Ukraine-Krieg im Liveticker: Moskau will Befehlsgewalt über Privatarmeen

Ukraine - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) hat sich nach einem überraschenden Besuch von Kanadas Premierminister Justin Trudeau (51) für neue Militärhilfe aus Ottawa bedankt.

Justin Trudeau (51, l.), Premierminister in Kanada, umarmt Wolodymyr Selenskyj (45, r.), Präsident der Ukraine, während einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kiew.
Justin Trudeau (51, l.), Premierminister in Kanada, umarmt Wolodymyr Selenskyj (45, r.), Präsident der Ukraine, während einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kiew.  © Frank Gunn/The Canadian Press/AP/dpa

Wichtig sei vor allem die Lieferung von Artilleriemunition, sagte er am Samstag in seiner täglichen Videoansprache. Er lobte zudem Kanadas Einsatz für eine internationale Koalition, die der Ukraine bei der Beschaffung westlicher Kampfjets helfen soll.

Im Gegenzug sei Kiew bereit, Kanada bei der Bekämpfung der dortigen Waldbrände zu helfen, falls eine solche Unterstützung nötig sei, sagte Selenskyj.

Zugleich rief er internationale Hilfsorganisationen erneut dazu auf, sich angesichts der verheerenden Überschwemmungen nach der Staudamm-Zerstörung in der Südukraine auf von Russland besetztem Gebiet zu engagieren.

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Am rechten, ukrainisch kontrollierten Dnipro-Ufer seien inzwischen 3000 Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht worden. Im russisch kontrollierten Gebiet erhielten die Menschen aber keine wirkliche Hilfe aus Moskau, sagte Selenskyj.

Alle aktuellen Entwicklungen in der Ukraine findet Ihr hier im TAG24-Liveticker.

11. Juni, 21.16 Uhr: Moskau will Befehlsgewalt über Privatarmeen – Wagner weigert sich

Russlands Verteidigungsministerium will alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen.

Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau mit. Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle. Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, teilte am Sonntag mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen. Wagner werde daher keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen. Es könne sein, dass Wagner dann keine Waffen und Munition erhalte - doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) weigert sich, die Befehlsgewalt abzugeben.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (62) weigert sich, die Befehlsgewalt abzugeben.  © Uncredited/PRIGOZHIN PRESS SERVICE/AP/dpa

11. Juni, 20.04 Uhr: Russen schießen laut Kiew auf Rettungsboot – drei Tote

Russische Truppen haben nach Angaben des Präsidentenamts in Kiew im überschwemmten Kriegsgebiet Cherson auf ein Rettungsboot mit Zivilisten geschossen.

Drei Menschen kamen ums Leben, zehn wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten. "Russen sind feige Terroristen", teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntag mit. "Sie haben den Zivilisten in den Rücken geschossen." Die Verletzten hätten es über den Fluss Dnipro bis in die Stadt Cherson geschafft, die von ukrainischen Kräften kontrolliert wird.

Der Großteil des Gebiets Cherson ist von russischen Truppen besetzt. Die Kriegsparteien werfen sich seit Tagen gegenseitig Beschuss vor, während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms dort Helfer versuchen, Bewohner ins Trockene zu bringen. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich häufig nicht unabhängig bestätigen.

11. Juni, 19.02 Uhr: Russland und die Ukraine tauschen erneut Kriegsgefangene aus

Die Ukraine und Russland haben bei einem neuen Gefangenenaustausch jeweils mehr als 90 Männer wieder freigelassen.

Kiew habe 95 Verteidiger zurückerhalten, die unter anderem bei Kämpfen um die Städte Bachmut und Mariupol in russische Gefangenschaft geraten seien, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntag mit.

"Viele von unseren Leuten wurden verletzt in Gefangenschaft", sagte er. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau meldete die Freilassung von 94 eigenen Kämpfern aus ukrainischer Gefangenschaft.

11. Juni, 16.07 Uhr: Ukrainer verkünden Befreiung von Dorf im Gebiet Donezk

Ukrainische Soldaten haben nach Militärangaben aus Kiew im größtenteils von Russland besetzten Gebiet Donezk den Ort Blahodatne befreit.

Die Truppen veröffentlichten am Sonntag ein Video, auf dem das Hissen der ukrainischen Flagge auf einem halbzerstörten Gebäude zu sehen ist. Es seien auch Gefangene genommen worden, hieß es. Von russischer offizieller Seite gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Die russische Armee behauptet seit Tagen, sie wehre die ukrainische Offensive ab.

Allerdings meldeten auch kremlnahe russische Militärblogger, dass Blahodatne aufgegeben worden sei, weil Moskaus Kämpfer dort eine Einkesselung befürchtet hätten. Demnach wurde zudem das Dorf Neskutschne eingenommen. Auch das Dorf Lobkowe im Gebiet Saporischschja soll von russischer Besatzung befreit sein.

Ukrainische Soldaten haben offenbar den von Russland besetzten Ort Blahodatne befreit.
Ukrainische Soldaten haben offenbar den von Russland besetzten Ort Blahodatne befreit.  © Alexei Alexandrov/AP/dpa

11. Juni, 12.30 Uhr: Polen bestreitet Verbindung zu Nordstream-Sabotage

Polen hat eine Verbindung zur Sabotage an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 bestritten. "Polen hat nichts mit der Sprengung von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 zu tun", schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, am gestrigen Samstag auf Twitter.

Es sei unbegründet, das Land mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen. "Die Hypothese bleibt gültig, dass die Sprengung von Russland begangen wurde, welches ein Motiv und die Fähigkeit hatte, eine solche Operation durchzuführen."

11. Juni, 11.20 Uhr: Macron fordert Iran auf, Drohnenlieferungen an Russland zu stoppen

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron (45) hat Teheran in einem Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi (62) aufgefordert, die militärische Unterstützung für Russland zu beenden.

Macron habe vor den schwerwiegenden sicherheitspolitischen und humanitären Folgen der iranischen Drohnenlieferungen an Russland gewarnt, teilte der Élyséepalast am Samstag in Paris mit. Er habe die Führung in Teheran aufgefordert, ihre Unterstützung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sofort einzustellen.

Außerdem habe Macron seine Besorgnis über den aktuellen Kurs des iranischen Atomprogramms zum Ausdruck gebracht.

Emmanuel Macron (45), Präsident von Frankreich.
Emmanuel Macron (45), Präsident von Frankreich.  © Denis Balibouse/Reuters Pool/AP/dpa

11. Juni, 10.35 Uhr: Auch russisch besetzte Krim von Staudamm-Zerstörung betroffen

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine dürfte nach britischen Erkenntnissen Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der russisch besetzten Krim-Halbinsel haben.

Der Dammbruch habe mit ziemlicher Sicherheit schwere Beeinträchtigungen der wichtigsten Frischwasserquelle der Krim, dem Nord-Krim-Kanal, verursacht, teilte das britische Verteidigungsministerium am heutigen Sonntag mit. Das Wasser aus dem Kachowka-Reservoir werde bald aufhören, über den Kanal Richtung Krim zu fließen.

Dies werde die Verfügbarkeit von Süßwasser im Süden des Gebietes Cherson und im Norden der Krim verringern. Russland werde den unmittelbaren Wasserbedarf der Bevölkerung jedoch vermutlich unter anderem mit Hilfe von Reservoirs, Wasserrationierungen und der Lieferung von russischem Flaschenwasser auffangen.

11. Juni, 10.20 Uhr: Experten: lokale Erfolge bei ukrainischer Offensive

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Offensive gegen die russische Armee im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes nach Einschätzung westlicher Experten lokale Erfolge erzielt.

Die Gewinne gebe es im Westen des Gebiets Saporischschja und dort im Südwesten und Südosten der Stadt Orichiw, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit. Insgesamt gebe es ukrainische Offensivhandlungen an vier Abschnitten der Front, hieß es.

Dagegen hatte das russische Militär mitgeteilt, die Angriffe dort und im Gebiet Donezk um die Stadt Bachmut erfolgreich abgewehrt zu haben.

Auch im überschwemmten Cherson im Süden des Landes arbeiten Soldaten an der Rettung von Zivilisten.
Auch im überschwemmten Cherson im Süden des Landes arbeiten Soldaten an der Rettung von Zivilisten.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

11. Juni, 7.35 Uhr: Nach Sieg bei den French Open: Swiatek drückt Unterstützung für Ukrainer aus

Die Polin Iga Swiatek (22) hat nach ihrem dritten Triumph bei den French Open andere Spielerinnen und Spieler zur Einheit gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufgerufen.

"Meine Unterstützung gilt allen Ukrainern, weil ich weiß, dass ihre Situation nicht einfach ist. Wenn ich in ihren Schuhen stecken würde, wüsste ich ehrlich nicht, ob ich antreten könnte", sagte die 22-Jährige nach dem Finalsieg beim Sandplatzklassiker in Paris am gestrigen Samstag. Die Tennis-Gemeinschaft solle zusammen "alles unternehmen, um die russische Aggression zu stoppen".

Iga Swiatek (22) küsst die Trophäe, während sie den Sieg im Finale feiert.
Iga Swiatek (22) küsst die Trophäe, während sie den Sieg im Finale feiert.  © Aurelien Morissard/AP/dpa

10. Juni, 22.18 Uhr: Polen bestreitet Verbindung zu Nord-Stream-Sabotage

Polen hat eine Verbindung zur Sabotage an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 bestritten.

"Polen hat nichts mit der Sprengung von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 zu tun", schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, am Samstag auf Twitter. Es sei unbegründet, das Land mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen. "Die Hypothese bleibt gültig, dass die Sprengung von Russland begangen wurde, welches ein Motiv und die Fähigkeit hatte, eine solche Operation durchzuführen."

Zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, deutsche Ermittler prüften Beweise, die darauf hindeuteten, dass das Sabotage-Team Polen als operative Basis genutzt habe. Dem Bericht zufolge sei eine Segeljacht, die in Zusammenhang mit den Anschlägen ins Visier der Ermittler geraten ist, in polnische Hoheitsgewässer gefahren. Es gebe auch Hinweise, wonach Polen den Saboteuren als logistisches und finanzielles Zentrum gedient habe.

Zaryn schrieb dazu, seit geraumer Zeit würden diverse Theorien über die Anschläge auf die Pipelines verbreitet. "Dies ähnelt der Taktik des Informationsrauschens, dessen Ziel es ist, das wahre Bild der Ereignisse zu verzerren."

10. Juni, 20.07 Uhr: Selenskyj bedankt sich für Waffenhilfe aus Kanada

Selenskyj hat sich nach dem Besuch von Kanadas Premierminister Justin Trudeau für neue Militärhilfe aus Ottawa bedankt.

Wichtig sei vor allem die Lieferung von Artilleriemunition vom Kaliber 155, sagte er am Samstag in seiner täglichen Videoansprache. Er lobte zudem Kanadas Einsatz für eine internationale Koalition, die der Ukraine bei der Beschaffung westlicher Kampfjets helfen soll. Trudeau hatte zuvor bei seinem Besuch etwa die Fortsetzung eines Ausbildungsprogramms für ukrainische Piloten verkündet. Insgesamt beläuft sich das neue Rüstungspaket Kanadas auf umgerechnet rund 350 Millionen Euro.

Die Ukraine sehe den Sinn internationaler Beziehungen im Geben und Nehmen, sagte Selenskyj. Daher sei Kiew auch bereit, Kanada bei der Bekämpfung der Waldbrände zu helfen, falls eine solche Unterstützung nötig sei.

Titelfoto: Uncredited/PRIGOZHIN PRESS SERVICE/AP/dpa

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