Streit um Getreide aus der Ukraine: Die EU ist sauer auf Polen und Ungarn!
Brüssel - Die EU-Kommission ist sauer auf Polen und Ungarn. Am Wochenende verhängten die beiden Länder einen Importstopp für ukrainisches Getreide. Ein "inakzeptabler" Schritt, so Brüssel, das die Handelspolitik als "exklusive Zuständigkeit" Europas sieht. Doch warum wollen die Osteuropäer auf einmal kein Korn mehr aus dem vom Krieg gebeutelten Land?
Mit Ausbruch des Krieges änderten sich die Möglichkeiten drastisch für die Ukraine, ihr Getreide zu exportieren. Da über das Schwarze Meer (fast) gar nichts mehr rausging, richtete die EU auf dem Landweg einen Korridor ein, den das Getreide zollfrei durchqueren kann.
Doch nicht alles Korn verließ Polen und Ungarn wieder - so füllten sich die Silos und der Markt wurde mit dem günstigen Produkt aus dem Kriegsgebiet geradezu überschwemmt. Lokale Bauern bekamen ihre Waren nicht mehr los und wurden wütend.
"Wir sind und bleiben ohne die geringste Veränderung Freunde und Verbündete der Ukraine", verkündete Polens Polit-Dauerbrenner Jaroslaw Kaczynski (73) am Wochenende. Aber man müsse die Interessen der eigenen Bürger schützen - und selbst Kiew würde verstehen, dass es nicht Sinn und Zweck sei, Polen in eine Krise zu stürzen.
Ähnliche Töne kamen aus Ungarn. Hier betonte Ministerpräsident Viktor Orban (59), dass die aktuelle Situation den lokalen Bauern schweren Schaden zufügen würde.
Die Slowakei geht noch weiter - Änderung der EU-Vorschriften?
In der Slowakei ging die Regierung einen Schritt weiter. Neben Getreide dürfen hier auch Zucker, Trocken-Tierfutter, Saatgut, Hopfen, Leinen und Hanf, Obst und Gemüse (verarbeitet und unverarbeitet), Wein und andere alkoholische Produkte sowie Honig nicht mehr auf den heimischen Markt gebracht werden.
Ein weiteres Problem ist das sogenannte "technische Getreide". Firmen kaufen es zur Herstellung von Bio-Treibstoff an, labeln es dann um und geben es an Mühlen ab. Eine Betrugsmasche, die die Preise weiter drückt.
Wie es jetzt weitergeht? "Wir führen weiter Gespräche mit der ukrainischen Seite, um die Transit-Frage zu regeln, denn wir sind nicht dagegen, dass der Transit weitergeht", so Polens Landwirtschaftsminister Robert Telus (54).
In Ungarn hofft Orban weiter auf eine Änderung der EU-Vorschriften.
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