Ukraine-Krieg im Liveticker: Laut EU Hunderttausende Menschen durch Staudamm-Zerstörung bedroht

Ukraine - Bei der Stadt Donezk scheiterte Angaben Russlands zufolge eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte. Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) klagte unterdessen über das Leid vieler Kinder während des andauernden Krieges.

Bei Donezk wurde russischen Angaben zufolge eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte abgewehrt. (Archivbild)
Bei Donezk wurde russischen Angaben zufolge eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte abgewehrt. (Archivbild)  © Efrem Lukatsky/AP

Nachdem es am Sonntag auf der russischen Seite der Grenze zu Gefechten in der Region Belgorod kam, bei denen auch polnische Söldner beteiligt gewesen sein sollen, konnten die russischen Streitkräfte in der ukrainischen Stadt Donzek offenbar eine Gegenoffensive abwehren.

Das russische Verteidigungsministerium spricht dabei von 250 Verlusten auf Seiten der ukrainischen Armee.

Der ukrainische Präsident Selenskyj verwies in seiner Sonntagsansprache unterdessen auf die Vielzahl der verstorbenen und verschleppten Kinder während des Krieges.

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Alle aktuellen Entwicklungen in der Ukraine findet Ihr hier im TAG24-Liveticker.

6. Juni, 22.26 Uhr: Russischer UN-Botschafter: Humanitäre Hilfe muss über Russland kommen

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine will Russland UN-Hilfskräfte nur dann auf das von Moskau kontrollierte Gebiet lassen, wenn sie über Russland dorthin reisen.

"Sie weigern sich einfach, von der Russischen Föderation aus zu gehen", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Zugang sei den Hilfskräften "erlaubt, sofern sie aus dem richtigen Gebiet einreisen." Nebensja ließ zudem durchblicken, dass er eine unabhängige Untersuchung zu den Hintergründen der Zerstörung befürworten würde.

Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung große Überflutungen verursacht hat. Moskau behauptet, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten. Nach UN Angaben sind mindestens 16 000 Menschen in der Region durch Überschwemmungen obdachlos geworden.

6. Juni, 22.05 Uhr: Frankreich bietet Ukraine nach Damm-Zerstörung Hilfe an

Frankreich hat der Ukraine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden des Landes Unterstützung angeboten.

"Frankreich hält sich bereit, den ukrainischen Behörden Hilfe zu leisten, um auf die Folgen der teilweisen Zerstörung des Damms zu reagieren", hieß es in einem Schreiben des französischen Außenministeriums vom Dienstagabend.

Man sei wegen der humanitären und ökologischen Auswirkungen sowie der Folgen für die Sicherheit des Atomkraftwerks Saporischschja sehr besorgt. Die Zerstörung bezeichnete Frankreich als "besonders schwere Tat". "Sie illustriert erneut die tragischen Konsequenzen eines Überfalls, für den Russland die alleinige Verantwortung trägt."

6. Juni, 20.56 Uhr: Moskau wirft Kiew nach Dammbruch Terroranschlag gegen Zivilisten vor

Kurz vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrats hat das russische Außenministerium die Ukraine beschuldigt, den Kachowka-Staudamm zerstört zu haben.

"Der Vorfall ist ein Terroranschlag, der sich gegen zutiefst zivile Infrastruktur richtet", heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Behörde. Russland habe die Sitzung des UN-Sicherheitsrats initiiert, um die von Kiew ausgelöste große "humanitäre und ökologische Katastrophe" zu verurteilen. Die Ukraine ihrerseits wirft Russland die Sprengung des Staudamms vor.

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine sollte noch am Dienstag den UN-Sicherheitsrat in New York beschäftigen. Eine Dringlichkeitssitzung sei für 16 Uhr (22 Uhr MESZ) anberaumt worden, teilten Diplomatenkreise der Deutschen Presse-Agentur mit.

Laut dem Außenministerium in Moskau handelt es sich um eine geplante und gezielte Aktion des ukrainischen Militärs im Rahmen der eigenen Gegenoffensive. Kiew habe den Staudamm nicht nur beschossen, sondern den Wasserstand durch die vorherige Öffnung einer Schleuse am Oberlauf des Dnipro auf ein kritisches Niveau angehoben. Durch den Dammbruch würden die Landwirtschaft und das Ökosystem der Region Cherson geschädigt und die Wasserversorgung der Krim beeinträchtigt, so der Vorwurf aus Moskau.

Dieses vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt.
Dieses vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt.  © Uncredited/Ukrainian Presidential Office/AP

6. Juni, 20.33 Uhr: Moskau präsentiert Traktoren als zerstörte Leopard-Kampfpanzer

Russlands Verteidigungsministerium hat die Vereitelung der ukrainischen Großoffensive und die Zerstörung von Kampfpanzern Leopard gemeldet - dabei aber offenbar falsche "Beweisbilder" präsentiert.

Auf dem Video sei die Zerstörung eines Traktors zu sehen, urteilte der prorussische Militärblog "Wojenny Oswedomitel" am Dienstag nach Ansicht der Bilder. "Er ging dann in die Berichte des Verteidigungsministeriums als Leopard 2 ein." Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor unter anderem die Vernichtung von acht Leopard-Kampfpanzern verkündet.

Auch andere russische Militärblogger kritisierten die Erfolgsmeldung als offensichtliche Ente. Nach Angaben des nationalistischen Bloggers Fighterbomber handelt es sich um Bilder aus dem Vorjahr. Zu der Zeit verfügte Kiew noch nicht über westliche Kampfpanzer des Typs Leopard. Die meisten Leopard-Panzer hat Deutschland an die Ukraine geliefert. Sie sollen dem Land während der geplanten Offensive bei der Rückeroberung ihrer von Russland besetzten Territorien helfen.

Das russische Verteidigungsministerium ist in der Vergangenheit schon mehrfach mit Übertreibungen in ihren Erfolgsmeldungen aufgefallen. So hat die russische Armee nach Angaben ihres Sprechers Igor Konaschenkow inzwischen etwa deutlich mehr ukrainische Flugzeuge abgeschossen als das Land je hatte.

6. Juni, 20.29 Uhr: USA nach Damm-Zerstörung: Wollen herausfinden, was genau passiert ist

Die US-Regierung erwartet nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine "erheblichen Schaden" für die Menschen in der Ukraine und die Region.

"Wir wissen, dass es Opfer gibt, darunter wahrscheinlich auch viele Tote, auch wenn es sich um erste Berichte handelt und wir das im Moment noch nicht beziffern können", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag im Weißen Haus. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend sagen, was passiert ist", fügte er hinzu. US-Präsident Joe Biden sei am Morgen (Ortszeit) über die Ereignisse informiert worden.

Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung große Überflutungen verursacht hat. Russland hat die Hoheit über das Wasserkraftwerk. Moskau behauptet hingegen, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten. Auch die US-Regierung betonte am Dienstag, dass Russland während der Explosion die Kontrolle über das Wasserkraftwerk gehabt habe.

"Wir versuchen immer noch zu beurteilen, was hier passiert ist", machte Kirby gleichzeitig deutlich. Neben dem Verlust von Menschenleben könnte die Zerstörung des Kraftwerks auch verheerende Auswirkungen auf die Energiesicherheit der Ukraine haben, warnte er.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats: John Kirby.
Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats: John Kirby.  © Patrick Semansky/AP/dpa

6. Juni, 19.18 Uhr: Südukrainischer Zoo nach Dammbruch überflutet - Tiere wohl tot

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine leiden auch viele Tiere unter den Überschwemmungen.

So soll in der Stadt Nowa Kachowka ein Zoo mit etwa 300 Tieren überflutet worden sein, wie die Zeitung "Ukrajinska Prawda" am Dienstag berichtete. Die Besitzerin gehe davon aus, dass praktisch alle Tiere - darunter Affen, Esel und Ponys - bei der Flut getötet worden seien, hieß es weiter.

Auch in anderen Orten waren nach der Sprengung des Staudamms in den frühen Morgenstunden Tiere vom Hochwasser betroffen. Ein Online-Video zeigte etwa Schwäne auf einem überfluteten Platz vor einem örtlichen Rathaus.

Auf einer anderen Aufnahme, die die ukrainische Polizei veröffentlichte, war ein Beamter zu sehen, der einen Hund aus dem Wasser rettete. Das ukrainische Innenministerium wies in einem Tweet darauf hin, dass bei einer Notfall-Evakuierung eventuell zurückbleibende (Haus-)Tiere nie angeleint oder in Käfigen eingesperrt sein sollten, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen.

Weitere am Dienstag geteilte Bilder und Videos zeigten außerdem ein aus dem Wasser gerettetes Rehkitz, Biber auf überfluteten Straßen von Cherson und Menschen, die Kühe vor dem steigenden Wasser retteten.

6. Juni, 18.13 Uhr: UN-Sicherheitsrat soll wegen Damm tagen - vielleicht mit Selenskyj

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine soll noch am Dienstag den UN-Sicherheitsrat in New York beschäftigen.

Eine Dringlichkeitssitzung sei für 16 Uhr (22 Uhr MESZ) anberaumt worden, teilten Diplomatenkreise der Deutschen Presse-Agentur mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beantragte einer Quelle zufolge, virtuell bei der Veranstaltung sprechen zu dürfen. UN-Generalsekretär António Guterres wurde gefragt, das mächtigste Gremium der Weltorganisation zu briefen.

6. Juni, 17.49 Uhr: Östliche Nato-Länder rufen zu Geschlossenheit gegen Russland auf

Die Staatsoberhäupter von neun östlichen Nato-Ländern haben ihre Unterstützung für die Ukraine bekräftigt.

Bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Bratislava zur Vorbereitung des Nato-Gipfels in Vilnius im Juli unterstrichen sie die Unabhängigkeit der Ukraine und die Unverletzbarkeit ihrer international anerkannten Grenzen. Die slowakische Gastgeberin Zuzana Caputova rief in einer Pressekonferenz beim Treffen des sogenannten Bukarest-Neun-Formats auch die westlichen Verbündeten zur Geschlossenheit gegenüber dem Aggressor Russland auf.

6. Juni, 17.48 Uhr: Staudamm-Zerstörung laut Guterres "verheerende Folge" der Invasion

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist nach Worten des UN-Generalsekretärs António Guterres eine neuerliche desaströse Auswirkung des russischen Überfalls auf das Nachbarland.

"Dies ist eine weitere verheerende Folge der russischen Invasion in die Ukraine", sagte Guterres am Dienstag in New York. Die Vereinten Nationen hätten allerdings keine unabhängigen Erkenntnisse darüber, wie es zur Zerstörung des Damms gekommen ist.

Für mindestens 16 000 Menschen, die durch Überschwemmungen obdachlos geworden seien, werde humanitäre Hilfe geleistet - darunter sauberes Trinkwasser sowie Tabletten zur Wasseraufbereitung, so Guterres. "Die heutige Tragödie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schrecklich der Krieg für die Menschen ist." Angriffe auf die zivile Infrastruktur müssten aufhören.

Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung große Überflutungen verursacht hat. Moskau behauptet, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen haben.

UN-Generalsekretär António Guterres.
UN-Generalsekretär António Guterres.  © Khalil Senosi/AP/dpa

6. Juni, 17.44 Uhr: Tausende müssen nach Dammbruch in Sicherheit gebracht werden

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Süd-Ukraine müssen Angaben aus Kiew zufolge Zehntausende Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden.

Allein auf der von den Ukrainern kontrollierten rechten Seite des Flusses Dnipro müssten 17.000 Anwohner gerettet werden, sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin der Ukraine, Viktoria Lytwynowa, am Dienstag im Fernsehen. Rund 1300 Menschen hatten ihre Häuser laut ukrainischen Angaben bis zum Nachmittag verlassen.

Weitere rund 25.000 Menschen seien auf der von Russland besetzten südlichen Flussseite in Gefahr, hieß es zudem aus Kiew. Über ihr Schicksal war zunächst wenig bekannt.

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach von Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Militärgouverneur Olexander Prokudin berichtete von zunächst acht Ortschaften, die ganz oder teilweise unter Wasser stünden - darunter auch Teile der Stadt Cherson. Angaben über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.

Titelfoto: Philipp von Ditfurth/dpa

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