Ukraine-Krieg im Liveticker: Joachim Gauck erinnert an Kriegsleid in Ukraine

Kiew - Die russische Invasion dauert an, die Intensität der Kämpfe in der Ukraine bleibt hoch. Alle aktuellen Entwicklungen im TAG24-Liveticker.

Eine Frau umarmt einen ukrainischen Offizier, als sie die Rückeroberung von Cherson feiert.
Eine Frau umarmt einen ukrainischen Offizier, als sie die Rückeroberung von Cherson feiert.  © Yevhenii Zavhorodnii/AP/dpa

Nach der Rückeroberung der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson hat Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) die Befreiung weiterer derzeit von Russland besetzter Gebiete angekündigt.

"Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklassen", sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Nach Cherson kehrten derweil ukrainische Polizisten und Vertreter der Militärverwaltung zurück.

Die russischen Besatzer, die sich auf die Seite südöstlich des Flusses Dnipro zurückgezogen haben, kündigten dort die Räumung der Stadt Nowa Kachowka an - was Sorgen vor einem möglichen Sabotageakt am dortigen Wasserkraftwerk schürt. Samstag ist der 263. Tag des Krieges.

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Alle aktuellen Entwicklungen zum Geschehen in der Ukraine und rund um den Krieg findet Ihr hier im Ticker.

13. November, 21.48 Uhr: Selenskyj an die Ukrainer: "Wir alle spüren, wie unser Sieg naht"

Ungeachtet der anhaltenden russischen Angriffe hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Landsleuten Mut zugesprochen. "Wir alle spüren, wie unser Sieg naht", sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videobotschaft.

"Es gibt immer Menschen, die kämpfen und arbeiten für unseren Sieg." Selenskyj bedankte sich bei Soldaten, Ärzten und Diplomaten, die bereits seit mehr als 260 Tagen seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs rund um die Uhr in der Ukraine im Einsatz seien.

Mehr als achteinhalb Monate nach dem russischen Einmarsch hatte die ukrainische Armee in der vergangenen Woche einen großen Erfolg verbucht: Nach erfolgreichen Gegenoffensiven zogen sich die Russen im südlichen Gebiet Cherson aus der gleichnamigen Gebietshauptstadt und weiteren Orten auf der rechten Seite des Dnipro zurück.

13. November, 20.06 Uhr: 179 Orte nach ukrainischen Angaben zurückerobert

Nach dem Rückzug der russischen Armee haben die ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes nach eigenen Angaben bislang insgesamt 179 Orte zurückerobert.

In den Gebieten Cherson und Mykolajiw sei in den vergangenen Tagen nordwestlich des Flusses Dnipro eine Fläche von rund 4500 Quadratkilometern befreit worden, meldete die ukrainische Agentur Unian am Sonntag unter Berufung auf das Einsatzkommando Süd.

Angesichts erfolgreicher ukrainischer Gegenoffensiven hatten sich die Russen in der vergangenen Woche in dem Gebiet Cherson aus der gleichnamigen Gebietshauptstadt und weiteren Orten auf der rechten Seite des Dnipro zurückgezogen. Internationale Beobachter werten das als eine der größten Niederlagen für die russische Armee in dem bereits seit mehr als achteinhalb Monaten andauernden Angriffskrieg.

13. November, 17.17 Uhr: Joachim Gauck spricht über Ukraine-Krieg zum Volkstrauertag

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Volkstrauertag an das Kriegsleid in der Ukraine nach dem Einmarsch Russlands erinnert.

"Wir sind heute in ganz besonderer Weise mit den Frauen, Männern und Kindern verbunden, die unter diesem barbarischen Angriff auf ihre Heimat leiden", sagte er laut Redemanuskript bei einer Veranstaltung auf dem Soldatenfriedhof in Sinzig am Sonntag. Menschen seien auf der Flucht oder verschleppt worden und erlebten die sinnlose Zerstörung ihrer Dörfer.

"Wir leben in Zeiten, in denen wieder Krieg ist in Europa, in denen erneut ein menschenverachtendes Regime die Freiheit und den Frieden bedroht", betonte Gauck. Und niemand wisse, wie weit Putins Ambitionen bei der Wiedererrichtung eines großrussischen Imperiums noch reichten. "Niemand kann sagen, dass Übergriffe auf das Nato-Territorium, insbesondere auf die baltischen Staaten - oder etwa weitere Angriffe auf Georgien oder Moldawien - ausgeschlossen sind", warnte er.

"Gerade in dieser Zeit, in der wieder Krieg in Europa herrscht, wollen wir an den Preis des Krieges erinnern", sagte Gauck. "Krieg zerstört umfassend. Er zerstört nicht nur die Wege, die Städte, die Häfen. Krieg zerstört den Menschen." Über 104 Jahre seien seit dem Ende des Ersten Weltkriegs, 77 Jahre seit Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen, sagte er weiter.

Ex-Bundespräsident Joachim Gauck (82) erinnerte an Kriegsleid in der Ukraine, rief aber auch die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs in Erinnerung.
Ex-Bundespräsident Joachim Gauck (82) erinnerte an Kriegsleid in der Ukraine, rief aber auch die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs in Erinnerung.  © Thomas Frey/dpa

13. November, 16.52 Uhr: Hilft Deutschland mit Kohlewaggons beim Wiederaufbau in Ukraine?

Reaktivierte Kohlewaggons aus Deutschland könnten nach Vorstellungen der Deutschen Bahn bei einem Wiederaufbau der Ukraine helfen.

"Ich gehe davon aus, dass wir die Kohlewaggons, die jetzt im Einsatz sind, umbauen werden, damit wir sie anders einsetzen können", sagte die Chefin der Bahn-Frachttochter, Sigrid Nikutta, dem Nachrichtenportal T-Online in einem am Sonntag veröffentlichten Interview.

Mit den Waggons könne alles transportiert werden, was geschüttet werden müsse, zum Beispiel Baustoffe wie Sand oder Kies. "Meine Hoffnung ist, dass wir die alten Kohlewaggons schon bald für den Wiederaufbau der Ukraine nutzen können. So setzen wir die Kohlezüge quasi doppelt gegen (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin ein."

Die Bahn hatte wegen der Energiekrise innerhalb von fünf Monaten mehr als 1000 Waggons reaktiviert und mit leiseren Bremsen ausgestattet, weil einige deutsche Kohlekraftwerke länger am Netz bleiben. Eine Verschrottung der Waggons kommt laut Nikutta nicht infrage. Die ukrainische Eisenbahn baue mit viel Tempo eine Art Versorgungsnetz mit Normalspurschienen auf, weil sie ihr Netz nach Westeuropa ausrichten wolle, sagte die Managerin.

Ich gehe davon aus, dass wir die Kohlewaggons, die jetzt im Einsatz sind, umbauen werden, damit wir sie anders einsetzen können", wird Sigrid Nikutta (Mitte), die Chefin der Bahn-Frachtttochter in einem Interview zitiert.
Ich gehe davon aus, dass wir die Kohlewaggons, die jetzt im Einsatz sind, umbauen werden, damit wir sie anders einsetzen können", wird Sigrid Nikutta (Mitte), die Chefin der Bahn-Frachtttochter in einem Interview zitiert.  © Frank Hammerschmidt/dpa

13. November, 13.19 Uhr: Russland berichtet über Vorrücken in ukrainischem Gebiet Donezk

Russlands Verteidigungsministerium hat über einen kleineren Erfolg im ostukrainischen Gebiet Donezk berichtet. Russische Soldaten hätten den Ort Majorsk bei der Stadt Horliwka erobert, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Sonntag.

Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Selenskyj hatte allerdings bereits in seiner Videoansprache am Samstagabend von derzeit besonders heftigen russischen Angriffen in Donezk gesprochen. "Dort ist es die reine Hölle", sagte er.

Eine Frau geht über eine explodierte Brücke in Bakhmut in der Region Donezk. Russlands Armee hat Donezk in größeren Teilen erobert und im September - ebenso wie das Nachbargebiet Luhansk sowie Saporischschja und Cherson im Süden - völkerrechtswidrig annektiert.
Eine Frau geht über eine explodierte Brücke in Bakhmut in der Region Donezk. Russlands Armee hat Donezk in größeren Teilen erobert und im September - ebenso wie das Nachbargebiet Luhansk sowie Saporischschja und Cherson im Süden - völkerrechtswidrig annektiert.  © Libkos/AP/dpa

13. November, 12.33 Uhr: Scholz fordert von Vietnam klare Haltung gegen russischen Krieg

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Vietnam aufgefordert, sich eindeutig gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu stellen.

Er wünsche sich eine "klare Positionierung" der Regierung in Hanoi in dieser Frage, sagte Scholz am Sonntag nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Pham Minh Chinh in der vietnamesischen Hauptstadt zum Auftakt seiner viertägigen Asien-Reise. "Es handelt sich bei dem russischen Angriffskrieg um einen Bruch des Völkerrechts mit gefährlicher Präzedenzwirkung. Kleine Länder können nicht mehr sicher sein vor dem Verhalten ihrer größeren, mächtigeren Nachbarn."

Der Kanzler sagte das auch mit Blick auf China, das im Südchinesischen Meer mit Vietnam, Malaysia, Brunei und den Philippinen um Inseln, Riffe und Meeresgebiete streitet. "Auch in der Region des Indopazifiks muss die Stärke des Rechts gelten, nicht das Recht des Stärkeren", betonte Scholz.

Vietnam hat den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine anders als die große Mehrheit der UN-Mitglieder bisher nicht verurteilt, sondern sich in Abstimmungen dazu in der Generalversammlung wie auch China und Indien enthalten.

Russland ist der wichtigste Waffenlieferant Vietnams. Beide Länder kooperieren auch bei der Erschließung von Gas- und Ölfeldern vor der vietnamesischen Küste. Außerdem gibt es in Vietnam mehr als 150 Investitionsprojekte mit Beteiligung russischer Unternehmen.

13. November, 11.14 Uhr: Rührendes Video von ukrainischem Soldaten und seiner Großmutter in Cherson

Die offizielle Facebook-Seite der Ukraine hat das rührende Video eines ukrainischen Soldaten, der auf seine Großmutter trifft, geteilt. Die Frau kann ihre Emotionen nicht zurückhalten und nimmt ihren Enkel weinend in die Arme.

"Das ist einer dieser Momente, für die wir kämpfen ❤️‍ Ein ukrainischer Soldat nähert sich seinem Haus in Cherson, wo ihn seine Oma am Boden kniend trifft", kommentierte die Seite von Ukraine.ua den kurzen Clip.

13. November, 10.25 Uhr: London: Militärtraining an russischen Schulen für Wehrbereitschaft

Der geplante verpflichtende Militärunterricht an russischen Schulen soll nach britischer Einschätzung die Bereitschaft zu Mobilisierung und Wehrdienst bei jungen Menschen erhöhen.

Das Training ziele darauf ab, Schüler, die sich dem Wehrpflichtalter nähern, mit militärischen Fähigkeiten auszustatten, teilte das Verteidigungsministerium in London am Sonntag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. "Diese Initiative ist wahrscheinlich auch Teil eines umfassenderen Projekts, um der russischen Bevölkerung eine Ideologie des Patriotismus und des Vertrauens in öffentliche Institutionen einzuflößen", hieß es weiter.

Das russische Verteidigungsministerium unterstütze das Programm und habe festgelegt, dass mindestens 140 Stunden im akademischen Jahr für den sogenannten Militärvorbereitungskurs vorgesehen sind, so die britische Behörde weiter. Das Training solle im September 2023 beginnen. Ähnliche Programme mit Vorbereitungen für einen chemischen oder nuklearen Angriff, Erster Hilfe und Schießtraining hatte es auch in der Sowjetunion gegeben, sie waren 1993 eingestellt worden.

Die russischen Behörden hätten das Training bereits nach der Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim wieder auflegen wollen, hieß es in London weiter. "Es bestand die Hoffnung, dass diese Initiative die Qualität der Wehrpflichtigen erhöhen würde." Doch das sei nicht eingetreten, vielmehr sei die Moral niedrig und die Ausbildung begrenzt. Derzeit werde ein neues Ausbildungsprogramm zusammengestellt, es solle bis Jahresende feststehen.

13. November, 10.12 Uhr: Lambrecht: Einsatzbereite Bundeswehr "dringender denn je"

Zum 67. Jahrestag der Bundeswehr-Gründung sind am Samstag im Verteidigungsministerium rund 400 neue Soldaten feierlich in die Truppe aufgenommen worden.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte bei der Veranstaltung in Berlin zu den Rekrutinnen und Rekruten, sie legten ihr Gelöbnis in einer Zeit ab, "die von einer überwunden geglaubten Unsicherheit gezeichnet ist, geprägt auch von der Sorge vor einem Flächenbrand in Europa". Krieg in Europa sei angesichts des russischen Angriffskrieges heute wieder eine relevante, vielleicht sogar die größte Bedrohung für Freiheit und Demokratie.

"Dringender denn je brauchen wir eine einsatzbereite Bundeswehr", sagte Lambrecht. "Und Sie sind es, die dafür sorgen!"

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD, 2.v.l) beglückwünschte die Rekrutenabordnung auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin. Rund 400 Rekrutinnen und Rekruten legen am 67. Gründungstag der Bundeswehr ein Feierliches Gelöbnis ab.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD, 2.v.l) beglückwünschte die Rekrutenabordnung auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin. Rund 400 Rekrutinnen und Rekruten legen am 67. Gründungstag der Bundeswehr ein Feierliches Gelöbnis ab.  © Annette Riedl/dpa

13. November, 9.58 Uhr: Lawrow macht USA bei Asean schwere Vorwürfe

Der russische Außenminister, Sergej Lawrow, hat den USA und der Nato vorgeworfen, eine Vormachtstellung in der Asien-Pazifik-Region einnehmen zu wollen, indem sie diese militarisierten.

"Die USA und ihre Verbündeten sowie die Nato versuchen jetzt, diese Region zu schlucken", sagte Lawrow nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Rande des Gipfels der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean. Ziel sei die Militarisierung der Region, "mit dem offensichtlichen Fokus darauf, China und die russischen Interessen in der Region einzugrenzen", betonte er in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh.

Eine gemeinsame Abschlusserklärung des Gipfels sei an Streitigkeiten um den Wortlaut zur Situation in der Ukraine gescheitert, sagte Lawrow weiter. "Heute wurden keine kollektiven Entscheidungen getroffen, weil die USA und ihre westlichen Verbündeten auf einer absolut inakzeptablen Sprache in Bezug auf die Lage in und um die Ukraine bestanden haben."

Lawrow reist vom Asean-Treffen zum Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsmächte (G20) auf der indonesischen Insel Bali weiter. Er vertritt dort Putin, der seine Teilnahme abgesagt hatte.

Sergej Lawrow (72,r), Außenminister von Russland, sitzt neben dem südkoreanischen Präsidenten, Yoon Suk Yeol (61), und hört während der ASEAN Australia-New Zealand Trade Area (AANZTA) zu.
Sergej Lawrow (72,r), Außenminister von Russland, sitzt neben dem südkoreanischen Präsidenten, Yoon Suk Yeol (61), und hört während der ASEAN Australia-New Zealand Trade Area (AANZTA) zu.  © Heng Sinith/AP/dpa

13. November, 6.30 Uhr: Russische Besatzer räumen ukrainische Staudamm-Stadt Nowa Kachowka

Auf der anderen Seite des Dnipro haben die russischen Besatzer die Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka angekündigt.

Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich zusammen mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte der örtliche Besatzungschef Pawel Filiptschuk nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mit.

Befürchtet wird, dass der Staudamm durch Beschuss zerstört und das Gebiet überflutet werden könnte. Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, eine solche Provokation zu planen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Verwaltung von Kachowka als Ziel "Nummer eins für einen Terroranschlag" in der Region ausgemacht, behauptete Filiptschuk. Die Ukraine weist Sabotageabsichten zurück.

Titelfoto: Thomas Frey/dpa

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