Russen kämpfen gegen Putin: Die Freiheitslegion will ein anderes Russland
Bachmut (Ukraine) - Hunderte Russen kämpfen aufseiten der ukrainischen Armee gegen das Putin-Regime. Sie nennen sich "Legion Freiheit Russlands" - Was treibt die Legionäre an, gegen ihre Landsleute zu kämpfen?
Ein Mann nennt sich nur Caesar, sein echter Name ist geheim. Denn der russische Kämpfer, der aufseiten der ukrainischen Armee gegen seine Landsleute kämpft, hat immer noch Angehörige und Freunde in Russland. In einem Interview mit Newsweek erklärte Caesar seine Beweggründe.
"Die ukrainische Armee wird den Donbass und die Krim befreien, aber nicht weiter gehen", sagt Caesar. "Doch wir werden weitergehen, um unsere Heimat - Russland - zu befreien, und um das Putin-Regime zu zerstören."
Ein neues, freies Russland sei das Ziel der Legion. "Hunderte Kämpfer" habe man bereits unter Waffen. Täglich werden es mehr, sagt der Legionär. "Darunter viele, die sich ausdrücklich ergeben haben, um für die Ukraine zu kämpfen."
Doch man nehme nicht jeden: "Jeder Kandidat durchläuft eine strenge, mehrstufige Auswahl. Die Leute kommen nicht zufällig zu uns."
5000 Interessenten sollen auf der Warteliste stehen, zwei Kampfgruppen habe man mittlerweile aufstellen können.
Unabhängig überprüfen lässt sich das zwar nicht. Allerdings scheint die Legion bei vielen Russen einen Nerv getroffen zu haben. 127.000 Menschen folgen dem russischsprachigen Telegram-Kanal der Gruppierung.
Die "Legion Freiheit Russlands" kämpft gemeinsam mit der Ukraine gegen Putin
"Für Russland, für die Freiheit" - Caesar träumt von einem demokratischen Neustart
Die Legion vertritt viele Strömungen der russischen Gesellschaft, betont Caesar. "Unsere Leute haben unterschiedliche Ansichten, aber wir sind uns einig in der Ablehnung der Kreml-Diktatur und dem Wunsch, Russland zu reformieren."
Der Kämpfer hofft auf ein Russland ohne Wladimir Putin (70) und seine Schergen. "Dann wird das russische Volk die Chance haben, den Staat vollständig zu erneuern und Russland zu einem Staat für das Volk und nicht für Beamte und Geheimdienstler zu machen."
Einen Deal mit der jetzigen Führung lehnt der überzeugte Anti-Putinist entschieden ab. Er sagt: "Denjenigen, die Friedensverhandlungen wollen, rate ich, nach Butscha, Irpin, Charkiw, Isjum, Mykolajiw und anderen Städten und Dörfern der Ukraine zu fahren." Alles Städte, in denen die russische Armee gut-dokumentierte Kriegsverbrechen begangen hat.
Caesar ist überzeugt: "Unser Land muss eine demokratische Macht werden", doch dafür brauche es einen "Neustart des gesamten politischen und sozialen Systems".
Die Legionäre hoffen, schon bald auf russisches Territorium vorstoßen zu können und ihre Heimat zu befreien. Doch der Weg ist noch weit, weiß auch Caesar.
Titelfoto: Telegram/legionoffreedom