Ukraine-Krieg, Tag 20: Scholz schließt Eingreifen der Nato aus

Kiew (Ukraine) - 20 Tage sind seit der russischen Invasion in der Ukraine vergangen. Es wird damit gerechnet, dass weitere Offensiven des russischen Militärs auf Städte vorbereitet werden.

Ein Mädchen, das vor dem Krieg in der Ukraine geflohen ist, sitzt erschöpft im Flüchtlingslager Medika in Polen.
Ein Mädchen, das vor dem Krieg in der Ukraine geflohen ist, sitzt erschöpft im Flüchtlingslager Medika in Polen.  © Hector Adolfo Quintanar Perez/ZUMA Press Wire/dpa

Zahlreiche Maßnahmen wurden gegen Russland bereits beschlossen. Außerdem stehen zunehmend russische Oligarchen auf der Sanktionsliste der EU.

Allerdings wird die Ausreise aus der Ukraine zunehmend schwerer: Nur sieben der landesweit geplanten zehn Fluchtkorridore aus besonders umkämpften Städten und Dörfern funktionierten. Die meisten geflüchteten Zivilisten kamen bis jetzt aus der Region Kiew.

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj (44), will die Schuldigen für die schweren Kriegshandlungen in seinem Land ohne Nachsicht zur Verantwortung ziehen. Das russische Militär sei definitiv verantwortlich für Kriegsverbrechen, für eine "bewusst geschaffene humanitäre Katastrophe" in ukrainischen Städten, sagte er.

Ukraine-Krieg: Nächste Stadt in der Ostukraine vor russischem Ansturm
Ukraine Ukraine-Krieg: Nächste Stadt in der Ostukraine vor russischem Ansturm

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22.28 Uhr: Selenskyj begrüßt Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien in Kiew begrüßt.

Selenskyj veröffentlichte am späten Dienstagabend auf Telegram ein Video, das ihn, den polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki, Tschechiens Regierungchef Petr Fiala und seinen slowenischen Kollegen Janez Jansa mit weiteren Gesprächsteilnehmern in einem fensterlosen Raum zeigt. "Ihr Besuch in Kiew in dieser für die Ukraine schwierigen Zeit ist ein starkes Zeichen der Unterstützung. Wir wissen das wirklich zu schätzen", sagte Selenskyj.

22.20 Uhr: Frauen und vor allem Schwangere sind laut Baerbock im Ukraine-Krieg besonders betroffen

Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) hat auf das Schicksal von schwangeren Frauen im Ukraine-Krieg aufmerksam gemacht.

In den kommenden Monaten würden dort schätzungsweise 80.000 Frauen ein Kind zur Welt bringen, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstagabend in einer Videobotschaft für eine Debatte zur Rechtsstellung von Frauen am UN-Sitz in New York. "Viele von ihnen werden kein schützendes Obdach und keinen Zugang zu angemessener Pflege haben." Die Geburten könnten für sie lebensbedrohlich werden.

Dies zeige, dass Krisen und Konflikte keineswegs "geschlechterblind" zuschlügen, sagte Baerbock. "Sie betreffen Frauen überproportional." Dies gelte auch für Konflikte wie in Afghanistan oder in der Sahel-Zone, aber auch für die Klimakrise. Der Klimawandel gefährde Grundrechte von Frauen und Mädchen wie die Rechte auf Bildung, Gesundheit und körperliche Unversehrtheit.

Krisen und Konflikte betreffen "überproportional" Frauen, so Außenministerin Annalena Baerbock, das gelte sowohl für den Ukraine-Krieg als auch für die Klimakrise.
Krisen und Konflikte betreffen "überproportional" Frauen, so Außenministerin Annalena Baerbock, das gelte sowohl für den Ukraine-Krieg als auch für die Klimakrise.  © Christoph Reichwein/dpa

22.06 Uhr: Laut dem Pentagon machen russische Bodentruppen kaum Fortschritt in Ukraine

Die russischen Bodentruppen machen in der Ukraine nach Einschätzung der US-Regierung weiter kaum Fortschritte.

Die Hauptstadt Kiew werde weiter aus großer Entfernung bombardiert, sagte ein hoher US-Verteidigungsbeamter am Dienstag. Immer öfter würden zivile Ziele wie Wohngebiete getroffen. Das russische Militär sei aber nicht nennenswert näher an die Stadt herangerückt. Schätzungen nach seien die russischen Truppen im Nordwesten etwa 15 bis 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, im Osten seien es zwischen 20 und 30 Kilometer. Die nordukrainische Stadt Tschernihiw und die Stadt Mariupol am Asowschen Meer seien weiter isoliert. Aktuell sehe man keine unmittelbare Bewegung vom Meer aus in Richtung der wichtigen südwestukrainischen Hafenstadt Odessa.

Die Russen haben nach Pentagon-Angaben seit Beginn des Angriffskriegs mehr als 950 Raketen abgefeuert. Es gebe keine neuen Angriffe auf die Westukraine zu vermelden, sagte der Beamte. Man sehe aktuell auch nicht, dass anderswo in Russland stationierte Streitkräfte in den Westen verlegt würden. Man gehe jedoch davon aus, dass Russland eine solche Option in Betracht ziehe. Es gebe immer noch keine Hinweise darauf, dass Belarus Truppen verlege oder dies vorbereite, hieß es weiter.

21.37 Uhr: Scholz schließt Eingreifen der Nato im Ukraine-Krieg aus

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat ein militärisches Eingreifen der Nato im Ukraine-Krieg weiter ausgeschlossen.

"Mit US-Präsident Joe Biden, mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und den anderen Verbündeten bin ich mir einig, dass es keine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Nato und Russland geben darf. Das kann niemand wollen", sagte Scholz am Dienstag auf dem Wirtschaftsgipfel der "Welt" in Berlin. "Wir werden keine Flugverbotszonen über der Ukraine einrichten. Das würde eine direkte militärische Konfrontation mit Russland, mit russischen Kampfflugzeugen bedeuten", wird Scholz von der Zeitung "Welt" weiter zitiert.

21.04 Uhr: Weitere Journalistin des US-Senders Fox News in Ukraine getötet

Eine weitere Journalistin des US-Senders Fox News ist in der Nähe von Kiew ums Leben gekommen.

Die 24-Jährige Oleksandra Kuvshynova sei demselben Vorfall in Horenka getötet worden wie ihr Kollege, der Kameramann Pierre Zakrzewski, teilte der Sender am Dienstag mit. Das Fahrzeug des Teams war demnach unter Beschuss geraten. Der Korrespondent Benjamin Hall war dabei verletzt worden. Kuvshynova habe das Fox-News-Team bei der Recherche in der Ukraine unterstützt. "Sie war unglaublich talentiert und hat wochenlang mit unserem Team vor Ort gearbeitet", hieß es.

21.01 Uhr: 20.000 Menschen gelingt Flucht aus belagertem Mariupol

Aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Angaben aus Kiew zufolge 20.000 weiteren Zivilisten die Flucht gelungen.

Insgesamt 4000 Privatautos hätten die Metropole am Asowschen Meer am Dienstag verlassen können, schrieb der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Abend auf Telegram. Davon seien 570 Fahrzeuge bereits in der mehr als 200 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Saporischschja angekommen, hieß es.

20.52 Uhr: Biden unterzeichnet Haushalt mit Milliardenhilfe für Ukraine

US-Präsident Joe Biden hat ein Haushaltsgesetz mit umfangreichen Hilfen für die Ukraine unterzeichnet.

"Dieses Gesetz enthält historische Förderung - 13,6 Milliarden Dollar -, um Russlands Invasion in die Ukraine und die Auswirkungen auf die umliegenden Länder anzugehen", sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus. "Es ist äußerst schwierig, Hilfsgüter in die Ukraine zu bekommen, während der russische Angriff anhält." Es gelinge aber weiterhin. Die Unterstützung für die Ukraine umfasst humanitäre, wirtschaftliche und militärische Hilfe. Insgesamt hat der Etat der US-Regierung für das verbleibende Haushaltsjahr bis Ende September ein Volumen von rund 1,5 Billionen Dollar (1,36 Billionen Euro).

20.48 Uhr: Ukrainischer Regierungschef lobt Mut seiner drei Amtskollegen

Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal hat den Mut seiner Kollegen aus Polen, Tschechien und Slowenien gelobt, die mit dem Zug nach Kiew gereist sind.

"Der Mut der wahren Freunde der Ukraine", schrieb Schmyhal am Dienstagabend bei Twitter. Man sei dabei, die Unterstützung für die Ukraine und eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Russland zu diskutieren. Der Zug mit Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, seinem Stellvertreter Jaroslaw Kaczynski sowie Tschechiens Regierungschef Petr Fiala und seinem slowenischen Kollegen Janez Jansa war am Abend in Kiew eingetroffen. Die Politiker wollen noch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammentreffen.

Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa (v.l.n.r.) trifft sich mit seinem polnischen Amtskollegen Mateusz Morawiecki, dessen Vize Jaroslaw Kaczynski sowie dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala in Kiew.
Der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa (v.l.n.r.) trifft sich mit seinem polnischen Amtskollegen Mateusz Morawiecki, dessen Vize Jaroslaw Kaczynski sowie dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala in Kiew.  © ---/ Mateusz Morawiecki via Twitter/dpa

20.41Uhr: Europapolitiker Weber nennt Dreier-Besuch in Kiew "starkes Signal"

Der Europapolitiker und stellvertretende CSU-Vorsitzende Manfred Weber hat den Besuch der drei Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien in Kiew als "starkes Signal" bezeichnet.

Das zeige, dass man zusammenstehe, sagte Weber am Dienstagabend im ZDF. Das politische Signal sei eindeutig: "Wir stehen zu Euch und wir schätzen Euren Kampf für Freiheit und Demokratie." Verbunden mit dem Besuch aus der Europäischen Union sei die Hoffnung, dass Russland innehalte und nachdenklicher werde.

20.36 Uhr: Macron bietet verurteilter russischer TV-Journalistin Schutz an

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat der nach ihrem aufsehenerregenden Protest im russischen Staatsfernsehen verurteilten TV-Journalistin Marina Owssjannikowa Schutz angeboten.

"Wir werden selbstverständlich diplomatische Schritte einleiten, um Ihrer Kollegin Schutz zu gewähren, entweder in der Botschaft oder im Asyl", sagte Macron am Dienstag auf die Frage eines französischen Journalisten. Er werde diese Lösung sehr direkt und konkret in seinem nächsten Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin vorschlagen. "Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass wir so schnell wie möglich vollständige Klarheit über ihre persönliche Situation und ihre Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen, erhalten."

Titelfoto: Martin U.K. Lengeann/WELT/dpa

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