Ukraine-Krieg im Liveticker: Charkiw und Donezk nach Beschuss fast komplett ohne Strom

Ukraine - Noch immer ist Krieg in der Ukraine – ausgelöst durch Russland. Die wichtigsten Entwicklungen gibt es im TAG24-Liveticker.

Nach der Bekanntgabe des Rückzugs riefen die russischen Besatzer alle Bewohner der bislang unter ihrer Kontrolle stehenden Orte in Charkiw zur Flucht auf.
Nach der Bekanntgabe des Rückzugs riefen die russischen Besatzer alle Bewohner der bislang unter ihrer Kontrolle stehenden Orte in Charkiw zur Flucht auf.  © Daniel Carde/ZUMA Press Wire/dpa

Der von Moskau bekannt gegebene Truppenrückzug aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw ist in Kiew mit Genugtuung aufgenommen worden.

"Besatzer haben in der Ukraine keinen Platz und werden keinen haben", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) in seiner Videoansprache in der Nacht zum Sonntag.

Mehr als sechs Monate nach Kriegsbeginn hatte seine Armee die russischen Besatzer im Charkiwer Gebiet bis zum Samstag massiv zurückgedrängt. Wenig später gab das Verteidigungsministerium in Moskau dann einen Rückzug seiner Truppen aus strategisch wichtigen Städten bekannt.

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Für weitere erfolgreiche Gegenoffensiven ist Kiew eigenen Angaben zufolge aber auf weitere Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen. Bei einem Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) machte ihr ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba (41) diesbezüglich Druck.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Geschehen in der Ukraine und rund um den Krieg findet Ihr hier im Ticker.

11. September, 22.34 Uhr: Selenskyj dankt seinen Landsleuten nach 200 Tagen Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat sich angesichts des mittlerweile seit 200 Tagen andauernden Kriegs bei seinen Landsleuten für die Verteidigung der Heimat bedankt.

"In diesen 200 Tagen haben wir viel erreicht, aber das Wichtigste und damit das Schwierigste liegt noch vor uns", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Montag. Er bedankte sich unter anderem bei den ukrainischen Bodentruppen, der Luftwaffe, den Seestreitkräften - und bei allen, die in diesen Tagen "die Geschichte der Unabhängigkeit, die Geschichte des Sieges, die Geschichte der Ukraine" schrieben.

Am Wochenende feierte die Ukraine einen ihrer größten Erfolge seit Kriegsbeginn vor mehr als einem halben Jahr: Unter dem Druck ihrer Gegenoffensiven gab Russlands Verteidigungsministerium am Samstag den Abzug eigener Truppen aus dem östlichen Gebiet Charkiw bekannt.

Für die Verteidigung der Heimat dankte Wolodymyr Selenskyj (44) seinen Landsleuten.
Für die Verteidigung der Heimat dankte Wolodymyr Selenskyj (44) seinen Landsleuten.  © -/Ukrinform/dpa

11. September, 21.31 Uhr: Großflächiger Stromausfall in der Ukraine

Nach dem Teilrückzug der eigenen Truppen hat Russland ukrainischen Angaben zufolge die kritische Infrastruktur des Nachbarlandes beschossen.

Die ostukrainischen Regionen Charkiw und Donezk seien komplett ohne Strom, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag auf Twitter mit.

"Russische Terroristen bleiben Terroristen", schrieb er dazu. Sein Berater Mychajlo Podoljak teilte mit, in Charkiw sei eines der größten Wärmekraftwerke des Landes getroffen worden. Meldungen über Probleme bei der Strom- sowie der Wasserversorgung gab es auch aus den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk, Poltawa, Saporischschja und Odessa.

Zwischenzeitlich gab es in der gesamten Ukraine Luftalarm. Teils berichteten Anwohner in sozialen Netzwerken von Explosionsgeräuschen. In Charkiw, wo russische Einheiten erst kurz zuvor abgezogen waren, schrieb der Bürgermeister der gleichnamigen Gebietshauptstadt Charkiw, Ihor Terechow, auf Telegram: "Das ist eine abscheuliche und zynische Rache des russischen Aggressors für die Erfolge unserer Armee."

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Russlands Verteidigungsministerium am Samstag mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn den Abzug eigener Truppen aus der Region Charkiw bekanntgegeben. Offiziell begründet wurde der Rückzug mit einer strategischen "Umgruppierung" der Einheiten.

Ein ukrainischer Soldat in der Nähe eines russischen Panzers, der zerstört wurde.
Ein ukrainischer Soldat in der Nähe eines russischen Panzers, der zerstört wurde.  © Uncredited/AP/dpa

11. September, 17.25 Uhr: Lars Klingbeil schließt Alleingänge Deutschlands aus

Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil (44, SPD) hat eine schnelle Prüfung weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert.

Nach der Rückeroberung von Gebieten im der Ostukraine sagte er im ARD-Sommerinterview, es sei "ein riesiger Erfolg, den die Ukrainerinnen und Ukrainer gerade haben". "Das hat auch damit zu tun, dass der Westen, dass Deutschland, dass wir wahnsinnig viele Waffen geliefert haben in den letzten Wochen und Monaten. Und das muss weitergehen. Das wird auch weitergehen", sagte Klingbeil in dem Interview, das am Sonntagabend ausgestrahlt werden sollte. In einer zweiten Tranche liefere Deutschland Raketenwerfer und den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard.

"Aber natürlich müssen wir im westlichen Bündnis auch bewerten: Muss es jetzt weitere Waffenlieferungen geben? Und das muss schnell passieren", sagte Klingbeil.

Alleingänge Deutschlands schloss er aus. Man müsse sich eng mit Amerikanern und Franzosen abstimmen. "Kein Land liefert gerade westliche Kampfpanzer", sagte Klingbeil: Und: "Das ist die Entscheidung. Das muss jetzt unter den Staats- und Regierungschefs besprochen werden angesichts der Forderungen aus der Ukraine, angesichts auch der Erfolge, die die Ukraine gerade hat, was die nächsten Schritte sein können, um dieses Land zu unterstützen."

Lars Klingbeil (44, SPD) stand beim ARD-Sommerinterview Rede und Antwort.
Lars Klingbeil (44, SPD) stand beim ARD-Sommerinterview Rede und Antwort.  © Fabian Sommer/dpa

11. September, 14.48 Uhr: Russische Armee räumt Großteil des Gebiet Charkiw in der Ostukraine

Nach ukrainischen Gegenschlägen haben die russischen Truppen den Großteil des Gebiets Charkiw im Nordosten der Ukraine geräumt.

Den am Sonntag vom Verteidigungsministerium in Moskau gezeigten Karten zufolge räumten die russischen Einheiten den Norden des Gebiets an der Grenze zu Russland komplett und zogen sich auf eine Linie hinter die Flüsse Oskil und Siwerskyj Donez zurück.

Kommentiert wurde der Rückzug nicht gesondert. Zuvor war von einer "Umgruppierung" zur Verstärkung der Einheiten im Donezker Gebiet die Rede. Anfang der Woche hatte die russische Armee noch etwa ein Drittel des Charkiwer Gebiets kontrolliert.

11. September, 14.40 Uhr: Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab

Die russische Führung hat kurz nach einer schweren Niederlage des eigenen Militärs in der Ukraine Verhandlungen mit Kiew in Aussicht gestellt.

"Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab, doch je länger der Prozess hinausgezögert wird, desto schwerer wird es, sich zu einigen", sagte Außenminister Sergej Lawrow (72) am Sonntag im Staatsfernsehen.

Die Verhandlungen, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland begannen, sind seit Monaten ausgesetzt.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow (72).
Der russische Außenminister Sergej Lawrow (72).  © Uncredited/Russian Foreign Ministry Press Service/AP/dpa

11. Seotember, 13.10 Uhr: Russische Truppen ziehen aus Nordteil des Charkiwer Gebiets ab

Nach erfolgreichen ukrainischen Gegenangriffen ziehen sich die russischen Truppen offenbar auch aus dem nördlichen Teil des Charkiwer Gebiets zurück.

Medienberichten vom Sonntag nach hissten Einwohner in der Ortschaft Kosatscha Lopan, 30 Kilometer nördlich der Metropole Charkiw, die ukrainische Flagge.

Zuvor hatten die russischen Einheiten den knapp vier Kilometer von der russischen Grenze entfernten Ort verlassen, der zu Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar besetzt worden war.

11. September, 12.10 Uhr: Kiews Gegenoffensive macht monatelangen russischen Vormarsch wett

Die ukrainischen Soldaten haben laut US-Experten innerhalb von fünf Tagen mehr Gelände zurückgewonnen als die russischen Truppen insgesamt seit April besetzt haben.

"Die Befreiung von Isjum wird der größte militärische Erfolg der Ukraine seit dem Sieg in der Schlacht vor Kiew im März", urteilte das Institute for the Study of the War (ISW) in seiner Lageanalyse am Sonntag.

Damit sei der von Russland geplante Vormarsch auf den Donbass von Norden her gescheitert, meinten die Experten. Mit der Einnahme von Isjum sei wahrscheinlich innerhalb von 48 Stunden zu rechnen, wenn sie nicht bereits geschehen sei.

11. September, 9.25 Uhr: Kämpfe im Umkreis befreiter ukrainischer Orte dauern an

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus mehreren besetzten ukrainischen Ortschaften dauern die Kämpfe in der Umgebung nach Einschätzung britischer Militärexperten an.

Das geht aus dem Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg vom Sonntag hervor.

"In den vergangenen 24 Stunden haben ukrainische Kräfte weiterhin erhebliche Fortschritte in der Charkiw-Region gemacht", hieß es in der Mitteilung auf Twitter. Russland habe Einheiten aus dem Gebiet zurückgezogen, "aber es wird weiter gekämpft im Umkreis der strategisch wichtigen Städte Kupjansk und Isjum".

11. September, 9.20 Uhr: Atomkraftwerk Saporischschja wird heruntergefahren

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben vollständig vom Stromnetz abgekoppelt worden und wird heruntergefahren. Mehr dazu lest Ihr im Artikel: "Nach wochenlangem Beschuss: AKW Saporischschja wird abgeschaltet".

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben vollständig vom Stromnetz abgekoppelt worden und wird heruntergefahren.
Das Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben vollständig vom Stromnetz abgekoppelt worden und wird heruntergefahren.  © Planet Labs Pbc/Planet Labs PBC/AP/dpa

11. September, 7.05 Uhr: Baerbock fordert russischen Abzug vom Atomkraftwerk Saporischschja

Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) forderte den vollständigen russischen Abzug vom Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja in der Südukraine.

Mit der Besetzung des Kernkraftwerks setze der russische Präsident Wladimir Putin (69) die gesamte Region der Gefahr eines nuklearen Zwischenfalls aus, sagte die Grünen-Politikerin.

Titelfoto: Uncredited/AP/dpa

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