Ukraine-Krieg im Ticker: Nach Waffen-Lieferungen - Russland warnt vor "unvorher-sehbaren Folgen"

Ukraine - Seit nunmehr 51 Tagen herrscht in der Ukraine nach dem Angriff von Russland inzwischen Krieg. Ein Ende des Konflikts, den Präsident Wladimir Putin (69) entfesselt hat, ist derzeit nicht in Sicht. TAG24 berichtet im Liveticker.

Der Krieg in der Ukraine hat schreckliche Folgen für die Menschen: Viele haben durch die Kampfhandlungen bereits ihr Leben verloren.
Der Krieg in der Ukraine hat schreckliche Folgen für die Menschen: Viele haben durch die Kampfhandlungen bereits ihr Leben verloren.  © Rodrigo Abd/AP/dpa

Am frühen Freitagmorgen waren in Kiew lokalen Medienberichten zufolge laute Explosionen zu hören. In mehreren Regionen wurde entsprechend Luftalarm ausgelöst. Berichte über mögliche Schäden oder Opfer gab es zunächst aber nicht.

Experten gegen derweil davon aus, dass das Sinken des nicht nur im andauernden Ukraine-Konflikt strategisch wichtigen russischen Raketenkreuzers "Moskwa" im Verlauf der Kampfhandlungen mehr als nur eine symbolische Bedeutung haben wird.

Das Kriegsschiff war der Dreh- und Angelpunkt der Luftverteidigung der Schwarzmeerflotte. Dass die "Moskwa" am Donnerstag gesunken ist - sei es nun durch einen Unfall oder wie von ukrainischer Seite gemeldet in Folge des Einschlags zweier Raketen - dürfte die Moral der Ukraine-Streitkräfte heben und zudem auch ein Propagandasieg für Kiew sein.

Ukraine-Krieg: "Eskalation" - Trump-Umfeld kritisiert Raketen-Freigabe
Ukraine Ukraine-Krieg: "Eskalation" - Trump-Umfeld kritisiert Raketen-Freigabe

In Berlin geht die Diskussion um die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine unvermindert weiter.

Wer die Geschehnisse des Donnerstags (14. April) nochmals nachverfolgen möchte, hat hier die Möglichkeit dazu. Alle aktuellen Entwicklungen des Ukraine-Kriegs am heutigen Freitags (15. April) gibt es wie gewohnt im Liveticker.

22.27 Uhr: Nach Waffenlieferungen mehrerer Länder: Russland warnt vor "unvorhersehbaren Folgen"

Russland hat wegen Waffenlieferungen an die Ukraine Protestnoten an mehrere westliche Länder gesendet. Darunter seien auch die USA, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa (46), am Freitag der Agentur Interfax zufolge.

Nach Angaben der US-Tageszeitung Washington Post warnt Moskau in dem Schreiben, dass solche Lieferungen "unvorhersehbare Folgen" haben könnten.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor sieben Wochen hat die Ukraine Waffen aus vielen Ländern bekommen. Die USA kündigten am Mittwoch an, weitere Waffen und Munition im Wert von bis zu 800 Millionen Dollar (740 Millionen Euro) liefern zu wollen.

Deutschland will seine Rüstungshilfe an Partnerländer auf zwei Milliarden Euro aufstocken. Das Geld soll überwiegend der Ukraine zugute kommen.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums: Maria Sacharowa (46).
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums: Maria Sacharowa (46).  © --/Russian Foreign Ministry Press Service/AP/dpa

19.56 Uhr: Russisches Schiff "Moskwa" laut USA von ukrainischen Raketen getroffen

Die US-Regierung hat Angaben aus Kiew gestützt, wonach das gesunkene russische Kriegsschiff "Moskwa" ("Moskau") Ziel von ukrainischen Raketen war.

"Wir können bestätigen, dass das russische Schiff 'Moskwa' von zwei ukrainischen Neptun-Raketen getroffen wurde", sagte ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. Am Donnerstag hatte sich das Ministerium mit einer Einschätzung noch zurückgehalten.

Die "Moskwa" - Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte - war am Donnerstag gesunken. Kiew verkündete, der Raketenkreuzer sei am Vorabend von zwei Neptun-Raketen getroffen worden. Die russische Seite gab dagegen an, das Schiff sei durch die Detonation von Munition an Bord beschädigt worden und dann beim Abschleppen bei stürmischer See untergegangen.

19.25 Uhr: Bund gibt zwei Milliarden Euro für Rüstungshilfe aus

Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg will die Bundesregierung ihre Rüstungshilfe für Partnerländer in diesem Jahr auf zwei Milliarden Euro erhöhen.

Der größte Teil davon sei für die von Russland angegriffene Ukraine vorgesehen, teilte eine Sprecherin der Bundesregierung der Deutschen Presse-Agentur am Freitag auf Anfrage mit. Die beteiligten Ressorts hätten sich schon vor zwei Wochen grundsätzlich darauf verständigt, die Mittel für die sogenannte Ertüchtigungsinitiative substanziell zu erhöhen. "In der vergangenen Woche wurde die Summe auf insgesamt zwei Milliarden Euro festgesetzt", hieß es.

Die Bundesregierung hatte die Ertüchtigungsinitiative 2016 ins Leben gerufen, um Partnerländer in Krisenregionen dabei zu unterstützen, selbst für Sicherheit zu sorgen. Mit den dafür zur Verfügung gestellten Mitteln wurden Streitkräfte, aber auch Polizei oder Katastrophenschutz unterstützt. Die ersten Partnerländer waren der Irak, Jordanien, Tunesien, Mali und Nigeria, 2018 kamen Burkina Faso und Niger hinzu. Bis Ende 2021 wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums 350 Projekte mit 600 Millionen Euro gefördert.

Jetzt soll der Topf wegen des Ukraine-Kriegs drastisch vergrößert werden. Die Bundesregierung hatte sich kurz nach Kriegsbeginn entschieden, die Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen. Bisher sind unter anderem Panzerfäuste, Luftabwehrraketen, Maschinengewehre, aber auch Fahrzeuge und Schutzausrüstung geliefert worden.

Kanzler Scholz (63, SPD) dürfte mit dieser Entscheidung in der Ukraine punkten.
Kanzler Scholz (63, SPD) dürfte mit dieser Entscheidung in der Ukraine punkten.  © John Macdougall/AFP/POOL/dpa

19.20 Uhr: Russland bombardiert Mariupol laut Ukraine mit Überschallbombern

Russland soll im Krieg gegen die Ukraine nach Angaben der ukrainischen Regierung auch Überschallbomber im Einsatz haben.

Aus Langstreckenbombern des Typs Tu-22M3 seien Bomben auf die besonders umkämpfte Hafenstadt Mariupol abgeworfen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk, am Freitag in Kiew.

Motusjanyk betonte, dass Mariupol von russischen Truppen nicht vollständig eingenommen worden sei. Es gebe heftige Kämpfe, unter anderem im Hafengebiet und um das Stahlwerk "Iljitsch". Russland behauptet seit Tagen, den Hafen komplett zu kontrollieren. Nach Angaben aus Moskau haben die russischen Truppen inzwischen auch das Stahlwerk unter Kontrolle.

Mariupol wird seit Wochen von russischen Truppen und Kämpfern prorussischer Separatisten eingekesselt. Die Stadt ist weitgehend zerstört, die Lage der verbliebenen Einwohner ist katastrophal. Das US-Kriegsforschungsinstitut Institute for the Study of War (ISW) geht davon aus, dass die strategisch wichtige Stadt "wahrscheinlich" kommende Woche erobert werde.

Die Hafenstadt Mariupol ist weitgehend zerstört.
Die Hafenstadt Mariupol ist weitgehend zerstört.  © Alexei Alexandrov/AP/dpa

18.19 Uhr: Scholz gefährdet laut Merz Zusammenhalt der Staatengemeinschaft

CDU-Chef Friedrich Merz (66, CDU) hat Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) in der Debatte über Waffenlieferungen an die Ukraine scharf kritisiert.

"Er gefährdet mit seinem Verhalten den Zusammenhalt der gesamten Staatengemeinschaft gegenüber Russland", sagte Merz der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag). Man wolle keine Routen, Übergabezeiten und -orte wissen. "Wir wollen wissen, was geliefert wird und vor allem, aus welchen Gründen die Bundesregierung verfügbares Material nicht liefern will."

Die Ukraine und auch die deutsche Öffentlichkeit hätten einen Anspruch darauf zu wissen, was Deutschland jetzt tue. "Aber nicht dieses ständige Wabern von Vermutungen, Behauptungen, Gerüchten und Forderungen."

Zu Lieferlisten, die Merz als Abgeordneter in der Geheimschutzstelle des Bundestages einsehen könne, sagte er: "Wenn diese Listen Klarheit verschaffen würden, müsste sich niemand beschweren." Der CDU-Chef warf der Bundesregierung vor, einen offenen Streit über Waffenlieferungen auszutragen.

Merz sprach sich dafür aus, auch Kriegsgerät zu liefern, wenn dieses nur nach entsprechender Ausbildung bedient werden könnte. "Dann muss eben ausgebildet werden, auch außerhalb der Ukraine. Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Krieg länger dauern wird, und dass die ukrainische Armee umfassend in der Lage sein muss, erobertes Territorium zurückzugewinnen."

Die territoriale Integrität der gesamten Ukraine müsse wiederhergestellt werden, sagte Merz. "Wenn es uns nicht gelingt, Putin in der Ukraine zu stoppen und zurückzudrängen, dann macht er weiter." Dann würden irgendwann das Baltikum, Polen, Moldau und andere Regionen in Europa betroffen sein. "Wir müssen ihn jetzt stoppen."

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr (44) bezeichnete die Vorwürfe des CDU-Chefs gegen den Kanzler als "billigen Populismus". "Seine Äußerungen zeigen vor allem eines: Die Union im Bund ist derzeit Lichtjahre von einer Regierungsfähigkeit entfernt." Die Union habe mehr als 16 Jahre Regierungsverantwortung getragen und die gescheiterte Russlandpolitik maßgeblich zu verantworten.

CDU-Chef Friedrich Merz (66, CDU).
CDU-Chef Friedrich Merz (66, CDU).  © Carsten Koall/dpa

17.54 Uhr: Russland weist 18 EU-Diplomaten aus

Als Reaktion auf die Ausweisung von russischen Diplomaten bei der Europäischen Union weist Russland seinerseits 18 Diplomaten der EU-Vertretung in Moskau aus.

Dies teilte das Außenministerium am Freitag in Moskau mit. Zugleich warf es der EU eine "konsequente Zerstörung der über Jahrzehnte geschaffenen Architektur des bilateralen Dialogs und der Zusammenarbeit" vor.

17.06 Uhr: UN-Helfer: Ukrainer werden dem Verhungern preisgegeben

In der Ukraine drohen nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) Menschen zu verhungern. So seien keine Hilfskonvois mehr in die Stadt Mariupol gelassen worden, seit sie vor zwei Wochen von russischen Streitkräften umzingelt wurde, sagte WFP-Chef David Beasley am Freitag nach einem Besuch in der Ukraine.

"Es ist die eine Sache, wenn die Menschen unter den Verwüstungen des Krieges leiden", sagte Beasley. "Es ist eine andere Sache, wenn sie dem Verhungern preisgegeben werden."

Das WFP schätzt, dass ein Drittel der Menschen im Land insgesamt und 60 Prozent der intern Vertriebenen Sorge haben, nicht genügend Essen für ihre Familie zu finden.

Beasley nannte Russland als kriegtreibende Partei nicht beim Namen. "Wir appellieren an alle, uns den Zugang zu verschaffen, den wir brauchen, um Menschen in belagerten Städten zu erreichen", sagte er.

In Mariupol dürften noch 100.000 Menschen ausharren, und die letzten Vorräte an Nahrungsmitteln und Wasser seien bald aufgebraucht. Das WFP sei auch besorgt über die Lage in Städten im Osten des Landes.

Das WFP hat bislang etwa 1,4 Millionen Menschen in der Ukraine mit Lebensmitteln versorgt. Traumatisierte Menschen, deren Dörfer bis vor Kurzem noch umkämpft waren, erhielten in den Ruinen ihrer Häuser Kartons mit Nudeln, Reis, Dosenfleisch und Öl. Diesen Monat sollen 2,3 Millionen Menschen unterstützt werden.

Beasley reiste unter anderem in den Kiewer Vorort Butscha, wo nach dem Abzug der Russen Hunderte Leichen gefunden wurden. "Ich bin schockiert", sagte Beasley. "Der Horror des Krieges ist hier so deutlich, und mich schaudert es, wenn ich daran denke, was diese Menschen durchgemacht haben."

WFP-Chef David Beasley.
WFP-Chef David Beasley.  © Cornelius Poppe/NTB/AP/dpa

16.37 Uhr: Nordmazedonien verweist sechs russische Diplomaten des Landes

Nordmazedonien hat sechs russische Diplomaten des Landes verwiesen. Dies teilte das Außenministerium des Balkanlandes am Freitag in Skopje mit.

Die betroffenen Diplomaten hätten mit ihren Tätigkeiten gegen die geltenden völkerrechtlichen Bestimmungen zur Regelung der Arbeit von diplomatischen Vertretungen verstoßen, hieß es in der Mitteilung.

Im Zusammenhang mit der Ausweisung von Diplomaten verweist diese Formulierung in der Regel darauf, dass die Betroffenen spioniert haben.

Es handelt sich um die zweite Ausweisung von russischen Diplomaten aus Nordmazedonien seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar. Am 28. März hatte Skopje fünf russische Diplomaten des Landes verwiesen.

16.06 Uhr: Moskau knallhart: EU hat keine vernünftige Alternative zu russischer Energie

Russlands Energieminister Alexander Nowak hat sich von europäischen Diskussionen um mögliche Importverbote für russisches Gas und Öl unbeeindruckt gezeigt.

"Eine vernünftige Alternative zu den Energiequellen aus Russland gibt es kaum. Unter Berücksichtigung des Marktanteils von Russland wird ersichtlich, dass es ohne russische Energieressourcen unmöglich ist, die Energiesicherheit Europas zu garantieren", schrieb Nowak in einem Leitartikel für das Branchenjournal "Energetitscheskaja Politika" ("Energiepolitik").

Nowaks Worten zufolge werde es noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis die EU russisches Öl und Gas vollständig ersetzen könne. Weder die USA noch die Opec-Staaten hätten genug Kapazitäten, um den Europäern schnell auszuhelfen.

"Darum hängt das Schicksal der europäischen Industrie und das Wohlbefinden der EU-Bürger voll und ganz von der Rationalität der Entscheidungen der EU-Führer ab", schrieb Nowak. Zugleich verteidigte er die von Russlands Präsident Wladimir Putin (69) geforderte Umstellung der Gas-Zahlungen auf Rubel.

Russlands Präsident Wladimir Putin (69) lässt weiter die Muskeln spielen.
Russlands Präsident Wladimir Putin (69) lässt weiter die Muskeln spielen.  © Mikhail Klimentyev/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa

15.12 Uhr: Spricht Joschka Fischer hier eine bittere Wahrheit aus?

Der ehemalige Bundesaußenministers Joschka Fischer (74, Grüne) sieht Fehler in der deutschen Russland-Politik in der deutschen Nachkriegsgeschichte begründet.

"Zu glauben, wir könnten als Konsequenz unserer missratenen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf Abschreckung und militärische Sicherheit verzichten, das war ein Irrtum", sagte der Grünen-Politiker der "taz am Wochenende".

Aus dem Irrtum sei die Illusion in der Beziehung zu Russland erwachsen, man könne dort durch Austausch langfristig eine friedliche Systemveränderung erreichen. "Diese Illusion hat uns in Abhängigkeiten geführt, für die wir jetzt einen hohen Preis bezahlen müssen."

Der zentrale Fehler sei gewesen zu glauben, dass man Russland vertrauen könne ohne innere Demokratisierung, sagte Fischer. "An erster Stelle wollte die russische Realität von der deutschen Wirtschaft, vorneweg dem "Ostausschuss", und der SPD nicht gesehen werden. An zweiter Stelle mit geringem Abstand von der Union." Fischer war zwischen 1998 und 2005 in der rot-grünen Bundesregierung Außenminister.

Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (74, Grüne).
Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (74, Grüne).  © Rolf Vennenbernd/dpa

14.42 Uhr: SPD-Außenpolitiker Michael Roth für umfassende Waffenlieferungen an Ukraine

Der SPD-Außenpolitiker Michael Roth (51) hat sich für umfassende Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag sagte der "Frankfurter Rundschau": "Die Ukrainerinnen und Ukrainer können sich nur verteidigen mit Waffen – und dabei sollten wir sie rasch und umfassend unterstützen."

Bei einem militärischen Sieg Russlands drohten neue militärische Konflikte in Moldau, Georgien und vermutlich auch auf dem westlichen Balkan, sagte Roth. "Deswegen muss – und das ist auch in unserem nationalen und europäischen Interesse – die Ukraine diesen furchtbaren Krieg gewinnen."

Titelfoto: --/Russian Foreign Ministry Press Service/AP/dpa

Mehr zum Thema Ukraine: