Ukrainerin Olga flüchtet mit Sohn nach Leipzig: "Putin hat mein Leben zerstört!"

Leipzig - Seit einem Dreivierteljahr lebt Olga Okara mit ihrem Sohn Sascha in Leipzig. Die Ukrainerin kam alles andere als freiwillig nach Deutschland, floh vor dem Krieg in ihrem Heimatland. Von ihren Eltern konnte sie sich nicht mehr verabschieden. Viel schlimmer: Olga sah ihren toten Vater und ihre sterbende Mutter sogar auf Propaganda-Videos!

War am Sonntag zu Gast im RTL-Jahresrückblick "2022! Menschen, Bilder, Emotionen": Die aus der Ukraine geflüchtete Olga Okara.
War am Sonntag zu Gast im RTL-Jahresrückblick "2022! Menschen, Bilder, Emotionen": Die aus der Ukraine geflüchtete Olga Okara.  © RTL/Stefan Gregorowius

Okara ist im ostukrainischen Mariupol aufgewachsen, einer der zerstörtesten Städte am Asowschen Meer, rund 110 Kilometer südlich von Donezk.

Bis zum Beginn des Krieges führte sie ein unbeschwertes Leben mit ihrem Sohn, der Judo trainierte und Geige lernte.

Nachdem die Bombardierungen in Mariupol begonnen hatten, schnappte sie sich Sascha und flüchtete nach Deutschland - so wie rund eine Million weitere Ukrainerinnen und Ukrainer. In Leipzig fanden Mutter und Kind eine Wohnung.

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"Das ist vorübergehend unser Haus. Wir hoffen, dass es vorübergehend bleibt", sagte Olga am Sonntag im RTL-Jahresrückblick "2022! Menschen, Bilder, Emotionen".

Per Handy hielt sie weiterhin Kontakt mit Verwandten in der Ukraine, die ihr schreckliche Videos zukommen ließen. Auf einem der von einem russischen Sender gezeigten Clips ist ihr zerstörtes Elternhaus zu sehen. Und ein davor tot auf der Straße liegender Mann.

Bei genauem Hinschauen wird ihr klar: "Das ist mein Vater! Putin hat mein Leben zerstört!"

Olga Okara sieht sterbende Mutter: "Ich kann mich nicht verabschieden"

11. März 2022: Eine russische Bombe schlägt in ein Wohnhaus in Mariupol ein.
11. März 2022: Eine russische Bombe schlägt in ein Wohnhaus in Mariupol ein.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

"Ich habe so gute Erinnerungen an Opa, wie er mir auf dem Akkordeon vorgespielt hat. Es waren schöne Zeiten, aber mir wurde alles genommen", sagt Sascha, bricht in Tränen aus und wird von Mama Olga getröstet.

Damit nicht genug. Auf einem weiteren Video sieht Okara auch noch ihre sterbende Mutter im Krankenhaus.

"Ich kann sie nicht anfassen, ihre Hand halten. Ich kann mich nicht verabschieden, ihr wichtige Worte sagen, ihr sagen, dass ich sie liebe. Sie einfach anfassen, berühren und diese Wärme spüren von meiner Mama." Olga ist traurig, dass ihre Eltern "zu einem weiteren Bild des Krieges geworden sind."

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Im RTL-Studio richtete sie auch Worte an die Deutschen: "Sie haben uns die zweite Chance zum Leben gegeben, wir sind Ihnen sehr dankbar." Zugleich machte sie klar, dass es viele Landsmänner und -frauen mit ähnlichen tragischen Schicksal gibt, für die sie stellvertretend spricht.

Ukraine-Flüchtling Olga Okara schockiert über deutsche Querdenker: "Leute, Ihr seid verrückt!"

Schon mehrfach protestierten Querdenker in Dresden gegen die Politik der Bundesregierung in Bezug auf den Ukrainekrieg.
Schon mehrfach protestierten Querdenker in Dresden gegen die Politik der Bundesregierung in Bezug auf den Ukrainekrieg.  © Sebastian Willnow/dpa

Erstmals vor einer Kamera sprach Olga Okara aber in der rbb-Sendung "Kontraste" bei einer Querdenker-Demo am 20. März in Dresden, wo Demonstranten den Angriffskrieg verharmlosten.

Ein Teilnehmer: "Ich weiß nicht, warum die Ukrainer so einen starken Widerstand machen. Ich denke, der Putin hat ganz gute Ansichten." Ein anderer: "Ich habe ein ungutes Gefühl, dass man Putin in eine Ecke gestellt hat, aus der er sich nicht anders zu helfen gewusst hat."

Feuerwehrmann Marcel Jäschke ergänzte: "Es ist kein russischer Angriffskrieg, Sie müssen ja nur mal dem Herrn Putin zuhören."

Die wenige Tage zuvor geflüchtete Olga Okara fiel damals aus allen Wolken, wie Menschen so etwas von sich geben können.

"Ich bin schockiert. Ich habe viele Menschen gesehen, die Putin unterstützen. Leute, Ihr seid verrückt", sagte sie direkt in die Kamera. "Wie kann das sein? Wie kann das sein? Bitte kommt nach Kiew, kommt nach Mariupol und seht es mit eigenen Augen. Es ist fürchterlich. Unser Leben ist zerstört. Ich habe alles verloren!"

Titelfoto: Bildmontage: Evgeniy Maloletka/AP/dpa, RTL/Stefan Gregorowius

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