Ukraine-Krieg, Tag 78: Kanzler sagt Finnland Unterstützung für Nato-Beitritt zu
Kiew (Ukraine) - Russlands Krieg gegen die Ukraine geht bereits in den 78. Tag. Die Ukraine bemüht sich um internationale Sicherheitsgarantien, während im Süden des Landes weiter erbittert gekämpft wird. Alle aktuellen Entwicklungen im TAG24-Liveticker.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sieht deutliche Fortschritte bei den Bemühungen um internationale Sicherheitsgarantien für sein Land.
"Wir verhandeln mit den führenden Nationen der Welt, um der Ukraine Vertrauen in die Sicherheit für die kommenden Jahrzehnte zu geben", sagte Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache.
Damit könnte die von Moskau geforderte politische Neutralität der Ukraine in einer Nachkriegszeit abgesichert werden.
Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk (42) verhandelt unterdessen mit der russischen Seite um ein ungewöhnliches Tauschgeschäft - russische Kriegsgefangene gegen schwer verwundete ukrainische Soldaten aus dem Werk Azovstal in Mariupol.
Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr noch einmal im Ticker vom Mittwoch nachlesen. Alle aktuellen Ereignisse des heutigen Tages findet Ihr hier im Liveticker.
21.53 Uhr: Mindestens fünf Zivilisten im Gebiet Donezk getötet
Bei schweren Gefechten zwischen russischen und ukrainischen Truppen sind im Gebiet Donezk nach ukrainischen Angaben mindestens fünf Zivilisten getötet worden.
Die Gebietsverwaltung berichtete am Donnerstag im Nachrichtendienst Telegram von vier Toten in den Ortschaften Nowosseliwka, Awdijiwka und Lyman. In Jassynuwata, das unter Kontrolle der prorussischen Separatisten steht, fiel nach Medienberichten ein weiterer Zivilist Kämpfen zum Opfer. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Der russische Angriffskrieg dauert bereits seit Ende Februar. Als eines der Ziele hat Russland die vollständige Eroberung der Gebiete Donezk und Luhansk ausgegeben. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bereits mehr als 3500 Zivilisten getötet. Die UN gehen aber von weitaus höheren Opferzahlen aus.
18.34 Uhr: Schweiz: 3,4 Milliarden Franken russisches Vermögen wieder entsperrt
In der Schweiz sind 3,4 Milliarden Franken (3,2 Milliarden Euro) an vorsorglich gesperrtem russischem Vermögen wieder freigegeben worden.
Im Zusammenhang mit Sanktion gegen Russland frieren viele Banken und Versicherungen Vermögen zur Sicherheit ein, erklärte Erwin Bollinger vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag in Bern. Diese Schritte müssten dann jedoch überprüft werden, da bei unbegründeten Sperren Schadenersatzforderungen gestellt werden könnten.
Insgesamt sind laut Seco noch immer 6,3 Milliarden Franken im Zusammenhang mit den Sanktionen eingefroren. Anfang April waren es 7,5 Milliarden Franken. Seitdem sind 2,2 Milliarden Franken dazugekommen, während 3,4 Milliarden entsperrt wurden.
18.32 Uhr: G7 will Blockade ukrainischer Getreideexporte brechen
Die G7-Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen will sicherstellen, dass die Ukraine trotz des russischen Angriffskriegs ein bedeutender Getreideexporteur bleiben kann.
Man berate gemeinsam darüber, wie man die derzeit von Russland ausgeübte Getreideblockade deblockieren und ukrainisches Getreide in die Welt bringen könne, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) am Donnerstag zu Beginn von Beratungen mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen G7-Staaten in Weißenhäuser Strand an der Ostsee. Derzeit seien wegen des Kriegs 25 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen blockiert, insbesondere in Odessa.
Das Getreide werde dringend in afrikanischen Ländern und im Nahen Osten gebraucht, sagte Baerbock. Am Himmel braue sich eine Ernährungskrise zusammen, die durch durch die globalen Klimaauswirkungen noch einmal verschärft werde.
Die Ukraine zählt weltweit zu den wichtigsten Getreidelieferanten. So war sie 2021 nach Zahlen der Welternährungsorganisation der UN noch drittgrößter Exporteur von Gerste und fünftgrößter Exporteur von Weizen.
18.16 Uhr: Baerbock zurückhaltend zu Kiews Forderung nach westlichen Kampfjets
Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) hat sich zurückhaltend zur ukrainischen Forderung nach der Lieferung westlicher Kampfjets geäußert.
Zu Beginn eines Treffens der Außenminister der G7-Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen in Weißenhäuser Strand an der Ostsee verwies die Grünen-Politikerin am Donnerstag auf die bisherige Haltung zur Einrichtung von Flugverbotszonen. Auch zur Lieferung von "Flugmaterialien haben wir uns ja bereits deutlich positioniert".
Bundesregierung und Nato sind strikt gegen die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine, da befürchtet wird, dass es bei deren Durchsetzung zu einer direkten Konfrontation zwischen der Nato und Russland kommen könnte. Dann bestünde die Gefahr, dass sich der Krieg in der Ukraine dramatisch ausweitet.
17.05 Uhr: Kanzler sagt Finnland Unterstützung für Nato-Beitritt zu
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat Finnland "die volle Unterstützung der Bundesregierung" auf dem Weg zu einem Nato-Beitritt zugesichert.
In einem Telefonat mit dem finnischen Staatspräsidenten Sauli Niinistö habe Scholz die Erklärung des Staatsoberhaupts und der Ministerpräsidentin Sanna Marin für einen unverzüglichen Beitritt ihres Landes zu dem westlichen Verteidigungsbündnis begrüßt, teilte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, am Donnerstag mit. In dem Gespräch sei es auch um die Sicherheitslage in Europa infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gegangen.
Als Reaktion auf diesen Krieg fordert Finnlands politische Führung den schnellstmöglichen Beitritt des Landes zur Nato. Niinistö und Marin hatten sich am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung klar für eine Mitgliedschaft in der westlichen Militärallianz ausgesprochen. Für das lange Zeit bündnisfreie Finnland wäre der Schritt historisch. Ein Beitritt würde die Nato-Grenze zu Russland mit einem Schlag verdoppeln.
17 Uhr: UN-Menschenrechtsrat verlangt Zugang zu Verschleppten in Russland
In einer Sondersitzung zur Ukraine hat der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen die von Experten dokumentierten Gräueltaten in russisch besetzten Gebieten verurteilt.
In einer Resolution wies das Gremium am Donnerstag in Genf unter anderem auf Fälle von Folter, Erschießungen und sexueller Gewalt hin, die ein UN-Team vor Ort dokumentiert hat. Der Rat forderte Russland auf, humanitären Helfern umgehend Zugang zu den Menschen zu erlauben, die nach Berichten aus der Ukraine nach Russland verschleppt worden sind. Für die Resolution stimmten 33 der 47 Mitgliedsländer. Nur China und Eritrea stimmten dagegen, weitere zwölf Staaten enthielten sich der Stimme.
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hatte zum Auftakt der eintägigen Sitzung gesagt, dass viele der untersuchten Verstöße gegen die Menschenrechte "auf Kriegsverbrechen hinauslaufen können".
16.35 Uhr: Lauterbach: Hilfe für Erhalt der Gesundheitsversorgung in Ukraine
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) hat der Ukraine weitere deutsche Unterstützung zugesagt, um die medizinische Versorgung im Krieg aufrechtzuerhalten.
Dabei geht es vor allem um den Aufbau von Traumazentren für Verbrennungen und die Versorgung mit Prothesen, wie der SPD-Politiker am Donnerstag nach einer Schalte mit seinem ukrainischen Amtskollegen auf Twitter mitteilte. Die Ukraine brauche nicht nur schwere Waffen, "sondern auch unsere Solidarität, um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen", betonte Lauterbach.
Er nannte es erschütternd, dass Russland auch vor der Zerstörung von Krankenhäusern in der Ukraine nicht Halt mache. Deutschland wolle - wo dies schon möglich sei - auch beim Wiederaufbau von Einrichtungen der Gesundheitsversorgung helfen.
16.30 Uhr: Ukrainischer Außenminister will eingefrorenes Russland-Geld für Wiederaufbau verwenden
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (41) kann sich vorstellen, zum Wiederaufbau seines Landes Anspruch auf im Ausland eingefrorene russische Gelder zu erheben.
"Juristisch gesehen ist das ein kompliziertes Thema genauso wie politisch", sagte Kuleba der "Welt" am Donnerstag. Um damit erfolgreich zu sein, müsse es einen vorbereiteten juristischen Weg geben und den politischen Willen, ihn umzusetzen. "Es gibt einige Länder, die uns schon versprochen haben, dass sie notwendige Gesetze verabschieden werden, um das zu ermöglichen", sagte er.
Deutschland gehöre noch nicht dazu. Er hoffe aber, dass sich Deutschland beteiligen werde, denn es sei der beste und wirtschaftlich sinnvollste Weg, um Mittel für den ukrainischen Wiederaufbau aufzubringen. "Russland hat es zerstört, lasst Russland dafür bezahlen. Das ist eine faire Lösung", sagte er.
16.20 Uhr: Ukrainischer Außenminister fordert Ende von Russland-Geschäften
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (41) hat deutsche Unternehmen aufgefordert, Russland zu verlassen. Er appelliere an sie, ihre Geschäfte in Russland einzustellen und die russische Kriegsmaschinerie nicht weiter zu unterstützen, sagte Kuleba am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne).
Er rief dazu auf, die Geschäfte stattdessen in die Ukraine zu verlegen. Die deutsch-ukrainischen Verbindungen hätten Zukunft, davon könnten beide Seiten profitieren - zumal, wenn sein Land im Sommer wie erhofft den Status als EU-Beitrittskandidat erhalte.
Kuleba forderte erneut auch einen Importstopp für russisches Erdgas. Habeck machte deutlich, dass Deutschland sich zwar darauf vorbereite, aber noch nicht so weit sei.
16.12 Uhr: Putin sagt, dass Westen sich mehr mit Sanktionen schade als Russland
Russlands Staatschef Wladimir Putin (69) hat westlichen Ländern bescheinigt, mit den gegen Moskau verhängten Sanktionen ihren eigenen Volkswirtschaften zu schaden.
Die westlichen Länder seien "von Russophobie getrieben" und versetzten mit den Sanktionen "ihren eigenen nationalen Interessen, ihren eigenen Volkswirtschaften und dem Wohlstand ihrer eigenen Bürger einen viel härteren Schlag" als Russland, sagte Putin am Donnerstag. Deutlich werde dies insbesondere durch die hohen Inflationsraten in Europa, "die in einigen Ländern fast 20 Prozent beträgt".
Während die "Sanktions-Besessenheit" der EU "schwerste Auswirkungen" auf deren Bürger haben werde, schaffe Russland es dank seiner "verantwortungsvollen makroökonomischen Politik der vergangenen Jahre" sowie aufgrund der "Stärkung seiner wirtschaftlichen Souveränität und Sicherheit in den Bereichen Technologie und Ernährung", auf die "externen Herausforderungen" zu reagieren, sagte Putin.
Der Kreml-Chef verwies dabei unter anderem auf die sich "allmählich" verlangsamende Inflation und die Stärkung des Rubels.
15.46 Uhr: FDP-Politiker Lindner und Dürr treffen ukrainischen Außenminister
FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner (43) und der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr haben der Ukraine bei einem Treffen mit Außenminister Dmytro Kuleba (41) weitere Unterstützung zugesichert.
"Die Ukraine kann sich nicht nur militärisch auf Deutschland verlassen, sondern auch in allen anderen Fragen. Das haben wir bei unserem Treffen deutlich gemacht", sagte Dürr der Deutschen Presse-Agentur nach einem Treffen der drei Politiker am Donnerstag in Berlin.
Es sei ein Austausch in vertraulicher Atmosphäre mit dem ukrainischen Außenminister gewesen, sagte Dürr. Und: "Dmytro Kuleba hat uns tiefe Einblicke in die aktuelle Situation in der Ukraine gegeben, dafür bin ich sehr dankbar."
15.40 Uhr: Gazprom liefert kein Gas mehr über Pipeline Jamal-Europa
Der russische Energieriese Gazprom wird nach eigenen Angaben kein Gas mehr über die Pipeline Jamal-Europa nach Westen liefern.
An der aktuellen Lage bei der Gasversorgung Europas ändert das Nutzungsverbot für die Pipeline nichts. Gazprom hat schon seit Ende vergangenen Jahres kein Gas mehr durch die Leitung gepumpt.
15.29 Uhr: Ukrainischer Außenminister fordert westliche Kampfflugzeuge
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (41) hat während seines Deutschland-Besuchs die Lieferung westlicher Kampfjets und Raketenabwehrsysteme für die Verteidigung seines Landes gegen Russland gefordert.
"Vergessen wir die sowjetischen Systeme, das ist vorbei", sagte er in einem Interview der "Welt". "Wenn dieser Krieg weiter andauert, werden die letzten Lagerbestände an sowjetischen Waffen bald aufgebraucht sein in den Ländern, die bereit sind, sie uns zu geben. Einige sind es schon jetzt."
Die Nato-Staaten hatten bei den Waffenlieferungen in die Ukraine zunächst auf sowjetische Waffensysteme gesetzt, weil sie von den ukrainischen Soldaten leichter bedient werden könnten. Inzwischen werden aber auch immer mehr Waffen westlicher Bauart in das Kriegsgebiet geschickt.
Kuleba kritisierte erneut die deutsche Zögerlichkeit bei Waffenlieferungen. Er betonte, dass die von Deutschland zugesagten Gepard-Flugabwehrpanzer gar nicht von der Ukraine angefragt wurden. "Es stimmt, dass wir nicht um den Gepard gebeten hatten, ausschlaggebend für die Bundesregierung scheint eher gewesen zu sein, uns etwas zu geben, was sie selbst nicht braucht", sagte er.
Er monierte auch, dass es zunächst keine Munition für den Gepard gegeben habe. "Erst etwas zuzustimmen, wonach wir nicht gebeten hatten, und dann festzustellen, dass das System gar nicht betrieben werden kann, wirft einige Fragen auf."
Auch die Lieferung von sieben deutschen Panzerhaubitzen 2000 - schwere, moderne Artilleriegeschütze - kritisierte Kuleba als unzureichend. "Zur selben Zeit, als diese Nachricht kam, erhielt ich die Nachricht aus einem sehr kleinen EU-Land, das uns ebenfalls sieben Stück desselben Systems geben wollte. Da stimmen die Dimensionen nicht, das sieht nicht gut aus." Die Gepard-Panzer und die Panzerhaubitzen sind bisher die einzigen schweren Waffen, die Deutschland der Ukraine zugesagt hat.
15.26 Uhr: Schätzung: Steuereinnahmen trotz Ukraine-Kriegs höher als gedacht
Trotz des Ukraine-Kriegs und der anhaltenden Corona-Pandemie können Bund, Länder und Kommunen in diesem Jahr mit 40,4 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen rechnen als noch im November erwartet.
Wie das Finanzministerium am Donnerstag in Berlin bekanntgab, gehen die Steuerschätzer zudem davon aus, dass der Staat bis 2026 rund 220 Milliarden Euro mehr einnimmt als gedacht.
15.25 Uhr: Putin erwartet Rekord bei Weizenernte in Russland
Russlands Präsident Wladimir Putin (69) erwartet in diesem Jahr eine Rekordernte beim Weizen und hat eine Steigerung des Exports angekündigt.
"Nach Einschätzung von Spezialisten - das sind natürlich nur vorläufige Schätzungen - könnte sich die Getreideernte auf 130 Millionen Tonnen belaufen, darunter 87 Millionen Tonnen Weizen", sagte der Kremlchef am Donnerstag auf einer Regierungssitzung. Seinen Angaben nach wäre das ein Rekord beim Weizen. Russland ist einer der größten Getreideproduzenten weltweit mit einer wichtigen Rolle für die Welternährung.
Putin kündigte an, bei einem entsprechenden Ernteresultat auch den Export wieder anzukurbeln. Der Rekord "erlaubt es uns, nicht nur problemlos unsere eigenen Bedürfnisse zu decken, sondern auch die Lieferungen auf den Weltmarkt für unsere Partner zu steigern, was für den globalen Lebensmittelmarkt wichtig ist", sagte er.
15.23 Uhr: EU-Kommission: Ukraine kann Millionen Tonnen Getreide nicht liefern
Millionen Tonnen Getreide drohen nach Angaben der EU-Kommission die Agrar-Lager in der Ukraine zu blockieren und so die internationale Lebensmittelversorgung zu erschweren.
"20 Millionen Tonnen Getreide müssen die Ukraine in weniger als drei Monaten verlassen", sagte die für Verkehr zuständige EU-Kommissarin Adina Valean am Donnerstag. Das Getreide drohe, die Lagerstätten belegt zu halten, die für die nächsten Ernten benötigt würden.
Deswegen hat die Kommission nun einen Aktionsplan veröffentlicht, wie Exporte auf dem Landweg verkauft werden können. Über sogenannte Solidaritätsspuren sollen aber auch Güter wie humanitäre Hilfe ins Land gebracht werden. Zu den Herausforderungen zähle, dass die ukrainischen Waggons nicht mit dem Großteil des EU-Schienennetzes kompatibel seien, so dass die meisten Waren auf Lastwagen oder andere Waggons umgeladen werden müssten. Für diesen zeitaufwendigen Prozess gebe es an den Grenzen zudem nur wenige Anlagen.
14.46 Uhr: Ukrainischer Außenminister verzeiht der SPD frühere Russland-Politik
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (41) hat der SPD ihre von vielen als zu nachsichtig kritisierte Russland-Politik der letzten Jahrzehnten verziehen.
"Die Vorkriegsgeschichte in den deutsch-russischen Beziehungen und die Rolle der Sozialdemokraten dabei ist etwas, das nun Geschichte ist", sagte Kuleba am Donnerstag nach einem Treffen mit SPD-Chef Lars Klingbeil (44) und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich (62) in Berlin.
Der ukrainische Außenminister verwies darauf, dass mit Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) ein Sozialdemokrat die Kehrtwende bei den deutschen Waffenlieferungen und in der Energiepolitik vollzogen habe.
14.41 Uhr: Habeck hält Auswirkungen der russischen Sanktionen für "überschaubar"
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne) hält die Auswirkungen der von Russland verhängten Sanktionen gegen ehemalige Tochtergesellschaften von Gazprom im Ausland für "überschaubar".
Täglich würden jetzt zehn Millionen Kubikmeter Gas aus Russland nicht mehr geliefert, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Berlin. "Das ist eine Menge, die kompensierbar ist, und die Unternehmen sind dabei, das Gas über andere Quellen zu beschaffen."
Der Großhandelspreis sei um 14 Prozent gestiegen. "Das ist nicht schön, aber es entspricht den normalen Schwankungen seit Kriegsbeginn."
13.27 Uhr: Ukrainische Armee: Zwei Brücken des russischen Militärs zerstört
In der ostukrainischen Region Luhansk haben ukrainische Truppen nach eigenen Angaben zwei Pontonbrücken des russischen Militärs über dem Fluss Siwerskyj Donez zerstört.
"Bilohoriwka hält gerade dem russischen Ansturm stand, unsere Verteidiger haben zweimal Pontonbrücken zerstört", schrieb der Militärgouverneur des Gebiets, Serhij Hajdaj, am Donnerstag im Nachrichtendienst Telegram.
Eine dritte Brücke werde sicher bald zerstört werden. Dazu präsentierte er Drohnenaufnahmen von mehrend Dutzend zerstörten Fahrzeugen und Panzertechnik. Die Bilder kursierten bereits am Vortag.
12.52 Uhr: Drei Tote bei russischem Luftangriff in Nordost-Ukraine
Bei einem russischen Luftangriff im Nordosten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens drei Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden.
Wie die örtlichen Rettungsdienste am Donnerstag mitteilten, zielte der Angriff kurz nach Mitternacht auf die Stadt Nowhorod-Siwerskyj.
Der Luftangriff sei vermutlich mit einem Kampfflugzeug des Typs Su-30SM ausgeführt worden, gab die ukrainische Armee bekannt. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Tschaus, erklärte, es seien Schulen, Verwaltungsgebäude und Wohnhäuser getroffen worden. Die Rettungskräfte seien im Einsatz.
12.45 Uhr: Nato-Beitritt Finnlands wäre "eindeutig" Bedrohung für Russland
Ein Nato-Beitritt Finnlands wäre nach Einschätzung der Führung in Moskau "eindeutig" eine Bedrohung für Russland.
Wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (54) am Donnerstag erklärte, würde eine Ausweitung des Militärbündnisses und eine Nato-Annäherung an die russischen Grenzen "die Welt und unseren Kontinent nicht stabiler und sicherer machen".
Mit "eindeutig" antwortete der Kreml-Sprecher auf die Frage, ob Russland einen Nato-Beitritt Finnlands als Bedrohung ansehen würde. "Alles wird davon abhängen, wie dieser Prozess vonstatten geht, wie weit die militärische Infrastruktur an unsere Grenzen heranrücken wird", sagte Peskow.
10.49 Uhr: UN-Menschenrechtschefin: Mögliche Kriegsverbrechen in der Ukraine
In der Ukraine werden nach UN-Angaben seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs "ungeheure Menschenrechtsverletzungen" begangen.
Das sagte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet (70), am Donnerstag zum Auftakt einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf.
"Mein Büro untersucht weiterhin Vorwürfe von Verstößen gegen die internationalen Menschenrechtsnormen und das humanitäre Völkerrecht, von denen viele auf Kriegsverbrechen hinauslaufen können", sagte Bachelet. Sie sind nach Angaben von Bachelet überwiegend russischen Streitkräften und ihren Verbündeten zuzuschreiben.
10.07 Uhr: Inzwischen mehr als 100.000 ukrainische Schüler in Deutschland
Die Zahl der aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die an Schulen in Deutschland aufgenommen wurden, hat die Marke von 100.000 überschritten.
Daten der Kultusministerkonferenz (KMK) zufolge, die am Donnerstag veröffentlicht wurden, lag die Zahl der Kinder und Jugendlichen in der vergangenen Woche bei inzwischen 105.869.
Bayern (20.695), Nordrhein-Westfalen (18.232) und Baden-Württemberg (15.393) meldeten die bisher meisten Aufnahmen. Insgesamt werden in Deutschland etwa 11 Millionen Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
10.04 Uhr: Bundeswehr fliegt kriegsverletzte Ukrainer nach Deutschland
Die Bundeswehr ist zu einem neuen Evakuierungsflug für den Transport kriegsverletzter Ukrainer aus Polen nach Deutschland unterwegs.
Das Spezialflugzeug A310 MedEvac der Luftwaffe startete am Donnerstagmorgen in Köln, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Nach Abholung der Verletzten in Polen sollte die Maschine später in Frankfurt am Main landen.
Mit dem Flugzeug wurden in den vergangene Wochen wiederholt schwer verletzte Kinder und Erwachsene zur Behandlung nach Deutschland geholt, um sie besser medizinisch versorgen zu können. Der A310 MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte werden in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt.
8.14 Uhr: Ukrainisches Militär meldet schwere Gefechte im Osten
Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten des Landes verstärkt und dabei teilweise in der Region Donbass Geländegewinne erzielt.
"Der Feind führt seine Angriffsbemühungen in der Operationszone Ost weiter fort mit dem Ziel, die volle Kontrolle über die Gebiete Donezk, Luhansk und Cherson herzustellen und den Landkorridor zur zeitweise besetzten Krim aufrecht zu erhalten", teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstag in seinem Lagebericht mit.
Die russischen Attacken im Donbass zielen demnach auf die Städte Sjewjerodonezk, Liman, Bachmut, Awdijiwka und Kurachowe sowie das großteils schon von russischen Kräften besetzte Rubischne. "In Richtung Sjewjerodonezk führt der Feind Angriffe auf Kudrjaschiwka und Sjewjerodonezk und hat dabei teilweise Erfolg", räumte die ukrainische Militärführung ein.
6.30 Uhr: Klitschko befürchtet weiterhin russische Angriffe auf Kiew
Ungeachtet des Abzugs russischer Truppen aus der Umgebung von Kiew befürchtet Bürgermeister Vitali Klitschko (50) "jederzeit" einen neuen Angriff auf die ukrainische Hauptstadt.
Im Gespräch mit dem US-Sender CNN schloss Klitschko in der Nacht zum Donnerstag sogar den Einsatz taktischer Atomwaffen nicht aus. Kiew bleibe weiterhin das Hauptziel des russischen Militärs.
"Und solange in der Ukraine Krieg herrscht, können wir nicht einem Ukrainer irgendwelche Garantien geben", sagte der frühere Box-Weltmeister. "Aktuell hat Sicherheit für uns oberste Priorität", sagte er. Zwar werde das Land von "unseren Kriegern" verteidigt, doch das Risiko bleibe. "Und ohne unsere Partner, ohne die USA und die europäischen Staaten können wir nicht überleben."
5.21 Uhr: Kiew schlägt Russland Tauschgeschäft für Mariupol vor
Die ukrainische Führung schlägt dem russischen Militär ein Tauschgeschäft für die im Stahlwerk Azovstal in Mariupol verschanzten letzten Verteidiger der Hafenstadt vor.
"Als ersten Schritt haben wir den Russen folgenden Tausch angeboten: Wir transportieren unsere schwerverwundeten Jungs in einem humanitären Korridor aus Azovstal ab", sagte Vize-Regierungschefin Wereschtschuk nach Angaben der Ukrajinska Prawda.
Gleichzeitig lasse das ukrainische Militär russische Kriegsgefangene "nach Standardregeln für deren Austausch" frei. Die Verhandlungen dazu dauerten noch an.
4.47 Uhr: Russisches Militär fordert Evakuierung ukrainischer Orte
Wohl zur Erleichterung eigener Angriffe hat das russische Militär internationale Organisationen zur Evakuierung ostukrainischer Orte aufgerufen.
"Mit Blick auf die drohende katastrophale humanitäre Lage der meisten Zivilisten in Kramatorsk und Slowjansk rufen wir die Weltgemeinschaft, die UN, die OSZE und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes auf, unverzüglich alle Maßnahmen zur schnellen und sicheren Evakuierung der Zivilisten aus diesen Städten unter der Kontrolle der ukrainischen Streitkräfte einzuleiten", wurde der Generaloberst Michail Misinzew (59) vom Verteidigungsministerium in Moskau von der Agentur Interfax zitiert.
Nach Misinzews Darstellung haben sich die ukrainischen Truppen in diesen Orten verschanzt und missbrauchten die eigene Zivilbevölkerung als lebenden Schutzschild. In Slowjansk und Kramatorsk hielten sich demnach rund 90.000 Zivilisten auf. Kramatorsk und Slowjansk gelten als Eckpfeiler der ukrainischen Abwehrlinien in der Ostukraine.
3.34 Uhr: Kämpfe zwischen Cherson und Mykolajiw
Russische und ukrainische Truppen haben sich in der Region zwischen Cherson und Mykolajiw im Süden der Ukraine erneut erbitterte Gefechte geliefert.
Dabei gaben die Verteidiger den russischen Angreifern "keine Gelegenheit zum Vordringen", wie die ukrainische Militärführung mitteilte. Im Verlauf der Kämpfe seien mindestens 23 russische Soldaten getötet und zwei Panzer zerstört worden, ebenso wie ein Munitionslager, zitierte die Agentur Unian aus der Mitteilung. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa