Ukraine-Krieg: Selenskyj zieht nach Weihnachtstagen Schreckens-Bilanz

Berlin/Kiew - Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) erwartet von der künftigen Bundesregierung, dass sie die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russlands Aggression weiter unterstützt.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) kann sich noch keine Sicherheitsgarantien jenseits der Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine vorstellen.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) kann sich noch keine Sicherheitsgarantien jenseits der Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine vorstellen.  © Michael Kappeler/dpa

"Keine Bundesregierung, der die Sicherheit Deutschlands und Europas am Herzen liegt, wird die Menschen in der Ukraine allein lassen", sagte die Grünen-Politikerin der "Bild am Sonntag".

"Denn nur ein gerechter Frieden für die Ukraine sichert unseren Frieden in Freiheit in Europa." Die Ukraine könne sich auf Deutschland verlassen, auch über die Bundestagswahlen hinaus.

Einen Tag bevor sich der Einmarsch der Russen am 24. Februar 2025 zum dritten Mal jährt, findet die vorgezogene Bundestagswahl statt.

Neues Waffensystem: Nordkoreanische Raketen-Trucks offenbar in Russland eingetroffen
Ukraine Neues Waffensystem: Nordkoreanische Raketen-Trucks offenbar in Russland eingetroffen

Seit Kriegsbeginn gehört Deutschland zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine, nur die USA haben als größter Waffenlieferant eine noch gewichtigere Rolle - wobei in Kiew befürchtet wird, dass der designierte US-Präsident Donald Trump die Unterstützung des Landes drastisch zurückfahren und eine Art Diktatfrieden mit Gebietsverzichten zugunsten Russlands durchsetzen könnte.

Alle relevanten Informationen zum aktuellen Geschehen in der Ukraine und Russland gibt es hier im TAG24-Ticker.

29. Dezember, 22.21 Uhr: Militär-Ombudsmann soll Soldaten helfen

Auf Wunsch der ukrainischen Soldaten wird in dem Land das Amt eines Militär-Ombudsmanns als direkter Ansprechpartner für die Truppe geschaffen.

Das hat Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) am Abend in seiner Videoansprache angekündigt. Gebraucht werde jemand, der die Rechte der Soldaten schützt, sagte er. Zusammen mit dem Verteidigungsministerium solle er den Soldaten und ihren Familien wirklich helfen können.

Ukrainische Soldaten hatten bisher vor allem in rechtlichen Fragen keinen direkten Ansprechpartner und mussten oft auch aus dem Schützengraben im Abwehrkampf gegen Russlands Armee den oft langwierigen Dienstweg beschreiten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46).
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46).  © Olivier Matthys/Pool EPA/AP/dpa

29. Dezember, 17.43 Uhr: Schwere Kämpfe in der Ukraine und bei Kursk

Die von ukrainischen Truppen besetzten Teile der westrussischen Region Kursk sind am Sonntag erneut Schauplatz schwerer Gefechte gewesen.

Insgesamt habe es dort im Tagesverlauf 35 russische Angriffe gegeben, wie der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mitteilte. Die Attacken seien massiv von Artillerie unterstützt worden. Über den genauen Frontverlauf wurden keine Angaben gemacht, es gab auch keine näheren Ortsangaben.

Auch im Osten der Ukraine toben weiter heftige Kämpfe. Dabei lag die Region Pokrowsk am Rande des Donbass im Visier der russischen Streitkräfte, die dort im Tagesverlauf 26 Mal mit Unterstützung von Artillerie und Kampfflugzeugen gegen die ukrainischen Verteidigungslinien anstürmten. Die Angriffe seien abgeschlagen worden, teilte die Generalität in Kiew mit.

29. Dezember, 16.48 Uhr: Selenskyj zieht nach Weihnachtstagen Schreckens-Bilanz

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) hat eine Bilanz der russischen Angriffe gegen sein Land in den vergangenen sieben Tagen gezogen.

"Insgesamt hat Russland in dieser Woche mehr als 370 Angriffsdrohnen, etwa 280 gelenkte Gleitbomben und 80 Raketen verschiedener Typen gegen die Ukraine eingesetzt", schrieb Selenskyj auf Facebook. "Selbst in der Weihnachtsnacht führten die Terroristen einen massiven Luftangriff durch."

Die russischen Angriffe richteten sich in erster Linie gegen Objekte der energetischen Infrastruktur der Ukraine. Daneben wurden demnach auch scheinbar wahllos Wohngebäude angegriffen und beschädigt. Mehrere Menschen starben im Verlauf dieser Attacken.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46).
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46).  © Ukraine Presidency/Ukrainian Pre/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

29. Dezember, 15.34 Uhr: Deutsches Mandat braucht Konsens mit Moskau

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) verlangt für eine deutsche Beteiligung an einer Ukraine-Friedenstruppe ein völkerrechtliches Mandat – möglichst im Konsens mit Moskau.

"Wenn es zu einem Friedensschluss kommen sollte und wenn die Ukraine für eine Absicherung Garantien braucht, dann kann man darüber nur diskutieren, wenn es ein einwandfreies völkerrechtliches Mandat dafür gibt. Das sehe ich im Augenblick nicht", sagte der CDU-Chef der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Merz fügte aber hinzu: "Mein Wunsch wäre, dass es ein solches Mandat dann im Konsens mit Russland gibt und nicht im Konflikt" und dass man von einem Waffenstillstand momentan weit entfernt sei.

Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) verlangt für eine deutsche Beteiligung an einer Ukraine-Friedenstruppe ein völkerrechtliches Mandat.
Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) verlangt für eine deutsche Beteiligung an einer Ukraine-Friedenstruppe ein völkerrechtliches Mandat.  © Christoph Reichwein/dpa

29. Dezember, 9.46 Uhr: Großbritannien will Millionen für die Ukraine bereitstellen

Derweil will Großbritannien die Aufklärung russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine mit einer Millionensumme unterstützen.

Das Verteidigungsministerium stellt dafür 4,5 Millionen Pfund (etwa 5,4 Mio. Euro) zur Verfügung, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.

Das Geld soll unter anderem an die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft gehen - zur Dokumentation und Untersuchung mutmaßlicher Kriegsverbrechen sowie zur Strafverfolgung. "Die Grausamkeiten, die wir in der Ukraine gesehen haben, sind entsetzlich - es kann keinen anhaltenden Frieden ohne Rechenschaft geben", teilte Außenminister David Lammy mit.

Der britische Außenminister David Lammy (52) hat angekündigt, die Ukraine mit einer Millionensumme zu unterstützen.
Der britische Außenminister David Lammy (52) hat angekündigt, die Ukraine mit einer Millionensumme zu unterstützen.  © Frank Augstein/AP POOL/dpa

29. Dezember, 8.53 Uhr: Ukraine baut auf Stromimporte aus der EU

Stromimporte aus der Europäischen Union sind daher besonders wichtig für die Ukraine.

Von den EU-Partnern erhalte sein Land etwa 19 Prozent des eigenen Strombedarfs, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Ich habe unsere Regierungsbeamten angewiesen, gemeinsam mit der Europäischen Kommission, gemeinsam mit allen unseren Partnern in Europa alles zu tun, um die Stabilität des vereinten europäischen Energiesystems und die europäischen Energieregeln zu bewahren", sagte Selenskyj.

Damit schien er vor allem auf den slowakischen Regierungschef Robert Fico abzuzielen, der der benachbarten Ukraine nach einem Treffen mit Putin in Moskau mit der Einstellung von Stromlieferungen gedroht hatte. "Egal, was Putin zu Fico gesagt hat, als er im Kreml war, die europäischen Regeln müssen stärker sein als die Bindungen eines bestimmten Charakters an Moskau", sagte Selenskyj.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) ist sich der Bedeutung von Strom-Importen aus der Europäischen Union bewusst.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) ist sich der Bedeutung von Strom-Importen aus der Europäischen Union bewusst.  © Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

29. Dezember, 7.39 Uhr: Was Annalena Baerbock über Putins Pläne denkt

Die Brutalität der Angriffe der vergangenen Tage zeige, dass der russische Präsident Wladimir Putin weiter "auf absolute Zerstörung aus" sei, sagte Baerbock der "Bild am Sonntag".

"Die Unterstützung der Ukraine ist daher weiterhin ein absoluter Selbstschutz unserer eigenen Sicherheit und unseres Friedens." Für die Außenministerin ist klar: "Ein echter Frieden bedeutet, dass kein Unrecht zementiert wird."

Die Ukraine brauche für eine ausgehandelte Friedenslösung deshalb mehr als Worte, betonte Baerbock. "Nur verlässliche, langfristig angelegte und vor allem wirklich belastbare Sicherheitsgarantien werden Putin von weiteren Eroberungsfeldzügen abhalten. Nur dann wird es für die Ukraine einen nachhaltigen Frieden und Stabilität geben."

Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) weilte vor gut einem Monat zu Besuch bei ukrainischen Grenztruppen.
Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) weilte vor gut einem Monat zu Besuch bei ukrainischen Grenztruppen.  © Jörg Blank/dpa

28. Dezember, 16.57 Uhr: Russland scheint Angriffstaktik verändert zu haben

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums setzt Russland bei seinen Raketen- und Drohnenangriffen auf die Ukraine auf eine veränderte Taktik.

Russland habe sich höchstwahrscheinlich entschieden, seit August 2024 zwischen den Angriffen mehr Zeit vergehen zu lassen, um Bestände aufzubauen, schrieben die Briten auf der Plattform X. Moskau setze eher auf seltenere, größere Angriffswellen statt auf häufigere, kleinere Angriffe.

Das Ministerium in London blickte in seiner Analyse auf eine Angriffswelle Mitte Dezember. Russland hatte in der Nacht vom 12. auf 13. Dezember einen der massivsten Angriffe aus der Luft auf die Ukraine geführt. Nach Angaben aus London wurden insgesamt etwa 90 Raketen und 180 Kampfdrohnen abgefeuert. Mit dieser Menge an Waffen bei einem Angriff soll die ukrainische Flugabwehr überlastet werden.

28. Dezember, 11.43 Uhr: Slowakei laut Regierungschef Fico als Vermittler bereit

Der slowakische Regierungschef Robert Fico (60) hat sein Land als Treffpunkt für mögliche Gespräche über ein Ende des Ukraine-Kriegs angeboten.

"Wenn sich irgendjemand an uns wendet und daran interessiert ist, in der Slowakei Friedensgespräche über den ukrainisch-russischen Konflikt zu organisieren, kann er auf unsere Gastfreundschaft zählen", sagte Fico in einer bei Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Diesen Vorschlag habe er bei seinem Besuch in Moskau mit Kremlchef Wladimir Putin (72) diskutiert und sei erfreut über dessen positive Reaktion.

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico (60).
Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico (60).  © Artyom Geodakyan/Sputnik/ Government Pool/AP/dpa

28. Dezember, 7.30 Uhr: Angriffswelle mit Dutzenden Drohnen abgewehrt!

Die russische Flugabwehr hat in der Nacht nach Behördenangaben aus Moskau eine Angriffswelle mit Dutzenden ukrainischen Drohnen abgewehrt.

Insgesamt seien 56 unbemannte Fluggeräte zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit. Allein 28 Drohnen wurden demnach im an die Ukraine grenzenden Gebiet Woronesch vernichtet, 11 in der Nachbarregion Belgorod und 17 im Gebiet Rostow. In Belgorod seien laut der Regionalverwaltung zwei Dorfbewohner durch Splitter verletzt worden, als ein Flugroboter explodierte. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Moskau meldete, dass die eigene Flugabwehr Dutzende Drohnen aus der Ukraine abgefangen hat. (Archivfoto)
Moskau meldete, dass die eigene Flugabwehr Dutzende Drohnen aus der Ukraine abgefangen hat. (Archivfoto)  © Uncredited/AP/dpa

27. Dezember, 22.34 Uhr: Selenskyj wendet sich mit Forderung an China

Wegen des Einsatzes nordkoreanischer Soldaten in Russlands Krieg gegen die Ukraine ruft der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj China auf, auf Nordkorea einzuwirken.

"Das koreanische Volk sollte seine Leute nicht in den Kämpfen in Europa verlieren. Und das kann unter anderem von Koreas Nachbarn einschließlich Chinas beeinflusst werden", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. "Wenn China es ernst meint mit seinen Erklärungen, dass der Krieg nicht ausgeweitet werden soll, muss es einen entsprechenden Einfluss auf Pjöngjang ausüben." Peking ist der engste Verbündete des isolierten kommunistischen Landes.

Wolodymyr Selenskyj (46), der ukrainische Präsident, fordert, dass China auf Nordkorea einwirkt.
Wolodymyr Selenskyj (46), der ukrainische Präsident, fordert, dass China auf Nordkorea einwirkt.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

27. Dezember, 18.02 Uhr: Bundeskanzler Scholz kritisiert Merz wegen Haltung zu Taurus-Lieferungen

Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD) hat CDU-Chef Friedrich Merz wegen seiner Haltung zur Lieferung weitreichender Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine scharf kritisiert.

"Der Oppositionsführer wollte ihn erst liefern, vor den Wahlen in Ostdeutschland hielt er eine Lieferung dann plötzlich für nicht mehr nötig, um im Oktober im Deutschen Bundestag eine Art Ultimatum für eine Lieferung zu formulieren", sagte Scholz dem Portal t-online. "Das nenne ich einen gefährlichen Zickzackkurs." Scholz bekräftigte erneut sein Nein zu Taurus-Lieferungen.

Der Kanzler warnte nach seinem jüngsten Telefonat mit Wladimir Putin vor überzogenen Erwartungen an Gespräche mit dem Kreml-Chef. Auf die Frage, ob er noch einmal mit Putin sprechen würde, antwortete der SPD-Politiker: "Das würde ich." Er ergänzte: "Man darf dabei nur nicht naiv sein oder sich Illusionen machen. Manch einer – oder soll ich sagen eine – läuft ja in Deutschland herum und behauptet, mit ein, zwei Gesprächen sei es getan."

Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD, links) findet die Position von Friedrich Merz zur Waffenlieferung an die Ukraine zu zurückhaltend und verwirrend.
Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD, links) findet die Position von Friedrich Merz zur Waffenlieferung an die Ukraine zu zurückhaltend und verwirrend.  © Michael Kappeler/dpa

27. Dezember, 11.04 Uhr: Bericht - Gefangener Soldat aus Nordkorea gestorben

Im Ukraine-Krieg ist der erste in ukrainische Gefangenschaft geratene Soldat aus Nordkorea Berichten zufolge verstorben.

Der auf Seiten Russlands kämpfende Soldat sei bereits am Donnerstag bei Einsätzen in der russischen Frontregion Kursk gefangengenommen worden und am heutigen Freitag seinen Verletzungen erlegen, meldete Südkoreas Nachrichtenagentur unter Berufung auf den südkoreanischen Geheimdienst (NIS). Der NIS wiederum bezieht sich auf den "Nachrichtendienst eines befreundeten Landes". Um welches es sich dabei handelt, ist nicht bekannt.

Titelfoto: Ukraine Presidency/Ukrainian Pre/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

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