Ukraine-Krieg: Türkei laut Erdogan bereit, Friedensgipfel auszurichten

Ukraine - Eine russische Rakete trifft die Stadt Sumy - und tötet laut Präsident Wolodymyr Selenskyj (46) mehrere Menschen. Der frühere ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj (50) soll unterdessen neuer Botschafter in Großbritannien werden.

Ukrainische Soldaten des Ersten Mechanisierten Bataillons, bekannt als "Da Vinci Wölfe" bei einer Gedenkfeier für ihren getöteten Kommandeur Dmytro "Da Vinci" Kotsiubailo, der vor einem Jahr in Bachmut fiel.
Ukrainische Soldaten des Ersten Mechanisierten Bataillons, bekannt als "Da Vinci Wölfe" bei einer Gedenkfeier für ihren getöteten Kommandeur Dmytro "Da Vinci" Kotsiubailo, der vor einem Jahr in Bachmut fiel.  © ROMAN PILIPEY / AFP

Infolge eines russischen Raketenangriffs auf die nordukrainische Stadt Sumy sind offiziellen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Zudem wurden bei einem Angriff auf die Stadt Tschuhujiw ein neunstöckiges Wohnhaus zerstört, zwei Personen wurden verletzt.

Der vor rund einem Monat als Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte entlassene General Walerij Saluschnyj soll neuer Botschafter in Großbritannien werden. Selenskyj habe sich für die Berufung Saluschnyjs auf den Posten ausgesprochen, teilte das Außenministerium in Kiew mit.

US-Präsident Biden (81) will derweil Kremlchef Putin (71) weiter die Stirn bieten. "Meine Botschaft an Präsident Putin, den ich seit langem kenne, ist einfach: Wir werden nicht weglaufen", sagte Biden am Donnerstagabend in seiner Rede zur Lage der Nation vor beiden Parlamentskammern.

Ukraine-Gipfel in Ramstein wird verschoben
Ukraine Ukraine-Gipfel in Ramstein wird verschoben

Selenskyj wird am Freitag zu Gesprächen in der Türkei erwartet.

Die wichtigsten Entwicklungen in der Ukraine findet Ihr in diesem fortlaufend aktualisierten Artikel.

8. März, 21.35 Uhr: Türkei laut Erdogan bereit, Friedensgipfel auszurichten

Die Türkei ist nach Aussage ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (70) bereit, ein Gipfeltreffen zwischen der Ukraine und Russland auszurichten, um den Krieg zu beenden.

Das sagte Erdogan nach Gesprächen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj (46) in Istanbul und fügte hinzu, Ankara unterstütze die territoriale Integrität Kiews. Es ist aber unklar, ob Selenskyj mit der russischen Führung direkt verhandeln würde. An seiner Friedensinitiative, die sich in der Schweiz treffen wird, soll Russland nicht beteiligt sein.

Auf einer Pressekonferenz an der Seite von Selenskyj ergänzte Erdogan, die Politiker hätten bei ihren Gesprächen zu den Entwicklungen des Krieges auch über die Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer gesprochen, sowie über das aufgelöste Getreideabkommen. Er sagte auch, dass die Türkei nach Kriegsende einen starken Beitrag zum Wiederaufbau der Ukraine leisten werde.

Wolodymyr Selenskyj (46, l.), Präsident der Ukraine, und Recep Tayyip Erdogan (70), Präsident der Türkei bei Gesprächen in Istanbul. am 8. März.
Wolodymyr Selenskyj (46, l.), Präsident der Ukraine, und Recep Tayyip Erdogan (70), Präsident der Türkei bei Gesprächen in Istanbul. am 8. März.  © Francisco Seco/AP/dpa

8. März, 21.30 Uhr: Kuleba fordert uneingeschränkte Waffenlieferungen

Im Abwehrkampf gegen Russland hat der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (42) die westlichen Partner zur umfassenden Lieferung von Waffen und Munition aufgefordert.

"Die Strategie, der Ukraine tröpfchenweise Hilfe zuzuführen, funktioniert nicht mehr", sagte er nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus den baltischen Staaten und Frankreich in Litauens Hauptstadt Vilnius. "Nötig ist eine uneingeschränkte und rechtzeitige Versorgung mit Waffen und Munition aller Art, um sicherzustellen, dass die Ukraine Russland besiegt und der Krieg in Europa nicht übergreift."

Entscheidungen müssten rechtzeitig getroffen werden und stark sein, sagte Kuleba. "Warum oder wie lange werden wir im Jahr 2024 noch über schwache Entscheidungen stolpern? Schwache Entscheidungen - mehr Krieg. Starke Entscheidungen - Ende des Krieges. Es ist ganz einfach."

"Wir müssen als neue Realität akzeptieren, dass die Ära des Friedens in Europa vorbei ist", sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (42).
"Wir müssen als neue Realität akzeptieren, dass die Ära des Friedens in Europa vorbei ist", sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba (42).  © Mindaugas Kulbis/AP/dpa

8. März, 18.40 Uhr: Tote in Ost- und Südukraine

In der ostukrainischen Region Charkiw ist nach ukrainischen Angaben am Nachmittag ein ziviles Auto von einer Kamikaze-Drohne getroffen worden.

Dabei seien ein Mann und eine Frau getötet worden, teilte der Gouverneur der Region auf Telegram mit. Eine weitere Drohne habe ein Dorf in der südlichen Region Cherson getroffen, fügte der Gouverneur hinzu. Dabei sei eine Frau getötet worden.

8. März, 18.31 Uhr: Russische Behörden melden zwei Tote

In einem russischen Dorf an der Grenze zur Ukraine sollen nach Behördenangaben zwei Menschen durch einen ukrainischen Drohnenangriff getötet worden sein.

Eine weitere Person in dem Dorf Roschdestwenka sei verletzt worden, teilte der Gouverneur des Gebietes Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegramkanal mit. Durch den Einschlag von insgesamt drei Kamikaze-Drohnen seien zwei Baumaschinen beschädigt worden. Unabhängige Angaben gab es nicht.

Das betroffene Dorf Roschdestwenka liegt etwa drei Kilometer von der Grenze entfernt. Auf der anderen Seite liegt das nordöstliche ukrainische Gebiet Sumy. Die Grenze bildet an dieser Stelle die Front. Es gibt in diesem Abschnitt keine Bodengefechte, aber die ukrainische Seite wird fast jeden Tag von russischer Artillerie beschossen.

Das ukrainische Militär berichtet auch von angeblichen russischen Sabotagetrupps, die versuchen über die Grenze einzudringen. (Archivbild)
Das ukrainische Militär berichtet auch von angeblichen russischen Sabotagetrupps, die versuchen über die Grenze einzudringen. (Archivbild)  © Stringer/AFP

8. März, 16.45 Uhr: Selenskyj zu Gesprächen in der Türkei eingetroffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu Gesprächen mit seinem Kollegen Recep Tayyip Erdogan in die Türkei gereist. Selenskyj landete in Istanbul, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Hauptthema soll nach Angaben des Präsidialamts in Ankara der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sein. Dabei sollen Wege für einen "permanenten Frieden in der Region" erörtert werden. Das Präsidentenbüro in Kiew bestätigte den Besuch und die Gespräche für eine mögliche Friedenslösung.

Als Schwerpunkte aus ukrainischer Sicht wurden der geplante Friedensgipfel in der Schweiz, die Sicherheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer und die Freilassung ukrainischer Kriegsgefangener genannt.

8. März, 16.14 Uhr: Pistorius unterstützt Scholz in "Taurus"-Debatte

Verteidigungsminister Boris Pistorius (65) hat deutschen "Taurus"-Lieferungen in die Ukraine eine Absage erteilt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (64) habe mehrmals erklärt, dass es "eine entscheidende Linie" gebe, "die wir niemals übertreten werden", sagte Pistorius während seines Besuchs bei seinem finnischen Amtskollegen Antti Häkkänen in Helsinki.

"Nämlich Kriegspartei zu werden", so Pistorius. "Das ist der Grund, warum 'Taurus' bis jetzt nicht geliefert wurde." Die Raketen könnten "an der einen oder anderen Stelle helfen", Langstreckenraketen würden den Krieg aber nicht entscheiden, sagte der Minister.

Der Minister unterstützt damit die Linie des Kanzlers in der Debatte um die Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern aus Bundeswehrbeständen. Dieser hatte diesen Schritt zuletzt deutlich abgelehnt.
Der Minister unterstützt damit die Linie des Kanzlers in der Debatte um die Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern aus Bundeswehrbeständen. Dieser hatte diesen Schritt zuletzt deutlich abgelehnt.  © Kay Nietfeld/dpa

8. März, 15.30 Uhr: Putin würdigt am Frauentag in der Ukraine kämpfende Soldatinnen

Der russische Präsident Wladimir Putin (71) hat anlässlich des Internationalen Frauentages die in der Ukraine kämpfenden Soldatinnen seines Landes gewürdigt.

Er richte einen besonderen Gruß an "die Frauen, die in der Zone der speziellen Militäroperation sind und Kampfaufgaben erfüllen", erklärte der Kreml-Chef. Mit "spezieller Militäroperation" wird in Russland offiziell die vor gut zwei Jahren begonnene Offensive in der Ukraine bezeichnet.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu (68) zufolge "dienen und arbeiten" in der russischen Armee mehr als 300.000 Frauen. Die Zahl der in der Ukraine eingesetzten Soldatinnen hatte er im vergangenen Jahr auf rund 1.100 beziffert, die meisten von ihnen hätten unterstützende Aufgaben beispielsweise als Ärztinnen oder Köchinnen.

Kreml-Chef Putin (71, r.) und eine angehende Soldatin.
Kreml-Chef Putin (71, r.) und eine angehende Soldatin.  © Vladimir Gerdo/Pool/AFP

8. März, 14.02 Uhr: Pistorius fordert Ende der Debatte über Bodentruppen in Ukraine

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (53) hat ein Ende der Debatte über einen möglichen Einsatz von Bodentruppen westlicher Länder in der Ukraine gefordert.

"Niemand will wirklich Stiefel auf dem Boden in der Ukraine haben, es gibt jetzt eine Diskussion darüber, also sollten wir es an diesem Punkt stoppen", sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch in Helsinki.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (46) hatte diese Idee vergangene Woche aufgebracht. Ähnlich kritisch äußerte sich der finnische Verteidigungsminister Antti Häkkänen (39): "Niemand unterstützt jetzt die 'Boots on the Ground'-Idee", sagte er. "Aber jeder unterstützt eine stärkere Unterstützung in Form von Waffen, Munition und Geld, und darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren", mahnte er.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD, l.) und sein finnischer Amtskollege Antti Häkkänen (39).
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD, l.) und sein finnischer Amtskollege Antti Häkkänen (39).  © Kay Nietfeld/dpa

8. März, 12.47 Uhr: Großbritannien will Ukraine 10.000 Drohnen schicken

Die britische Regierung will die Ukraine mit insgesamt 10.000 Drohnen unterstützen. Das teilte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps (55) nach einem Besuch in Kiew mit.

London werde dafür seine bereits bestehende Zusage von Drohnen im Wert von 200 Millionen Pfund auf 325 Millionen Pfund (etwa 380 Millionen Euro) erhöhen, schrieb Shapps auf X. "Drohnen ändern den Kriegsverlauf", so Shapps weiter.

Einer Mitteilung seines Ministeriums zufolge soll es sich hauptsächlich um sogenannte FPV-Drohnen (First Person View) handeln. Sie können aus einer Cockpit-Perspektive gesteuert werden. Diese seien erfolgreich zum Einsatz gekommen, um die russische Luftabwehr zu umgehen und ihre Ziele zu treffen, hieß es in der britischen Mitteilung weiter.

8. März, 11.50 Uhr: Frankreich will Militärausrüstung in der Ukraine produzieren

Frankreich plant die Produktion von Militärausrüstung durch Rüstungsunternehmen auf ukrainischem Boden.

"Drei französische Unternehmen werden mit ukrainischen Firmen zusammenarbeiten, vor allem im Bereich Drohnen und Landausrüstung, um Ersatzteile auf ukrainischem Boden zu produzieren", sagte Verteidigungsminister Sebastien Lecornu (37).

Im Sommer sollen die ersten Produktionsstätten den Betrieb aufnehmen. Er deutete an, dass zu den Firmen der Panzerhersteller KNDS zählt, zu dem der französische Rüstungskonzern Nexter und die deutsche Krauss-Maffei-Wegmann gehören.

Titelfoto: Francisco Seco/AP/dpa

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