Ukraine-Krieg im Liveticker: Russland schickt Zehntausende Zivilisten aus besetzter Stadt Cherson

Kiew (Ukraine) - Fast acht Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges wird in der Ukraine immer noch gekämpft. Russland hat weiter Probleme an der Front und bei der Mobilmachung.

Russlands Kriegsführung wird immer brutaler: Mittlerweile beschießt die Putin-Armee gezielt die Energie-Infrastruktur des bedrängten Landes.
Russlands Kriegsführung wird immer brutaler: Mittlerweile beschießt die Putin-Armee gezielt die Energie-Infrastruktur des bedrängten Landes.  © EUGENE KOTENKO / AFP

Trotz der massiven russischen Raketenangriffe gegen Energieanlagen in der Ukraine sieht der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj (44) die Truppen seines Landes weiter auf dem Vormarsch in den von Moskau besetzten Gebieten.

Selenskyj hatte bereits zuvor am Samstag eine Vielzahl an russischen Raketenangriffen auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine beklagt. Kein Schlag der "russischen Terroristen" könne das Land stoppen. Selenskyj kündigte an, dass in Abstimmung mit den USA an Sanktionen gegen Propagandisten des Kreml gearbeitet werde.

Russland ziehe sich bereits auf dem Schlachtfeld zurück und merke, dass es verliere. Der Aggressor versuche deshalb, mit Angriffen auf Zivilisten und Infrastruktur militärische Siege vorzutäuschen, sagte Selenkyj weiter.

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Sonntag ist der 242. Tag des Krieges.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Geschehen in der Ukraine und rund um den Krieg findet Ihr hier im Ticker.

23. Oktober, 20.32 Uhr: Selenskyj: Russland bereitet etwas Schmutziges vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat die Weltgemeinschaft zu entschlossenem Widerstand gegen eine weitere Eskalation des Krieges durch Russland aufgerufen.

Wenn Moskau der Ukraine vorwerfe, eine sogenannte schmutzige Bombe werfen zu wollen, bereite es selber irgendetwas Schmutziges vor. Das sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Sonntag.

Wolodymyr Selenskyj (44) ist besorgt, dass Russland eine radioaktive, schmutzige Bombe werfen könnte. Er befürchtet eine russische "False-Flag-Operation".
Wolodymyr Selenskyj (44) ist besorgt, dass Russland eine radioaktive, schmutzige Bombe werfen könnte. Er befürchtet eine russische "False-Flag-Operation".  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

23. Oktober, 15.29 Uhr: Russland schickt Zehntausende Zivilisten aus besetzter Stadt Cherson

Russland hat in dem besetzten südukrainischen Gebiet Cherson angesichts des Vormarschs Kiewer Truppen mehr als 20.000 Zivilisten aus der gleichnamigen Stadt auf die andere Seite des Flusses Dnipro geschickt.

"Wir haben allen Leuten, die uns heute gehört haben, vorgeschlagen, die Möglichkeit zu nutzen und in den linksufrigen Teil des Gebiets Cherson zu gehen", sagte Kirill Stremoussow, der Vizechef der russischen Besatzungsverwaltung, am Sonntag in einem Radiointerview. Zugleich erklärte er, dass die Lage stabil sei und die Verteidigungslinien verstärkt würden.

Die Stadt Cherson liegt am rechten Ufer des Dnipro und war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Ende September annektierte Putin Cherson als eins von vier ukrainischen Gebieten auch offiziell für Russland.

Die Lage der russischen Truppen westlich des Flusses hat sich aber gleichzeitig deutlich verschlechtert. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rückten Anfang Oktober bei ihrer Gegenoffensive weiter auf die Stadt vor.

Der neue Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, sagte in dem Zusammenhang, die Moskauer Truppenführung schließe "schwierige Entscheidungen" nicht aus. Beobachter deuten dies als Hinweis auf einen möglichen Truppenabzug aus der Stadt.

Die russischen Besatzer wollen Cherson zur "Festung" ausbauen. Die Bewohner müssen die Stadt verlassen.
Die russischen Besatzer wollen Cherson zur "Festung" ausbauen. Die Bewohner müssen die Stadt verlassen.  © STRINGER / AFP

23. Oktober, 14.22 Uhr: Russischer Kampfjet stürzt bei Testflug in sibirischer Großstadt ab

Zwei Piloten sind beim Absturz eines russischen Kampfflugzeugs in einem Wohngebiet der sibirischen Großstadt Irkutsk gestorben.

"Das Flugzeug vom Typ Su-30 ist während eines Testflugs abgestürzt", teilte der Zivilschutz am Sonntag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit. Die Maschine ist zwar in einem Wohngebiet zerschellt, nach ersten Behördenangaben gibt es aber keine weiteren Opfer am Boden.

Das Feuer konnte demnach inzwischen gelöscht werden, die Aufräumarbeiten halten an. Die Höhe des Sachschadens wird noch ermittelt. In dem betroffenen Wohngebiet stehen vor allem kleingeschossige Privathäuser. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften eingeleitet. Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine modernisierte Variante der Su-30, den Mehrzweckkampfflieger Su-30SM, der erst 2012 seinen Jungfernflug hatte.

Erst vor wenigen Tagen war ein Kampfjet im Süden Russland in ein Wohnhaus gekracht. Die Zahl der zivilen Opfer dort beläuft sich inzwischen auf 15 Tote.

In der sibirischen Großstadt Irkutsk ist ein russisches Kampfflugzeug abgestürzt. (Archivbild)
In der sibirischen Großstadt Irkutsk ist ein russisches Kampfflugzeug abgestürzt. (Archivbild)  © 123rf.com/kuzenkova

23. Oktober, 13.51 Uhr: Moskau spricht von möglicher Provokation durch radioaktive Bombe

Russlands Verteidigungsminister, Sergej Schoigu, hat in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe.

Schoigu habe "seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mit Hilfe einer 'schmutzigen Bombe' übermittelt", teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Als "schmutzige Bombe" werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben hat, unterstellt ihrerseits Russland, den Abwurf einer solchen Bombe zu planen.

Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Russland behauptet: Ukraine soll Zündung von "schmutziger Bombe" planen!

Russlands Verteidigungsminister, Sergej Schoigu (67).
Russlands Verteidigungsminister, Sergej Schoigu (67).  © Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

23. Oktober, 11.02 Uhr: Mindestens drei Tote nach Brand in russischer Munitionsfabrik

Bei einem Brand in einer Munitionsfabrik in der russischen Millionenstadt Perm am Ural sind Angaben regionaler Medien zufolge mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das Portal 59.ru am Sonntag unter Berufung auf die Notrufzentrale in Perm mit.

Zudem gebe es Verletzte im Krankenhaus. Der Brand selbst soll sich am Samstagabend ereignet haben. Das Ausmaß war unklar.

Es ist nicht der erste tödliche Zwischenfall in der staatlichen Munitionsfabrik seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Am 1. Mai waren bei einer Explosion drei Mitarbeiterinnen ums Leben gekommen. Ein Strafverfahren wegen Missachtung der Sicherheitsvorschriften läuft.

Im Zuge der russischen Teilmobilmachung hatte Putin im September auch die Rüstungsindustrie zu einer Steigerung der Produktion aufgefordert. In der Fabrik werden unter anderem Geschosse für die Raketenwerfer "Grad" und "Smertsch", aber auch Treibladungen für Luft-Luft-Raketen hergestellt.

23. Oktober, 10.25 Uhr: London: Russland will besetzte Gebiete mit Söldnern absichern

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste bereitet Russland mit großem Aufwand die Verteidigung seiner besetzten Gebiete in der Ukraine vor. Dies solle mutmaßlich rapide ukrainische Gegenoffensiven abwehren, hieß es am Sonntag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter.

Der Chef der Söldnereinheit "Wagner", Jewgeni Prigoschin, habe Mitte Oktober online angekündigt, mit seinen Teams eine abgesicherte "Wagner-Linie" aufzubauen, um die besetzte Region Luhansk zu verteidigen. Den Angaben Prigoschins zufolge sei es wahrscheinlich, dass auch der Fluss Siwerskyj Donez in diese Verteidigungszone integriert werden solle, hieß es von den Briten. Auf veröffentlichten Bildern sei ein Abschnitt mit neu errichteten Panzerabwehrsystemen und Gräben südöstlich der Stadt Kreminna in der Region Luhansk zu sehen.

Die für ihre Brutalität berüchtigte Söldnertruppe "Wagner" ist für die russische Seite bereits in verschiedenen Kriegen im Einsatz gewesen. Kürzlich hatte ein Video in Russland für Aufsehen gesorgt, das den Geschäftsmann und Putin-Freund beim Rekrutieren von Gefängnisinsassen als Kämpfer für den Ukraine-Krieg zeigen soll.

23. Oktober, 9.34 Uhr: Medien: Chef eines ukrainischen Rüstungsbetriebs verhaftet

Der Chef des ukrainischen Rüstungsbetriebs Motor Sitsch ist nach Medienangaben wegen des Verdachts auf Hochverrats zugunsten Russlands festgenommen worden.

Wjatscheslaw Bohuslajew und ein weiterer Top-Manager des Betriebs würden der "Kollaboration und der Beihilfe für den Agressorstaat verdächtigt, unter anderem durch illegale Großhandelslieferungen von ukrainischen Flugzeugmotoren und der Reparatur russischer Hubschrauber", berichtete das ukrainische Internetportal "Strana" in der Nacht zum Sonntag.

Die Hausdurchsuchung bei Bohuslajew fand dem Medienbericht zufolge am Samstag statt. Der langjährige Chef von Motor Sitsch wurde demnach bereits nach Kiew überführt. Sollte Bohuslajew wegen Hochverrats verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Motor Sitsch ist einer der wichtigsten Rüstungs- und Industriebetriebe der Ukraine. Das Unternehmen mit Sitz in der ostukrainischen Großstadt Saporischschja produziert vor allem Flugzeugturbinen und - motoren. Bis 2014 ging ein Großteil der Produktion nach Russland.

23. Oktober, 8.16 Uhr: Moskau hält länger an Internationaler Raumstation fest

Russland erwägt, trotz der Spannungen mit dem Westen infolge des Ukrainekriegs die Zusammenarbeit auf der Internationalen Raumstation (ISS) bis 2028 weiterzuführen.

"Wir halten es für möglich, die Nutzung der ISS in Minimalkonfiguration bis zum Aufbau einer russischen Raumstation fortzusetzen, das heißt bis 2028", sagte Russlands Vizepremier und Industrieminister, Denis Manturow, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Sonntag. Zuvor hatte es Drohungen aus Moskau gegeben, die Weltraumkooperation nach Ablauf des gültigen Vertrags 2024 zu beenden.

Manturow begründete das neue Ausscheidungsdatum damit, dass Russland so die Stetigkeit des eigenen bemannten Raumfahrtprogramms absichern könne. Nur so könne das Know-how im technischen und industriellen Bereich, aber auch das Image und die Unabhängigkeit Russlands als Weltraumnation gesichert werden, sagte der Industrieminister. Aus Branchenkreisen hieß es zuvor, dass erste Teile für eine Raumstation 2028 ins All geschickt werden können.

23. Oktober, 7.05 Uhr: Spezialkräfte der Bundespolizei wappnen sich für möglichen Blackout

Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben sich nicht nur die Aufgaben und Manöver der Bundeswehr verändert - auch die Spezialkräfte der Bundespolizei wappnen sich für schwierige Zeiten.

"Wir haben unsere Durchhaltefähigkeit erhöht", sagte der Präsident der Bundespolizeidirektion 11, Olaf Lindner, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Es geht zum Beispiel darum, bei einem etwaigen Cyberangriff auf die Stromversorgung in Berlin möglichst lange handlungsfähig zu bleiben." Denn wenn der Strom ausfalle, funktioniere beispielsweise auch die Zapfsäule an der Tankstelle nicht mehr. "Wir haben unsere Reserven noch mal massiv erhöht", sagte Lindner. Für die gesamte Bundespolizei gebe es einen "Mindeststandard in Sachen Durchhaltefähigkeit".

Ob ein Blackout so romantisch wird? Ein Paar sitzt während eines Stromausfalls bei Kerzenschein in einer Wohnung.
Ob ein Blackout so romantisch wird? Ein Paar sitzt während eines Stromausfalls bei Kerzenschein in einer Wohnung.  © picture alliance / dpa

23. Oktober, 6.32 Uhr: Hunderttausende Ukrainer ohne Strom

Der ukrainische Energieversorger Ukrenerho hat von besonders schweren Schäden durch die russischen Angriffe im Westen des Landes gesprochen.

Laut Behörden wurde in Luzk ein Objekt zur Energieversorgung besonders schwer getroffen, die Versorgung fiel aus. Ukrenerho hatte mitgeteilt, Hunderttausende Haushalte seien ohne Strom. Befürchtet wird, dass die Menschen wegen Kälte und Dunkelheit infolge der fehlenden Energie noch schwerer in Not geraten und die Flucht ergreifen. Selenskyj warf Russland einmal mehr eine "typische Taktik von Terroristen" vor. "Die Welt kann und muss diesen Terror stoppen", sagte der Staatschef.

Russland hatte am Samstag mit neuen Raketenangriffen auf die Ukraine landesweit Luftalarm ausgelöst. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte eine Vielzahl an Angriffen. Russland führt seit fast acht Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Titelfoto: STRINGER / AFP

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