Ukraine-Krieg, Tag 75: Cherson verliert Hälfte der Bevölkerung
Kiew - Die Kämpfe in verschiedenen Teilen der Ukraine gehen auch an Tag 75 der Invasion weiter.
Im Süden gab das ukrainische Militär an, am Sonntag 51 russische Soldaten getötet sowie zwei Raketenwerfer und einen Hubschrabuer zerstört zu haben.
Die ukrainische Luftabwehr schoss nach eigenen Angaben fünf unbemannte Flugapparate und drei russische Marschflugkörper ab.
Die Informationen konnten jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Die Geschehnisse des gestrigen Tages (8. Mai) könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Sonntag nachlesen.
Alle neuen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Montag, 9. Mai, gibt es wie gewohnt hier in unserem Liveticker.
22.12 Uhr: OVG: Ukrainische Flagge bleibt auch bei kleiner Versammlung verboten
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat für eine kleine Versammlung anlässlich des 77. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges ukrainische Fahnen und Militärlieder verboten - und damit eine zuvor ergangene Entscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin geändert.
"Es verbleibt demnach auch insoweit bei den Regelungen der Allgemeinverfügung der Polizei Berlin", teilte das Gericht am Montagabend mit. Wegen der Eilbedürftigkeit der Sache sei die Entscheidung zunächst ohne schriftliche Begründung ergangen, hieß es. Der Beschluss ist unanfechtbar.
Die Veranstalter einer für den Abend geplanten Kundgebung vor dem Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst hatten sich beim Berliner Verwaltungsgericht - zunächst erfolgreich - gegen eine Verordnung der Polizei gewehrt. Die Behörde hatte an 15 Gedenkstätten russische und ukrainische Fahnen, Uniformen sowie Marsch- und Militärlieder untersagt, das Verbot galt aber nicht für Diplomaten und Veteranen des Zweiten Weltkriegs.
22.03 Uhr: Biden unterzeichnet Gesetz für Rüstungslieferungen an die Ukraine
US-Präsident Joe Biden (79) hat am Montag ein Gesetz unterzeichnet, das die Lieferung von Rüstungsgütern an die Ukraine und andere osteuropäische Staaten erleichtert.
Biden sprach von einem "wichtigen Instrument zur Unterstützung der ukrainischen Regierung und des ukrainischen Volkes in ihrem Kampf zur Verteidigung ihres Landes und ihrer Demokratie" gegen den Krieg von Russlands Präsident Wladimir Putin. "Die Kosten des Kampfes sind nicht gering. Aber ein Nachgeben gegenüber der Aggression ist noch teurer."
Der US-Präsident wird somit bis 2023 ermächtigt, der Ukraine und anderen Staaten in Osteuropa, die vom russischen Angriffskrieg betroffen sind, militärische Ausrüstung zu leihen oder zu verpachten.
Die USA rüsten die Ukraine im großen Stil auf, um das Land gegen Russland zu unterstützen. Seit Kriegsbeginn sagten sie der ehemaligen Sowjetrepublik Waffen und Munition für mehr als 3,8 Milliarden US-Dollar (rund 3,6 Milliarden Euro) zu oder lieferten diese bereits. Biden hat den Kongress um weitere 33 Milliarden Dollar (31,2 Milliarden Euro) gebeten. 20 Milliarden davon sollen für Militärhilfe genutzt werden.
21.33 Uhr: Südukrainische Großstadt Cherson verliert Hälfte der Bevölkerung
Die Großstadt Cherson im Süden der Ukraine hat nach ukrainischen Angaben seit Kriegsbeginn fast die Hälfte ihrer Bevölkerung von einst fast 300.000 Menschen verloren.
"Nach vorläufigen Schätzungen haben allein seit März 45 Prozent der Bevölkerung Cherson verlassen", sagte der Chef der Gebietsverwaltung, Hennadij Lahuta, am Montag der Nachrichtenagentur Ukrinform. Aus dem gesamten Gebiet sei nach der russischen Okkupation jeder Fünfte geflohen. "Das sind katastrophale Zahlen." Den russischen Truppen warf Lahuta Tötungen, Vergewaltigungen und Plünderungen vor.
Russische Truppen meldeten die Eroberung der Seehafenstadt an der Mündung des Dnipro Anfang März. Cherson ist die einzige Gebietshauptstadt der Ukraine, die die russischen Truppen kontrollieren und nach Mariupol die zweitgrößte Stadt, die sie eingenommen haben.
In der schwer zerstörten Hafenstadt Mariupol halten sich nach Schätzungen nur noch etwa ein Drittel der einst mehr als 400.000 Einwohner auf.
21.31 Uhr: USA heben Importzölle für ukrainischen Stahl auf
Die USA haben die Importzölle für ukrainischen Stahl aufgehoben. "
Der Zoll von 25 Prozent für ukrainischen Stahl wurde für ein Jahr aufgehoben", schrieb der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal am Montag bei Twitter. Die Zollfrage sei bei seinem Besuch in Washington Mitte April diskutiert worden. Der 46-Jährige dankte Washington für die schnelle Entscheidung.
Stahl ist einer der Hauptdevisenbringer des ukrainischen Exports. Infolge des Ende Februar begonnenen russischen Angriffskriegs wurden jedoch bereits zwei Stahlwerke in der Hafenstadt Mariupol zerstört. Zudem unterliegen die verbliebenen ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer einer russischen Seeblockade. Schätzungen nach hat sich die ukrainische Wirtschaftsleistung seit Kriegsbeginn halbiert.
21.01 Uhr: Scholz und Macron dringen auf Deeskalation in der Ukraine
Zweieinhalb Monate nach Beginn des Ukraine-Krieges haben Bundeskanzler Olaf Scholz und der gerade wiedergewählte französische Präsident Emmanuel Macron in Berlin gemeinsam konkrete Schritte in Richtung Waffenruhe gefordert.
"Was wir erreichen wollen, ist ein Waffenstillstand, so schnell wie möglich", sagte Macron. Nur so könnten die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zu einem Abschluss gebracht werden, um einen Frieden zu erreichen und in der Folge einen dauerhaften Rückzug der russischen Truppen. "Das ist unser Ziel."
Auch Scholz sagte, es müsse nach so vielen Kriegswochen nun bald entscheidende Schritte zu einer Beendigung des Konflikts geben. Es sei aber nicht vorstellbar, dass die Ukraine einen "Diktatfrieden" akzeptiere, der Bedingungen vorschreiben wolle, die sie für ihre Souveränität und Integrität als Nation nicht akzeptieren könne.
20.27 Uhr: Moskau: Landungsversuch auf Schlangeninsel abgewehrt
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben eine größere Landungsaktion der ukrainischen Truppen auf der strategisch wichtigen Schlangeninsel im Schwarzen Meer verhindert.
Ukrainische Truppen hätten am Wochenende Luftlandeeinheiten und Marineinfanteristen auf der Insel abgesetzt, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Montag in Moskau. "Durch geschicktes Handeln der russischen Einheiten auf der Insel konnte die ukrainische Provokation vereitelt werden", fügte er hinzu.
Demnach schossen die russischen Truppen bei den Gefechten vier ukrainische Kampfjets - davon drei Su-24 und eine Su-27 -, drei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-8 mit Fallschirmjägern an Bord sowie einen Mi-24-Helikopter ab. Darüber hinaus hätten sie 30 ukrainische Drohnen vom Himmel geholt. Auf See seien drei gepanzerte Landungsboote vom Typ Kentaur versenkt worden. Die ukrainischen Verluste bezifferte Konaschenkow auf mehr als 50 Soldaten. Eine unabhängige Bestätigung gab es vorerst nicht.
Berichte beider Seiten hatten schwere Gefechte um die strategisch wichtige Insel nahegelegt, die 35 Kilometer vor der Küste entfernt direkt vor dem Donaudelta im Gebiet Odessa gelegen ist.
20.03 Uhr: Proteste bei Feiern zu Ende des Zweiten Weltkriegs in Bulgarien
Mit Gedenkveranstaltungen ist am Montag auch in Bulgarien ans Ende des Zweiten Weltkriegs vor 77 Jahren erinnert worden. In der Hauptstadt Sofia wurden Kränze am Monument zu Ehren der früheren sowjetischen Roten Armee niedergelegt. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern von Putin.
Russland-Kritiker forderten wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine den Abriss des riesigen Monuments. Als Protest gegen den Krieg wurde das Denkmal von einer Drohne aus mit den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau besprüht.
20.01 Uhr: Nach Anschlag auf Russen-Jacht - Verfahren auf Mallorca eingestellt
Knapp zweieinhalb Monate nach einem Anschlag auf die Luxusjacht eines Russen auf Mallorca ist das Verfahren gegen einen Ukrainer eingestellt worden.
Die Ermittlungen würden beendet, weil man den Beschuldigten nicht mehr ausfindig machen könne, berichteten die Zeitung "Diario de Mallorca" und andere Medien der spanischen Insel am Montag unter Berufung auf Justizsprecher. Zudem werde ihm eine relativ geringe Sachbeschädigung zur Last gelegt. Somit komme es nicht zur Anklage. Ein Sprecher des zuständigen Amtsgerichts in der Inselhauptstadt Palma bestätigte auf Anfrage die Informationen.
Der aus der Ukraine stammende Seemann und Maschinenwart Taras O. hatte in Interviews mit spanischen Medien und auch vor dem Untersuchungsrichter zugegeben, dass er am 26. Februar versucht habe, im Nobelhafen Porto Adriano bei Santa Ponsa im Südwesten der Mittelmeerinsel die Luxusjacht "Lady Anastasia" seines russischen Arbeitgebers zu versenken.
Er habe sich damit für die Invasion in seiner Heimat rächen wollen. Sein Chef sei ein ranghoher Angehöriger eines russischen Konzerns, der Kriegswaffen produziere. Sein eigenes Haus in der Ukraine sei bei einem russischen Angriff zerstört worden.
19.54 Uhr: Russische Armee will ukrainische Truppen in Gebiet Luhansk einkesseln
Im Osten der Ukraine versuchen die russischen Streitkräfte weiter, die Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk einzukreisen.
Im Westen von Lyssytschansk seien drei Schwimmbrücken über einen Fluss errichtet worden, sagte der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk, am Montag in Kiew. Dort werde intensiv Artillerie eingesetzt und aus der Luft bombardiert.
Dem Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, zufolge besteht die Gefahr, dass eine Straßenverbindung zwischen Lyssytschansk und Bachmut durch die Russen gekappt werde. Parallel dazu gebe es schwere Gefechte bei russischen Vorstößen südlich von Isjum in Richtung Slowjansk sowie bei Awdijiwka im Donezker Gebiet. Die auf dem Gelände des Stahlwerks Azovstal in Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Soldaten würden weiter mittels Artillerie und Panzern beschossen.
Nördlich der ostukrainischen Metropole Charkiw versuchten ukrainische Truppen hingegen, in Richtung russischer Grenze vorzustoßen.
19.32 Uhr: Gericht: Ukrainische Flagge bei kleiner Versammlung erlaubt
Das Berliner Verwaltungsgericht hat für eine kleine Versammlung anlässlich des 77. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges ukrainische Fahnen und Militärlieder zugelassen.
Wie eine Sprecherin am Montag mitteilte, hat sich der Veranstalter einer für den Abend geplanten Kundgebung vor dem Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst (21.30) damit erfolgreich gegen eine Verordnung der Polizei gewehrt. Die Behörde hatte an 15 Gedenkstätten russische und ukrainische Fahnen, Uniformen sowie Marsch- und Militärlieder untersagt, das Verbot galt aber nicht für Diplomaten und Veteranen des Weltkriegs.
Die Teilnehmerzahl sei gering, die Versammlung nur kurz, zudem erfolge sie zu einer Tagesrandzeit und an keinen zentral gelegenen Ort. "Die Gefahren, denen der Antragsgegner habe begegnen wollen – insbesondere die Gewaltbereitschaft – seien durch die Versammlung des Antragstellers nicht zu befürchten", begründeten die Richter ihre Entscheidung im Eilverfahren.
Gegen den Beschluss kann Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erhoben werden.
19.22 Uhr: Prorussische Separatisten feiern in Mariupol
Prorussische Separatisten haben am Montag in der eroberten ukrainischen Hafenstadt Mariupol den 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland gefeiert.
Im Stadtzentrum wurde nach Angaben der Kremlpartei Geeintes Russland ein riesiges Sankt-Georgs-Band entrollt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete. Das Sankt-Georgs-Band ist ein russisches Militärsymbol, das seit 2005 der Erinnerung an den Sieg im Zweiten Weltkrieg dient. Es gilt auch als Erkennungszeichen für Unterstützer von Präsident Wladimir Putin. In der Ukraine ist es seit 2017 verboten.
Nach offiziellen Angaben hat das in Mariupol entrollte Band eine Fläche von 2100 Quadratmetern. Auf Fotos war zu sehen, wie es durch das Zentrum der stark zerstörten Stadt getragen wurde. Der Marsch wurde angeführt von Vertretern der prorussischen Separatistenregierung in Donezk. Sie entzündeten auch die "ewige Flamme" neu. Im Andenken an getötete Kämpfer der prorussischen Truppen wurde eine Straße in "Heldenallee" umbenannt. Wie viele Menschen sich an dem Umzug beteiligten, war nicht bekannt.
19.06 Uhr: UN-Menschenrechtsrat hält Ukraine-Sondersitzung ab
Der UN-Menschenrechtsrat in Genf beschäftigt sich am Donnerstag in einer Sondersitzung mit der Verschlechterung der Menschenrechtslage in der Ukraine.
Die Sitzung kommt auf Betreiben der Ukraine zustande. Sie wird von Deutschland sowie 52 weiteren Ländern unterstützt, wie der Rat am Dienstag mitteilte.
Bereits Anfang März hatte das Gremium während seiner regulären Frühjahrssitzung in einer Sonderdebatte über die Lage in der Ukraine beraten. Er beschloss dabei eine Untersuchungskommission, die Menschenrechtsverletzungen beim russischen Angriffskrieg auf das Nachbarland untersuchen soll.
18.58 Uhr: Stille Feiern in Ukraine zum "Tag des Sieges"
In der Ukraine haben viele Menschen inmitten des russischen Angriffskriegs auf ihr Land am "Tag des Sieges" über den Nationalsozialismus still der Toten des Zweiten Weltkriegs gedacht.
In der Hauptstadt Kiew legten Tausende zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland rote Nelken am Grab des Unbekannten Soldaten und an anderen Gedenkstätten nieder. Die sonst üblichen Gedenkmärsche, Konzerte und das gemeinsame Singen von sowjetischen Kriegsliedern fielen aus.
In Großstädten wie Odessa und Saporischschja hatten die Behörden ganztägige Ausgangssperren verhängt, um Konflikte und "russische Provokationen" zu verhindern. Wegen des geltenden Kriegsrechts war der sonst arbeitsfreie Feiertag ein normaler Werktag.
18.53 Uhr: Laut Pentagon keine Hinweise auf bevorstehenden Angriff auf Odessa
Die Luftangriffe der russischen Streitkräfte auf Odessa sind nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums kein Hinweis auf eine bevorstehende größere Attacke auf die ukrainische Hafenstadt.
Das russische Militär sei im Moment nicht in der Lage, dort vom Boden oder Meer aus anzugreifen, sagte ein hoher Pentagon-Vertreter am Montag. Eine Vermutung sei, dass die Raketenangriffe ein Ablenkungsmanöver seien. Wenn das ukrainische Militär sich als Reaktion auf die Angriffe auf die Verteidigung Odessas konzentriere, fehle es anderswo zur Unterstützung, sagte der Pentagon-Vertreter. "Das ist eine Vermutung. Wir wissen das nicht mit Sicherheit."
Die US-Regierung ist außerdem der Auffassung, dass die Sanktionen gegen Russland sich mittlerweile auch militärisch bemerkbar machten. Besonders die Exportkontrollen würden der russischen Rüstungsindustrie etwa bei elektronischen Bauteilen zu schaffen machen.
17.31 Uhr: Ukraine soll im Juni erste Antwort zu EU-Beitrittsantrag bekommen
Die EU-Kommission will bereits im Juni beurteilen, ob die Ukraine offizieller EU-Beitrittskandidat werden kann. Das gab Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag auf Twitter bekannt.
Wenn die Einschätzung der Brüsseler Behörde positiv ausfällt, könnte die Ukraine im Anschluss den Status eines EU-Beitrittskandidaten bekommen, wenn alle EU-Staaten zustimmen. Dieser wiederum ist Voraussetzung für den Start von Beitrittsverhandlungen.
17.20 Uhr: Thierse kritisiert ukrainischen Botschafter Melnyk
Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk mit einem früheren sowjetischen Diplomaten verglichen.
"Der erinnert mich an den sowjetischen Botschafter in der DDR, dessen robustes Verhalten aber wenigstens nicht öffentlich stattfand", sagte Thierse der "Sächsischen Zeitung". Er machte klar, dass er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehr vertraue als Melnyk. "Regierungen müssen Entscheidungen treffen nach Abwägung aller Gesichtspunkte. Deswegen finde ich die nüchterne, auch vorsichtige Haltung der Bundesregierung unter Kanzler Scholz richtig", sagte Thierse.
Thierse zeigte Verständnis für Sorgen, immer mehr Waffenlieferungen könnten zu einer Eskalation des Krieges führen, führte aber an, dass alle "westliche Friedfertigkeit und Kompromissbereitschaft" Putin nicht an einer Eskalation gehindert hätten. Zudem könne man von anderen keine Wehrlosigkeit verlangen. "Von der Ukraine zu erwarten, dass sie ihr Selbstverteidigungsrecht nicht weiter ausübt, ist ziemlich arrogant."
17.15 Uhr: Demonstranten in Polen attackieren Russlands Botschafter mit Farbe
In Polen haben Demonstranten Russlands Botschafter mit roter Flüssigkeit attackiert und daran gehindert, Blumen auf einem Friedhof für sowjetischen Soldaten niederzulegen.
Das russische Außenministerium hat wegen des Vorfalls offiziellen Protest eingelegt und Polen dazu aufgefordert, die Sicherheit der Kranzniederlegung zu gewährleisten. Der polnischen Regierung warf das Ministerium "Nachsichtigkeit gegenüber de facto neonazistischen Schlägern" vor.
Polens Innenminister Mariusz Kaminski schrieb zu dem Vorfall per Twitter, die Regierung habe dem Botschafter empfohlen, am 9. Mai keine Blumen niederzulegen.
Die Polizei habe dem Diplomaten ermöglicht, den Schauplatz sicher zu verlassen. "Die Versammlung von Gegnern der russischen Aggression gegen die Ukraine, wo jeden Tag das Verbrechen des Völkermords verübt wird, war legal", so Kaminski. Die Emotionen ukrainischer Frauen, deren Männer ihre Heimat verteidigten, seien verständlich.
16.40 Uhr: Putin beim Gedenkmarsch für sowjetische Weltkriegssoldaten
Am traditionellen russischen Gedenkmarsch zur Erinnerung an sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg hat in diesem Jahr auch Kremlchef Wladimir Putin (69) teilgenommen.
Fernsehbilder zeigten, wie Putin, der zuvor eine Rede auf dem Roten Platz gehalten hatte, bei der Veranstaltung "Unsterbliches Regiment" am Montag an der Spitze des Zuges durch Moskaus Innenstadt lief und anderen Teilnehmern die Hand schüttelte. Dabei trug er ein Schild mit dem Porträt seines Vaters, der einst gegen die Armee von Nazi-Diktator Adolf Hitler kämpfte.
16.27 Uhr: Ungarn kündigt Veto gegen EU-Sanktionsbeschluss zu russischem Öl an
Ungarn will gegen das geplante Embargo der Europäischen Union gegen russische Erdöl-Importe sein Veto einlegen.
"Ungarn wird (im EU-Rat) nicht für dieses Paket stimmen, denn die ungarischen Menschen dürfen nicht den Preis für den Krieg (in der Ukraine) bezahlen", sagte Außenminister Peter Szijjarto am Montag im Budapester Parlament. Damit das Sanktionspaket umgesetzt werden kann, müssen alle Länder zustimmen.
In Verhandlungen, die seit letzter Woche andauern und in dieser Woche weitergehen, erzielten die EU-Länder noch keine Einigung über ein Öl-Embargo gegen Russland. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, Ungarn, der Slowakei und Tschechien noch mehr Zeit einzuräumen, um den Lieferstopp vollständig umzusetzen. Ungarn - aber auch anderen Ländern - ging der Vorschlag allerdings nicht weit genug.
Das Sanktionspaket bedeute für Ungarn "nur Probleme", meinte Szijjarto. Es halte keine Lösungen dafür bereit, wie das von russischem Öl abhängige Land die ausfallenden Importe ersetzen könne.
16.24 Uhr: Nato hält Beitritt Finnlands und Schwedens im Eiltempo für möglich
Sollten sich Schweden und Finnland für einen Antrag auf Nato-Mitgliedschaft entscheiden, dürfte das Zustimmungsverfahren innerhalb weniger Wochen abgeschlossen sein. Das machte am Montag ein Mitarbeiter der Nato in Brüssel deutlich. Vom Antrag bis zur Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle könnte es seinen Angaben zufolge lediglich etwa zwei Wochen dauern.
Für die Beitrittsverhandlungen an sich braucht es demnach pro Land vermutlich nur etwa einen Tag. "Wir werden nicht auf den Gipfel von Madrid warten, um Entscheidungen zu treffen", sagte der Mitarbeiter mit Blick auf Spekulationen, dass die Aufnahmeentscheidung Ende Juni bei einem Treffen der Staats- und Regierungschefs in der spanischen Hauptstadt verkündet werden könnte.
Nach dem Abschluss des Aufnahmeverfahrens innerhalb der Nato müssen die Beitrittsprotokolle nur noch in den 30 Bündnisstaaten selbst ratifiziert werden. Dieser Prozess könnte noch einmal einige Monate in Anspruch nehmen. Angesichts von Drohungen Russlands gegen die Beitrittskandidaten gilt es aber als wahrscheinlich, dass sich alle Nato-Staaten bemühen, die Ratifizierung so schnell wie möglich abschließen. In Deutschland muss dafür der Bundestag zustimmen.
16.21 Uhr: Russische Minderheit in Estland und Lettland begeht "Tag des Sieges"
Überschattet von Russlands Krieg gegen die Ukraine haben Angehörige der starken russischen Minderheit in Estland und Lettland den sogenannten "Tag des Sieges" begangen.
In den Hauptstädten Riga und Tallinn legten Tausende Menschen am russischen Feiertag zum Gedenken an den sowjetischen Sieg über Hitler-Deutschland unter strengen Sicherheitsbedingungen Blumen an sowjetischen Denkmälern nieder. Auch in Städten in den überwiegend von Russischsprachigen bewohnten Ostteilen der beiden EU- und Nato-Länder gab es am Montag Gedenkveranstaltungen. Größere Zwischenfälle gab es dabei nach Polizeiangaben zunächst nicht.
Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte es in Estland und Lettland Befürchtungen gegeben, dass es am 9. Mai zu Zwischenfällen und Provokationen kommen könnte. In beiden EU-Ländern besteht die Bevölkerung zu rund einem Viertel aus ethnischen Russen, die häufig auch familiäre Bindungen nach Russland haben. Unter ihnen gibt es Umfragen zufolge teils Unterstützung für den Kurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Großaufgebote der Polizei sicherten in den Hauptstädten die streng regulierten Veranstaltungen.
15.54 Uhr: Hoher Zuspruch in Finnland für Nato-Beitritt
In Finnland sind angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mittlerweile drei von vier Menschen für einen Nato-Beitritt ihres Landes. Das geht aus einer Meinungsumfrage hervor, die der Rundfunksender Yle am Montag veröffentlichte. Damit hat die Unterstützung für eine Nato-Mitgliedschaft ein neues Allzeithoch erreicht.
Demnach sprachen sich 76 Prozent der Befragten für eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis aus. So seien die Finninnen und Finnen inzwischen über alle Parteigrenzen sowie Alters- und Sozialschichten hinweg mehrheitlich für eine solche Mitgliedschaft. Nur noch zwölf Prozent waren demnach dagegen und elf Prozent unentschlossen. In einer Messung im März hatte der Zuspruch rund 62 Prozent betragen.
15.51 Uhr: Sat.1 benennt Ralf-Schmitz-Show "Paar Wars" wegen Ukraine-Krieg um
Make love, not war: Die Pärchenshow "Paar Wars" erhält wegen des Krieges in der Ukraine zur zweiten Staffel einen neuen Namen. Wie der Sender Sat.1 am Montag bekanntgab, wird die Show mit Moderator Ralf Schmitz künftig "Paar Love" heißen.
Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Wegen Krieg in der Ukraine: Sat.1 ändert Namen von Ralf-Schmitz-Show.
15.12 Uhr: Scholz zu Waffenlieferungen: "Putin lässt uns keine andere Wahl"
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Waffenlieferungen an die Ukraine für den Kampf gegen die russischen Angreifer erneut verteidigt.
"Putin lässt uns keine andere Wahl", sagte der SPD-Politiker am Montag auf dem DGB-Bundeskongress in Berlin. Der russische Präsident habe den Frieden in Europa aufs Spiel gesetzt. "Und damit darf er nicht durchkommen. Deshalb helfen wir der Ukraine."
Putin habe den Grundsatz der Unverletzbarkeit der Grenzen in Europa "für sein revanchistisches Projekt eines russischen Imperiums" über Bord geworfen, betonte Scholz. "Das hinzunehmen hieße nicht nur, die Opfer im Stich zu lassen. Es hieße, den Aggressor in seinem verbrecherischen Tun noch zu bestärken."
Auf Putins Rede zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg ging Scholz nicht ein.
15.01 Uhr: Grünen-Linker Hermann gegen Lieferung schwerer Waffen an Ukraine
Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann lehnt die Entscheidung der Ampel-Bundesregierung für eine Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ab.
Er sei der Meinung, dass "mit mehr Waffen mehr Gewalt und Gegengewalt entstehen kann", sagte Hermann, der zum linken Flügel der Grünen gehört, am Montag in Stuttgart. Hermann räumte ein, es sei eine "Dilemmasituation, wo es keinen befriedigenden Ausweg gibt". Doch seine Meinung dazu sei: "Im Zweifel vorsichtig, eher nein." Er sei sich sicher: "Es ist nicht friedensförderlich." Panzer seien keine "Verteidigungsfahrzeuge".
Hermann sagte, er wundere sich, wie die Stimmung in der Politik in der Frage der Waffenlieferungen innerhalb weniger Wochen "komplett gekippt" sei.
14.58 Uhr: Aus Protest: Redakteure schleusen Putin-Kritik in kremlnahes Medium
Ausgerechnet am wichtigen russischen Feiertag "Tag des Sieges" sind in einem eigentlich kremltreuen Medium kurzzeitig kritische Artikel über Präsident Wladimir Putin aufgetaucht - und wenig später wieder gelöscht worden.
Zu der Protestaktion bekannten sich später zwei Redakteure der Online-Plattform Lenta.ru. Nun sei er seinen Job bei Lenta wohl los, sagte der bisherige Leiter der Wirtschaftsredaktion, Jegor Poljakow, am Montag dem kritischen Medium Mediazona. Einer der kurzzeitig veröffentlichten Artikel trug etwa den Titel: "Putin muss gehen. Er hat einen sinnlosen Krieg losgetreten und führt Russland in den Abgrund." Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Redakteure schleusen Putin-Kritik in kremlnahes Medium.
14.55 Uhr: US-Präsidentengattin Jill Biden dankt Slowakei für Ukraine-Hilfe
Zum Abschluss ihrer viertägigen Europa-Reise hat die amerikanische First Lady Jill Biden am Montag die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova getroffen.
Wie Caputovas Sprecher den Medien erklärte, dankte Biden der Slowakei für die großzügige Unterstützung der Ukraine und der von dort vor dem Krieg geflohenen Menschen. Ins traditionelle Gästebuch des slowakischen Präsidentenamtes habe Biden geschrieben: "Als Freunde, Partner und Verbündete teilen wir unsere Entschlossenheit, Menschen in Not zu helfen. Dabei stehen wir an der Seite der Slowakei ebenso wie an der Seite des ukrainischen Volkes."
In die Slowakei flohen nach Angaben des Innenministeriums vom Montag bereits über 408.000 Menschen aus der Ukraine.
14.53 Uhr: Mann klettert auf Funkmast und hisst Sowjetflagge
Die Polizei sucht einen Mann, der am 8. Mai unerlaubt auf einem Funkmast in Ribnitz-Damgarten (Mecklenburg-Vorpommern) eine Fahne der ehemaligen Sowjetunion gehisst haben soll.
Wie eine Polizeisprecherin am Montag sagte, wurde der Mann dabei gesehen, wie er am Sonntag das private Firmengelände betrat, auf den etwa 30 Meter hohen Mast kletterte, dort die Flagge befestigte und flüchtete. Die Feuerwehr habe die rote Fahne mit den Symbolen Hammer und Sichel in einer oberen Ecke wieder entfernt.
Am Sonntag wurde in Deutschland an das Kriegsende 1945 und die Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht. Es werde wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch ermittelt und dabei auch ein Zusammenhang zum Datum und der politischen Lage geprüft.
14.47 Uhr: Scholz spricht mit Xi über Ukraine-Krieg
Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesprochen. Es sei auch um die Auswirkungen auf die globale Nahrungsmittelversorgung und Energiesicherheit gegangen, berichtete Regierungssprecher Steffen Hebestreit nach dem Videogespräch am Montag.
Weitere Themen seien die Vertiefung der bilateralen Beziehungen und der Wirtschaftskooperation, die Pandemie, der Klimaschutz und die Beziehungen zwischen Europa und China gewesen.
Während sich der Regierungssprecher in Berlin nur knapp äußerte, berichtete die chinesische Seite ausführlicher. So habe Xi Jinping vor einer Eskalation des Ukraine-Krieges gewarnt. "Es müssen alle Bemühungen unternommen werden, um eine Intensivierung und Ausweitung des Konflikts zu vermeiden, die zu einer unbeherrschbaren Lage führen", sagte Xi Jinping nach Angaben des Staatsfernsehens.
Die europäische Seite solle auf "verantwortliche Weise" eine Lösung suchen, sagte Chinas Präsident. Offenbar in einem indirekten Hinweis auf den Einfluss der USA hob Xi Jinping hervor, dass die europäische Sicherheit "in den Händen der Europäer selbst" liegen sollte. Alle betroffenen Parteien sollten die Ukraine und Russland unterstützen, Frieden durch Verhandlungen zu erreichen.
14.40 Uhr: Putin: Ziel von "Spezial-Operation" in Ukraine wird erreicht werden
Kremlchef Wladimir Putin hat sich anlässlich des in Russland gefeierten "Tag des Sieges" optimistisch über die Invasion der russischen Armee in der Ukraine geäußert.
"Die Jungs verhalten sich mutig, heldenhaft, professionell. Alle Pläne werden erfüllt, das Ergebnis wird erreicht werden", sagte Putin am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge im Gespräch mit dem Vater eines getöteten prorussischen Separatisten aus der Ostukraine. "Daran besteht kein Zweifel", betonte Putin.
Viele internationale Experten hingegen sind der Auffassung, dass Russlands Armee im Ende Februar gegen die Ukraine begonnenen Krieg deutlich schlechter vorankommt als vom Kreml erhofft.
14.35 Uhr: Besuch von EU-Ratspräsident in Odessa wegen Luftalarm unterbrochen
Ein Besuch von EU-Ratspräsident Charles Michel in der ukrainischen Hafenstadt Odessa ist wegen eines Raketenangriffs vorübergehend unterbrochen worden.
Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Premierminister Denys Schmyhal am Montag mussten die Teilnehmer Schutz suchen, da Raketen in der Region Odessa einschlugen, wie es aus EU-Kreisen hieß. Michel veröffentlichte auf Twitter Fotos von seinem Besuch, die ihn zusammen mit Schmyhal und anderen Beamten zeigen. "Ich kam, um den Europatag in Odessa zu feiern", schrieb Michel.
Nach Angaben aus EU-Kreisen besuchte Michel den Hafen von Odessa, wo Getreidelieferungen wegen der russischen Blockade des Schwarzmeers feststecken. Er traf neben Schmyhal den Chef der ukrainischen Marine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei zwischenzeitlich per Video dazugeschaltet worden. Gegenstand der Gespräche war demnach unter anderem der geplante Solidaritätsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine.
14.32 Uhr: Polen: Demonstranten attackieren Russlands Botschafter mit Farbe
In Polen haben Demonstranten Russlands Botschafter mit roter Flüssigkeit attackiert und daran gehindert, Blumen auf einem Friedhof für sowjetischen Soldaten niederzulegen.
Als die Delegation um den russischen Botschafter Sergej Andrejew am Montag auf dem Warschauer Mausoleumsfriedhof erschien, hätten zahlreiche ukrainische und polnische Demonstranten sie mit Rufen wie "Mörder" und "Faschisten" empfangen, berichtete die Nachrichtenagentur PAP. Dabei wurde Andrejew demnach mit einer roten Substanz übergossen. Der Botschafter und die Delegation kehrten daraufhin zu ihren Dienstwagen zurück.
13.45 Uhr: Kretschmann: Waffenlieferungen an Ukraine unabdingbar
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (73, Grüne) hat bei einem Besuch der Albkaserne in Stetten am kalten Markt die Notwendigkeit von Waffenlieferung an die Ukraine bekräftigt.
Die Lieferung von Waffen sei unabdingbar, sagte der Grünen-Politiker am Montag am größten Bundeswehrstandort in Baden-Württemberg.
Mit Blick auf Kritik an den Waffenlieferungen und pazifistische Stimmen in seiner eigenen Partei, sagte der Ministerpräsident, er selbst sei kein Pazifist. Und auch der Staat könne nicht pazifistisch sein. Dieser müsse die Bürger schützen. Mit Bezug auf den Begriff schwere Waffen und die anhaltende Debatte darum befand Kretschmann, es sei vor allem wichtig, dass man wirksame Waffen liefere.
13.25 Uhr: Ukraine soll im Juni erste Antwort zu EU-Beitrittsantrag bekommen
Die EU-Kommission will bereits im Juni beurteilen, ob die Ukraine offizieller EU-Beitrittskandidat werden kann. Das gab Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) am Montag auf Twitter bekannt.
Wenn die Einschätzung der Brüsseler Behörde positiv ausfällt, könnte die Ukraine im Anschluss den Status eines EU-Beitrittskandidaten bekommen, wenn alle EU-Staaten zustimmen. Dieser wiederum ist Voraussetzung für den Start von Beitrittsverhandlungen.
Die Ukraine hatte im März, kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Land, einen Antrag auf Aufnahme in die EU gestellt. Die zuständige Kommission prüft diesen nun und hat dazu auch einen Fragenkatalog an Kiew übermittelt. "Wir freuen uns auf die Antworten auf den Fragebogen zur EU-Mitgliedschaft", schrieb von der Leyen am Montag.
13 Uhr: Russland berichtet über neue Angriffe auf Ukraine
Kurz nach der Rede von Kremlchef Wladimir Putin (69) auf dem Roten Platz in Moskau hat Russlands Verteidigungsministerium über mehr als 200 Angriffe auf die Ukraine in den vergangenen Stunden berichtet.
Mit Raketen und Artillerie seien unter anderem Kommandoposten und Lager mit militärischer Ausrüstung beschossen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Montagmittag in der Hauptstadt. Bei den Angriffen seien insgesamt 350 ukrainische Soldaten getötet worden, sagte er weiter. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Konaschenkow sprach darüber hinaus von der Zerstörung eines Flugabwehrraketensystems vom Typ S-300 im ostukrainischen Gebiet Charkiw. Die Schwarzmeer-Region Odessa sei mit Raketen beschossen worden.
12.40 Uhr: Tschechischer Regierungschef Fiala: Putin verdreht Geschichte
Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala (57) hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) vorgeworfen, Geschichte und Gegenwart gezielt zu verdrehen.
"Es ist sinnlos, sich gegen jede einzelne Lüge zu verwehren, die in Moskau zu hören war", sagte der Regierungschef am Montag der Agentur CTK. Zuvor hatte Putin in einer Rede zum 77. Jahrestag des russischen Sieges über Nazideutschland den Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt.
"Diese Rede hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass der Westen geschlossen und rasant gegen den Aggressor vorgeht", betonte Fiala. Der 57-Jährige steht seit Dezember an der Spitze einer Koalition aus liberalen und konservativen Parteien. Der Nato- und EU-Mitgliedstaat Tschechien hat seit Ende Februar mehr als 330.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.
11.45 Uhr: Göring-Eckhardt will mehr Waffen für die Ukraine
Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (56, Grüne) hält die bisherigen Waffenlieferungen an die Ukraine für nicht ausreichend.
"Ich glaube, für die Ukraine reicht das aktuell nicht und wir müssen alles daran setzen, dass wir gemeinsam mit den europäischen Partnerinnen und Partnern alles das liefern, was wir irgendwie liefern können", sagte Göring-Eckardt am Montag in der Sendung "Frühstart" von RTL/ntv. Es müsse dafür gesorgt werden, dass die Ukraine "in diesem Kampf gegen Putin" gerüstet sei. "Entweder direkt oder per Ringtausch, wie auch immer."
"Schwere Waffen müssen geliefert werden, ich glaube, das ist ganz zentral", sagte die Grünen-Politikerin. Da in der Ukraine "neue Bataillone aufgestellt werden müssen", werde zudem auch mehr Schutzausrüstung gebraucht. "Das heißt, es werden, nach meinen Gesprächen zu urteilen, auch wieder sowas wie Helme und Schutzwesten gebraucht, die sehr schnell geliefert werden können."
10.35 Uhr: Selenskyj verspricht Parade nach dem Sieg über Russland
Trotz des laufenden russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) an den 77. Jahrestag des Sieges der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg erinnert.
"Unser Feind träumte davon, dass wir darauf verzichten, den 9. Mai und den Sieg über den Nationalsozialismus zu feiern", sagte Selenskyj am Montag in einer Videobotschaft. Kiew lasse es nicht zu, dass der Sieg von jemandem vereinnahmt werde. "Millionen von Ukrainern haben gegen den Nationalsozialismus gekämpft und einen schweren und langen Weg beschritten", betonte der 44-Jährige. Mehr als acht Millionen Ukrainer seien im Zweiten Weltkrieg umgekommen.
So wie damals die Rote Armee Donezk, Luhansk, Mariupol, Cherson, Melitopol, Berdjansk und die gesamte Halbinsel Krim von den Nazis befreiten, würden auch die heutigen Besatzer vertrieben werden, sagte Selenskyj. "Am Tag des Sieges über den Nationalsozialismus kämpfen wir für einen neuen Sieg", unterstrich er. Die Ukrainer würden weder für "Väterchen Zar" noch "den Führer" kämpfen. "Wir kämpfen immer für uns selbst. Für unsere Freiheit. Für unsere Unabhängigkeit", sagte das Staatsoberhaupt.
Moskau werde genauso enden wie das Hitler-Regime, das vom Kreml kopiert werde. "Und schon bald werden wir in der Ukraine zwei 'Tage des Sieges' haben", führte er aus. Die Siegesparade werde auf der Hauptstraße Kiews, dem Chreschtschatyk, stattfinden.
10.25 Uhr: Britischer Minister vergleicht Angriff auf Ukraine mit Nazi-Gräueln
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace (51) hat am russischen "Tag des Sieges" über den Faschismus Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine mit den Nazi-Gräueltaten verglichen.
In einer Rede am Montag wollte Wallace fordern, dass Putin und seinen Generälen ein Prozess vor einem internationalen Kriegsverbrechertribunal gemacht wird wie der Nazi-Führung nach dem Zweiten Weltkrieg. Das berichteten britische Medien am Montag unter Berufung auf Auszüge des Redemanuskripts.
"Mit ihrer Invasion in der Ukraine spiegeln Putin, sein engster Kreis und seine Generäle nun den Faschismus und die Tyrannei von vor 70 Jahren wider und wiederholen die Fehler der totalitären Regime des letzten Jahrhunderts", hieß es demnach in der Rede von Wallace. "Ihr Schicksal muss ebenfalls dasselbe sein." Russlands Opfer der Vergangenheit dürften nicht vergessen werden, "aber auch nicht die Lehren, was den Tätern solch nicht provozierter Brutalität bevorsteht", betonte er.
9.25 Uhr: Russland sagt Luftshow bei Militärparade ab.
Die russische Führung hat die Luftshow bei der Moskauer Militärparade abgesagt.
"Der Luftteil findet wegen des Wetters nicht statt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Montag.
Ursprünglich sollten 77 Flugzeuge und Hubschrauber an der Militärparade teilnehmen. Medienberichten zufolge war geplant, dass die Kampfflugzeuge ein "Z" am Himmel bilden.
8 Uhr: Russlands Raumfahrt-Chef droht Musk wegen Satelliten-Netz für Ukraine
Der Chef der russischen Raumfahrt-Behörde, Dmitri Rogosin (58), hat Tech-Milliardär Elon Musk (50) mit Konsequenzen für die Versorgung der Ukraine mit Satelliten-Internet gedroht.
Musks Raumfahrtfirma SpaceX stellte dem von Russland angegriffenen Land Anlagen zur Nutzung ihres Starlink-Satellitennetzes zur Verfügung. Damit bekommt man schnelles Internet aus dem All. Für ukrainische Behörden und Truppen war das hilfreich, wenn Mobilfunk und lokale Internet-Zugänge ausfielen.
Rogosin schrieb nun beim Chatdienst Telegram am Sonntag, Musk sei "an der Versorgung faschistischer Kräfte in der Ukraine mit Mitteln militärischer Kommunikation" beteiligt gewesen. Dafür werde er sich "wie ein Erwachsener" verantworten müssen. Musk reagierte in der Nacht zum Montag bei Twitter mit einem Scherz: "Wenn ich unter geheimnisvollen Umständen sterben sollte - war gut, euch gekannt zu haben." Musk ist auch Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla und versucht gerade, Twitter zu kaufen.
6 Uhr: Ukraine-Krieg und Inflation verändern Einkaufsverhalten
Der Ukraine-Krieg und die hohen Inflationsraten sorgen für deutliche Veränderungen im Einkaufsverhalten der Menschen in Deutschland.
Nach aktuellen Zahlen des Marktforschungsunternehmens GfK gewinnen die Discounter wieder Marktanteile zu Lasten von Supermärkten und Fachgeschäften. Auch die Eigenmarken der Handelsketten erfreuen sich wieder wachsender Beliebtheit.
"Haushalte reagieren sehr schnell, wenn sich die Rahmenbedingungen stark verändern", sagte der Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK der Deutschen Presse-Agentur.
"Das war bei der Pandemie so, und es ist jetzt beim Ukraine-Krieg und der hohen Inflationsrate genauso." Die Menschen seien verunsichert, viele spürten, dass ihr frei verfügbares Einkommen schrumpfe und das habe deutliche Auswirkungen auf ihr Einkaufsverhalten.
2.15 Uhr: Nato-Chef Stoltenberg ruft Putin zur Beendigung des Krieges auf
Die Nato hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin zum "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland aufgefordert, die Kampfhandlungen in der Ukraine umgehend einzustellen.
"Ich rufe Präsident Putin zum 9. Mai noch einmal auf, den Krieg unverzüglich zu beenden, seine Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen und Friedensverhandlungen aufzunehmen", sagte Jens Stoltenberg (63) der Tageszeitung "Welt".
"Wir stehen fest an der Seite der Ukraine und werden dem Land weiterhelfen, sein Recht auf Selbstverteidigung durchzusetzen."
Stoltenberg erwartet, "dass Putin am 9. Mai dieses Jahres erneut Lügen über die Nato und den Westen insgesamt verbreiten wird". Während einer Militärparade in Moskau will sich Putin auch mit einer Rede an seine Landsleute wenden.
Der Nato-Generalsekretär wies Vorwürfe aus Moskau zurück, das westliche Verteidigungsbündnis verhalte sich aggressiv. "Mehr als sieben Jahrzehnte waren wir in der Lage, Krieg für unsere Alliierten zu verhindern. Die Nato ist eine defensive Allianz, und die gegenwärtige Krise zeigt, dass es überlebenswichtig ist, dass Europa und Nordamerika in der Nato zusammenstehen, um den Frieden zu sichern und die Werte von Freiheit und Demokratie zu bewahren", so Stoltenberg.
1.45 Uhr: Selenskyj hält Russland für isoliert
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sieht eine große Symbolkraft in den Reisen internationaler Prominenz in sein Land zum Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa.
"Der heutige Tag in der Ukraine hat gezeigt, dass wir bereits ein vollwertiger Teil der freien Welt und eines vereinten Europas sind", betonte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Sonntagabend.
"Dies ist ein offensichtlicher Kontrast zu Moskaus Einsamkeit in Bösem und Hass, die morgen jeder sehen wird", sagte er in Anspielung auf die Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" über Hitler-Deutschland in der russischen Hauptstadt am Montag.
0.30 Uhr: Putin nicht Hoheit über 8. Mai überlassen
SPD-Chef Lars Klingbeil (44) hat davor gewarnt, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) die Deutungshoheit über den 8. Mai zu überlassen.
"Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland die Geschichte verfälscht. Und wir dürfen nicht zulassen, dass Putin versucht, die Interpretationshoheit über diesen 8. Mai, aber auch über den Krieg zu erlangen", sagte er mit Blick auf den russischen Angriff gegen die Ukraine.
Deshalb sei es richtig gewesen, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) mit seiner Fernsehansprache deutlich gemacht habe, "warum wir in diesen Tagen, in diesen Wochen an der Seite der mutigen Ukrainerinnen und Ukrainer stehen und warum wir ihnen helfen".
0.05 Uhr: Melnyk "hätten sich viel mehr Konkretes gewünscht"
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk (46) hat sich von der Fernsehansprache von Bundeskanzler Olaf Scholz zum Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa enttäuscht gezeigt.
Man hätte sich auch in der Rede "viel mehr Konkretes" dazu gewünscht, wie der Bundestagsbeschluss zur Lieferung schwerer Waffen umgesetzt werden solle, sagte Melnyk am Sonntag in der ARD-Sendung "Anne Will". "Da haben wir leider nicht viel Neues gehört."
Die Zusage der Bundesregierung, sieben Panzerhaubitzen - moderne Artilleriesysteme - an die Ukraine zu liefern, nannte Melnyk eine "gute Entscheidung".
Zugleich machte er deutlich, dass er deutlich mehr erwarte. "Wenn wir den Bundeskanzler hören, der sagt, Russland darf nicht gewinnen, das heißt, dass man alles, wirklich alles unternehmen sollte, (...) um uns zu helfen in dieser schwierigen Situation, in diesem Krieg, der schlimmste Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg", forderte der Diplomat.
Titelfoto: BULENT KILIC / AFP