Ukraine-Krieg, Tag 85: Deutschland hilft Ukraine mit rund einer Milliarde Euro
Ukraine - Tag 85: Wie lange wird Russlands Krieg gegen die Ukraine dauern? TAG24 berichtet im Liveticker über die heutigen Ereignisse.
Wegen der Zunahme des Hungers in der Welt fordern die Vereinten Nationen von Russland dringend die Freigabe blockierter Getreidevorräte aus der Ukraine.
"Russland muss den sicheren Export von in ukrainischen Häfen gelagertem Getreide zulassen", sagte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Außenministertreffen in New York.
Der von Russland begonnene Krieg drohe, viele Millionen in Ernährungsunsicherheit zu stürzen und eine Krise auszulösen, "die Jahre andauern könnte".
In der Ukraine gingen unterdessen die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen auch in der Nacht zum Donnerstag weiter.
In Kiew bereitete Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) die Bevölkerung auf einen weiter andauernden Krieg vor und plädierte für die Verlängerung des Kriegsrechts um 90 Tage bis in den August.
Die wichtigsten Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr noch einmal im Artikel vom Mittwoch (18. Mai) nachlesen. Die aktuellen Entwicklungen und Ereignisse des heutigen Donnerstags findet Ihr wie gewohnt in unserem Ticker.
22.45 Uhr: Ukrainische Kommandeure angeblich noch im Stahlwerk
Die Befehlshaber des letzten militärischen Widerstands der Ukraine in Mariupol befinden sich nach eigenen Angaben immer noch im Stahlwerk Azovstal.
Ukrainische Medien verbreiteten am Donnerstag ein Video, im dem der Vize-Kommandeur des Regiments Asow, Swjatoslaw Palamar, zu sehen ist. "Ich und das Kommando sind auf dem Werkgelände von Azovstal. Es läuft eine gewisse Operation, zu deren Details ich nichts sagen werde. Wir danken der ganzen Welt, danken der Ukraine", sagte Palamar. Die Echtheit des Videos war nicht sofort zu überprüfen, in ukrainischen Medien stieß es auf breite Resonanz.
20.56 Uhr: Zwölf Tote und Dutzende Verletzte in Sjewjerodonezk
In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk sind bei russischem Artilleriebeschuss nach Behördenangaben mindestens zwölf Menschen getötet worden.
Mehr als 40 weitere Menschen wurden verletzt, wie der Militärgouverneur des Gebietes Luhansk, Serhij Hajdaj, am Donnerstag im Nachrichtendienst Telegram mitteilte. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Hajdaj zufolge sind Wohngebäude gezielt beschossen worden. Truppen der russischen Armee und der Luhansker Separatisten greifen die Stadt mit dem Sitz der Gebietsverwaltung von mehreren Seiten an.
20.07 Uhr: US-Kongress verabschiedet 40-Milliarden-Paket für die Ukraine
Der US-Kongress hat ein neues Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 40 Milliarden Dollar (38 Milliarden Euro) verabschiedet.
Nach dem Repräsentantenhaus stimmte am Donnerstag der Senat in Washington für das Paket, das unter anderem sechs Milliarden Dollar für gepanzerte Fahrzeuge und Luftabwehrsysteme für die ukrainischen Streitkräfte vorsieht.
Für die neuen Ukraine-Hilfen gab es eine breite parteiübergreifende Mehrheit von 86 zu elf Stimmen. Jetzt muss Präsident Joe Biden (79) den Gesetzestext noch unterzeichnen.
20.05 Uhr: Scholz macht Russland für drohende Ernährungskrise verantwortlich
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat vor der Gefahr einer "schweren Ernährungskrise besonders im globalen Süden" als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gewarnt.
"Um es klar zu sagen: Die Verantwortung dafür trägt allein Russland", sagte er am Donnerstag in Den Haag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem niederländischen Premier Mark Rutte (55).
Scholz verwies darauf, dass Russland gegenwärtig die Handelswege für den Getreideexport aus der Ukraine blockiere. Um dieser Krise entgegenzutreten, habe Deutschland als G7-Vorsitz beim Rat der Entwicklungsminister das Bündnis für globale Ernährungssicherheit ins Leben gerufen. "Dieses Bündnis ist offen für alle, die nicht tatenlos hinnehmen wollen, dass die Ärmsten der Welt den Preis für die russische Aggression zahlen müssen."
18.02 Uhr: Macron befürchtet Ausbreitung des Ukraine-Konflikts auf Nachbarländer
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44) hat sich besorgt geäußert, dass der Konflikt in der Ukraine sich auf weitere Länder der Region ausbreiten kann.
"Die inakzeptable Aggression der Ukraine durch Russland stellt eine Bedrohung der gesamten Region und insbesondere Moldaus dar", sagte Macron am Donnerstag bei einem Besuch von Moldaus Präsidentin Maia Sandu (49) in Paris. Eine Ausbreitung des Konflikts auf Nachbarregionen könne nicht ausgeschlossen werden.
Frankreich bleibe aber wachsam hinsichtlich der Souveränität und der territorialen Integrität Moldaus, sagte Macron. Mit Blick auf die Beitrittsbemühungen Moldaus zur EU stellte Macron eine klare Antwort in den kommenden Wochen in Aussicht.
17 Uhr: Deutschland gibt Ukraine Budgethilfe von rund einer Milliarde Euro
Deutschland will die Ukraine mit kurzfristigen Budgethilfen von rund einer Milliarde Euro unterstützen.
Das kündigte Finanzminister Christian Lindner (43, FDP) am Donnerstag beim Treffen der G7-Finanzminister auf dem Petersberg bei Bonn an. Das Geld solle helfen, die Liquiditätslücke des kriegsgebeutelten Landes zu schließen. Im Kreis der großen Industriestaaten und zusammen mit internationalen Institutionen bemühe man sich, die Staatsfunktionen der Ukraine weiter zu finanzieren.
Lindner wollte auch bei den anderen G7-Finanzministern um Hilfen für die Ukraine werben. Mehrere Länder hätten bereits entsprechende Ankündigungen gemacht, sagte er. So hätten die USA zugesagt, 7,5 Milliarden Dollar zu mobilisieren. Zu den G7 gehören außerdem Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und Kanada. Spätestens beim Treffen der G7-Regierungschefs im Juni auf Schloss Elmau soll das Paket finalisiert werden.
16.06 Uhr: Moskau knüpft Öffnung ukrainischer Häfen an Aufhebung von Sanktionen
Russland hat eine mögliche Öffnung ukrainischer Häfen für die Ausfuhr von Getreide an eine teilweise Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen Moskau geknüpft.
"Wenn unsere Partner eine Lösung erreichen wollen, dann müssen auch die Probleme gelöst werden, die mit einer Aufhebung jener Sanktionen verbunden sind, die auf den russischen Export gelegt wurden", sagte der russische Vize-Außenminister Andrej Rudenko der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag.
16.04 Uhr: Position zum Ukraine-Krieg sorgt in der AfD für Zündstoff
Die ablehnende Position der AfD-Bundestagsfraktion zu deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine wird nach Einschätzung des Abgeordneten Peter Felser (52) nicht zu weiteren Austritten aus der Fraktion führen.
In der Partei sei dagegen mancherorts schon Unmut spürbar, räumte der AfD-Abgeordnete im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ein. Felser, der Mitglied des bayerischen Landesverbandes ist, sagte: "Auch bei mir in Schwaben haben sich wirklich Leute, die seit Jahren dabei waren, nur wegen der Positionierung im Ukraine-Krieg tatsächlich verabschiedet".
15.59 Uhr: Kreml: Ukrainer in besetzten Gebieten sollen selbst bestimmen
Die Menschen in den von russischen Truppen besetzten Gebieten in der Ukraine sollen nach Kremlangaben selbst über ihre Zukunft bestimmen.
Der Wille der Menschen dort sei entscheidend, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow (54) der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag. "Ohne dass sie selbst bestimmen, wie sie und mit wem sie weiter leben sollen, kann nichts gemacht werden."
Peskow äußerte sich mit Blick auf Moskauer Politiker, die etwa über das besetzte Gebiet Cherson gesagt hatten, Russland sei dorthin gekommen, um zu bleiben.
14.15 Uhr: Zoll-Freiheit für ukrainische Exporte kann bald in Kraft treten
Der Weg für eine zeitweise Aussetzung von Zöllen auf ukrainische Exporte ist frei.
Das Europaparlament sprach sich am Donnerstag mit 515 Ja-Stimmen und 32 Nein-Stimmen dafür aus, die Einfuhrzölle auf alle ukrainischen Ausfuhren in die EU für ein Jahr auszusetzen, wie das Parlament mitteilte. Zuvor hätten die EU-Länder ebenfalls grünes Licht für diesen Schritt gegeben, sagte eine Sprecherin. Die Maßnahme gelte einen Tag nachdem sie im Amtsblatt der EU veröffentlicht werde. Auch Anti-Dumping-Maßnahmen gegen ukrainische Stahlexporte sollen für ein Jahr ausgesetzt werden.
Die Ukraine müsse auf allen Ebenen unterstützt werden. "Nicht nur mit Waffen und Sanktionen, sondern auch mit unserer Handelsmacht", sagte die christdemokratische Abgeordnete und ständige Berichterstatterin für die Ukraine, Sandra Kalniete. Man müsse zeigen, dass die Unterstützung für die Ukraine uneingeschränkt, unerschütterlich und unumkehrbar sei. Die Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels seien beispiellos, so lettische Politikerin.
13.55 Uhr: Russland erwartet auch bei Öl-Embargo der EU hohe Einnahmen
Russland rechnet auch bei einem Öl-Embargo der EU weiter mit sprudelnden Einnahmen aus dem Energieverkauf.
Schon nach dem US-Boykott gegen russisches Öl seien die Exportmengen nun wieder hergestellt, sagte Vize-Regierungschef Alexander Nowak (50) am Donnerstag bei einem politischen Diskussionsforum. Die EU werde das in der Vergangenheit bei Russland gekaufte Öl künftig von anderer Stelle bekommen müssen, was insgesamt teurer werde wegen des logistischen Aufwands. Russland werde sein Öl auf jene Märkte lenken, von wo aus die EU-Staaten es teurer einkaufen würden, sagte Nowak.
Die Moskauer Staatsführung bezeichnete die Sanktionen des Westens gegen Russland im Zuge des Angriffskriegs gegen die Ukraine wiederholt als wirkungslos oder eher schädlich für die Wirtschaft in der EU und in den USA. Der zu großen Teilen von den Einnahmen aus dem Öl- und dem Gasgeschäft abhängige Haushalt der Rohstoffgroßmacht profitiert schon jetzt stark von den hohen Energiepreisen.
13.15 Uhr: Mehr als 50.000 Ukraine-Flüchtlinge finden Arbeit in Tschechien
Mehr als 50.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben in Tschechien bereits eine Arbeit gefunden.
Das ging am Donnerstag aus den Zahlen der Arbeitsämter hervor. Die meisten fanden demnach eine Beschäftigung in der Fertigung, im Baugewerbe, im Verkehrswesen und im Dienstleistungsbereich. In der Regel handelt es sich den Angaben zufolge um Stellen, die seit langem nicht besetzt werden konnten.
Der tschechische Gewerkschaftsbund CMKOS warnte davor, die Lage der Flüchtlinge auszunutzen und sie als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen. Seit dem Beginn der russischen Invasion Ende Februar haben mehr als 348.000 Ukrainer in Tschechien Zuflucht gefunden und eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Es wird geschätzt, dass mehr als ein Drittel davon inzwischen wieder in die Heimat zurückgekehrt oder in andere Länder weitergereist sind.
13 Uhr: EU-Parlament fordert Sanktionen gegen Ex-Kanzler Schröder
Das Europaparlament hat sich mit großer Mehrheit für EU-Sanktionen gegen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (78, SPD) ausgesprochen.
Grund ist die anhaltende Tätigkeit des SPD-Politikers für russische Staatsunternehmen wie den Energiekonzern Rosneft, wie aus einer am Donnerstag in Brüssel angenommenen Resolution hervorgeht.
12.15 Uhr: Erdogan hält an Veto gegen Nato-Norderweiterung fest
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (68) hält am Veto seines Landes gegen die Aufnahme Finnlands und Schwedens in die Nato einstweilen fest.
"Wir haben den Verantwortlichen in der Nato gesagt, dass wir Nein zum Beitritt Finnlands und Schwedens sagen werden. Und so werden wir auch weiter verfahren", sagte Erdogan am Donnerstag im Staatssender TRT.
Am Mittwoch hatte die Türkei den Start der Aufnahmegespräche mit beiden nordischen Ländern im Nato-Rat blockiert. Begründet wird dies mit angeblicher Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG. Finnland und Schweden wollen infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in die westliche Militärallianz.
12.10 Uhr: EU verständigt sich auf verpflichtende Gasreserven
Zum Sicherung der Energieversorgung in der EU müssen Gasspeicher künftig vor dem Winter zu einem Mindestmaß befüllt werden.
Vertreter der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich am Donnerstag auf ein entsprechendes Gesetz. Es sieht vor, dass die Gasspeicher in diesem Jahr bis zum 1. November zu 80 Prozent gefüllt werden, und in den kommenden Jahren zum gleichen Stichtag zu 90 Prozent. Die Verpflichtung soll Ende 2025 auslaufen, wie der Rat der EU-Staaten mitteilte.
Die EU-Kommission hatte das Gesetz im März vorgeschlagen, um die Gasversorgung angesichts des Kriegs in der Ukraine zu sichern und Preisausschläge eindämmen. Die EU hat sich vorgenommen, so schnell wie möglich von russischen Energie-Lieferungen loszukommen. In Deutschland gilt bereits seit dem 30. April ein neues Gasspeichergesetz, nach dem die Speicher schon zum 1. November dieses Jahres zu 90 Prozent gefüllt sein müssen.
11.50 Uhr: Rotes Kreuz registriert Kriegsgefangene aus Stahlwerk Asovstal
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat mehrere Hundert ukrainische Kämpfer aus dem Asovstal-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol registriert, die nun in russischer Kriegsgefangenschaft sind.
Dazu wurden ihre Namen und Geburtsdaten sowie die Namen der engsten Angehörigen aufgenommen, wie das IKRK am Donnerstag in Genf berichtete. Die Organisation, die sich in aller Welt um Betroffene in bewaffneten Konflikten kümmert, war nach eigenen Angaben am Transport der Soldaten nicht beteiligt. Sie will nun dafür sorgen, dass Gefangene in Kontakt mit Angehörigen treten können.
In dem Stahlwerk hatten sich wochenlang Hunderte Soldaten verschanzt. Auch Hunderte Zivilisten suchten dort Zuflucht. Die Zivilisten wurden in Konvois in die Ukraine gebracht, viele Soldaten nach russischen Angaben in russisch kontrollierte Gebiete.
11.40 Uhr: Spionage gegen Deutschland auf hohem Niveau
Deutschland steht aktuell nach Einschätzung des Verfassungsschutzes stark im Fokus von Spionen und Saboteuren.
"Wir taxieren heute das Niveau der Spionage gegen Deutschland mindestens auf dem Stand des Kalten Krieges – wenn nicht deutlich höher", sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, am Donnerstag bei einem von seiner Behörde ausgerichteten Symposium in Berlin.
Es sei zu erwarten, "dass in einer Welt der offenen Waffengänge und drastischen Sanktionen die Hemmschwelle für Spionage, Sabotage und illegitime Einflussnahme weiter sinken wird", sagte der Chef des Inlandsgeheimdienstes. Die Indikatoren für einen neuen Systemwettbewerb zwischen Demokratien und autoritären Staaten seien unübersehbar.
11.15 Uhr: G7-Entwicklungsminister vereinbaren Bündnis für Ernährungssicherheit
Die Entwicklungsminister der führenden westlichen Industrienationen (G7) haben ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit vereinbart. Eine entsprechende Übereinkunft wurde am Donnerstag beim Treffen der Minister in Berlin erzielt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konferenzkreisen erfuhr.
Erklärtes Ziel des Bündnisses ist es, zusätzliche Finanzierung und eine enge Koordination der Maßnahmen zur Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Diese ist wegen Getreidemangels als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine gefährdet.
Russland blockiert Schiffslieferungen mit Weizen aus der Ukraine, auf die aber viele Staaten in Afrika und Asien angewiesen sind. "Die schrecklichen Folgen von Russlands Angriffskrieg gehen weit über die Ukraine hinaus", hatte Entwicklungsministerin und Gastgeberin Svenja Schulze (53, SPD) am Vortag erklärt. "Es drohen Hungersnöte, weil Putin den Hunger gezielt als Waffe einsetzt."
10.50 Uhr: Linke fordert mehr Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges
Die Linke im Bundestag hat mehr Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verlangt.
"Was ist denn die Alternative zu diplomatischen Lösungen? Es ist ein immer länger dauernder Krieg mit immer mehr Toten. Es ist die wachsende Gefahr einer Ausweitung des Krieges, eines dritten Weltkrieges", sagte die Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali (42) am Donnerstag im Bundestag. "Das darf doch nicht sein."
Die Linke-Politikerin warf Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) vor, nicht genügend Anstrengungen für diplomatische Lösungen zu unternehmen. "Ich habe manchmal den Eindruck, Sie verwechseln, für welches Ressort Sie zuständig sind. Sie sind nicht die Verteidigungsministerin, Sie sind die Außenministerin, die Chefdiplomatin. Und da erwarte ich auch Diplomatie von Ihnen."
10.30 Uhr: Weidel nennt Sanktionspakete gegen Russland kontraproduktiv
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel (43) hat die Sanktionen gegen Russland wegen dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine als kontraproduktiv abgelehnt.
Sie schadeten Deutschland und Europa mehr als Russland, sagte sie am Donnerstag in ihrer Antwort auf die Regierungserklärung von Kanzler Olaf Scholz (63, SPD) im Bundestag. "Ein Öl- und Gasembargo gegen Russland wäre vollends ruinös, denn ein tragfähiger Ersatz für die ausfallenden Lieferungen steht in den Sternen." Zugleich rief Weidel den Kanzler auf, Waffenlieferungen an die Ukraine zu stoppen.
Der Krieg in der Ukraine habe ein Stadium erreicht, in dem statt ständig neuer Waffenlieferungen der Verhandlungsweg beschritten werden müsse.
10.10 Uhr: Scholz will keine Abkürzung für die Ukraine in die EU
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat bekräftigt, dass er keine Sonderregeln für einen beschleunigten EU-Beitritt der Ukraine akzeptieren wird.
"Dass es auf dem Weg in die EU keine Abkürzungen gibt, ist auch ein Gebot der Fairness gegenüber den sechs Ländern des westlichen Balkans", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im Bundestag.
Montenegro, Serbien, Nordmazedonien und Albanien sind seit vielen Jahren EU-Beitrittskandidaten, Nordmazedonien schon seit 2005. Scholz betonte, dass die EU jetzt liefern müsse, was den Beitrittsprozess dieser Länder angeht. Für Juni kündigte er eine Reise in die Region mit der Botschaft an: "Der westliche Balkan gehört in die Europäische Union."
10.06 Uhr: Moskau: 1730 ukrainische Kämpfer haben sich in Mariupol ergeben
In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol haben sich russischen Angaben zufolge seit Wochenbeginn 1730 Kämpfer aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal ergeben.
Allein in den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 770 Ukrainer gefangen genommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit. Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.
9.23 Uhr: Bundeswehr fliegt erneut kriegsverletzte Ukrainer nach Deutschland
Die Bundeswehr fliegt erneut kriegsverletzte Ukrainer aus Polen zur medizinischen Behandlung nach Deutschland. Dazu startete am Donnerstag das Spezialflugzeug A310 MedEvac in Köln, wie die Luftwaffe auf Twitter mitteilte.
Bisher seien 111 Patienten über diesen Weg ausgeflogen worden. Der A310 MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte werden in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt. Die Patienten sollten diesmal nach Norddeutschland gebracht werden und in Hamburg landen.
9.20 Uhr: Scholz verteidigt Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine gegen Kritik in der Bevölkerung und aus der Politik verteidigt.
"Einem brutal angegriffenen Land bei der Verteidigung zu helfen, darin liegt keine Eskalation. Sondern ein Beitrag dazu, den Angriff abzuwehren und damit schnellstmöglich die Gewalt zu beenden", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag in Berlin. Auch er mache sich Sorgen, sagte der Kanzler, betonte aber zugleich: "Uns alle eint ein Ziel: Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen. Die Ukraine muss bestehen."
8.31 Uhr: Russland meldet einen Toten durch ukrainischen Angriff auf russischem Gebiet
Das ukrainische Militär hat nach russischen Angaben eine russische Ortschaft im Grenzgebiet zur Nordukraine mit Granaten beschossen. "Im Moment wissen wir von mindestens einem toten Zivilisten", erklärte der Gouverneur der Region Kursk, Roman Starowojt, am Donnerstag im Online-Dienst Telegram. Demnach gab es weitere Verletzte, in dem betroffenen Dorf Tjotkino seien noch Löscharbeiten im Gange.
Nach ersten Informationen handele es sich bei dem Opfer um einen Lkw-Fahrer, der eine örtliche Brennerei belieferte, erklärte Starowojt weiter. Die Brennerei sei "mehrfach" getroffen worden. "Mehrere Häuser wurden beschädigt. Es gibt auch Berichte über nicht explodierte Granaten", führte er aus und veröffentlichte Fotos, auf denen verkohlte Gebäude, zerstörte Fenster und mutmaßliche Einschlagslöcher im Boden zu sehen waren.
Die Behörden in den russischen Grenzregionen zur Ukraine haben die ukrainischen Streitkräfte wiederholt beschuldigt, Angriffe auf ihrem Gebiet zu verüben. Die Angaben lassen sich kaum unabhängig verifizieren.
7.27 Uhr: USA und Ukraine werfen Russland in Mariupol Plünderungen und Misshandlungen vor
Die USA haben den russischen Streitkräften schwere Misshandlungen in der umkämpften Hafenstadt Mariupol vorgeworfen. Ein US-Vertreter sagte am Mittwoch, die russischen Soldaten hätten ukrainische Beamte dort "verprügelt" und mit "Stromschlägen" malträtiert. Außerdem würden sie "Häuser plündern".
Russische Beamte seien "besorgt, dass diese Taten die Einwohner von Mariupol noch mehr zum Widerstand gegen die russische Besatzung anspornen könnten", sagte er.
Die Stadtverwaltung von Mariupol teilte auf Telegram mit, dass die Russen versuchten, den "Handelshafen wieder in Ordnung zu bringen, um Getreide, Metallwaren und andere Produkte im Wert von Millionen Dollar zu exportieren". Es handle sich um "Diebstahl".
Unterdessen erklärte die ukrainische Armee dass die "Besatzer 43 Ortschaften in den Regionen Donezk und Luhansk" angegriffen hätten. Dabei seien "mindestens 15 Zivilisten" getötet worden.
1.06 Uhr: Melnyk: Nato-Beitritt der Ukraine würde Risiko von Atomkrieg senken
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hält einen Nato-Beitritt seines Landes für ebenso schnell umsetzbar wie den von Finnland und Schweden.
"Klar ist: Wir wollen schnell in die Nato. Das kann genauso rasch gehen wie im Fall von Schweden oder Finnland. Es bräuchte nur eine rein politische Entscheidung, um die Ukraine zügig ins Bündnis zu integrieren", sagte Melnyk den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).
"Wenn die Ukraine im Bündnis wäre, sinkt das Risiko eines Atomkrieges. Dann würde Putin wissen: Würde die Ukraine mit Nuklearwaffen angegriffen, müsste er mit einem atomaren Gegenschlag rechnen. Das würde ihn davon abhalten."
0.05 Uhr: Selenskyj bereitet Ukrainer auf längeren Krieg vor
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereitet die Bevölkerung seines von Russland angegriffenen Landes auf einen längeren Krieg vor. In seiner Videoansprache vom Mittwochabend machte er den Menschen in den russisch besetzten Gebieten im Süden Hoffnung, dass die Ukraine sie befreien werde.
"Cherson, Melitopol, Berdjansk, Enerhodar, Mariupol und alle unsere Städte und Gemeinden, die unter Besatzung, unter vorübergehender Besatzung sind, sollen wissen, dass die Ukraine zurückkehren wird", sagte er. Wie lange dies dauern werde, hänge von der Lage auf dem Schlachtfeld ab. "Wir versuchen es so schnell wie möglich. Wir sind verpflichtet, die Besatzer zu vertreiben und der Ukraine echte Sicherheit zu garantieren", sagte er in Kiew.
In diesen Zusammenhang stellte er auch die verkündete Verlängerung des Kriegsrechts und der allgemeinen Mobilmachung um weitere 90 Tage bis zum 23. August vor. "Unsere Armee und alle, die den Staat verteidigen, müssen über alle rechtlichen Mittel verfügen, um in Ruhe zu agieren", sagte Selenskyj.
0.01 Uhr: Selenskyj sagt Opfern der russischen Besatzung Hilfe zu
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat allen Opfern der russischen Besatzung in seinem Land besondere Hilfen des Staates zugesagt. Er habe ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache.
Details nannte er nicht. Die Hilfe gelte auch für "alle Gefangenen des Kreml", wie er sich ausdrückte, auf der Krim oder im russisch besetzten Teil des Donbass.
Titelfoto: INA FASSBENDER / AFP