Ukraine-Krieg, Tag 22: Joe Biden bezeichnet Putin als "mörderischen Diktator"

Kiew (Ukraine) - Seit nunmehr 22 Tagen herrscht nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine Krieg. Ein Ende der Kampfhandlungen ist trotz laufender Verhandlungen nicht absehbar, der Vormarsch auf Großstädte dauert an.

Die russischen Streitkräfte haben Charkiw, Kiew und weitere ukrainische Großstädte seit Tagen unter teils heftigen Beschuss genommen.
Die russischen Streitkräfte haben Charkiw, Kiew und weitere ukrainische Großstädte seit Tagen unter teils heftigen Beschuss genommen.  © Pavel Dorogoy/AP/dpa

Nach drei Wochen Krieg, Flucht und Vertreibung hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) am Donnerstagvormittag mit einem direkten Appell an Deutschland gewandt. Noch in der Nacht meldete die Ukraine zuvor Kämpfe mit russischen Angreifern etwa in der Nähe der Hauptstadt Kiew.

Große Sorge herrscht derweil nach wie vor um die Menschen in der belagerten und teils zerstörten Hafenstadt Mariupol. Am Mittwoch hatte es in der Großstadt einen verheerenden Bombenangriff auf ein Theatergebäude gegeben. Laut Bürgermeister Wadim Bojchenko hätten sich dort mehr als 1000 Menschen befunden, es sei eine weitere Tragödie.

Wer die Geschehnisse des Mittwochs (16. März) noch einmal nachverfolgen möchte, wird hier fündig. Sämtliche aktuellen Entwicklungen im Zuge des Ukraine-Krieges am heutigen Donnerstag (17. März) gibt es in unserem TAG24-Liveticker.

22.29 Uhr: Russland nimmt Abstand von UN-Abstimmung zu Ukraine-Resolution

Russland nimmt wegen mangelnder Unterstützung im UN-Sicherheitsrat Abstand von einer angepeilten Abstimmung zu einer Resolution zur humanitären Lage in der Ukraine.

Stattdessen soll das mächtigste UN-Gremium am Freitagmorgen US-Ostküstenzeit (wahrscheinlich 1500 MEZ) erneut zu einer Dringlichkeitssitzung wegen angeblicher US-Labore zur Produktion von Biowaffen in der Ukraine zusammenkommen, kündigte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja (60) am Donnerstag in New York an.

Der Rat hatte sich schon einmal auf Anfrage Moskaus mit dem Thema beschäftigt. Die Vorwürfe werden weithin als Falschinformation und haltlose Propaganda bezeichnet.

22.24 Uhr: Pentagon: Russland greift zunehmend zivile Einrichtungen an

Das russische Militär greift in der Ukraine nach Angaben der US-Regierung vermehrt zivile Einrichtungen an.

"Wir haben eine Zunahme der Angriffe auf zivile Infrastruktur und zivile Ziele festgestellt", sagte ein hoher US-Verteidigungsbeamter am Donnerstag. Gleichzeitig beobachte man stellenweise schwindende Moral bei den russischen Soldaten.

"Wir haben keinen Einblick in jede Einheit und jeden Standort. Aber wir haben sicherlich anekdotische Hinweise darauf, dass die Moral in einigen Einheiten nicht hoch ist", sagte der Beamte.

22.20 Uhr: Rund 43.000 weitere Zivilisten aus Mariupol geflohen

Aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums weitere rund 43.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Zudem seien am Donnerstag den Menschen 134 Tonnen Hilfsgüter übergeben worden, darunter Medikamente und Lebensmittel, sagte Generalmajor Michail Misinzew am Abend in Moskau.

Laut russischen Informationen sind am Donnerstag rund 43.000 weitere Menschen aus der Hafenstadt Mariupol geflohen.
Laut russischen Informationen sind am Donnerstag rund 43.000 weitere Menschen aus der Hafenstadt Mariupol geflohen.  © Vadim Ghirda/AP/dpa

21.39 Uhr: Scholz: Putin nicht mit Russland gleichsetzen

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat davor gewarnt, Russland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) gleichzusetzen.

"Nicht das russische Volk hat die fatale Entscheidung des Überfalls auf die Ukraine getroffen. Dieser Krieg ist Putins Krieg", sagte Scholz am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Ehren des SPD-Politikers Egon Bahr, der am Freitag 100 Jahre alt geworden wäre.

"Diese Differenzierung ist wichtig. Sie ist wichtig, um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aufs Spiel zu setzen", betonte Scholz. Sie sei auch wichtig für das Zusammenleben mit den Russen und Ukrainern in Deutschland.

"Und sie ist wichtig, um den mutigen russischen Männern und Frauen, die unter hohen persönlichen Risiken gegen Putins Angriffskrieg auf die Straße gehen, eines zu zeigen: Ihr steht nicht allein. Wir stehen an Eurer Seite." Dieses andere Russland sei das Fundament für die deutsch-russischen Beziehungen der Zukunft.

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) möchte zwischen dem russischen Volk und Wladimir Putin differenzieren.
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) möchte zwischen dem russischen Volk und Wladimir Putin differenzieren.  © Michael Sohn/POOL AP/dpa

21 Uhr: Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine müssen untersucht werden

Angesichts zahlloser toter Unbeteiligter bei Russlands Angriffskrieg in der Ukraine haben die Vereinten Nationen eine Untersuchung gefordert.

"Das Ausmaß der zivilen Opfer und die Zerstörung der zivilen Infrastruktur in der Ukraine können nicht geleugnet werden", sagte die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo (75), bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am Donnerstag in New York. Dies erfordere eine gründliche Untersuchung und Rechenschaftspflicht.

20.58 Uhr: US-Regierung warnt China vor militärischer Unterstützung für Russland

Die US-Regierung hat China erneut davor gewarnt, Russland im Krieg gegen die Ukraine mit militärischer Ausrüstung zu unterstützen.

In einem solchen Fall würden die USA nicht zögern, China "Kosten" aufzubürden, sagte Außenminister Antony Blinken (59) am Donnerstag in Anspielung auf mögliche Sanktionen. China habe eine Verantwortung, seinen Einfluss auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu nutzen, um für ein Ende des Kriegs und die Einhaltung internationaler Normen zu werben.

US-Außenminister Antony Blinken (59) warnte China davor, Russland im Ukraine-Krieg zu unterstützen.
US-Außenminister Antony Blinken (59) warnte China davor, Russland im Ukraine-Krieg zu unterstützen.  © Annegret Hilse/Reuters/POOL/dpa

20.10 Uhr: US-Staatsbürger in der Ukraine getötet

Beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist nach US-Regierungsangaben ein Amerikaner ums Leben gekommen.

"Ich kann bestätigen, dass ein amerikanischer Staatsbürger getötet wurde", sagte Blinken am Donnerstag bei einer Pressekonferenz auf eine entsprechende Frage. "Mehr Details habe ich nicht für Sie." Das US-Außenministerium hatte bereits vor Wochen alle amerikanischen Staatsbürger dringend zur Ausreise aus der Ukraine aufgerufen. Die US-Botschaft in Kiew wurde geschlossen, das diplomatische Personal wurde nach Polen verlegt.

19.40 Uhr: US-Präsident Biden bezeichnet Putin als "mörderischen Diktator"

US-Präsident Joe Biden (79) hat Russlands Präsidenten Putin (69) als "mörderischen Diktator" bezeichnet.

Putin sei ein "mörderischer Diktator, ein reiner Verbrecher, der einen unmoralischen Krieg gegen die Menschen in der Ukraine führt", sagte Biden am Donnerstag in Washington. "Putin zahlt einen hohen Preis für seine Aggression", sagte Biden kurz darauf weiter.

US-Präsident Joe Biden (79) bezeichnete Wladimir Putin (69) am Donnerstag als "mörderischen Diktator".
US-Präsident Joe Biden (79) bezeichnete Wladimir Putin (69) am Donnerstag als "mörderischen Diktator".  © Patrick Semansky/AP/dpa

19.36 Uhr: Bei Hilfe für die Ukraine wird gehandelt

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) hat nach dem Hilfsappell des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) weitere Unterstützung in Aussicht gestellt.

"Die Rede von Präsident Selenskyj heute im Deutschen Bundestag hat sehr betroffen gemacht, sehr - weil sie nochmal deutlich gemacht hat, in welcher Situation die Menschen in der Ukraine gerade leben", sagte Lambrecht am Donnerstag in Berlin bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Die Lage zeige, dass gehandelt werde müsse. Es werde auch gehandelt, sagte Lambrecht. Allerdings werde über militärische Lieferungen nicht mehr detailliert öffentlich gesprochen, damit "diejenigen, die diese Lieferungen durchführen, nicht zur Zielscheibe werden".

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) hat weitere Hilfe für die Ukraine in Aussicht gestellt.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) hat weitere Hilfe für die Ukraine in Aussicht gestellt.  © Jane Schmidt/Bundeswehr/dpa

19.30 Uhr: Schwere Gefechte in Ostukraine - Angriff auf Munitionslager

Im Osten der Ukraine hat es nach russischen Angaben wieder schwere Gefechte um die Großstadt Sjewjerodonezk gegeben.

Die Einheiten der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk hätten in der Nacht zum Donnerstag Erfolge "gegen ukrainische Nationalisten" erzielt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag in Moskau mit. Sprecher Igor Konaschenkow (55) berichtete auch von Schlägen gegen ukrainische Truppen in der nahen Stadt Rubischne. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite prüfen.

Titelfoto: Patrick Semansky/AP/dpa

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