Ukraine-Krieg, Tag 63: Putin droht mit "blitzschnellen" Schlägen bei Einmischung von außen

Kiew - Wird der russische Angriffskrieg in der Ukraine zum Dauerzustand? Der Berater des ukrainischen Präsidenten, Olexij Arestowytsch, geht mittlerweile davon aus, dass sich die schon 63 Tage hinziehende militärische Auseinandersetzung noch über Monate hinziehen könnte. TAG24 berichtet im Liveticker über das aktuelle Geschehen.

In Kiew wird ein Denkmal abgerissen, das einst an die ukrainisch-russische Freundschaft erinnerte.
In Kiew wird ein Denkmal abgerissen, das einst an die ukrainisch-russische Freundschaft erinnerte.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Jüngst musste die Ukraine erneut Tote und Verletzte, auch unter den Zivilisten beklagen. Derweil geht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) davon aus, dass Moskau nicht nur Angriffe auf die Ukraine plant.

"Das ultimative Ziel der russischen Führung ist nicht nur die Eroberung der Ukraine, sondern die Zerschlagung des gesamten Zentrums und des Ostens Europas", meinte der 44-Jährige bei einer allabendlichen Videobotschaft, die via Telegram veröffentlicht wurde.

Zudem macht Russland am Mittwoch auch in Sachen Lieferstopp Ernst. Mit Polen und Bulgarien werden gleich zwei europäische Staaten keine Erdgas-Lieferungen aus Russland mehr erhalten, was die europäischen Spannungen zusätzlich erhöht.

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Ukraine Ukraine-Krieg: Russland soll Interkontinental-Rakete abgefeuert haben!

Was noch am Dienstag in Osteuropa passierte, erfahrt Ihr im TAG24-Ticker zum Vortag.

Alle Entwicklungen vom 27. April 2022 lest Ihr wie gewohnt in unserem Live-Ticker.

22.14 Uhr: Chefankläger am Weltstrafgerichtshof beklagt Kommunikation mit Moskau

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs hat die Kommunikation mit Russland über Gräueltaten in der Ukraine bemängelt.

"Ich habe drei Mitteilungen an die Russische Föderation geschickt. Ich habe keine Antwort erhalten", sagte Karim Khan am Mittwoch bei einer Sitzung der Staaten des UN-Sicherheitsrates in New York. Bei dem Treffen ging es darum, wie Russland für Verletzungen des Kriegsrechts zur Verantwortung gezogen werden kann. Khan betonte, dass die Grundrechte von Zivilisten angesichts möglicher Kriegsverbrechen geschützt werden müssten und dass sein Büro weder im Sinne der Ukraine noch Russlands handle. "Aber es ist an der Zeit, dass wir das Gesetz mobilisieren und in den Kampf schicken." Russland war vor rund drei Monaten in das Nachbarland einmarschiert.

21.40 Uhr: Klitschko lässt ukrainisch-russisches Monument in Kiew entfernen

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat Bürgermeister Vitali Klitschko (50) wegen des russischen Angriffskrieges ein Denkmal für die Freundschaft beider Völker entfernen lassen.

Das riesige Monument zweiter Arbeiter – eines Ukrainers und eines Russen – wurde abgerissen. "Nicht ohne Anstrengung, aber die sowjetische Skulptur der beiden Arbeiter (ein Symbol für die Vereinigung der Ukraine und Russland) wurde heute Abend entfernt", teilte Klitschko bereits am Dienstag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Zuerst sei der Kopf des russischen Arbeiters gefallen, sagte er. Das Bild war am Mittwoch in vielen Medien zu sehen. Insgesamt sei die Demontage nicht einfach gewesen, aber letztlich geglückt. Das habe Symbolkraft. "Wir müssen den Feind und den russischen Besatzer aus unserem Land vertreiben", sagte Klitschko. Er veröffentlichte auch ein Video zu der Aktion.

20.37 Uhr: Frieden schaffen mit Waffen: Ampel-Parteien und Union einig

Die oppositionelle Union und die Ampel-Koalition wollen nach wochenlangem Ringen im Bundestag gemeinsam für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine stimmen.

Dies sei "ein starkes Signal der Verantwortung für die Ukraine und der Geschlossenheit gegen den russischen Angriffskrieg", heißt es in einer am Mittwochabend in Berlin verbreiteten Erklärung, die von den Fraktionschefs Rolf Mützenich (62, SPD), Katharina Dröge (37, Grüne) und Britta Haßelmann (60, Grüne), Christian Dürr (45, FDP), Friedrich Merz (66, CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt (51) unterzeichnet war. Der Antrag soll am Donnerstagvormittag im Bundestag debattiert und verabschiedet werden.

19.27 Uhr: Atomkrieg ist "Angstpropaganda des Kremls"

Aus Sicht des Grünen-Politikers Anton Hofreiter (52) ist eine Eskalation des Krieges in der Ukraine zu einer Auseinandersetzung mit Atomwaffen unwahrscheinlich.

Er gehe nicht davon aus, "dass im Kreml lauter Selbstmordattentäter sitzen", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Europaausschusses im Talkformat "Spitzengespräch" des Spiegel am Mittwoch. Hofreiter warnte davor, die "Angstpropaganda des Kremls" zu übernehmen. Die russische Regierung verstärke gezielt westliche Ängste vor einem Atomangriff.

Anton Hofreiter (52, Grüne) hält eine Auseinandersetzung mit Atomwaffen für unwahrscheinlich.
Anton Hofreiter (52, Grüne) hält eine Auseinandersetzung mit Atomwaffen für unwahrscheinlich.  © Kay Nietfeld/dpa

18.14 Uhr: Bald kommt Zeit für den Wiederaufbau der Ukraine

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63) sieht "bald" die Zeit für den Wiederaufbau der Ukraine gekommen.

Sie unterstütze die Idee, dass europäische Städte im Rahmen von Partnerschaften ukrainischen Städten helfen, sagte die Deutsche zudem am Mittwoch in einer auf Twitter verbreiteten Video-Botschaft. Im Europäischen Ausschuss der Regionen waren zuvor mehrere ukrainische Bürgermeister angehört worden.

So sagte der Bürgermeister der stark umkämpften Stadt Mariupol, Wadym Bojtschenko (44), dass 90 Prozent der dortigen Infrastruktur zerstört seien.

Man brauche Expertenunterstützung beim Wiederaufbau, so Bojtschenko. Er schlug vor, ein Team von Sachverständigen aus der EU solle helfen, die Infrastruktur nach modernen Standards wieder zu errichten. Zudem sprach er sich dafür aus, einen Fonds für die Stadt einzurichten.

17.26 Uhr: Putin droht mit "blitzschnellen" Schlägen bei Einmischung von außen

Der russische Präsident Wladimir Putin (69) hat den Unterstützern der Ukraine mit schnellen Gegenschlägen gedroht.

Wer sich von außen einmischen wolle und eine für Russland unannehmbare strategische Bedrohung schaffe, müsse wissen, dass die Antwort "blitzschnell, rasch" sein werde. Das sagte Putin am Mittwoch in St. Petersburg.

"Wir haben dafür alle Instrumente", sagte der Kremlchef bei einer Versammlung von Spitzenfunktionären. "Und wir werden nicht prahlen. Wir werden sie anwenden, wenn es nötig ist. Und ich will, dass alle das wissen." Die notwendigen Entscheidungen seien bereits gefällt.

Wladimir Putin (69) hat Unterstützern der Ukraine mit Gegenschlägen gedroht.
Wladimir Putin (69) hat Unterstützern der Ukraine mit Gegenschlägen gedroht.  © Andrei Gorshkov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

17.15 Uhr: Russische Region meldet erneut Beschuss von ukrainischer Seite

Russischen Behördenvertretern zufolge ist es in der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine erneut zu Beschuss gekommen.

Dieses Mal sei das Dorf Schurawlewka getroffen worden; dabei seien mindestens zwei Personen verletzt worden, teilte der Gouverneur des Gebietes Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Montag in seinem Kanal in dem sozialen Netzwerk Telegram mit. Die laut Behörden bereits mehrfach beschossene Region grenzt an das ukrainische Gebiet Charkiw.

17.13 Uhr: Gehäufte Vorwürfe von Dnister-Separatisten gegen die Ukraine

Die prorussische Separatistenrepublik Transnistrien in der Moldau macht weiter die benachbarte Ukraine für angebliche Anschläge in der Region verantwortlich.

Am Mittwoch sei von ukrainischer Seite auf Militäranlagen beim Dorf Cobasna geschossen worden, teilte das Innenministeriums des international nicht anerkannten Staates in Tiraspol mit. Bei Cobasna sichern russische Soldaten ein riesiges Munitionslager, das noch aus sowjetischen Zeiten stammt.

Die Gemeinsame Kontrollkommission, die den Waffenstillstand zwischen Moldau und Transnistrien überwacht, bestätigte zwar Schüsse auf ukrainischer Seite. Es sei aber nicht über die Grenze geschossen worden, sagte das transnistrische Kommissionsmitglied Oleg Beljakow der Agentur Tass. Seit Montag hat es in Transnistrien an mehreren Orten Explosionen gegeben, zwei Rundfunkmasten wurden zerstört.

15.46 Uhr: Russland droht bei fehlenden Zahlungen mit weiteren Gaslieferstopps

Russland hat nach dem Gaslieferstopp für Polen und Bulgarien anderen Ländern mit ähnlichen Schritten gedroht, sollten die Zahlungen beim Staatskonzern Gazprom nicht in Rubel eingehen.

Ein entsprechendes Dekret von Präsident Wladimir Putin (69) werde umgesetzt, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow (54) am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Putin hatte im März angewiesen, dass "unfreundliche Staaten", darunter alle EU-Mitglieder, für russisches Gas nur noch in Rubel bezahlen. Zugleich wies Peskow Vorwürfe von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) zurück, dass es sich dabei um ein "Erpressungsinstrument" handele.

Dmitri Peskow (54) kündigte weitere Gaslieferstopps an, sollten Zahlungen nicht in Rubel eingehen.
Dmitri Peskow (54) kündigte weitere Gaslieferstopps an, sollten Zahlungen nicht in Rubel eingehen.  © Alexei Nikolsky/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa

15.44 Uhr: Russischer Gazprom-Topmanager kämpft nun für die Ukraine

Nach jahrelanger Arbeit beim russischen Energieriesen Gazprom hat ein Top-Manager des Konzerns die Seiten gewechselt und ist in die Ukraine geflohen.

Er will dort gegen die russischen Truppen kämpfen. "Ich will mich von meiner russischen Vergangenheit reinwaschen", erklärte der langjährige Vizechef der Gazprombank, Igor Wolobujew, in einem Video-Interview, das am Dienstagabend auf Youtube veröffentlicht wurde und bis Mittwoch schon rund 200.000 Aufrufe hatte. Auch russischsprachige Medien berichteten über die Flucht des Managers.

15.40 Uhr: Ukraine-Flüchtlinge: Polen fordert mehr Hilfe für Aufnahmeländer

Der polnische Präsident Andrzej Duda (49) hat mehr Hilfe von der Europäischen Union bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms aus der Ukraine gefordert.

Es sei "völlig unverständlich", warum dies noch nicht geschehe, sagte der nationalkonservative Politiker nach einem Treffen mit seinem Kollegen Milos Zeman (77) in Prag. Der polnische Grenzschutz zählt seit Beginn des Krieges knapp drei Millionen Einreisen aus der Ukraine. In Tschechien haben nach Angaben des Innenministeriums mehr als 312.000 Flüchtlinge Zuflucht gefunden.

Titelfoto: Andrei Gorshkov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

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