Ukraine-Krieg im Liveticker: Ukrainer sollen laut Russland AKW mit Drohne angegriffen haben!

Ukraine - Ein halbes Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine toben weiterhin schwere Kämpfe. Immer wieder beschießt Russland zivile Ziele mit Raketen. Die wichtigsten Entwicklungen gibt es im TAG24-Liveticker.

Freiwillige beseitigen Trümmer in einem Wohnhaus in Hostomel, nordwestlich von Kiew.
Freiwillige beseitigen Trümmer in einem Wohnhaus in Hostomel, nordwestlich von Kiew.  © Danylo Antoniuk/ZUMA Press Wire/dpa

Der Sonntag ist Tag 186 in dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die Lage um das immer wieder beschossene und von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine bleibt gespannt. Nach russischen und ukrainischen Angaben gibt es bereits Schäden an der Infrastruktur des größten Kernkraftwerks in Europas.

Die Kriegsparteien warnten einmal mehr vor der Gefahr, dass radioaktives Material austreten und zu einer atomaren Katastrophe führen könnte.

Kampf um Kathedrale: Pro-russische Gläubige stürmen ukrainische Kirche
Ukraine Kampf um Kathedrale: Pro-russische Gläubige stürmen ukrainische Kirche

"Russland hatte gehofft, unsere Luftwaffe in den ersten Stunden der großen Invasion zu zerstören. Und natürlich war das für den Feind ein völlig verrücktes Ziel - wie viele andere Ziele auch", sagte Selenskyj. Die Piloten seien erstklassig und würden auch von anderen Staaten für ihr Können gelobt.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Geschehen in der Ukraine und rund um den Krieg findet ihr hier im Ticker.

28. August, 22.29 Uhr: Selenskyj berät mit Militär über weitere Schritte

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat mit den Spitzen von Militär und Sicherheitsapparat über die nächsten Schritte im Krieg gegen Russland beraten.

Das teilte das Präsidialamt in Kiew mit. Selenskyj ging auch in seiner abendlichen Videoansprache auf die Sitzung ein. Details nannte er nicht, kündigte jedoch an: "Die Besatzer werden die Folgen spüren, in den weiteren Aktionen unserer Verteidiger." Kein Angriff auf ukrainische Städte werde unbeantwortet bleiben.

"Saporischschja, Orichiw, Charkiw, Donbass - sie werden für alle eine Antwort bekommen", sagte Selenskyj. Nach Angaben des Präsidialamtes ging es um bei dem Treffen um die Lage an der Front, den Bedarf der Armee und die Koordination mit internationalen Partnern.

"Wir haben keine unserer Städte und keinen einzigen Menschen vergessen und werden sie auch nicht vergessen", sagte Selenskyj. Er nannte besonders die Bergbau- und Stahlstadt Donezk, die seit 2014 von aus Moskau gesteuerten Separatisten beherrscht wird. "Das stolze und glorreiche ukrainische Donezk wurde von der russischen Besatzung gedemütigt und ausgeraubt", sagte der Präsident. Die Ukraine werde Donezk, Mariupol und alle Städte des Donbass zurückholen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44).  © Präsidialamt der Ukraine/ZUMA Wire/dpa

28. August, 22.13 Uhr: Kreml bereitet Boden für Referenden über Anschluss an Russland

Russland steuert weiter auf einen Anschluss der besetzten Gebiete in der Ukraine mithilfe von Volksabstimmungen zu.

Der ranghohe Kreml-Beamte Sergej Kirijenko (60) stellte am Sonntag eine Zahl in den Raum, wonach in den prorussischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk 91 bis 92 Prozent der Bevölkerung für einen Beitritt zu Russland seien. In den seit Februar eroberten Gebieten Cherson und Saporischschja seien es 75 bis 77 Prozent. Kirijenko bezog sich dabei auf Umfragen in der Region.

"Die Entscheidung steht an", sagte der Vizechef des Präsidialamtes der Agentur Tass zufolge. Präsident Wladimir Putin (69) habe immer gesagt, dass die Entscheidung bei den Menschen in der Region liege, und Russland deren Wahl achten werde.

Der ranghohe Kreml-Beamte Sergej Kirijenko (60).
Der ranghohe Kreml-Beamte Sergej Kirijenko (60).  © Uncredited/Pool Sputnik/AP/dpa

28. August, 22.07 Uhr: Russische Raketenangriffe auf Norden und Osten der Ukraine

Das Gebiet Riwne im Norden der Ukraine ist nach Behördenangaben am Sonntagabend von Russland mit Raketen angegriffen worden. Im Kreis Sarny sei ein Militärobjekt getroffen worden, teilte Gebietschef Witalij Kowal auf Telegram mit.

Auch ein Wohnhaus sei beschädigt worden, sagte Bürgermeister Ruslan Serpeninow. Angaben über mögliche Opfer gab es nicht. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Aktivisten aus dem Nachbarland Belarus brachten den Angriff in Zusammenhang mit dem Start mehrerer russischer Kampfflugzeuge von Flugplätzen in Belarus. Der dortige Machthaber Alexander Lukaschenko (67) stellt den russischen Truppen sein Land als Aufmarschgebiet gegen die Ukraine zur Verfügung.

Im Zentrum der ostukrainischen Großstadt Charkiw schlugen am Sonntagabend zwei Raketen ein, wie Bürgermeister Ihor Terechow mitteilte. Ein Verwaltungsgebäude sei zerstört worden. Auch dort gab es zunächst keine Angaben über Opfer.

Der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko (67) stellt den russischen Truppen sein Land als Aufmarschgebiet gegen die Ukraine zur Verfügung.
Der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko (67) stellt den russischen Truppen sein Land als Aufmarschgebiet gegen die Ukraine zur Verfügung.  © Nikolay Petrov/BelTA/AP/dpa

28. August, 22.04 Uhr: Ukrainer wehren laut Generalstab russische Sturmangriffe ab

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben an mehreren Stellen im Osten des Landes russische Sturmangriffe abgewehrt.

Dazu zählte das Dorf Wessela Dolyna bei der Stadt Bachmut im Donbass, wie der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Abendbericht mitteilte. Der russische Angriff steckt seit Wochen ohne große Fortschritte vor Bachmut fest. Die Angaben der beiden Kriegsparteien lassen sich von unabhängiger Seite zunächst kaum überprüfen.

Nordwestlich der Großstadt Donezk versuchten demnach prorussische Separatisten und russische Truppen, das Dorf Perwomajske anzugreifen. Auch dieser Angriff sei abgewehrt worden, so der Generalstab. In jener Region hatte die Ukraine zuletzt die Kontrolle über den Donezker Vorort Pisky verloren.

Dutzende Orte entlang der mehr als 2000 Kilometer langen Frontlinie seien am Sonntag von russischer Panzern, Rohr- und Raketenartillerie beschossen worden, hieß es weiter aus Kiew. An mehreren Stellen der Front verzeichnete der Generalstab Erkundungsflüge russischer Drohnen.

28. August, 22.01 Uhr: Ukrainer sollen laut Russland AKW mit Drohne angegriffen haben!

Russische Truppen haben von einem ukrainischen Angriff mit einer bewaffneten Drohne auf das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine berichtet.

Die Drohne sei abgeschossen worden und auf die Sicherheitshülle über einem Reaktor gefallen, meldete die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar am Sonntag nach Angaben russischer Agenturen. Die Sprengstoffladung sei detoniert, ohne Schaden anzurichten. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Die russische Seite unterstellte, dass die Drohne ein Lager für abgebrannte Brennstäbe angreifen sollte. Das größte Atomkraftwerk Europas wurde schon kurz nach Beginn des Kriegs im März von russischen Truppen besetzt. Seit Wochen wird es immer wieder beschossen, wofür sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich machen.

Die Internationale Atomenergiebehörde will ein Expertenteam in das AKW schicken, wartet aber noch immer auf die erforderlichen Sicherheitsgarantien.

Ein Stromerzeugungsblock im Kernkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine.
Ein Stromerzeugungsblock im Kernkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine.  © Olexander Prokopenko/AP/dpa

28. August, 21.57 Uhr: EU will laut Bericht Russen die Einreise erschweren

Die Europäische Union bereitet nach einem Bericht der Financial Times wegen des Kriegs in der Ukraine die Einschränkung von Einreisemöglichkeiten für russische Staatsbürger vor.

Der Zeitung aus London zufolge geht es bei einem informellen Treffen der EU-Außenminister am Dienstag und Mittwoch in Prag um die Aussetzung einer Visa-Vereinbarung mit Russland aus dem Jahr 2007.

Die Financial Times stützt sich bei ihrem Bericht auf drei Quellen, die an Vorgesprächen beteiligt seien. Von der tschechischen Regierung, die in der EU derzeit die Ratspräsidentschaft führt, gab es dazu keinen Kommentar. Die Europäische Union hat wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits zahlreiche Sanktionen verhängt.

Mehrere EU-Mitgliedsländer fordern wegen des Kriegs ein grundsätzliches Einreiseverbot für russische Touristen. Die baltischen EU-Mitglieder Estland, Litauen und Lettland sowie Tschechien haben die Einreise bereits eingeschränkt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) hat sich bisher skeptisch geäußert. Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) deutete am Freitag an, dass in der EU nach einem Kompromiss gesucht wird.

Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) bewertet ein grundsätzliches Einreiseverbot für russische Touristen skeptisch.
Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) bewertet ein grundsätzliches Einreiseverbot für russische Touristen skeptisch.  © Kay Nietfeld/dpa

28. August, 21.10 Uhr: Ukraine meldet neue Angriffe auf russische Kommandoposten!

Ukrainische Truppen haben nach eigenen Angaben im Gebiet Cherson im Süden des Landes drei russische Kommandoposten und mindestens zwei Munitionsdepots angegriffen.

Dabei seien elf russische Soldaten getötet worden, teilte das Kommando Süd der ukrainischen Armee am Sonntag in Kiew mit. Zudem seien nach ersten Erkenntnissen elf Raketenwerfer, drei gepanzerte Fahrzeuge und eine selbstfahrende Haubitze zerstört worden.

Der von Russland eingesetzte Verwaltungschef Wladimir Leontjew bestätigte gegenüber der russischen Staatsagentur Ria Nowosti ukrainische Angriffe. Die Stadt Nowa Kachowka sei vier Mal beschossen worden. Dabei sei auch ein Wasserkraftwerk mit einem strategischen wichtigen Übergang über den Fluss Dnipro getroffen worden. Alle Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Donezk: Ukrainische Soldaten fahren auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße.
Donezk: Ukrainische Soldaten fahren auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße.  © Leo Correa/AP/dpa

28. August, 15.33 Uhr: Hunderte Leichen getöteter Soldaten von Russland erhalten

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben bereits Hunderte Leichen gefallener Soldaten aus den eigenen Reihen von Russland erhalten.

Der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh Kotenko nannte am Sonntag in einer auf einem Regierungsportal veröffentlichten Mitteilung die Zahl 541. Über das Internationale Komitee des Roten Kreuzes sei es möglich gewesen, mit der russischen Seite in Kontakt zu treten. "Die Verhandlungen mit dem Aggressor sind schwierig", schrieb er. Allein 428 Leichen seien aus der lange umkämpften Stadt Mariupol im Osten des Landes geholt worden.

Russland und die Ukraine haben bereits mehrfach die Leichen getöteter Soldaten ausgetauscht. Zahlen, wie viele Tote an die russische Seite überstellt wurden, wurden nicht genannt. Der Krieg in der Ukraine begann vor einem halben Jahr.

28. August, 13.36 Uhr: Keine erhöhte Strahlung am AKW Saporischschja

Nach dem Beschuss des von Moskaus Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja ist nach Angaben Russlands und der Ukraine keine erhöhte radioaktive Strahlung festgestellt worden. Die Strahlensituation bleibe normal, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag in Moskau mit. Ähnlich äußerte sich der ukrainische staatliche Betreiber Enerhoatom.

Beide Seiten werfen sich gegenseitig einen Beschuss des AKW vor. Russland teilte am Mittag weiter mit, es habe in den vergangenen 24 Stunden zwei Artillerieangriffe gegeben. Eine Granate sei in der Nähe von Block 6 eingeschlagen, andere an einer Pumpstation, die für die Kühlung sorge. Diese Angaben ließen sich nicht überprüfen.

Nachdem das AKW am Donnerstag nach einer Notabschaltung zeitweilig vom ukrainischen Stromnetz getrennt war, sind zwei Blöcke laut Enerhoatom wieder am Netz.

Zugleich bestätigte das russische Militär einen Angriff auf die Stadt Saporischschja. Dort hätten "Hochpräzisionswaffen" Produktionshallen getroffen, in denen Hubschrauber der ukrainischen Luftwaffe repariert würden. Der ukrainische Bürgermeister der von Russland besetzten Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, schrieb auf Telegram, in der Stadt sei ein russischer Militärstützpunkt zerstört worden.

Das AKW Saporischschja wird seit mehreren Wochen immer wieder beschossen. International wächst die Sorge vor einer Atomkatastrophe.
Das AKW Saporischschja wird seit mehreren Wochen immer wieder beschossen. International wächst die Sorge vor einer Atomkatastrophe.  © Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

28. August, 11.25 Uhr: Ukraine: Millionen Tonnen Getreide über Donau verschifft

Die Ukraine verschifft nach eigenen Angaben zunehmend mehr Getreide über die Donau. Allein am Samstag seien elf Schiffe in Richtung der ukrainischen Donauhäfen Ismajil, Reni und Ust-Dunaisk unterwegs gewesen - so viele wie noch nie seit Kriegsbeginn vor einem halben Jahr, teilte das Infrastrukturministerium am Sonntag mit.

Sie haben demnach insgesamt 45.000 Tonnen geladen. Seit März wurden laut Ministerium bereits mehr als vier Millionen Tonnen Getreide über die ukrainischen Donauhäfen außer Landes gebracht.

Nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine waren die Schwarzmeer-Häfen des angegriffenen Landes und damit wichtige Exportwege zunächst monatelang blockiert. Am 22. Juli unterzeichneten die Ukraine und Russland unter UN-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen, um von drei Häfen Ausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Es wird geschätzt, dass mehr als 20 Millionen Tonnen Getreideerzeugnisse in der Ukraine lagern.

Das mit dem Getreide-Deal Ende Juli etablierte Koordinierungszentrum in Istanbul teilte am Wochenende mit, bisher seien eine Million Tonnen Getreide und andere Lebensmittel über die Schwarzmeer-Route ausgeführt worden. Insgesamt seien 103 Schiffe in See gestochen, 46 von ukrainischen Häfen und 57 in Richtung Ukraine.

Neben dem Schwarzen Meer kann die Ukraine auch über die Donau Getreide verschiffen. Dieser Weg gilt aber als umständlicher. Schiffe müssen erst donauaufwärts fahren bis nach Cernavoda und von dort über den Donau-Schwarzmeer-Kanal Richtung Hafen Constanta. Möglich, aber immer noch unzureichend ist der Schienenweg in Rumänien.

Titelfoto: Olexander Prokopenko/AP/dpa

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