Ukraine-Krieg im Liveticker: Moskau will Befehlsgewalt über Privatarmeen
Ukraine - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) hat sich nach einem überraschenden Besuch von Kanadas Premierminister Justin Trudeau (51) für neue Militärhilfe aus Ottawa bedankt.
Wichtig sei vor allem die Lieferung von Artilleriemunition, sagte er am Samstag in seiner täglichen Videoansprache. Er lobte zudem Kanadas Einsatz für eine internationale Koalition, die der Ukraine bei der Beschaffung westlicher Kampfjets helfen soll.
Im Gegenzug sei Kiew bereit, Kanada bei der Bekämpfung der dortigen Waldbrände zu helfen, falls eine solche Unterstützung nötig sei, sagte Selenskyj.
Zugleich rief er internationale Hilfsorganisationen erneut dazu auf, sich angesichts der verheerenden Überschwemmungen nach der Staudamm-Zerstörung in der Südukraine auf von Russland besetztem Gebiet zu engagieren.
Am rechten, ukrainisch kontrollierten Dnipro-Ufer seien inzwischen 3000 Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht worden. Im russisch kontrollierten Gebiet erhielten die Menschen aber keine wirkliche Hilfe aus Moskau, sagte Selenskyj.
Alle aktuellen Entwicklungen in der Ukraine findet Ihr hier im TAG24-Liveticker.
11. Juni, 21.16 Uhr: Moskau will Befehlsgewalt über Privatarmeen – Wagner weigert sich
Russlands Verteidigungsministerium will alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen.
Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau mit. Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle. Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, teilte am Sonntag mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen. Wagner werde daher keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen. Es könne sein, dass Wagner dann keine Waffen und Munition erhalte - doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche.
11. Juni, 20.04 Uhr: Russen schießen laut Kiew auf Rettungsboot – drei Tote
Russische Truppen haben nach Angaben des Präsidentenamts in Kiew im überschwemmten Kriegsgebiet Cherson auf ein Rettungsboot mit Zivilisten geschossen.
Drei Menschen kamen ums Leben, zehn wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten. "Russen sind feige Terroristen", teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntag mit. "Sie haben den Zivilisten in den Rücken geschossen." Die Verletzten hätten es über den Fluss Dnipro bis in die Stadt Cherson geschafft, die von ukrainischen Kräften kontrolliert wird.
Der Großteil des Gebiets Cherson ist von russischen Truppen besetzt. Die Kriegsparteien werfen sich seit Tagen gegenseitig Beschuss vor, während nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms dort Helfer versuchen, Bewohner ins Trockene zu bringen. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich häufig nicht unabhängig bestätigen.
11. Juni, 19.02 Uhr: Russland und die Ukraine tauschen erneut Kriegsgefangene aus
Die Ukraine und Russland haben bei einem neuen Gefangenenaustausch jeweils mehr als 90 Männer wieder freigelassen.
Kiew habe 95 Verteidiger zurückerhalten, die unter anderem bei Kämpfen um die Städte Bachmut und Mariupol in russische Gefangenschaft geraten seien, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntag mit.
"Viele von unseren Leuten wurden verletzt in Gefangenschaft", sagte er. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau meldete die Freilassung von 94 eigenen Kämpfern aus ukrainischer Gefangenschaft.
11. Juni, 16.07 Uhr: Ukrainer verkünden Befreiung von Dorf im Gebiet Donezk
Ukrainische Soldaten haben nach Militärangaben aus Kiew im größtenteils von Russland besetzten Gebiet Donezk den Ort Blahodatne befreit.
Die Truppen veröffentlichten am Sonntag ein Video, auf dem das Hissen der ukrainischen Flagge auf einem halbzerstörten Gebäude zu sehen ist. Es seien auch Gefangene genommen worden, hieß es. Von russischer offizieller Seite gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Die russische Armee behauptet seit Tagen, sie wehre die ukrainische Offensive ab.
Allerdings meldeten auch kremlnahe russische Militärblogger, dass Blahodatne aufgegeben worden sei, weil Moskaus Kämpfer dort eine Einkesselung befürchtet hätten. Demnach wurde zudem das Dorf Neskutschne eingenommen. Auch das Dorf Lobkowe im Gebiet Saporischschja soll von russischer Besatzung befreit sein.
11. Juni, 12.30 Uhr: Polen bestreitet Verbindung zu Nordstream-Sabotage
Polen hat eine Verbindung zur Sabotage an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 bestritten. "Polen hat nichts mit der Sprengung von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 zu tun", schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, am gestrigen Samstag auf Twitter.
Es sei unbegründet, das Land mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen. "Die Hypothese bleibt gültig, dass die Sprengung von Russland begangen wurde, welches ein Motiv und die Fähigkeit hatte, eine solche Operation durchzuführen."
11. Juni, 11.20 Uhr: Macron fordert Iran auf, Drohnenlieferungen an Russland zu stoppen
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron (45) hat Teheran in einem Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi (62) aufgefordert, die militärische Unterstützung für Russland zu beenden.
Macron habe vor den schwerwiegenden sicherheitspolitischen und humanitären Folgen der iranischen Drohnenlieferungen an Russland gewarnt, teilte der Élyséepalast am Samstag in Paris mit. Er habe die Führung in Teheran aufgefordert, ihre Unterstützung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sofort einzustellen.
Außerdem habe Macron seine Besorgnis über den aktuellen Kurs des iranischen Atomprogramms zum Ausdruck gebracht.
11. Juni, 10.35 Uhr: Auch russisch besetzte Krim von Staudamm-Zerstörung betroffen
Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine dürfte nach britischen Erkenntnissen Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der russisch besetzten Krim-Halbinsel haben.
Der Dammbruch habe mit ziemlicher Sicherheit schwere Beeinträchtigungen der wichtigsten Frischwasserquelle der Krim, dem Nord-Krim-Kanal, verursacht, teilte das britische Verteidigungsministerium am heutigen Sonntag mit. Das Wasser aus dem Kachowka-Reservoir werde bald aufhören, über den Kanal Richtung Krim zu fließen.
Dies werde die Verfügbarkeit von Süßwasser im Süden des Gebietes Cherson und im Norden der Krim verringern. Russland werde den unmittelbaren Wasserbedarf der Bevölkerung jedoch vermutlich unter anderem mit Hilfe von Reservoirs, Wasserrationierungen und der Lieferung von russischem Flaschenwasser auffangen.
11. Juni, 10.20 Uhr: Experten: lokale Erfolge bei ukrainischer Offensive
Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Offensive gegen die russische Armee im Gebiet Saporischschja im Süden des Landes nach Einschätzung westlicher Experten lokale Erfolge erzielt.
Die Gewinne gebe es im Westen des Gebiets Saporischschja und dort im Südwesten und Südosten der Stadt Orichiw, teilte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington mit. Insgesamt gebe es ukrainische Offensivhandlungen an vier Abschnitten der Front, hieß es.
Dagegen hatte das russische Militär mitgeteilt, die Angriffe dort und im Gebiet Donezk um die Stadt Bachmut erfolgreich abgewehrt zu haben.
11. Juni, 7.35 Uhr: Nach Sieg bei den French Open: Swiatek drückt Unterstützung für Ukrainer aus
Die Polin Iga Swiatek (22) hat nach ihrem dritten Triumph bei den French Open andere Spielerinnen und Spieler zur Einheit gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufgerufen.
"Meine Unterstützung gilt allen Ukrainern, weil ich weiß, dass ihre Situation nicht einfach ist. Wenn ich in ihren Schuhen stecken würde, wüsste ich ehrlich nicht, ob ich antreten könnte", sagte die 22-Jährige nach dem Finalsieg beim Sandplatzklassiker in Paris am gestrigen Samstag. Die Tennis-Gemeinschaft solle zusammen "alles unternehmen, um die russische Aggression zu stoppen".
10. Juni, 22.18 Uhr: Polen bestreitet Verbindung zu Nord-Stream-Sabotage
Polen hat eine Verbindung zur Sabotage an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 bestritten.
"Polen hat nichts mit der Sprengung von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 zu tun", schrieb der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, am Samstag auf Twitter. Es sei unbegründet, das Land mit diesen Ereignissen in Verbindung zu bringen. "Die Hypothese bleibt gültig, dass die Sprengung von Russland begangen wurde, welches ein Motiv und die Fähigkeit hatte, eine solche Operation durchzuführen."
Zuvor hatte das "Wall Street Journal" berichtet, deutsche Ermittler prüften Beweise, die darauf hindeuteten, dass das Sabotage-Team Polen als operative Basis genutzt habe. Dem Bericht zufolge sei eine Segeljacht, die in Zusammenhang mit den Anschlägen ins Visier der Ermittler geraten ist, in polnische Hoheitsgewässer gefahren. Es gebe auch Hinweise, wonach Polen den Saboteuren als logistisches und finanzielles Zentrum gedient habe.
Zaryn schrieb dazu, seit geraumer Zeit würden diverse Theorien über die Anschläge auf die Pipelines verbreitet. "Dies ähnelt der Taktik des Informationsrauschens, dessen Ziel es ist, das wahre Bild der Ereignisse zu verzerren."
10. Juni, 20.07 Uhr: Selenskyj bedankt sich für Waffenhilfe aus Kanada
Selenskyj hat sich nach dem Besuch von Kanadas Premierminister Justin Trudeau für neue Militärhilfe aus Ottawa bedankt.
Wichtig sei vor allem die Lieferung von Artilleriemunition vom Kaliber 155, sagte er am Samstag in seiner täglichen Videoansprache. Er lobte zudem Kanadas Einsatz für eine internationale Koalition, die der Ukraine bei der Beschaffung westlicher Kampfjets helfen soll. Trudeau hatte zuvor bei seinem Besuch etwa die Fortsetzung eines Ausbildungsprogramms für ukrainische Piloten verkündet. Insgesamt beläuft sich das neue Rüstungspaket Kanadas auf umgerechnet rund 350 Millionen Euro.
Die Ukraine sehe den Sinn internationaler Beziehungen im Geben und Nehmen, sagte Selenskyj. Daher sei Kiew auch bereit, Kanada bei der Bekämpfung der Waldbrände zu helfen, falls eine solche Unterstützung nötig sei.
10. Juni, 19.14 Uhr: Kanada kündigt neue millionenschwere Militärhilfen für Kiew an
Kanadas Premierminister, Justin Trudeau, hat der Ukraine bei einem unangekündigten Besuch in Kiew weitere Militärhilfen im Umfang von etwa 500 Millionen kanadischen Dollar (knapp 350 Millionen Euro) zugesagt.
Das sagte Trudeau am Samstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Selenskyj. Außerdem werde sich Kanada dem multinationalen Ausbildungsprogramm ukrainischer Kampfpiloten und der Wartung von Kampfpanzern des Typs Leopard anschließen.
Mit Blick auf die Zerstörung des Kachowka-Staudamms stelle Kanada außerdem weitere zehn Millionen kanadische Dollar (knapp sieben Millionen Euro) für humanitäre Hilfe bereit. Trudeau bekräftigte die fortlaufende Unterstützung für das von Russland angegriffene Land. "Kanada steht an der Seite der Ukraine mit allem, was nötig ist und solange es nötig ist", sagte er. "Das ist ein folgenreicher Moment für die Ukraine, aber auch ein folgenreicher Moment für die Welt."
Kanada hat Kiew nach eigenen Angaben seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bislang bereits Militärhilfen im Umfang von mehr als einer Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt.
10. Juni, 17.11 Uhr: Russisches Militär will vier weitere Leopard-Panzer zerstört haben
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben weitere Vorstöße der Ukrainer im Gebiet Saporischschja und im südlichen Donezk abgewehrt und den Angreifern dabei hohe Verluste zugefügt.
"Die Gesamtverluste der ukrainischen Streitkräfte in den genannten Gebieten innerhalb eines Tages beliefen sich auf bis zu 300 Soldaten, 9 Panzer, darunter 4 Leoparden, und 11 Schützenpanzer, darunter 5 amerikanische Bradley...", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Auch eine französische Haubitze vom Typ Cesar sei zerstört worden. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.
Angriffe habe es nahe der Stadt Orichiw und an der Grenze zwischen den Gebieten Saporischschja und Donezk südlich der Ortschaft Welyka Nowosilka gegeben, hieß es weiter. "Alle Attacken des Gegners wurden zurückgeschlagen", zudem seien zwei ukrainische Marschkolonnen von der russischen Artillerie getroffen worden. Die Behörde präsentierte anschließend Bilder zerstörter Panzer. Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zu Verlusten der ukrainischen Seite haben sich in der Vergangenheit oft als übertrieben herausgestellt.
10. Juni, 15.56 Uhr: Selenskyj: Ukrainische Gegenangriffe laufen
Selenskyj hat den Beginn von ukrainischen Gegenangriffen entlang der Front bestätigt.
Im Rahmen der Verteidigung liefen Gegenangriffe in der Ukraine, sagte er am Samstag bei einer Pressekonferenz in Kiew. "In welchem Stadium sie sind, werde ich detailliert nicht sagen." Er ließ damit offen, ob es sich um den Beginn der seit Monaten erwarteten ukrainischen Gegenoffensive handelt.
10. Juni, 15.20 Uhr: ISW: Ukrainische Angriffe an mindestens vier Frontabschnitten
Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) hat die Ukraine an mindestens vier Frontabschnitten Gegenangriffe durchgeführt. Gefechte haben demnach in der Nähe der Stadt Bachmut, bei der Stadt Kreminna, im Südwesten der Region Donezk sowie im Westen der Region Saporischschja stattgefunden, hieß es in dem jüngsten Lagebericht vom Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf Angaben aus Kiew, Moskau und von russischen Militärbloggern.
Eine ukrainische Gegenoffensive zur Befreiung russisch besetzter Gebiete wird seit längerem erwartet. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag, diese habe vor einigen Tagen begonnen, doch die Ukraine habe die selbst gesteckten Ziele dabei nicht erreicht. Kiew selbst hält sich bisher dazu bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive zu äußern.
10. Juni, 15 Uhr: Pegelstand im Stausee Kachowka sinkt weiter schnell ab
Der Stausee des Dnipro im Süden der Ukraine hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms laut Behördenangaben inzwischen mehr als ein Drittel des im Frühjahr angesammelten Hochwassers verloren.
"Stand 12.00 Uhr am 10. Juni ist das Niveau des Kachowka-Stausees im Raum Nikopol auf 10,2 Meter gesunken", teilte der ukrainische Wasserkraftversorger Ukrhidroenerho am heutigen Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Wasserkraftanlagen arbeiten nach Angaben des Betreibers mit halber Kraft.
Zugleich teilte Ukrhidroenerho mit, dass am Oberlauf des Dnipro nun stärker Wasser angestaut werde, um im Sommer Strom generieren zu können. Der Dnipro ist als drittgrößter Fluss Europas in der Ukraine an sechs Stellen für die Stromproduktion aufgestaut.
10. Juni, 13.54 Uhr: Kanadischer Premier zu Überraschungsbesuch in Kiew
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau (51) ist zu einem unangekündigten Besuch in Kiew eingetroffen. "Willkommen in der Ukraine", twitterte der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk (47) am heutigen Samstag ein Foto, das zeigt, wie er Trudeau am Bahnhof in Empfang nimmt.
Medienangaben nach hat die Visite mit einer Kranzniederlegung für die ukrainischen Gefallenen nahe dem St. Michaelskloster im Zentrum der Hauptstadt begonnen. Auch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (45) sei vorgesehen, teilte das Büro des kanadischen Premierministers später mit.
10. Juni, 14.10 Uhr: Bauernporteste bockieren Grenzübergang zwischen Polen und Ukraine
Wegen Bauernprotesten an einem polnisch-ukrainischen Grenzübergang stauen sich auf der Seite der Ukraine mittlerweile 450 Lastwagen. Die Abfertigungsschlange für den Güterverkehr am Übergang Dorohusk sei 13 Kilometer lang, sagte ein Sprecher des zuständigen Zollamts am heutigen Samstag.
Die polnischen Bauern blockieren den Grenzübergang seit Freitag. Sie wollen damit gegen den Preisverfall protestieren, der durch den Import von Getreide und anderen Agrarprodukten aus der Ukraine entstanden ist. Außerdem beklagen sie, dass die von der polnischen Regierung versprochenen Finanzhilfen noch nicht eingegangen seien.
In der Nacht zum Samstag reiste Polens Landwirtschaftsminister Robert Telus (54) nach Dorohusk. "In den Verhandlungen habe ich versprochen, dass wir alles tun werden, damit die ersten Gelder noch im Juni an die Landwirte gehen", sagte er.
10. Juni, 13.30 Uhr: "Demnächst" Gespräche zwischen Scholz und Putin
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, 64) will weiter mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Kontakt halten. Er habe auch nach Beginn des Krieges mit ihm gesprochen. "Ich habe vor, das demnächst wieder zu tun", sagte er am heutigen Samstag auf dem 38. Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.
Voraussetzung für einen "fairen Frieden" sei, dass Russland seine Truppen zurückzieht, sagte Scholz weiter. "Das ist das, was verstanden werden muss." Vereinzelt kamen im Kirchentags-Publikum "Verhandeln"-Rufe auf. Scholz antwortete darauf: Ruf: "Verhandeln ist okay. Die Frage ist: Wer verhandelt mit wem und worüber."
10. Juni, 13.24 Uhr: Merz zu Russland: keine Annäherung an Aggressor
CDU-Chef Friedrich Merz (67) hält im Ringen um ein Ende des Krieges gegen die Ukraine eine Annäherung an Russland für falsch. "Beschwichtigung, Appeasement, Annäherung an den Aggressor mit den falschen Mitteln" sei "der falsche Weg", sagte er am heutigen Samstag beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.
Er stellte Bezüge her zu dem vergeblichen Versuch der Alliierten, Nazi-Deutschland unter Adolf Hitler mit ihrer Appeasement-Politik zu beschwichtigen."Auch in unserer Zeit gab es Dokumente, die den Frieden versprachen", sagte Merz. "Schritt für Schritt wurde erst die Freiheit eingeschränkt und dann Schritt für Schritt der Frieden gebrochen."
10. Juni, 12.43 Uhr: London: Ukraine macht Fortschritte in umkämpften Landesteilen
Inmitten von Spekulationen über den möglichen Beginn der lang erwarteten ukrainischen Großoffensive geht Großbritannien in einigen Gebieten von militärischen Fortschritten der Streitkräfte des angegriffenen Landes aus.
In den vergangenen 48 Stunden habe es wichtige ukrainische Militäroperationen im Osten und Süden des Landes gegeben, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstagmorgen mit.
Während in einigen Gegenden gute Fortschritte erzielt und die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen worden sei, gehe es für die Ukrainer anderswo langsamer voran. Genauere Angaben zu den Gebieten wurden nicht gemacht.
10. Juni, 9.40 Uhr: Tote und Verletzte bei Drohnenangriff auf Odessa
In der ukrainischen Hafenstadt Odessa sind durch nächtliche russische Drohnenangriffe mehrere Menschen verletzt und getötet worden.
"Infolge eines Luftkampfes sind Trümmer einer Drohne in die Wohnung eines mehrgeschossigen Hauses gestürzt und haben ein Feuer ausgelöst", teilte das Oberkommando der ukrainischen Heeresgruppe Süd am heutigen Samstag mit.
Durch die Flammen seien drei Zivilisten ums Leben gekommen. 26 weitere Personen wurden demnach verletzt.
10. Juni, 8.15 Uhr: Ukrainischer Freiheitsorchester erneut auf Tournee
Aus Solidarität mit den Opfern des Krieges in der Ukraine will das Ukrainian Freedom Orchestra (Ukrainisches Freiheitsorchester) erneut auf Tournee durch Europa und die USA gehen.
Der Tourauftakt soll am 20. August in Warschau stattfinden, danach sind unter anderem auch Auftritte in Berlin (24. August) und Hamburg (30. August) geplant, wie die Metropolitan Oper in New York am Freitag mitteilte.
Das Ensemble vereint ukrainische Musikerinnen und Musiker, die in verschiedenen europäischen Orchestern spielen, mit Kollegen aus ukrainischen Städten. Bereits im vergangenen Jahr war das Ensemble auf Tour gegangen.
10. Juni, 7.23 Uhr: Putin will ab Juli Atomwaffen in Belarus stationieren
Der russische Präsident Wladimir Putin (70) hat angekündigt, taktische Atomwaffen ab Juli in Belarus stationieren zu wollen.
Am 7. und 8. Juli würden die Vorbereitungen in den entsprechenden Anlagen abgeschlossen sein, sagte Putin am gestrigen Freitag nach einem Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko (68).
Dann werde die Verlegung beginnen. Alles sei im Zeitplan. Damit würde die Verlegung unmittelbar vor dem Nato-Gipfel in Litauen beginnen, einem Nachbarland von Belarus. Der Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius findet am 11. und 12. Juli statt.
10. Juni 7.20 Uhr: AKW-Experte: Saporischschja mittelfristig in Gefahr
Die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist laut einem Experten für Reaktorsicherheit nach der Zerstörung eines Staudamms mittelfristig in Gefahr. Die Wasserversorgung der Kühlsysteme sei trotz des Dammbruchs für einige Monate gewährleistet, sagte Nikolaus Müllner von der Universität für Bodenkultur in Wien.
Doch angesichts der Kriegshandlungen sei es fraglich, ob dieses Zeitfenster genutzt werden könne, um alternative Wasserquellen zu erschließen, sagte der Leiter des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften. "Es ist natürlich eine bedrohliche Situation", erklärte er.
9. Juni, 22.16 Uhr: Ukrainisches AKW Saporischschja: Kühlteich laut IAEA unter Druck
Der große Kühlteich des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja rückt nach dem Dammbruch am Dnipro in den Fokus der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
Der Druck auf den Deich rund um den Teich steige auf der Innenseite, da an der Außenseite der Pegel des aufgestauten Flusses stark gefallen sei, meldete die IAEA am Freitagabend in Wien. Die Atombehörde - die Beobachter in dem russisch besetzten AKW stationiert hat - beobachte die Lage genau, berichtete IAEA-Chef Rafael Grossi.
Europas größtem Kernkraftwerk drohe zwar kurzfristig keine Gefahr, doch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und zunehmende militärische Aktivitäten würden für "erhebliche neue Schwierigkeiten" sorgen, so Grossi.
Grundsätzlich ist laut IAEA in dem Teich und in anderen Bereichen des AKW genug Wasser vorhanden, um die stillgelegten Reaktoren und die abgebrannten Brennstäbe für mehrere Monate zu kühlen, selbst wenn infolge der Zerstörung des Staudamms schon bald kein Wasser mehr aus dem sinkenden Dnipro-Reservoir gepumpt werden könnte.
9. Juni, 22.12 Uhr: Selenskyj spricht von "besonders schwierigen Schlachten"
Unter dem Eindruck von Berichten über die möglicherweise gestartete ukrainische Gegenoffensive hat Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) von "besonders schwierigen Schlachten" gesprochen.
Er habe am Freitag ein Treffen mit der Stawka, dem Oberkommando der Ukraine, abgehalten, sagte Selensykj in seiner abendlichen Videoansprache. "Wir fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf alle Richtungen, wo unsere Handlungen gebraucht werden und wo der Feind Niederlagen erleiden kann", fügte er hinzu. Es sei um "unsere Defensivhandlungen, unsere Offensivhandlungen, unsere Gewinne an den Frontlinien" gegangen.
Dann dankte Selenskyj allen Soldaten, "die sich in diesen Tagen in besonders schwierigen Schlachten befinden".
9. Juni, 17.55 Uhr: UN-Gericht lässt Ukraine-Verbündete zu im Prozess gegen Russland
Der Internationale Gerichtshof hat den Weg freigemacht für eine Beteiligung von Verbündeten der Ukraine in einem Prozess gegen Russland. Die höchsten Richter der Vereinten Nationen gaben am Freitag in Den Haag den Anträgen von 32 Staaten statt, darunter auch Deutschland.
Die Ukraine hatte im vergangenen Jahr kurz nach der russischen Invasion das Nachbarland verklagt. Die Regierung in Kiew berief sich auf die Völkermord-Konvention. Russland hatte seinen Angriff zunächst damit gerechtfertigt, dass ein Völkermord verhindert werden müsse. Damit aber habe das Land die Konvention verletzt, so die Ukraine. Außerdem beschuldigt Kiew Russland des Völkermords.
In einem Vorentscheid hatte das UN-Gericht angeordnet, dass Russland die militärische Gewalt unverzüglich stoppen müsse. Russland selbst boykottierte die Anhörung demonstrativ.
9. Juni, 17.54 Uhr: Weiteres milliardenschweres Militär-Paket der USA für Ukraine
Die US-Regierung stellt der Ukraine weitere milliardenschwere Militärhilfen zur Abwehr des russischen Angriffskrieges zur Verfügung.
Das US-Verteidigungsministerium kündigte am Freitag in Washington ein neues Paket mit militärischer Ausrüstung im Umfang von 2,1 Milliarden US-Dollar (1,95 Milliarden Euro) an. Darin enthalten ist nach Pentagon-Angaben unter anderem Munition für diverse Waffensysteme, die die USA bereits an die Ukraine geliefert haben.
Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion und stellten in den vergangenen Monaten in rasanter Abfolge Pakete mit militärischer Ausrüstung in gewaltigem Umfang bereit. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 39,7 Milliarden US-Dollar (rund 36,9 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.
9. Juni, 17.21 Uhr: Putin: Ukrainische Gegenoffensive hat begonnen
Mehr als 15 Monate nach Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs ist laut Kremlchef Putin eine lang erwartete ukrainische Gegenoffensive im Gange.
"Wir können mit Sicherheit sagen, dass diese Offensive begonnen hat", sagte Putin am Freitag der Agentur Interfax zufolge vor Journalisten. Zuvor hatten auch schon einige internationale Medien unter Berufung auf ukrainische Militärvertreter vermutet, dass die Aktion zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete seit einigen Tagen laufe. Kiew selbst hält sich bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, dass es sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive äußern werde.
Putin sagte, es gebe bereits seit fünf Tagen "intensive Kämpfe". Außerdem behauptete er, die Ukrainer hätten an keinem Frontabschnitt ihre Ziele erreicht. Das ließ sich allerdings nicht unabhängig überprüfen. Insbesondere die russische Seite fällt seit Kriegsbeginn immer wieder durch militärische Falschaussagen auf.
9. Juni, 17.20 Uhr: Island stellt Botschaftsbetrieb in Russland ein
Island stellt ab dem 1. August den Betrieb seiner Botschaft in der russischen Hauptstadt Moskau ein. Das hat Außenministerin Thórdís Kolbrún Gylfadóttir beschlossen, wie das isländische Außenministerium am Freitag mitteilte.
Die Beziehungen zu Russland befänden sich auf einem historischen Tiefstand. Die Aufrechterhaltung des Botschaftsbetriebs lasse sich daher nicht länger rechtfertigen. Außerdem forderte Gylfadóttir Russland auf, seinen Botschaftsbetrieb in der isländischen Hauptstadt Reykjavik einzuschränken.
Es handle sich um keine einfache Entscheidung, aber um die richtige, merkte Gylfadóttir auf Twitter an. Es sei sinnlos, unter den gegenwärtigen Umständen eine isländische Botschaft in Russland zu betreiben. Ihr Ministerium betonte, der Schritt stelle keinen Abbruch der diplomatischen Beziehungen dar. Sobald die Bedingungen es zuließen, werde Island der Wiederaufnahme des Botschaftsbetriebs in Moskau Priorität einräumen. Dies hänge aber von den Entscheidungen ab, die der Kreml treffe.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba begrüßte den isländischen Beschluss. Russland müsse sehen, dass Barbarei zu völliger Isolation führe, schrieb Kuleba auf Twitter. Er ermutige andere Länder, dem Beispiel Islands zu folgen.
9. Juni, 17.19 Uhr: US-Regierung: Iran unterstützt Russland bei Bau von Drohnenfabrik
Die USA gehen davon aus, dass der Iran Russland mit Materialien zum Bau einer Drohnenfabrik versorgt.
"Diese Anlage könnte Anfang nächsten Jahres voll betriebsbereit sein", sagte der Kommunikationsberater des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Freitag. Demnach wird diese Fabrik in der russischen Sonderwirtschaftszone Alabuga gebaut. Die US-Regierung beruft sich dabei unter anderem auf Satellitenbilder. "Die Unterstützung fließt in beide Richtungen: von Iran nach Russland und von Russland nach Iran", so Kirby.
9. Juni, 17.16 Uhr: Russischer Besatzungschef: Acht Tote im gefluteten Kriegsgebiet
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind in dem von Moskau kontrollierten Teil der überfluteten Region Cherson nach Angaben der Besatzungsbehörden bisher acht Menschen gestorben.
"Leider gibt es Opfer, das ist unausweichlich bei einer Katastrophe diesen Ausmaßes", teilte der von Moskau eingesetzte regionale Statthalter Wladimir Saldo am Freitag im Telegram-Nachrichtenkanal mit. Zuvor war von fünf Toten die Rede.
Die russischen Besatzer brachten laut Saldo inzwischen etwa 5800 Menschen aus den von ihnen kontrollierten Flutgebieten in Sicherheit. 62 von ihnen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Das russische Zivilschutzministerium informierte zudem über die Rettung von weiteren 1534 Menschen aus den besetzten Gebieten. Dort sollen mehr als 22.000 Häuser unter Wasser stehen in 17 Ortschaften. Saldo schätzte den dabei entstandenen Schaden an den Gebäuden auf mehr als 1,5 Milliarden Rubel (etwa 17 Millionen Euro).
9. Juni, 16.54 Uhr: Estland verhängt Einreiseverbot gegen russsischen Patriarchen Kirill
Estland hat ein Einreiseverbot gegen das putintreue Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, verhängt.
Der Geistliche steht auf einer erneuerten schwarzen Liste mit den Namen von insgesamt 58 Personen, die nicht mehr in das baltische EU- und Nato-Land einreisen dürfen. Nach Angaben des Außenministeriums in Tallinn vom Freitag seien sie an schweren Menschenrechtsverletzungen mitschuldig oder beteiligt.
"Patriarch Kirill ist einer der größten Anhänger und Befürworter von Putins Ideologie", begründete Estlands Außenminister Margus Tsahkna die Entscheidung. "Er hat den Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt und gefördert." Das Kirchenoberhaupt gilt international als glühender Befürworter des von Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine - und verteidigte diesen in der Vergangenheit immer wieder unter anderem in Predigten.
9. Juni, 16.52 Uhr: Niederlande: "Krim-Gold" gehört der Ukraine - Rechtsstreit beendet
Ein rund 2000 Jahre alter Goldschatz aus vier Museen auf der Krim gehört nach einem richterlichen Urteil der Ukraine.
Der Hohe Rat der Niederlande entschied in Den Haag, dass die kostbaren Kulturgüter an die Ukraine zurückgegeben werden müssen. Damit ist der Rechtsstreit nach etwa sieben Jahren beendet. Der Goldschatz war zwischen die Fronten des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine geraten.
9. Juni, 16.48 Uhr: DRK schickt Hilfsgüter in ukrainische Überschwemmungsgebiete
Nach der Zerstörung des Staudamms hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Berlin Hilfsgüter in das Krisengebiet geschickt.
Am Freitagmorgen sei ein Lastwagen im Logistikzentrum des DRK am Flughafen Schönefeld mit 13,3 Tonnen Hilfsgüter beladen worden und in Richtung Ukraine aufgebrochen, sagte DRK-Sprecherin Rebecca Winkels der Deutschen Presse-Agentur. Zu den Lieferungen gehören Wasser und Hygienekits.
Ein Helfer der ukrainischen Hilfsorganisation Vostok SOS warnte wegen der vielen toten Tiere im Wasser vor einer möglichen Seuchengefahr.
9. Juni, 16.47 Uhr: Wasserstand sinkt weiter im Stausee
Nach der Zerstörung des Damms sinkt der Wasserstand im Stausee weiter.
Seit der Katastrophe am Dienstag sei der Stand um fast fünf Meter auf 11,7 Meter Stand Freitagmorgen gefallen, teilte der staatliche Wasserkraftwerksbetreiber Ukrhydroenergo in Kiew am Freitag mit. Das Wasser sinke um etwa einen Meter innerhalb von 24 Stunden. Das Staatsunternehmen wies auch darauf hin, dass die bisher nicht komplett eingestürzte Staumauer weiter berste.
Ziel sei es nun, in den oberhalb der Kachowka-Station gelegenen Stauseen das Wasser des Dnipro zu stauen, um Reserven für den Sommer zu haben.
9. Juni, 16.43 Uhr: Tonaufnahme veröffentlicht
Die Ukraine beschuldigt russische Truppen, das Wasserkraftwerk vermint und dann in die Luft gesprengt zu haben. Der ukrainische Geheimdienst SBU veröffentlichte am Freitag eine Tonaufnahme eines Gesprächs, in dem ein russischer Soldat die Tat zugeben soll.
Zu hören ist ein Mann, der sagt, eine russische Sabotagegruppe sei verantwortlich für den Anschlag. Ob die Aufnahme echt ist, war von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Dagegen behauptet Russland, der Staudamm sei durch ukrainischen Beschuss zerstört worden.
9. Juni, 15.40 Uhr: Russland übergibt ungarischstämmige Kriegsgefangene an Ungarn
Russland hat elf ungarischstämmige Kriegsgefangene aus der Ukraine direkt an Ungarn übergeben.
Der ungarische Vize-Ministerpräsident Zsolt Semjen bestätigte am Freitag eine entsprechende Mitteilung der russisch-orthodoxen Kirche in Ungarn vom Vortag. Demnach habe Moskau einem Wunsch Ungarns entsprochen, hieß es darin. Die Ukraine sei in den Vorgang nicht eingebunden gewesen, berichteten Medien.
"Es war meine menschliche und patriotische Pflicht", sagte Semjen im Fernsehsender ATV über die Abwicklung der Übergabe. Als Stellvertreter von Ministerpräsident Viktor Orban ist er auch für Kirchenfragen zuständig.
9. Juni, 15.38 Uhr: Ukrainische Wirtschaft verzeichnet weiteren Rückgang
Die Wirtschaftsleistung der Ukraine ist im ersten Quartal um 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen.
Der Rückgang fiel nach den am Freitag veröffentlichten Angaben von Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko aber geringer aus als erwartet. Sie war von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 14 Prozent ausgegangen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2022 sei das BIP sogar um 2,4 Prozent gestiegen. Swyrydenko sieht darin einen Grund für Optimismus: "Solche Daten deuten darauf hin, dass die Wirtschaft der Ukraine sich schneller anpasst und erholt als bisher erwartet."
9. Juni, 13.48 Uhr: UN: Frage nach Kriegsverbrechen bei Dammzerstörung verfrüht
Das UN-Menschenrechtsbüro kann noch nicht beurteilen, ob die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine ein Kriegsverbrechen ist.
"Da die Umstände des Vorfalls nach wie vor unklar sind, ist es verfrüht, die Frage zu prüfen, ob ein Kriegsverbrechen begangen worden sein könnte", sagte Jeremy Laurence am Freitag in Genf. "Wir bekräftigen unsere Forderung nach einer unabhängigen, unparteiischen, gründlichen und transparenten Untersuchung."
Nach Angaben von Lawrence sind alle Anträge, die ukrainischen Gebiete unter russischer Besatzung aufzusuchen, bislang abgelehnt worden.
9. Juni, 13.07 Uhr: Polens Bauern blockieren Grenzübergang zur Ukraine
Aus Protest gegen Marktverzerrungen durch günstige Agrarimporte aus der Ukraine haben polnische Bauern einen Grenzübergang zum östlichen Nachbarland blockiert.
Der Grenzübergang Dorohusk sei derzeit für den Güterverkehr aus der Ukraine nicht passierbar, teilte die Straßenverkehrsdirektion am Freitag mit. Nach Angaben der Organisatoren soll die Blockade bis Sonntagabend anhalten.
Sie wollen damit gegen den Preisverfall protestieren, die durch den Import von Getreide und anderen Agrarprodukten aus der Ukraine entstanden sind. "Viele Landwirtschaftsbetriebe sind in einer dramatischen Situation", sagte Organisator Bartlomiej Szajner von der Initiative Geeintes Dorf dem Portal "Super Tydzien Chelmski". Auch die von der polnischen Regierung versprochenen Finanzhilfen seien bei den betroffenen Landwirten noch nicht eingegangen.
9. Juni, 11 Uhr: Drohneneinschlag in russischer Stadt Woronesch - drei Verletzte
Bei einem Einschlag einer Drohne in einem mehrgeschossigen in der russischen Stadt Woronesch sind am Freitag laut Behörden drei Menschen verletzt worden.
Der Vorfall werde untersucht, teilte Gebietsgouverneur Alexander Gussew mit. Auf Fotos war zu sehen, dass mehrere Wohnungen in den unteren Etagen des Hauses zerstört sind. Das Gebiet Woronesch im Südwesten Russlands grenzt teils an die Ukraine, gegen die Moskau seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg führt.
Die grenznahen Regionen klagen immer wieder über Beschuss von ukrainischem Gebiet. Besonders betroffen ist derzeit das Gebiet Belgorod.
9. Juni, 10.27 Uhr: Russland dürfte laut London Getreideabkommen als Druckmittel nutzen
Moskau dürfte nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten die im Juli anstehende Verlängerung des Getreideabkommens mit der Ukraine als Druckmittel für die Durchsetzung seiner Interessen nutzen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London am Freitag hervor.
Demnach behindere Russland beinahe sicher schon jetzt die ukrainischen Getreideexporte durch die absichtliche Verlangsamung von Kontrollen. Derzeit werden demnach nur eines oder zwei Schiffe pro Tag kontrolliert - im Herbst vergangenen Jahres seien es hingegen zwischen sechs und acht Schiffen gewesen.
Das im vorigen Sommer geschlossene Getreideabkommen beendete eine monatelange russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen. Damit kann die Ukraine als einer der wichtigsten Getreideexporteure weltweit wieder Korn ausführen - wenn auch im beschränkten Umfang. Das Abkommen wurde mehrfach verlängert, zuletzt Mitte Mai um zwei Monate.
9. Juni, 8.26 Uhr: Russland beschießt Ukraine mit Drohnen und Raketen
Bei neuen Angriffen auf die Ukraine hat Russland das Land mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Insgesamt seien 10 von 16 Drohnen und 4 Marschflugkörper abgeschossen worden, teilten die Luftstreitkräfte am Freitagmorgen in Kiew mit.
Im ganzen Land hatte es zuvor Luftalarm gegeben. In der Stadt Uman im zentralukrainischen Gebiet Tscherkassy schlugen laut Behörden zwei Raketen in ein Industrieobjekt und eine Autowaschanlage ein. Acht Menschen seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer, hieß es.
In der Region Dnipropetrowsk beschädigten Trümmer abgeschossener Drohnen und Raketen zwei Wohnhäuser, eine Gasleitung und ein Auto, wie der Militärgouverneur des Gebiets, Serhij Lyssak, mitteilte. Es gebe keine Verletzten, sagte er. Russland überzieht die Ukraine immer wieder mit Drohnen- und Raketenangriffen. Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gab es am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag wieder Luftalarm. Über Schäden wurde nichts bekannt.
9. Juni, 6 Uhr: Militäranalyst: Dammbruch ändert militärischen Kriegsverlauf kaum
Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms dürfte nach Einschätzung eines Militäranalysten aus Zürich wenig unmittelbaren Einfluss auf den militärischen Verlauf des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben.
Der Staudamm liegt am Fluss Dnipro, der in der Region im Süden der Ukraine die Frontlinie im Gebiet Cherson bildet. "Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Ukraine eine Überquerung des Dnipro als gewichtige Offensivachse vorgesehen hatte", sagte Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur.
Dies hänge mit den hohen Risiken einer solchen Überquerungsoperation gegen vorbereitete russische Kräfte zusammen, sagte Masuhr. "Im engeren militärischen Sinne ist also nicht offensichtlich, wie der Dammbruch den Krieg kurzfristig in die eine oder andere Richtung schieben könnte."
9. Juni, 2 Uhr: Deutsche Botschafterin in Kiew verurteilt russische Luftangriffe
Deutschlands Botschafterin in Kiew, Anka Feldhusen, hält die russischen Luftangriffe auf die ukrainische Hauptstadt für Terror.
"Die Kolleginnen und Kollegen und ich empfinden es definitiv als Terror, ein Nachbarland mit Raketen zu beschießen", sagte Feldhusen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Ihrer Ansicht nach brechen die russischen Attacken den ukrainischen Kampfwillen jedoch nicht. "Hier lässt sich trotz manchmal auftauchender Müdigkeit niemand mürbe machen."
Feldhusen zufolge ist die Luftabwehr in der ukrainischen Hauptstadt sehr wirkungsvoll. "Kiew wird meist von Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen, dagegen ist die ukrainische Luftverteidigung schon seit Januar wirklich fast zu 100 Prozent effektiv. Das heißt, die Angst, dass wirklich eine Rakete einschlägt, ist gar nicht so groß."
9. Juni, 1 Uhr: Selenskyj leitet Krisensitzung zu Trinkwasserversorgung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach der Zerstörung des Staudamms Kachowka eine Krisensitzung zur Trinkwasserversorgung der Region Dnipropetrowsk abgehalten.
Es gebe Probleme bei der Wasserversorgung der Städte Krywyj Rih, Marganez, Pokrow und Nikopol, berichtete der Militärgouverneur der Region, Serhij Lyssak, laut einer Mitteilung des Präsidialamts.
Der Minister für Entwicklung und Infrastruktur, Olexander Kubrakow, stellte dabei ein Projekt für den Bau eines neuen Stausees vor, der zumindest teilweise auf dem Gebiet des bestehenden liegen soll.
8. Juni, 19.08 Uhr: Hochrangiger Kremlbeamter besucht südukrainisches Flutgebiet
Sergej Kirijenko, Vizechef der Kremlverwaltung, ist in die besetzte südukrainische Region Cherson gereist, um sich ein Bild vom Hochwasser zu machen.
"Um die Lage objektiv einschätzen zu können, sind wir gemeinsam (mit Kirijenko) die überfluteten Territorien von Hola Prystan und Oleschky abgefahren - hier ist die Lage am stärksten gespannt", teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter von Cherson, Andrej Alexejenko, auf seinem Telegram-Kanal mit.
Auf den beigefügten Videos ist zu sehen, wie Kirijenko das Hochwassergebiet inspiziert und mit einem Betroffenen spricht.
8. Juni, 18.39 Uhr: Konflikt um Kiewer Schutzbunker - Klitschko kritisiert Bezirksleiter
Im Streit um Probleme mit Kiewer Luftschutzbunkern will Bürgermeister Vitali Klitschko an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj appellieren, ihm mehr Handlungsspielraum zu überlassen.
Die einzelnen Stadtbezirke seien mittlerweile zu "separaten Fürstentümern" geworden, während dem Bürgermeisterbüro immer weniger Handlungsraum bleibe, kritisierte Klitschko am Donnerstag im Messenger-Dienst Telegram. Zugleich aber trage er die volle Verantwortung für die Lage in der Metropole.
8. Juni, 17.52 Uhr: Medienberichte über ukrainische Offensive - Moskau spricht von Abwehr
Die lang erwartete ukrainische Gegenoffensive zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete könnte internationalen Medienberichten zufolge im Südosten des Landes begonnen haben.
Auch der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sprach am Donnerstag von vier ukrainischen Angriffsversuchen im südlichen Gebiet Saporischschja, die die eigene Armee aber angeblich alle zurückgeschlagen habe. Unabhängig überprüfen ließ sich das aber nicht. Die "Washington Post" und der US-Sender NBC bezogen sich in ihren Berichten auf nicht namentlich genannte ukrainische Militärquellen.
Von ukrainischer Seite gibt es bislang keine offizielle Bestätigung für den in den letzten Tagen mehrfach - auch von westlichen Medien - gemeldeten Beginn einer Großoffensive.
8. Juni, 17.31 Uhr: Selenskyj sichert Menschen im gefluteten Kriegsgebiet Hilfe zu
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) den Menschen im gefluteten Kriegsgebiet im Süden des Landes Hilfe zugesichert.
"Wir werden Ihnen helfen und alles aufbauen, was aufgebaut werden muss", sagte er am Mittwoch. Er informierte sich in den Gebieten Mykolajiw und Cherson über die Evakuierung überschwemmter Ortschaften. Helfer brachten dort Tausende Menschen in Sicherheit.
Selenskyjs Delegation beklagte, dass auch während der laufenden Evakuierungen von russischer Seite aus dem besetzten Teil des Gebiets Cherson geschossen worden sei. Ein Mann wurde auf einem Rettungsboot durch den Beschuss schwer am Kopf verletzt, wie das ukrainische Fernsehen zeigte.
8. Juni, 17.11 Uhr: UN nicht in Überschwemmungsgebieten unter russischer Besatzung
Die Vereinten Nationen bemühen sich nach dem Dammbruch in der Ukraine um Zugang zu den Überschwemmungsgebieten unter russischer Besatzung.
Bislang sei das UN-Nothilfebüro OCHA nicht in der Lage, einen UN-Einsatz in der Region zu bestätigen, sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke am Donnerstag in Genf. "Wir setzen unsere prinzipiellen Bemühungen fort, die von Russland kontrollierten Gebiete der Ukraine zu erreichen."
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf russischen Truppen vor, die Menschen dort im Stich zu lassen und ukrainische Rettungsversuche zu torpedieren. Internationalen Hilfsorganisationen warf er Passivität vor.
8. Juni, 16.33 Uhr: Russische Stellungen durch Wasserflut zerstört
Die russischen Truppen haben durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine aus Sicht des Militärs in Kiew und von US-Experten Verluste hinnehmen müssen.
Die Besatzer seien nicht vorbereitet gewesen auf die Folgen der Sprengung des Staudamms und hätten deshalb Soldaten, Ausrüstung und Militärtechnik verloren, teilte der Generalstab am Donnerstag in Kiew mit. Es gebe tote, verletzte und vermisste russische Soldaten. Auch Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stellten fest, dass durch die Fluten aus dem Stausee russische Verteidigungsstellungen in der Frontlinie vernichtet worden seien.
8. Juni, 14.09 Uhr: Putin will nicht in vom Dambruch verwüstetes Gebiet reisen
Anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) will Kremlchef Wladimir Putin (70) zumindest vorerst nicht in das nach der Staudamm-Zerstörung überflutete südukrainische Gebiet Cherson reisen.
"Nein, derzeit gibt es keine solchen Pläne", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge auf eine entsprechende Frage von Journalisten.
In Cherson ist die von russischen Truppen besetzte linke Seite des Flusses Dnipro besonders schlimm von den Hochwassern betroffen, die der Bruch des wichtigen Kachowka-Staudamms ausgelöst hat.
Kremlsprecher Peskow warf unterdessen der ukrainischen Seite vor, die russischen Evakuierungsarbeiten durch anhaltenden Beschuss von der rechten Flussseite aus zu behindern. Das ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Zuvor hatte Kiew ähnliche Vorwürfe gegen die Russen erhoben, die im Zuge ihres seit mehr als 15 Monaten andauernden Angriffskriegs große Teile von Cherson okkupiert haben.
8. Juni, 14.09 Uhr: Russland besteht auf Aufklärung von Nord-Stream-Explosionen
Russland besteht nach Medienberichten über eine mögliche ukrainische Spur bei den Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 auf einer Aufklärung des Anschlags.
Es müsse eine "transparente, internationale und dringliche Untersuchung dessen erfolgen, was jetzt vor sich geht", sagte Peskow am Donnerstag mit Blick auf Medienberichte über eine mögliche Beteiligung von Ukrainern an dem Anschlag.
Russland beklagt seit langem, mit einer Forderung nach Aufklärung der Sprengungen an ihren nach Deutschland verlegten Gasleitungen nicht beteiligt zu werden. Moskau hatte stets Vorwürfe aus dem Westen zurückgewiesen, selbst die Pipelines gesprengt zu haben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestritt eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen. "Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln", sagte Selenskyj in einem Interview von "Bild", "Welt" und "Politico". Er forderte Beweise für solche Behauptungen.
Auch Recherchen der Medien NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" waren zuletzt zu dem Schluss gekommen, dass in dem Fall mehrere Spuren in Richtung Ukraine führen. Es gehe um mutmaßliche Briefkastenfirmen und um eine Person mit möglichen Verbindungen zum ukrainischen Militär, hieß es. Weder Bundesanwaltschaft noch Bundesregierung hatten die Berichte kommentiert.
8. Juni, 13.31 Uhr: Russland: UN-Gericht muss haltlose Klage der Ukraine abweisen
Im Verfahren vor dem höchsten UN-Gericht zur russischen Aggression in der Ukraine hat Russland alle Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und eine Abweisung der Klage gefordert.
Die Vorwürfe der Ukraine seien haltlos, sagte Botschafter Alexander Schulgin am Donnerstag vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Er sprach von "Propaganda und Lügen".
Das UN-Gericht befasst sich seit Dienstag mit einer Klage der Ukraine, die bereits 2017 eingereicht worden war, also lange vor der russischen Invasion im vergangenen Jahr.
8. Juni, 11.57 Uhr: Russische Besatzer melden fünf Tote nach Damm-Zerstörung
Infolge des verheerenden Hochwassers nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind im russisch besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson mehrere Menschen ums Leben gekommen.
Der Besatzungschef der besonders betroffenen Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, sprach am Donnerstagvormittag im russischen Staatsfernsehen von fünf Toten. Außerdem seien mehr als 40 Menschen verletzt worden. Unabhängig ließen sich diese Zahlen nicht überprüfen.
8. Juni, 11.54 Uhr: Ukraine und Experten: Russische Stellungen durch Wasserflut zerstört
Die russischen Truppen haben durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine aus Sicht des Militärs in Kiew und von US-Experten Verluste hinnehmen müssen.
Die Besatzer seien nicht vorbereitet gewesen auf die Folgen der Sprengung des Staudamms und hätten deshalb Soldaten, Ausrüstung und Militärtechnik verloren, teilte der Generalstab am Donnerstag in Kiew mit. Es gebe tote, verletzte und vermisste russische Soldaten. Auch Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stellten fest, dass durch die Fluten aus dem Stausee russische Verteidigungsstellungen in der Frontlinie vernichtet worden seien.
8. Juni, 11.51 Uhr: Am Atomkraftwerk Saporischschja wird Kühlwasser aus Stausee gepumpt
Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja wird mit Hochdruck am Auffüllen der Kühlwasserreserven gearbeitet.
Das sei nötig, falls infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms und des Ablaufens riesiger Wassermengen bald kein Wasser mehr aus dem dahinter liegenden Reservoir gepumpt werden könne, teilte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi (62), am Mittwochabend mit.
Das von Russland besetzte Kraftwerk liegt am nördlichen Ende des Stausees.
8. Juni, 10.46 Uhr: Selenskyj besucht Flutgebiet in Südukraine
Wenige Tage nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine ist Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) in die Hochwasserregion gereist.
Im Gebiet Cherson habe er sich unter anderem ein Bild von den laufenden Evakuierungen gemacht, teilte Selenskyj am Donnerstag über seinen offiziellen Telegram-Kanal mit.
8. Juni, 10.05 Uhr: Wasser flutet weiter das Gebiet Cherson
Nach der Zerstörung des Kachowka-Damms im Kriegsgebiet Cherson im Süden der Ukraine fließen weiter Wassermassen aus dem Stausee ab.
Der Wasserstand in dem See sei binnen 24 Stunden um einen Meter gesunken und liege mit Stand Donnerstagmorgen (7 Uhr MESZ) bei 13,05 Meter, teilte der staatliche Wasserkraftwerksbetreiber Ukrhydroenergo in Kiew mit. Das Mauerwerk nehme derweil immer größeren Schaden. Durch den zertrümmerten Staudamm fließt das Wasser im Moment ungehindert ab.
8. Juni, 9.42 Uhr: Geheimdienst berichtet über heftige Kämpfe an mehreren Fronten
In der Ukraine wird nach Angaben britischer Geheimdienstexperten weiterhin an mehreren Frontabschnitten heftig gekämpft.
Die Ukrainer behielten dabei in den meisten Gebieten die Initiative, hieß es am Donnerstag im täglichen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London. Die russischen Truppen seien wahrscheinlich angewiesen, so bald wie möglich zum Angriff überzugehen. So hätten tschetschenische Einheiten einen erfolglosen Versuch gemacht, den Ort Marjiwka nahe der Stadt Donezk einzunehmen.
8. Juni, 6.42 Uhr: EU-Agentur fordert langfristige Perspektiven für Ukraine-Flüchtlinge
EU-Staaten sollten sich laut der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) auf eine dauerhafte Integration von Geflüchteten aus der Ukraine einstellen.
Bestehende Hilfsmaßnahmen sollten besser auf Frauen und Kinder ausgerichtet werden, die den überwiegenden Teil der Flüchtlinge ausmachen, forderte die Agentur am Donnerstag in Wien in ihrem Jahresbericht.
Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 rund 8,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Davon genießen etwa 5,1 Millionen in der EU, in der Schweiz und in Norwegen unter Sonderregelungen vorübergehenden Schutz, ohne dass sie Asyl beantragen müssen.
8. Juni, 6.39 Uhr: Pence fordert Unterstützung für Ukraine
Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence (64) würde die Ukraine als Präsident der Vereinigten Staaten eigenen Worten zufolge weiterhin militärisch gegen Russland unterstützen.
"Wir müssen den Menschen in der Ukraine die Fähigkeit geben, zu kämpfen", sagte Pence am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Fragestunde mit Bürgern im TV-Sender CNN.
Dabei teilte er auch gegen seinen ehemaligen Chef, Ex-Präsident Donald Trump (76) aus. Dieser habe Kremlchef Wladimir Putin (70) bei dessen Einmarsch ein "Genie" genannt. "Ich kenne den Unterschied zwischen einem Genie und einem Kriegsverbrecher und ich weiß, wer im Krieg in der Ukraine gewinnen muss - und es sind die Menschen, die für ihre Freiheit und für die Wiederherstellung ihrer nationalen Souveränität in der Ukraine kämpfen", sagte Pence.
8. Juni, 6.27 Uhr: Selenskyj bestreitet Sabotage der Nord-Stream-Pipelines
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) hat eine Beteiligung seiner Regierung an den Sabotage-Aktionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 bestritten.
"Ich bin Präsident und ich gebe entsprechende Befehle. Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln", sagte Selenskyj in einem Interview von "Bild", "Welt" und "Politico". Angesprochen auf einen entsprechenden Artikel der "Washington Post" forderte er Beweise für eine ukrainische Beteiligung.
8. Juni, 6.17 Uhr: Selenskyj kritisiert Hilfsorganisationen für Passivität bei Flut
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) hat die internationalen Hilfsorganisationen wegen ihrer angeblichen Passivität nach der durch eine Staudammexplosion hervorgerufenen Flutkatastrophe kritisiert.
"Jeder tote Mensch ist ein Urteil für die bestehende internationale Architektur, für internationale Organisationen, die vergessen haben, wie man Leben rettet", sagte er am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. Er machte keine Angaben, wie viele Ukrainer durch das Hochwasser ums Leben kamen.
Auf der anderen Seite bedankte er sich für bilaterale Hilfszusagen aus dem Ausland. Er habe mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert und konkrete Hilfsangebote besprochen, sagte er.
8. Juni, 6.13 Uhr: THW schickt Hilfsgüter in ukrainische Flutregion
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Technische Hilfswerk (THW) acht Laster mit Hilfsgütern in Richtung Ukraine geschickt.
Sie würden dort am Freitag oder Samstag erwartet, sagte THW-Präsident Gerd Friedsam (66) am Mittwoch in den ARD-"Tagesthemen". Zunächst würden Trinkwasserfilter und Stromgeneratoren geliefert. "Und wir ergänzen das jetzt nochmal mit Unterkunftsmaterial, wie Zelten, Decken, Feldbetten", fügte Friedsam hinzu.
Die Hilfe richte sich nach den Anforderungen der ukrainischen Katastrophenschutzbehörden. Die Ukraine habe signalisiert, dass sie genügend Hilfskräfte vor Ort habe. Friedsam wies darauf hin, dass Minen und Munitionsreste eine besondere Gefahr in der ukrainischen Flutregion, auch für die Helfer, darstellten. Sie seien eine "schwere Behinderung" der Hilfsarbeiten und man müsse sie zunächst beseitigen, bevor die Helfer gefahrlos arbeiten könnten.
7. Juni, 21.04 Uhr: Selenskyj: Damm-Zerstörung kostete Menschenleben - Helfer beschossen
Bei den Überflutungen infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch Menschen umgekommen.
"Menschen, Tiere sind gestorben. Von den Dächern der überfluteten Häuser sehen Menschen, wie Ertrunkene vorbeitreiben", sagte er in einem Interview mit "Welt", "Bild" und "Politico" in Kiew. Den russischen Truppen auf dem von ihnen eroberten Südufer des Dnipro-Stroms machte er schwere Vorwürfe: "Wenn unsere Kräfte versuchen, die Menschen rauszuholen, dann werden sie von den Besatzern aus der Entfernung beschossen."
Enttäuscht zeigte sich Selenskyj darüber, dass nach seinen Angaben die UN und das Rote Kreuz seinem Land in der Dammbruch-Katastrophe bisher nicht helfen würden. Sie müssten "als erste da sein, um Menschenleben zu retten", sagte er. Aber: "Sie sind nicht da!"
Nach einer Rückeroberung des Gebiets von den Russen will der ukrainische Präsident eine internationale Untersuchung anregen. Dann werde die Ukraine, alle internationalen Experten einladen, den Vorfall zu untersuchen, sagte er.
Selenskyj hält die Verantwortung Russlands für die Katastrophe für erwiesen und glaubt, dass die russische Seite die Sprengaktion unterschätzt habe. Sie habe in Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive auf diese Weise die Befreiung der Gebiete erschweren wollen.
"Sie haben nicht daran gedacht, dass sie auch ihre besetzten Gebiete fluten", erklärte er.
7. Juni, 21.01 Uhr: Macron verurteilt Angriff auf Staudamm - Frankreich schickt Hilfe
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Angriff auf das Bauwerk verurteilt und der Ukraine schnelle Hilfe zugesichert.
"Wir werden in den allernächsten Stunden Hilfe schicken, um den unmittelbaren Bedarf zu decken", sagte Macron am Mittwochabend nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
7. Juni, 19.55 Uhr: Moskau droht mit Aus für Getreidedeal nach Pipeline-Explosion
Russland hat der Ukraine einen Anschlag auf eine Ammoniakleitung vorgeworfen und deswegen mit dem Ende des Getreidedeals gedroht.
"Am 5. Juni um 21 Uhr hat in der Ortschaft Masjutiwka im Gebiet Charkiw ein ukrainischer Aufklärungs- und Sabotagetrupp die Ammoniak-Pipeline "Togliatti - Odessa" gesprengt", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch.
Das russische Außenministerium bezeichnete die Sprengung als "Schlag gegen den Getreidedeal". International gibt es Sorgen, dass mit dem Scheitern des Abkommens die Lebensmittelpreise steigen.
7. Juni, 19.37 Uhr: Durch Staudamm-Zerstörung mehr als 20 Kulturstätten bedroht
Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörung am Dienstag hat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen.
Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnipro-Flusses. Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte am Mittwoch zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind.
Den Angaben des Ministeriums zufolge gehören zu den gefährdeten Objekten unter anderem die im 14. Jahrhundert gegründete Festung Tjahyn oder die sogenannte Ponjatiwske-Siedlung der Eisenzeit (4. Jahrhundert v. Chr.). Über Schäden in den Museen in Cherson sei nichts bekannt.
7. Juni, 16.50 Uhr: Erdogan schlägt nach Staudamm-Zerstörung Untersuchungskommission vor
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Untersuchungskommission vorgeschlagen.
Erdogan habe dies am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit.
Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es.
7. Juni, 16.33 Uhr: Cherson: Ukraine warnt vor Minengefahr und "kolossalen" Umweltschäden
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnipro weggeschwemmt.
Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagte der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Jurij Sobolewskyj, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform am Mittwoch. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minengefahr zu helfen.
Auf die Frage nach konkreten Folgen der Flut-Katastrophe antwortete Sobolewskyj, dass es derzeit noch keine vollständige Übersicht über das Ausmaß der Zerstörung gebe. Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt seien jedoch "kolossal". Seinen Aussagen zufolge wird der Wasserspiegel im Kachowka-Stausee langfristig sinken, was das Ökosystem der gesamten Südukraine negativ beeinflussen würde.
7. Juni, 16.12 Uhr: Ukrainisches Militär berichtet über weitere Angriffe bei Bachmut
Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge bei der kürzlich von Russland eroberten Stadt Bachmut wieder Gegenangriffe gestartet.
"In Richtung Bachmut sind unsere Truppen von der Verteidigung in die Offensive übergegangen", schrieb die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch auf Telegram. Seit Dienstag seien die eigenen Truppen in der ostukrainischen Region Donezk an verschiedenen Stellen zwischen 200 und 1100 Metern vorgerückt.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar insgesamt acht ukrainische Angriffsversuche bei Bachmut, erklärte aber, alle abgewehrt zu haben. Die Angaben beider Kriegsparteien lassen sich oft nicht direkt unabhängig überprüfen.
7. Juni, 16.10 Uhr: Erdogan schlägt Untersuchungskommission vor
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan, eine Untersuchungskommission vorgeschlagen.
Erdogan habe dies am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Putin und Selenskyj angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit. Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es.
Selenskyj schrieb auf Twitter, er habe mit Erdogan über die humanitären und ökologischen Folgen des "russischen Terrorakts" gesprochen und der Türkei eine Liste von dringend Benötigtem übergeben.
7. Juni, 16.08 Uhr: Greenpeace warnt vor enormen Umweltschäden nach Staudamm-Zerstörung
Greenpeace warnt vor enormen Umweltschäden durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine.
"Aufgrund des Ausmaßes der Katastrophe wird es in den kommenden Sommermonaten und darüber hinaus unweigerlich zu Auswirkungen auf die Wasserversorgung von Millionen von Menschen und die Landwirtschaft kommen", erklärte die Umweltschutzorganisation am Mittwoch in Hamburg. "Zu den größten Umweltbedrohungen gehören giftige und andere Schadstoffe, schwere Schäden an empfindlichen Ökosystemen, Nationalparks und am Biosphärenreservat Schwarzes Meer."
7. Juni, 15.40 Uhr: Lwiw rechnet mit Flüchtlingen aus überfluteten Gebieten
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes erwartet der Bürgermeister der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, viele Flüchtlinge aus den überfluteten Gebieten.
"Die ersten Busse sind schon losgefahren. Wir haben momentan 3000 neue Schlafplätze für Flüchtlinge geschaffen", sagte Sadowyj am Mittwoch dem polnischen Radiosender Rmf.fm.
Nach Angaben des Bürgermeisters hat Lwiw seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rund 150.000 Menschen aus anderen Teilen des Landes aufgenommen. Die Stadt mit ursprünglich 720.000 Einwohnern liegt rund 70 Kilometer östlich der Grenze zu Polen. Dort ist es vergleichsweise ruhig, allerdings war Lwiw zuletzt am 19. Mai auch von einem russischen Raketenangriff betroffen.
7. Juni, 15.12 Uhr: Zerstörter Staudamm: Ukraine warnt vor Krankheiten und Seuchen
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat die Ukraine vor einer Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen in der überfluteten Region Cherson gewarnt.
Durch das Hochwasser können in der südlichen Region Chemikalien und Krankheitserreger in Brunnen und Gewässer gelangen, wie das ukrainische Gesundheitsministerium am Mittwoch auf Facebook mitteilte. Experten des Ministeriums seien bereits vor Ort im Einsatz, um Wasserproben zu analysieren, hieß es weiter. Außerdem sollten regionale Vorräte an Antibiotika aufgestockt werden, um mehr Menschen bei Darminfekten behandeln zu können.
Die ukrainische Behörde teilte außerdem mit, in den kommenden drei bis fünf Tagen werde der Wasserstand wieder sinken, was voraussichtlich zum Massen-Fischsterben führen werde. Der Verzehr von Fischen sei deshalb nun kategorisch verboten, um das Risiko von Botulismus - einer lebensbedrohlichen Nervenvergiftung - zu minimieren.
7. Juni, 15.07 Uhr: Nach Dammbruch in der Ukraine läuft Nothilfe an
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine stehen Organisationen des Bündnisses "Aktion Deutschland Hilft" zur Unterstützung der betroffenen Menschen bereit.
So stellen die Johanniter Fahrzeuge für die Evakuierung von Bewohnern zur Verfügung und bereiten die Unterbringung von Betroffenen sowie ihre Versorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln vor. Die Organisation "Help - Hilfe zur Selbsthilfe" verteilt nach Bedarf Hilfsgüter und zahlt evakuierten Menschen Bargeld aus, damit sie sich selbst mit dem Nötigsten versorgen können. Benzingutscheine sollten die Evakuierung erleichtern, teilte die "Aktion Deutschland Hilft" am Mittwoch in Bonn mit.
Die Organisation "Terra Tech" unterstütze Initiativen vor Ort, die Menschen und Tiere evakuierten, Notunterkünfte bauten und Dinge des täglichen Bedarfs verteilten. Helferinnen und Helfer von World Vision wiederum versorgen die Betroffenen mit Hilfsgütern. Das Gesundheitshilfswerk Action Medeor bereitet sich ebenfalls auf die Versorgung der Menschen vor, die vor den Wassermassen fliehen.
In Köln teilte das Kinderhilfswerk Unicef mit, die Nothilfe in dem Gebiet werde ausgeweitet.
7. Juni, 12.48 Uhr: Russischer Besatzungschef sieht taktischen Vorteil durch Hochwasser
Der russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, Wladimir Saldo, sieht nach der Zerstörung des Staudamms einen militärischen Vorteil für die eigene Armee.
"Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt", sagte Saldo am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen angesichts des verheerenden Hochwassers, das der Dammbruch in der Region ausgelöst hat. "Sie können nichts machen", so seine Sicht auf die ukrainischen Truppen, die eine Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete planen.
Angesichts des um ein Vielfaches seiner eigentlichen Größe angeschwollenen Flusses Dnipro sagte Saldo: "Für unsere Streitkräfte hingegen öffnet sich jetzt ein Fenster: Wir werden sehen, wer und wie versuchen wird, die Wasseroberfläche zu überqueren."
7. Juni, 11 Uhr: Russische Besatzer: Menschen in Hochwasser-Fluten eingeschlossen
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind laut Angaben der russischen Besatzer im von ihnen kontrollierten Teil des Gebiets Cherson bis zu 40.000 Menschen von den schweren Überschwemmungen betroffen.
"Nach vorläufigen Prognosen sind es zwischen 22.000 und 40.000", sagte der von Moskau in Cherson eingesetzte Verwaltungschef Wladimir Saldo am Mittwochvormittag im russischen Staatsfernsehen auf die Frage, wie viele Menschen im Katastrophengebiet lebten.
Der Besatzungschef der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, sagte zudem, dass dort rund 100 Menschen von den Wassermassen eingeschlossen seien und gerettet werden müssten. Sieben Anwohner werden den Angaben zufolge derzeit vermisst, rund 900 sollen angeblich schon in Sicherheit gebracht worden sein.
Leontjew sprach zudem von mehreren komplett oder teilweise überfluteten Orten. "Der Ort Korsunka steht - mit Ausnahme der letzten Straße - komplett unter Wasser", sagte er im russischen Fernsehen.
7. Juni, 8.40 Uhr: Weitere Überschwemmungen nach Damm-Zerstörung möglich
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine rechnen britische Geheimdienste mit weiteren Folgen.
"Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird", teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Auf Fotos und Videos hat es den Anschein, dass ein Teil der Staumauer noch steht. Weitere Angaben machte die Behörde nicht, auch nicht dazu, wer für die Zerstörung verantwortlich sein könnte. In den überfluteten Ortschaften stieg auch am Mittwoch weiter das Wasser.
7. Juni, 6 Uhr: Ukraine-Krieg stößt laut Forschern ähnlich viele Emissionen aus wie Belgien
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat einer Berechnung zufolge allein im ersten Jahr etwa so viele klimaschädliche Emissionen verursacht wie ein Land der Größe Belgiens im gleichen Zeitraum.
Das errechnete der niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk, der seine Ergebnisse am Mittwoch bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn vorstellen wollte. Gemeinsam mit einem internationalen Team errechnete er systematisch die direkten und indirekten Emissionen des Krieges.
Demnach hat der Ukraine-Krieg allein im ersten Jahr etwa so viele Emissionen verursacht wie ein Land wie Belgien im gleichen Zeitraum - nämlich 120 Millionen Tonnen CO2-Emissionen-Äquivalente. Das bedeutet, dass die Emissionen anderer klimaschädlicher Treibhausgase - wie etwa Methan - in CO2-Emissionen umgerechnet werden, um besser vergleichen zu können.
"Es ist zuallererst natürlich eine menschliche Tragödie", sagte de Klerk der Deutschen Presse-Agentur. "Doch es gibt auch einen großen Umweltschaden."
7. Juni, 3.52 Uhr: Felder könnten nach Staudamm-Zerstörung Wüsten werden
Nach der Explosion des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson.
Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.
"Darüber hinaus wird die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen", so das Ministerium. "Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten", hieß es weiter.
Auch die Trinkwasserversorgung in besiedelten Gebieten sei betroffen. Zudem erwartet das Agrarministerium nach eigenen Angaben negative Folgen für die Fischerei.
6. Juni, 23.47 Uhr: Kiew und Moskau schieben sich vor Sicherheitsrat Schuld zu
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine haben sich Kiew und Moskau vor dem UN-Sicherheitsrat gegenseitig die Schuld zugewiesen.
Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia sprach am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung in New York von einem "Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus". Die Sprengung sei "ein weiteres Beispiel für den Völkermord Russlands an den Ukrainern."
Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dagegen, dass der Vorfall auf "vorsätzliche Sabotage Kiews" zurückzuführen und wie ein Kriegsverbrechen einzuordnen sei. Der Staudamm sei für ein "unvorstellbares Verbrechen" benutzt worden.
6. Juni, 22.29 Uhr: USA: Nicht sicher über Hintergründe der Staudamm-Zerstörung
Die USA haben keine gesicherten Erkenntnisse über die Hintergründe der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine - ein amerikanischer UN-Vertreter hält eine Sabotage durch Kiew aber für unwahrscheinlich.
"Warum sollte die Ukraine so etwas ihrem eigenen Territorium und ihren eigenen Menschen antun, ihr Land überschwemmen und Zehntausende dazu zwingen, ihre Häuser zu verlassen? Das macht einfach keinen Sinn", sagte der stellvertretende Botschafter Robert Wood am Dienstag vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.
Wood sagte, er hoffe, in einigen Tagen mehr Informationen zu dem offensichtlichen Angriff auf den Damm zu haben.
6. Juni, 20.33 Uhr: Moskau präsentiert Traktoren als zerstörte Leopard-Kampfpanzer
Russlands Verteidigungsministerium hat die Vereitelung der ukrainischen Großoffensive und die Zerstörung von Kampfpanzern Leopard gemeldet - dabei aber offenbar falsche "Beweisbilder" präsentiert.
Auf dem Video sei die Zerstörung eines Traktors zu sehen, urteilte der prorussische Militärblog "Wojenny Oswedomitel" am Dienstag nach Ansicht der Bilder. "Er ging dann in die Berichte des Verteidigungsministeriums als Leopard 2 ein." Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor unter anderem die Vernichtung von acht Leopard-Kampfpanzern verkündet.
Auch andere russische Militärblogger kritisierten die Erfolgsmeldung als offensichtliche Ente. Nach Angaben des nationalistischen Bloggers Fighterbomber handelt es sich um Bilder aus dem Vorjahr. Zu der Zeit verfügte Kiew noch nicht über westliche Kampfpanzer des Typs Leopard. Die meisten Leopard-Panzer hat Deutschland an die Ukraine geliefert. Sie sollen dem Land während der geplanten Offensive bei der Rückeroberung ihrer von Russland besetzten Territorien helfen.
Das russische Verteidigungsministerium ist in der Vergangenheit schon mehrfach mit Übertreibungen in ihren Erfolgsmeldungen aufgefallen. So hat die russische Armee nach Angaben ihres Sprechers Igor Konaschenkow inzwischen etwa deutlich mehr ukrainische Flugzeuge abgeschossen als das Land je hatte.
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