Russischer Botschafter stört Schweigeminute, dann gedenkt er toten Kreml-Kämpfern

New York - Am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine wollte man bei der UNO in New York eine Schweigeminute abhalten. Russen-Botschafter Wassili Nebenzya (60) hatte jedoch andere Pläne: Der Diplomat fing an am Mikrofon zu rascheln und erklärte dann, "allen Opfern" der Auseinandersetzung müsse gedacht werden.

Mit allen Wassern gewaschen: Wassili Nebenzya (60), Russlands Mann bei der UNO.
Mit allen Wassern gewaschen: Wassili Nebenzya (60), Russlands Mann bei der UNO.  © TIMOTHY A. CLARY / AFP

Vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, rollten russische Panzer in die Ukraine ein. Am gestrigen Freitag kam die UN-Vollversammlung zusammen und befasste sich mit der russischen Aggression.

Auch der Sicherheitsrat tagte. Dort bat Ukraine-Außenminister Dmytro Kuleba (41) um eine Schweigeminute "zum Gedenken an die Opfer der Aggression", wie er erklärte.

Die Delegierten standen auf. Doch einer blieb sitzen: Russlands UNO-Botschafter Wassili Nebenzya (60).

Ukraine-Gipfel in Ramstein wird verschoben
Ukraine Ukraine-Gipfel in Ramstein wird verschoben

Wiederholt klopfte der Diplomat auf sein Mikro, dann wurde die Schweigeminute unterbrochen. Nabenzya durfte sprechen.

"Herr Präsident, wir stehen auf, um allen Opfern der Geschehnisse in der Ukraine zu gedenken", erklärte er, an das Gremium gewandt. "Seit 2014, all jene, die umgekommen sind, ihr aller Leben ist unbezahlbar, und deshalb erheben wir uns, um ihnen zu gedenken."

Irritation im Saal. Auffälliges Detail: Der Vertreter Brasiliens – das Land galt bei vielen Beobachtern lange als Wackelkandidat – stand als erster auf, der Delegierte aus China gleich danach.

Dann folgten die anderen Länder, Nebenzya konnte sich durchsetzen.

Video: Wassili Nebenzya trickst bei der UNO, Schweigeminute muss unterbrochen werden

Wie hier in Berlin kamen viele Menschen weltweit zusammen, um den Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine zu gedenken.
Wie hier in Berlin kamen viele Menschen weltweit zusammen, um den Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine zu gedenken.  © Paul Zinken/dpa

Was bezweckt der Russen-Botschafter mit seiner Aktion bei der UN?

Die UN-Vollversammlung nahm die Resolution, die den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt, an. Doch zwei Länder wechselten ins Putin-Lager.
Die UN-Vollversammlung nahm die Resolution, die den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt, an. Doch zwei Länder wechselten ins Putin-Lager.  © IMOTHY A. CLARY / AFP

Nabenzya wollte in das Gedenken auch russische Soldaten, Generäle und Wagner-Söldner mit einbezogen wissen.

Dazu kommt: Ukrainer, die gegen die Maidan-Revolution von 2014 waren und in den Wirren jener Zeit starben, wurden von der russischen Seite immer wieder als Beleg für einen "Genozid an Russen" dargestellt. Fakt ist: 2015 starben in Odessa, wie unter anderem ntv berichtete, Dutzende prorussische Aktivisten nach Übergriffen ukrainischer Fußball-Hooligans. Bislang wurde niemand dafür belangt.

Der wohl wichtigste Tagespunkt bei der UNO-Sitzung am Donnerstag: Eine Resolution, die den russischen Angriffskrieg als solchen verurteilt und die der UNO-Vollversammlung zur Abstimmung vorgelegt wurde.

Ukraine-Krieg: "Eskalation" - Trump-Umfeld kritisiert Raketen-Freigabe
Ukraine Ukraine-Krieg: "Eskalation" - Trump-Umfeld kritisiert Raketen-Freigabe

Der Entwurf wurde mit großer Mehrheit angenommen: Von 180 Ländern, stimmten 141 für den Entwurf, zwei weniger als bei der letzten (nahezu gleichlautenden) Abstimmung im Oktober 2022.

Neben China, enthielten sich weitere 31 Staaten, darunter wichtige Entwicklungsländer wie Indien, Vietnam, Pakistan und Südafrika.

Sieben Staaten stimmten für Russland - das sind zwei mehr als noch im Oktober.

So stimmte die UN-Vollversammlung ab

Dass sich die Russen an die (bindende) UN-Resolution halten und sich aus der Ukraine zurückziehen, ist ausgeschlossen. Putins Reich kann auf sein Veto-Recht im Sicherheitsrat bauen. Das Leiden in der vom Krieg geplagten Ukraine geht weiter.

Titelfoto: Montage: TIMOTHY A. CLARY / AFP, Paul Zinken/dpa,

Mehr zum Thema Ukraine: