag, dem 29. April, gibt es wie gewohnt hier in unserem Liveticker.
22.09 Uhr: USA trainieren in Deutschland ukrainisches Militär an Waffen
Die USA bilden in Deutschland und an anderen Standorten ukrainische Soldaten im Umgang mit militärischer Ausrüstung aus.
Der Sprecher des US-Verteidigungsministers, John Kirby (59), sagte am Freitag in Washington, das Training auf deutschem Boden habe bereits begonnen. Es gehe unter anderem um den Umgang mit Haubitzen und anderen Waffensystemen, die Kiew zur Unterstützung im Krieg gegen Russland bekomme.
Insgesamt werde das ukrainische Militär an mehreren Standorten außerhalb der Ukraine trainiert, darunter Deutschland. Das US-Militär arbeite hierzu mit der deutschen Regierung zusammen. Kirby sagte, zu den anderen Standorten könne er keine Angaben machen.
21.38 Uhr: Kirby ringt entsetzt um Fassung
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) wegen dessen Kriegsführung in der Ukraine auf ungewöhnlich emotionale Weise kritisiert. "Es ist Brutalität der kältesten und verdorbensten Art", sagte Kirby am Freitag in Washington mit Blick auf Putins Vorgehen in dem Krieg.
"Wir sind davon ausgegangen, dass Putin in der Lage ist, das was er für die nationalen Interessen Russlands hält, knallhart und mit brutaler Entschlossenheit zu verfolgen. Ich denke, das war uns allen klar", sagte er und fügte hinzu: "Ich glaube nicht, dass wir das Ausmaß, in dem er diese Art von Gewalt und Grausamkeit an den Tag legen würde, richtig eingeschätzt haben."
Kirby reagierte auf die Frage eines Reporters, ob er Putin für einen rationalen Akteur halte. Der Pentagon-Sprecher sagte, er sei kein Psychologe und könne nicht einschätzen, was in dem russischen Präsidenten vorgehe. Er könne aber über dessen "Verdorbenheit" sprechen.
"Es ist schwer, sich anzusehen, was er in der Ukraine tut, was seine Truppen in der Ukraine tun, und zu denken, dass irgendein ethisches, moralisches Individuum das rechtfertigen könnte", sagte er. Als Kirby auf die Bilder von Gräueltaten russischer Truppen in der Ukraine zu sprechen kam, rang er kurzzeitig um Fassung.
Putins Kriegsbegründung, er wolle die Ukraine entnazifizieren und russische Bürger in dem Land schützen, nannte Kirby "Schwachsinn". "Es ist schwer, diese Rhetorik mit dem in Einklang zu bringen, was er in der Ukraine tatsächlich mit unschuldigen Menschen macht."
Derartige Wortwahl und Emotionalität ist für den Pentagon-Sprecher ungewöhnlich. Kirby gibt mehrmals in der Woche Einschätzungen des Verteidigungsministeriums zum Kriegsverlauf - stets souverän, professionell und aufgeräumt.
Kirby entschuldigte sich kurz darauf für seinen Gefühlsausbruch: "Ich wollte nicht emotional werden. Ich bitte dafür um Entschuldigung."
19.58 Uhr: Slowakei und Polen bereiten Kampfflugzeug-Lieferung an Ukraine vor
Die Slowakei und Polen haben eine Vereinbarung getroffen, die es ermöglicht, slowakische MiG-29-Kampfflugzeuge an die Ukraine zu übergeben.
Das gaben die Verteidigungsminister der beiden Länder am Freitag in Bratislava bekannt. Polen habe sich bereit erklärt, mit seinen amerikanischen F-16 den slowakischen Luftraum zu sichern, wenn die MiG nicht mehr zur Verfügung stehen, sagte der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad.
Sein polnischer Amtskollege Mariusz Blaszczak bezeichnete es als "vollkommen natürlich", dass die polnische Luftwaffe ihr Einsatzgebiet auf das südliche Nachbarland ausdehne. Die Slowakei ist wesentlich kleiner als Polen, beide EU- und Nato-Länder grenzen direkt an die Ukraine und unterstützen diese intensiv mit humanitärer und militärischer Hilfe.
18.58 Uhr: Ukrainische Wirtschaftsministerin verspricht Lösung für Spritproblem
Die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko hat eine baldige Lösung des akuten Treibstoffproblems in Aussicht gestellt.
"Im Verlauf der nächsten sieben Tage wird das Defizit behoben", versprach Swyrydenko am Freitag in einem Beitrag auf Facebook. Die Tankstellenbetreiber hätten genügend Mengen in Westeuropa gekauft und müssten diese nur noch in die Ukraine bringen.
Hintergrund des Spritmangels seien die gezielten russischen Angriffe auf Treibstofflager und die Raffinerie in Krementschuk. Ziel sei es, die ukrainische Wirtschaft zum Stillstand zu bringen. Medien zeigten Bilder von kilometerlangen Schlangen vor Tankstellen in der Hauptstadt Kiew.
18 Uhr: Russland liegt laut USA bei Offensive in Ostukraine hinter Zeitplan
Nach US-Einschätzung liegt Russland bei seiner Militäroffensive im Osten der Ukraine hinter dem eigenen Zeitplan. "Wir glauben (...), dass sie bei dem, was sie im Donbass erreichen wollten, hinter dem Zeitplan zurückliegen", sagte ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington.
Die russischen Truppen seien demnach mehrere Tage in Verzug gegenüber den ursprünglichen Plänen. "Wir glauben, dass sie bei der völligen Einkreisung der ukrainischen Truppen im Osten schon viel weiter sein hätten sein sollen." Die ukrainischen Streitkräfte wehrten sich effektiv gegen das Vorrücken der russischen Truppen.
17.21 Uhr: Polen liefert Ukraine über 200 T-72-Panzer
Polen unterstützt das Nachbarland Ukraine gegen den russischen Aggressor mit der Lieferung von mehr als 200 Panzern des sowjetischen Typs T-72. Das berichtete die polnische Radio-Nachrichtenagentur IAR am Freitag unter Berufung auf Regierungsstellen. Der Großteil der Panzer habe bereits die Grenze passiert und sei auf ukrainischem Gebiet.
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki (53) hatte bereits vor mehreren Tagen große Panzerlieferungen an die Ukraine bestätigt, aber zunächst keine genaue Zahl genannt. Präsident Andrzej Duda hatte Anfang der Woche erklärt, Polen habe der Ukraine seit Kriegsausbruch bereits umgerechnet 1,5 Milliarden Euro an Militärhilfe geleistet.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in einem Gespräch mit Journalisten mehrerer polnischer Medien in Kiew "Polen und dem polnischen Volk für die beispiellose Unterstützung der Ukraine und der Ukrainer", wie der polnische TV-Sender TVN24 übersetzte.
Selenskyj bezog sich dabei nicht nur auf Waffenhilfe, sondern auch auf die Aufnahme der bereits mehr als drei Millionen aus der Ukraine nach Polen geflüchteten Menschen. Die Polen täten alles, damit sich die geflüchteten Ukrainer wie zu Hause fühlen könnten. Und Polen wisse sehr gut, dass beide Länder zusammenstehen müssten, wenn eines angegriffen werde.
17.14 Uhr: Kiews Bürgermeister Klitschko: Putin zeigte UN den Mittelfinger
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50) sieht im jüngsten russischen Raketenangriff auf Kiew auch eine klare Botschaft an die Vereinten Nationen. "Herr Putin hat den Mittelfinger gezeigt", sagte Klitschko in einer Videobotschaft am Freitag.
Kiew war am Donnerstag während eines Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres (72) beschossen worden. Guterres traf sich in der ukrainischen Hauptstadt mit Präsident Wolodymyr Selenskyj, nachdem er zuvor in Moskau ein Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin geführt hatte.
Bei dem Raketenangriff am Donnerstag wurde in Kiew ein 15-stöckiges Wohnhaus etwa drei Kilometer vom Zentrum entfernt beschädigt. Dabei wurden die Journalistin Wira Hyrytsch vom US-Auslandssender Radio Liberty getötet und etwa zehn weitere Menschen verletzt.
Der Angriff galt dem russischen Verteidigungsministerium zufolge der Raketenfabrik Artem. Es war bereits die zweite Attacke auf das Werk. In dem bereits seit mehr als zwei Monaten dauernden russischen Angriffskrieg sind Klitschko zufolge in der ukrainischen Hauptstadt rund 100 Menschen getötet und mehr als 430 verletzt worden.
17.01 Uhr: Kreml: Keine ausländischen Staatschefs bei Militärparade am 9. Mai
Russland wird zu seiner traditionellen Militärparade am 9. Mai nach Kremlangaben keine ausländischen Staatschefs einladen.
Die Parade soll anlässlich des 77. Jahrestages über den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg abgehalten werden. "Die Sache ist die, dass es kein Jubiläum ist diesmal", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag russischen Agenturen zufolge.
In der Vergangenheit hatte es schon Jahre ohne Einladungen gegeben, aber auch solche, in denen Staatschefs auch bei Nicht-Jubiläen anwesend waren. An der Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau nehmen rund 11.000 Soldaten teil.
16.27 Uhr: Seit Russlands Abzug knapp 1200 Leichen rund um Kiew gefunden
Im Gebiet rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew ist die Zahl der Toten nach dem Abzug russischer Truppen vor knapp zwei Monaten offiziellen Angaben zufolge auf fast 1200 gestiegen.
"Zum heutigen Tag sind bereits 1187 unserer Mitbürger (gefunden worden), unserer friedlichen Bürger, die durch die Hände der russischen Armee umkamen", sagte der Polizeichef des Kiewer Gebiets, Andrij Njebytow, am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Am Vortag seien 26 weitere Leichen gefunden worden. Rund 200 Menschen gelten demnach noch als vermisst.
Russland hatte Ende Februar die Ukraine angegriffen und Gebiete nördlich der Hauptstadt Kiew mehr als einen Monat lang besetzt. Nach dem Abzug wurden Hunderte getötete Zivilisten gefunden, viele von ihnen in der Kleinstadt Butscha. Die Bilder sorgten weltweit für Entsetzen. Moskau wies jegliche Schuld von sich und sprach von einer "Inszenierung" durch die ukrainische Seite - ohne für diesen Vorwurf allerdings haltbare Beweise vorzulegen.
16.11 Uhr: Deutschland prüft Lieferung von Panzerhaubitzen an Ukraine
Die Bundesregierung prüft nach der Grundsatzeinigung auf die Lieferung schwerer Waffen auch eine Abgabe der Panzerhaubitze 2000 aus Beständen der Bundeswehr an die Ukraine.
Dabei gehe es um ein Materialpaket, zu dem neben den Niederlanden auch Deutschland und Italien beitragen könnten, berichtete die "Welt am Sonntag". Nach dpa-Informationen handelt es sich um einen möglichen Beitrag Deutschlands in mittlerer einstelliger Zahl.
Die "Welt am Sonntag" berichtete, von den 119 Panzerhaubitzen 2000 der Bundeswehr seien allerdings nur etwa 40 einsatzbereit. Die Militärs stünden einer Lieferung deshalb kritisch gegenüber. Auch Vertreter der niederländischen Streitkräfte hatten sich skeptisch gezeigt, doch die Regierung in Den Haag setzte sich über die militärischen Bedenken hinweg.
"Wir sind in Gesprächen mit diversen Partnern mit dem Ziel der wirkungsvollen Unterstützung der Ukraine - auch im Bereich der Artillerie. Dabei gibt es verschiedene Optionen, die aktuell geprüft werden", sagte eine Sprecherin des deutschen Verteidigungsministeriums der Zeitung.
16 Uhr: Ukraine wirft Russland Getreide-Raub aus besetzten Gebieten vor
Kiew hat Russland den Raub von Getreide aus besetzten Gebieten in der Südukraine vorgeworfen.
"Der Diebstahl von Getreide im Gebiet Cherson gefährdet genauso wie die Blockade der ukrainischen Häfen und die Verminung von Schiffsrouten die globale Lebensmittelsicherheit", hieß es am Freitag in einer Mitteilung des ukrainischen Außenministeriums. Mit ukrainischem Getreide würden rund 400 Millionen Menschen versorgt - vor allem in Nordafrika, dem Nahen Osten und Asien.
15.59 Uhr: Mutmaßliche Kriegsverbrechen: London will Experten in Ukraine senden
Die britische Regierung will Kiew mit Experten für die Untersuchung von Kriegsverbrechen unterstützen. Das teilte die britische Außenministerin Liz Truss bei einem Besuch im niederländischen Den Haag am Freitag mit.
Die Experten sollen demnach bereits Anfang Mai nach Polen reisen. Es gehe darum, ein breites Spektrum von Beweisen für Gräueltaten und sexuelle Gewalt gegen Frauen zu sichern wie Zeugenaussagen, gerichtsmedizinische Beweise und Aufnahmen, sagte Truss vor Reportern in Den Haag.
15.25 Uhr: EU blickt mit Sorge auf Anschläge in Transnistrien
Die EU blickt mit Sorge auf die Berichte über Explosionen und Anschläge in Transnistrien.
Die aus dem prorussischen Separatistengebiet in Moldau gemeldeten Vorfälle beeinträchtigten die Sicherheit und Stabilität des Landes, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag mit. Die Europäische Union fordere die verantwortlichen Akteure auf, eine weitere Destabilisierung der Lage zu vermeiden.
15.18 Uhr: Laut Polen bereits mehr als drei Millionen Ukraine-Flüchtlinge
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind von dort mehr als drei Millionen Menschen in das Nachbarland Polen geflüchtet. Das gab die polnische Grenzwache am Freitag auf Twitter bekannt.
Die Beamten hätten 3,033 Millionen Menschen an den offiziellen Grenzübergängen zur Ukraine empfangen. Umgekehrt hätten mittlerweile aber auch 924.000 Personen die Grenze in die umgekehrte Richtung überquert. Obwohl der Krieg in der Ukraine weiter andauert, beobachteten die Behörden in Warschau in den letzten Wochen mehr Rückkehrende als Neuankömmlinge.
15.07 Uhr:Niederlande verlegen Botschaft wieder nach Kiew
Die Niederlande verlegen ihre Botschaft in der Ukraine so wie andere Länder ebenfalls wieder nach Kiew.
Dies sei wichtig für den Kontakt mit der ukrainischen Regierung sowie um mit den anderen EU-Ländern vor Ort zusammenzuarbeiten, teilte das Außenministerium in Den Haag am Freitag mit. Die Präsenz vor Ort sei außerdem wichtig für die Einschätzung der Sicherheitslage und die Koordination humanitärer Hilfe aus den Niederlanden.
14.37 Uhr: Putin sagt Teilnahme an G20-Gipfel zu!
Russlands Präsident Wladimir Putin (69) hat seine Teilnahme am bevorstehenden Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) nach Angaben des Vorsitzlandes Indonesien zugesagt.
Dies teilte der indonesische Präsident Joko Widodo am Freitag mit. Aus dem Kreml in Moskau hieß es unterdessen lediglich: "Russland wird sich auf diesen Gipfel vorbereiten." Es sei aber noch zu früh, über "irgendwelche anderen Modalitäten unserer Teilnahme" zu reden, sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Zu dem für Mitte November auf der Insel Bali geplanten Treffen ist auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eingeladen, wie dieser am Mittwoch bereits selbst mitgeteilt hatte. Die Gipfel-Vorbereitung wird überschattet von dem Krieg, den Russland seit mehr als zwei Monaten gegen die Ukraine führt.
"Wir wissen, dass die G20 eine Katalysatorfunktion für die weltweite wirtschaftliche Erholung haben, und zwei Dinge beeinträchtigen die weltweite wirtschaftliche Erholung: Corona und der Krieg in der Ukraine", sagte Joko Widodo in einer auf Youtube veröffentlichten Rede. Daher habe er Selenskyj bei einem Telefonat am Mittwoch eingeladen.
Der indonesische Präsident sagte weiterhin, er habe eine Bitte Selenskyjs nach Waffenlieferungen in die Ukraine abgelehnt. Der südostasiatische Inselstaat sei aber bereit, humanitäre Hilfe zu leisten. In einem Telefongespräch mit Putin habe er zudem kürzlich ein Ende des Krieges gefordert.
14.23 Uhr: Schweden und Finnland streben weiter Gleichschritt in Nato-Frage an
Schweden und Finnland streben weiter an, sich gleich und in etwa gleichzeitig für oder gegen eine Nato-Mitgliedschaft zu entscheiden.
Hinsichtlich der laufenden Prozesse sei es sehr wichtig, dass die beiden Länder Entscheidungen "in die gleiche Richtung und im gleichen Zeitrahmen" treffen, sagte der finnische Außenminister Pekka Haavisto am Freitag nach einem Treffen mit seiner schwedischen Kollegin Ann Linde in Helsinki. Natürlich werde die Unabhängigkeit der jeweiligen Entscheidungsfindung dabei vollständig respektiert.
Linde wies auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Haavisto darauf hin, dass sich die beiden engen Partner dauerhaft über ihre sicherheitspolitischen Überprüfungen im Zuge des Ukraine-Kriegs auf dem Laufenden hielten. Einen Beschluss in der Nato-Frage habe man in Schweden noch nicht gefasst, bekräftigte sie. Über den laufenden Prozess informiere man EU- wie Nato-Länder sowie andere Staaten, sagte Haavisto.
Finnland und Schweden sind jeweils enge Nato-Partner, bislang jedoch keine Mitglieder des Militärbündnisses. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine haben sich erstmals Mehrheiten in Umfragen für eine Nato-Mitgliedschaft ihrer jeweiligen Länder ausgesprochen. Dieser Zuspruch nahm im Laufe des Kriegs weiter zu.
14.10 Uhr: AfD-Chef: Regierung soll Putin und Selenskyj nach Berlin einladen
AfD-Chef Tino Chrupalla hat Berlin als Ort von Friedensverhandlungen zwischen Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorgeschlagen.
"Wir dürfen uns nicht auf eine Seite schlagen. Mit der Lieferung schwerer Waffen verlieren wir die Kontrolle darüber, ob Russland uns als Kriegspartei wahrnimmt", sagte der Partei- sowie Bundestagsfraktionschef am Freitag der Zeitung "Welt". "Anstatt als Partei in den Krieg einzutreten, sollte die Bundesregierung als neutraler Vermittler Putin und Selenskyj nach Berlin einladen. Es sollte hier verhandelt werden, nicht in Ankara."
13.42 Uhr: Journalistin von US-Sender Radio Liberty bei Angriff auf Kiew getötet
Bei den jüngsten Raketenangriffen auf Kiew ist eine Journalistin des US-Auslandssenders Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) ums Leben gekommen.
Wira Hyrytsch sei am Freitag tot unter den Trümmern ihres Wohnhauses in der ukrainischen Hauptstadt gefunden worden, das am Vortag getroffen worden sei, teilte der Sender mit Sitz in Prag mit. Sie habe seit Februar 2018 für den ukrainischsprachigen Dienst von Radio Liberty (Radio Swoboda) gearbeitet.
Die Redaktion von Radio Liberty sprach den Angehörigen der Journalistin und Produzentin ihr Beileid aus. Man werde Hyrytsch als eine "kluge und freundliche Person und als eine echte Expertin" in Erinnerung behalten, hieß es. Russische Truppen hatten während des Kiew-Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag mehrere Raketen auf die ukrainische Hauptstadt abgefeuert. Dabei wurden ukrainischen Angaben zufolge auch zehn Menschen verletzt.
12.36 Uhr: Hofreiter will Putin mit Waffenlieferungen zu Verhandlungen bringen
Grünen-Politiker Anton Hofreiter will durch die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine Russlands Präsident Wladimir Putin zu Verhandlungen über ein Ende des Krieges bringen.
"Es muss eine Situation entstehen, in dem das Regime in Russland erkennt, dass es seine Ziele nicht erreicht und bereit ist, ernsthafte Verhandlungen zu führen", sagte der Vorsitzende des Europa-Ausschusses des Bundestags am Freitag im "Morgenecho" des Senders WDR 5. Russland solle dann auch bereit sein, "die Souveränität der Ukraine wieder herzustellen" und "die weiteren Eroberungspläne sein zu lassen".
Es sei bereits erkennbar und offen angekündigt worden, dass Russland überlege, als nächstes die Republik Moldau anzugreifen. Wenn nach den Waffenlieferungen auch verschärfte Embargos, wie zum Beispiel ein Öl-Embargo folgen würde, "dann werden halt irgendwann auch für ein Regime wie Putin die Kosten des Krieges zu hoch", sagte der Grünen-Politiker. Hofreiter bezeichnete die russische Regierung als Ideologen und Kleptokraten. Mit dem Begriff werden Herrscher beschrieben, die sich oder ihre Klientel auf Kosten der Bevölkerung bereichern.
11.39 Uhr: Evakuierung von Stahlwerk in Mariupol geplant
In der völlig zerstörten ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Medienberichten zufolge für diesen Freitag die Evakuierung von Zivilisten aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal geplant.
Es sei eine "Operation" geplant, um die eingeschlossenen Menschen zu retten, berichtete die ukrainische Zeitung "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf eine Quelle im Präsidialamt. Ein erster Evakuierungsversuch am Donnerstag sei gescheitert, weil russische Truppen gezielt ein Lazarett auf dem Werksgelände beschossen hätten. Von offizieller Seite gab es für die Meldung zunächst keine Bestätigung.
10.15 Uhr: Russland meldet Beschuss von Grenzübergang
An der Grenze zwischen der Ukraine und Russland ist nach russischen Angaben ein Grenzübergang von ukrainischer Seite aus angegriffen worden. "Gegen 8 Uhr (7 Uhr MESZ) wurde in der Ortschaft Krupez der Grenzübergang mit Granatwerfern beschossen", teilte der Gouverneur der westrussischen Region Kursk, Roman Starowoit, am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit.
Demnach gab es weder Schäden noch Verletzte. Die russischen Grenztruppen hätten das Feuer erwidert und den Beschuss damit gestoppt.
Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar werden inzwischen auch Ziele in Russland nahe der Grenze beschossen. Anfang April hatte Russland nach einem Brand in einem Öllager in der russischen Stadt Belgorod die Ukraine dafür verantwortlich gemacht. Nach russischer Darstellung feuerten zwei ukrainische Hubschrauber Raketen auf die Anlage ab. Die Ukraine wies das zurück.
9.20 Uhr: London: Russische Geländegewinne in Ukraine beschränkt
Die russischen Geländegewinne in der Donbass-Region sind nach Erkenntnissen britischer Geheimdienstexperten angesichts heftiger ukrainischer Gegenwehr beschränkt und mit hohen Verlusten verbunden. Das teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag mit.
Besonders heftig seien die Kämpfe um die Städte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk mit einem versuchten Vorstoß von Isjum in Richtung Süden Richtung Slowjansk.
Die Schlacht um die Donbass-Region bleibe weiterhin der strategische Fokus Russlands, um das ausgegebene Ziel der Kontrolle über die Verwaltungsbezirke Donezk und Luhansk zu erreichen, hieß es in der Mitteilung weiter.
9.02 Uhr: Kiew meldet Pause bei russischen Bodenangriffen in Ostukraine
Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Bodenangriffe im Osten der Ukraine in der Nacht zum Freitag vorläufig eingestellt. "In Richtung Isjum hat (der Feind) keine aktiven Angriffshandlungen durchgeführt", teilte der ukrainische Generalstab am Vormittag in seinem Lagebericht mit.
Die russischen Kräfte beschränkten ihre Aktivitäten demnach auf Aufklärung und Artilleriebeschuss. Die Gegend um Isjum im Gebiet Charkiw war in den vergangenen Tagen die Hauptstoßrichtung der russischen Truppen. Durch den Vorstoß nach Süden sollten die ukrainischen Kräfte im Donbassgebiet eingekesselt werden.
8 Uhr: Russland stellt Zukunft der Internationalen Raumstation in Frage
Angesichts des Kriegs in der Ukraine hat Russland seine Mitarbeit beim Betrieb der Internationalen Raumstation (ISS) in Frage gestellt.
"Die Entscheidung über das Schicksal der ISS wird viel von der Lage abhängen, die in unserem Land und darum herum herrscht", sagte der Chef der russischen Raumfahrtagentur, Dmitri Rogosin, am Freitag der Nachrichtenagentur Tass. Im Falle eines Ausstiegs werde Moskau seine Partner aber ein Jahr im Voraus unterrichten. Bis 2024 sei Russlands Beteiligung an der Station vorläufig noch geplant.
7.11 Uhr: Kiew: Russifizierung von Cherson wird nicht klappen
Russische Pläne zur Festigung der Kontrolle über die besetzte Region Cherson im Süden der Ukraine sind nach Meinung der ukrainischen Führung zum Scheitern verurteilt.
Der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates, Olexij Danilow, bezeichnete das von russischer Seite geplante Referendum in Cherson als "juristisch und international bedeutungslos". Die Volksabstimmung, mit der die russischen Besatzer eine "Volksrepublik Cherson" ausrufen lassen wollten, sei ein "Klassiker", mit der Russland seine Aktionen legalisieren wolle.
Auch die Einführung des russischen Rubels als Zahlungsmittel in den besetzten Gebieten sei "klassische russische Praxis", sagte Danilow nach Angaben der Agentur Unian in der Nacht zum Freitag. Auch diese Bemühungen der russischen Seite würden nicht zum Erfolg führen. "Sie werden zwar einige Zeit versuchen, eine Währung oder Pseudo-Währung für diese Gebiete einzuführen", sagte Danilow. Doch angesichts des zu erwartenden Widerstands der Bürger werde diese "sehr kurzlebig" sein.
6.30 Uhr: Russische Angriffe treffen Lazarett in Mariupol
Bei einem russischen Angriff auf die im Stahlwerk Azovstal verschanzten letzten Verteidiger Mariupols ist am Donnerstagabend das dort eingerichtete Feldlazarett unter schweren Beschuss geraten.
Nach einem Bericht der "Ukrajinska Prawda" kam dabei mindestens ein Soldat ums Leben, rund 100 Patienten erlitten weitere Verletzungen. Nach Darstellung der Verteidiger sei das Lazarett, in dem sich rund 500 Verwundete und Ärzte aufhielten, gezielt angegriffen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Im Werk Azovstal haben sich die letzten Verteidiger der Hafenstadt Mariupol sowie zahlreiche Zivilisten verschanzt. Trotz wiederholter Aufforderung von russischer Seite lehnen sie eine Kapitulation ab. Zuletzt hatte sich UN-Generalsekretär António Guterres in Moskau und Kiew dafür eingesetzt, für die Zivilisten einen humanitären Korridor zu öffnen.
5 Uhr: CNN: US-Bürger im Kampf gegen Russen in Ukraine getötet
Ein amerikanischer Söldner ist in der Ukraine im Kampf gegen russische Truppen getötet worden. Das berichtete der US-Sender CNN in der Nacht zum Freitag unter Berufung auf die Mutter des 22-Jährigen.
Der ehemalige US-Marineinfanterist in den Diensten einer privaten Firma zur Vermittlung von Söldnern sei am Montag ums Leben gekommen. Der 22-Jährige habe sich unmittelbar nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine als Vertragskämpfer bei der namentlich nicht genannten Firma gemeldet und seit Mitte März mit seiner Söldner-Einheit, die aus Männern aus verschiedenen Ländern bestand, die ukrainischen Truppen unterstützt.
4 Uhr: Selenskyj dankt Biden für neue Milliardenhilfen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die neue finanzielle Unterstützung aus den USA im Krieg gegen Russland als "wichtigen Schritt" begrüßt. In seiner täglichen Videobotschaft dankte Selenskyj sowohl US-Präsident Joe Biden als auch dem amerikanischen Volk für die Hilfe, die der Kongress "hoffentlich schnell" unterstützen werde.
Biden hatte zuvor in Washington angekündigt, den Kongress um die Bewilligung von weiteren 33 Milliarden US-Dollar (31,4 Milliarden Euro) für die Ukraine zu bitten. 20 Milliarden davon sollen für Militärhilfe genutzt werden, etwa 8,5 Milliarden für wirtschaftliche Hilfe. "Wir müssen das tun", sagte Biden im Weißen Haus.
Die US-Regierung hatte zuvor schon mehrere große Pakete zur Unterstützung der Ukraine auf den Weg gebracht. Seit Kriegsbeginn Ende Februar sagten die USA der ehemaligen Sowjetrepublik allein Waffen und Munition im Wert von mehr als 3,7 Milliarden US-Dollar (rund 3,5 Milliarden Euro) zu oder lieferten auch schon. Der US-Kongress hatte erst im März einen Haushalt beschlossen, in dem bis Ende September 13,6 Milliarden Dollar humanitäre, wirtschaftliche und militärische Hilfe vorgesehen sind.
"Präsident Biden hat heute zu Recht gesagt, dass dieser Schritt nicht billig ist", sagte Selenskyj. "Aber die negativen Folgen der Aggression Russlands gegen die Ukraine und gegen die Demokratie für die ganze Welt sind so weitreichend, dass im Vergleich dazu diese Unterstützung durch die Vereinigten Staaten notwendig ist. Gemeinsam können wir sicherlich die russische Aggression stoppen und die Freiheit in Europa zuverlässig verteidigen."
2 Uhr: Scholz: Putins Krieg richtet sich gegen das Wesen von Demokratie
Der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begonnene Krieg richtet sich nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz nicht nur gegen die Ukraine, sondern auch gegen das Wesen von Demokratie. Putin verfolge nicht nur das Ziel, die Ukraine zu zerstören, schrieb der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Freitag).
"Sein Krieg richtet sich gegen alles, was Demokratie ausmacht: Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Selbstbestimmung, Menschenwürde." Dem gegenüber träten die demokratischen Länder der Welt allerdings derzeit so geschlossen auf wie lange nicht: "Hier zeigt sich, was uns als Demokratien verbindet: Die Überzeugung, dass Recht der Macht Grenzen setzen muss."
Scholz führte weiter aus: "Wer die Existenz gemeinsamer menschlicher Werte an sich in Abrede stellt, weiß nicht, wovon er spricht. Wer es dennoch tut, ist einfach ignorant." Diese Person wisse nicht, "dass ein Leben in Freiheit, Gerechtigkeit und Würde kein auf den Westen beschränktes Ideal darstellt" und übersehe, dass es humanistische Werte gebe, die über "Zeiten und Grenzen hinweg von allen Menschen geteilt werden".
Das sei auch der Grund, warum Menschen überall auf der Welt "Trauer, Mitgefühl und Wut" empfinden würden, wenn sie die Bilder ermordeter Frauen, Männer und Kinder aus Butscha oder anderen Orten der Ukraine sehen.
1 Uhr: Kiews Präsidentenberater kritisiert Raketenangriff zu Guterres-Besuch
Der ukrainische Präsidentenberater Olexyj Arestowytsch hat die russischen Raketenangriffe auf Kiew während des Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres als "dümmste Variante überhaupt" kritisiert. "Wie sollen der UN-Chef oder die Vereinten Nationen darauf überhaupt reagieren", sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagabend. "Sie (die Russen) haben ihm einfach in den Rücken gespuckt, so saftig, mit Blut."
Russland habe Guterres mit diesem Angriff "in den Rücken geschossen", sagte Arestowytsch nach Angaben der Agentur Unian weiter. "Für einen Marschflugkörper ist die Entfernung zwischen Aufschlagsort und Aufenthaltsort von Guterres etwa so viel wie zwei Millimeter für eine Pistole. Der Schuss ging also an seiner Schläfe vorbei." Dessen ungeachtet werde Russland sicherlich weiterhin Mitglied des Weltsicherheitsrates der UN bleiben.
"Ich war geschockt, davon zu hören, dass in der Stadt, in der ich mich aufhalte, zwei Raketen explodiert sind", sagte Guterres später dem britischen Sender BBC.
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