Ukraine-Krieg: Putin erhöht Truppenstärke des Militärs auf 2,4 Millionen

Kiew - Die ukrainische Staatsführung hat nach dem jüngsten russischen Luftangriff auf die östliche Großstadt Charkiw mit einem Todesopfer und 42 Verletzten erneut um freie Hand bei möglichen Gegenschlägen gebeten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46).
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46).  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

"Dieser Terror kann nur durch eine systemische Lösung bekämpft werden, dies wäre eine Lösung mit langer Reichweite", sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache - damit meint er die Erlaubnis zum Einsatz von Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele tief auf russischem Staatsgebiet.

Russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind, sei eine "naheliegende, logische Lösung", sagte Selenskyj.

"Jeder solche russische Angriff, jede Manifestation des russischen Terrors, wie heute gegen Charkiw, gegen unsere Region Sumy, gegen unsere Region Donezk, beweist, dass die Reichweite ausreichend sein muss", sagte Selenskyj. Die Ukraine erwarte entsprechende Entscheidungen in erster Linie von den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien - "von allen, die mit ihrer Entschlossenheit helfen können, Leben zu retten".

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Alle Infos zum Geschehen in der Ukraine und Russland gibt es hier im TAG24-Ticker.

16. September, 19.20 Uhr: Russische Truppen setzen Sturmangriffe in Ostukraine fort

Russische Truppen haben im Osten der Ukraine ihre Sturmangriffe fortgesetzt. "Schwerpunkt des Tages" war die Umgebung von Kurachowe am Rande des Donbass, wie der ukrainische Generalstab am Abend in seinem Lagebericht mitteilte.

Von den ukrainischen Verteidigern seien im Tagesverlauf insgesamt 26 russische Angriffe abgeschlagen worden.

Ähnlich schwere Gefechte wurden auch aus der Umgebung des seit Wochen umkämpften Pokrowsk gemeldet. Dort hätten russische Einheiten 24 Versuche unternommen, die ukrainischen Verteidigungslinien auszuhebeln. Auch diese Angriffe seien abgewehrt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

16. September, 16.33 Uhr: Russland rüstet weiter auf

Russlands Präsident Wladimir Putin hat zum dritten Mal seit Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Truppenstärke seiner Streitkräfte angehoben.

Die Zahl der beim Militär Beschäftigten solle ab Dezember bei 2,389 Millionen Menschen liegen, darunter 1,5 Millionen Soldaten, hieß es in einem Dekret des Präsidenten.

Erst im Dezember vorigen Jahres hatte Putin die Soll-Truppenstärke bei den Streitkräften auf 2,2 Millionen Personen, darunter 1,33 Millionen Soldaten erhöht. Zu Kriegsbeginn 2022 lag die Zahl der Soldaten in Russland bei etwas mehr als einer Million. Das neue Ziel würde im Vergleich dazu eine Zunahme der Truppenstärke um 50 Prozent bedeuten.

Als Moskau seinen Krieg gegen die Ukraine begann, sprachen Kreml-Propagandisten davon, innerhalb kurzer Zeit Kiew einzunehmen. Davon ist Moskau weit entfernt - und rüstet nun weiter auf.
Als Moskau seinen Krieg gegen die Ukraine begann, sprachen Kreml-Propagandisten davon, innerhalb kurzer Zeit Kiew einzunehmen. Davon ist Moskau weit entfernt - und rüstet nun weiter auf.  © Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

16. September, 13.22 Uhr: Selenskyj verurteilt Anschlagsversuch auf Trump

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Anschlagsversuch auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verurteilt und dem Angegriffenen seine Solidarität ausgesprochen.

"Ich bin froh, zu hören, dass Donald Trump sicher und unverletzt ist", schrieb Selenskyj auf der Plattform X (vormals Twitter). Er wünsche ihm und seiner Familie alles Gute. Für Kiew sei klar, dass Gewalt keinen Platz in der Politik haben dürfe.

Die Beziehungen zwischen Trump und Selenskyj gelten als kompliziert. Der US-Präsidentschaftskandidat hat mehrfach erklärt, er könne sofort für Frieden zwischen Russland und der Ukraine sorgen. Selenskyj hatte den Republikaner um eine detailliertere Beschreibung seines angeblichen Friedensplans gebeten. Im Repräsentantenhaus ließ Trump zudem monatelang von Kiew dringend benötigte Militärhilfen blockieren.

16. September, 9.46 Uhr: Acht Verletzte nach Beschuss westrussischer Stadt Belgorod

Beim Beschuss der westrussischen Großstadt Belgorod an der Grenze zur Ukraine sind nach offiziellen Angaben acht Menschen verletzt worden.

"Eine der Verletzten ist im kritischen Zustand, die übrigen haben mittelschwere Verletzungen davongetragen", schrieb der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf seinem Telegramkanal. Ein privates Wohnhaus und "mehr als 15 Fahrzeuge" seien durch den Beschuss der ukrainischen Streitkräfte am Montagmorgen ausgebrannt.

Insgesamt seien vier Wohnhäuser beschädigt worden - vor allem zerbrachen Fensterscheiben, in der Fassade und im Dach waren Einschusslöcher. Zudem habe es eine Gasleitung getroffen, schrieb Gladkow.

In der russischen Stadt Belgorod sind mehrere Autos ausgebrannt.
In der russischen Stadt Belgorod sind mehrere Autos ausgebrannt.  © Uncredited/Belgorod region governor Vyaches/AP

16. September, 6.10 Uhr: Weiter schwere Kämpfe

Die ukrainischen Truppen liefern sich weiter schwere Kämpfe mit russischen Einheiten in der westrussischen Region Kursk.

Nach Berichten der Staatsagentur Tass erzielten russische Truppen im Laufe ihrer Gegenoffensive kleinere Geländegewinne. "Wir setzen unsere aktiven Operationen fort", sagte Selenskyj zum Stand an diesem Frontabschnitt.

Im Osten der Ukraine setzten russische Truppen ihre Angriffe gegen ukrainische Stellungen rund um den Donbass mit unverminderter Heftigkeit fort. Der Generalstab in Kiew berichtete von 23 russischen Sturmangriffen bei Pokrowsk im Tagesverlauf, bei Kurachowe seien 27 Attacken abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Ein russischer Panzer an einem nicht näher bezeichneten Ort im russisch-ukrainischen Grenzgebiet in der Region Kursk.
Ein russischer Panzer an einem nicht näher bezeichneten Ort im russisch-ukrainischen Grenzgebiet in der Region Kursk.  © Uncredited/Rusian Defense Ministry Press Service/dpa Hinweis: AP PROVIDES ACCESS TO THIS PUBLICLY DISTRIBUTED HANDOUT PHOTO PROVIDED BY RUSSIAN DEFENSE MINISTRY ; MANDATORY CREDIT.

16. September, 6 Uhr: Selenskyj will Siegesplan in Washington vorstellen

In dem Interview kündigte Selenskyj ferner an, er werde in Kürze in Washington einen Siegesplan vorstellen.

"Ich habe mehrere Punkte vorbereitet, vier von ihnen sind grundlegend", sagte er. Es gehe dabei um Sicherheit, um den geopolitischen Platz der Ukraine sowie um militärische und wirtschaftliche Unterstützung für sein Land. Näher ins Detail ging er nicht.

Die Umsetzung dieser Punkte, betonte Selenskyj, hänge ausschließlich von US-Präsident Joe Biden ab, keineswegs von Kremlchef Wladimir Putin. Ein genauer Termin für Selenskyjs Besuch in Washington steht nicht fest, ist aber rund um die UN-Generalversammlung Ende September zu erwarten.

Wolodymyr Selenskyj (46) will in naher Zukunft einen Siegesplan vorlegen.
Wolodymyr Selenskyj (46) will in naher Zukunft einen Siegesplan vorlegen.  © Luca Bruno/AP/dpa

15. September, 19.47 Uhr: Selenskyj beklagt Waffenmangel und spricht über Siegesplan

Die Ukraine hat nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht genügend Waffen, um ihre Truppen vollständig auszurüsten.

"Wir müssten 14 Brigaden ausrüsten, können aber von den bisher gelieferten Waffen gerade einmal vier Brigaden ausrüsten", sagte Selenskyj im Interview eines US-Journalisten, das in Teilen auf der Plattform Telegram und in ukrainischen Medien veröffentlicht wurde. Er führte diesen Mangel auf zu langsame Lieferungen zurück.

Vor allem in der Zeit, in der US-Waffenlieferungen zu Jahresbeginn über Monate hinweg im Kongress in Washington blockiert waren, habe die Ukraine alle Reserven aufgebraucht. "Wir haben alles gegeben, was wir in Reserve hatten, sowohl in Depots als auch bei Reserve-Einheiten", erklärte Selenskyj.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) klagt über fehlende Waffen und kündigt für seinen nächsten USA-Besuch einen Siegesplan ab.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) klagt über fehlende Waffen und kündigt für seinen nächsten USA-Besuch einen Siegesplan ab.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

15. September, 16.30 Uhr: Tote und Verletzte in Charkiw nach russischem Luftschlag

Bei einem russischen Luftangriff auf die Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind nach offiziellen Angaben eine Frau getötet und Dutzende Zivilisten verletzt worden.

"Beschädigt wurde ein Wohnhochhaus", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal. Am Abend berichteten die Behörden von einer Toten und 42 Verletzten. Bürgermeister Ihor Terechow sagte, unter den Verletzten seien auch mehrere Kinder.

Rettungskräfte waren am Abend noch im Einsatz, um das Feuer zu löschen, das nach dem Einschlag der Bombe zwischen der neunten und zwölften Etage ausgebrochen war. Sie suchten in den Trümmern zudem nach weiteren Opfern. Am Abend entdeckten sie die Leiche einer Frau unter den Trümmern.

Immer wieder geraten im russischen Angriffskrieg Zivilisten zwischen die Fronten. Erneut ist die Stadt Charkiw zum Ziel eines Luftschlags geworden. Unter den vielen Verletzten sind auch Kinder.
Immer wieder geraten im russischen Angriffskrieg Zivilisten zwischen die Fronten. Erneut ist die Stadt Charkiw zum Ziel eines Luftschlags geworden. Unter den vielen Verletzten sind auch Kinder.  © -/Ukrainian Presidential Press Office/dpa

15. September, 7.25 Uhr: Wechselnde Erfolge bei Kämpfen um Kursk

Die ukrainischen Streitkräfte erzielten bei ihrem Vorstoß in die westrussische Region Kursk neue Gebietsgewinne, verloren aber auch Gebiete bei russischen Gegenangriffen.

Wie der regierungsnahe ukrainische Militärblog "Deep State" berichtete, eroberten die ukrainischen Einheiten drei weitere Siedlungen.

Die Ukrainische erzielte bei ihrem Vorstoß in die Region Kursk neue Gebietsgewinne
Die Ukrainische erzielte bei ihrem Vorstoß in die Region Kursk neue Gebietsgewinne  © Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/dpa

15. September, 7.24 Uhr: Ukrainische Drohnenangriffe in der Nacht abgewehrt

Die russische Luftabwehr fing offiziellen Angaben zufolge in der Nacht auf Sonntag erneut mehrere ukrainische Drohnenangriffe ab.

Mindestens neun Drohnen seien in der Grenzregion Brjansk abgeschossen worden, teilte der Gouverneur des Gebiets, Alexander Bogomas, bei Telegram mit.

Auch in der westlich von Moskau gelegenen Region Smolensk wurden laut Gouverneur Wassili Anochin zwei Drohnen abgefangen. In beiden Gebieten soll es ersten Erkenntnissen zufolge weder Verletzte noch größere Schäden gegeben haben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Titelfoto: Fotomontage:Alexander Zemlianichenko/AP/dpa,Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

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