Nachgefragt: Sind Precht-Äußerungen zum Ukraine-Krieg nur Panikmache?

Berlin - Richard David Precht (57) hat Angst vor einer atomaren Eskalation in der Ukraine. Doch wie berechtigt ist diese Furcht aus Sicht von Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP)?

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP) und ihre Meinung zu Philosoph Richard David Precht (57).
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP) und ihre Meinung zu Philosoph Richard David Precht (57).  © Montage: Christian Kielmann, Andriy Andriyenko/AP/dpa, Rolf Vennenbernd/dpa

TAG24: Was sagen Sie zu Philosophen wie Richard David Precht, die sich nach der dritten Lieferung von Waffen schon im Atomkrieg wähnen?

Marie-Agnes Strack-Zimmermann: Ich bin Verteidigungspolitikerin und habe Realpolitik zu machen und ja, auch schwere Entscheidungen zu treffen. Menschen, die um ihr nacktes Überleben kämpfen, wie das die Ukrainer seit Monaten tun, brauchen konkrete Hilfe und keinen philosophischen Diskurs.

TAG24: Also alles nur Panikmache?

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Strack-Zimmermann: Jeder von uns, dazu zählen auch Philosophen, sollte aufpassen, dass sie nicht Putins Narrativ sich zu eigen machen. Ich habe großes Verständnis dafür, dass sich Menschen Sorgen darüber machen, dass Putin auch eine Atomwaffe einsetzen könnte.

Was sich aber auch hinter Putins Drohungen verbirgt, ist, dass er dieses Horrorszenario als Mittel einsetzt, um uns alle zu verunsichern. So etwas nennt man psychologische Kriegsführung, die natürlich dazu dienen soll, dass wir aufhören, die Ukraine zu unterstützen. Die Lage ist ernst, aber Panik zu verbreiten, ist der falsche Weg. Stattdessen sollten wir die Bürger im Land sachlich informieren und unsere Entscheidungen erklären.

Strack-Zimmermann: Das unterscheidet Deutschland von einer Kriegspartei

Nach knapp 9 Monaten Krieg prägt vielerorts Zerstörung das Bild in der Ukraine. Hier eine Straße bei Mykolajiw nach Gefechten zwischen beiden Seiten Mitte des Monats.
Nach knapp 9 Monaten Krieg prägt vielerorts Zerstörung das Bild in der Ukraine. Hier eine Straße bei Mykolajiw nach Gefechten zwischen beiden Seiten Mitte des Monats.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

TAG24: Trotzdem: Am Ende steht letztlich nur noch ein Mensch mit ukrainischer Staatsbürgerschaft, der den Abzug drückt. Wir statten sie aus, bilden sie aus – was unterscheidet uns da denn noch von einer Kriegspartei?

Strack-Zimmermann: Die Vereinten Nationen wurden nach dem 2. Weltkrieg gegründet, damit nie wieder das stärkere das schwächere Land mit seiner Armee überrollt und Grenzen infrage stellt. In einer wertebasierten Welt zählt allein das Völkerrecht. Dieses erlaubt dem überfallenen Land, sich zu verteidigen und dessen Partnern es dabei mit Waffen zu unterstützen. Wir sind keine Kriegspartei, auch wenn Putins Sicht eine andere ist.

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Strack-Zimmermann: Das wird Ihnen keiner beantworten können. Klar ist, dass die Rechnung Putins, die Ukraine in wenigen Wochen einzunehmen, nicht aufgegangen ist.

Wie Strack-Zimmermann über den Krieg in der Ukraine denkt, könnt Ihr im ausführlichen Ukraine-Interview mit ihr nachlesen.

Titelfoto: Montage: Christian Kielmann, Andriy Andriyenko/AP/dpa, Rolf Vennenbernd/dpa

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