Im Kreml-TV: UFOs, rostige Stahlplatten und die "richtige Mentalität" - Es geht um die großen Fragen
Moskau - Kreml-Propagandistin Olga Skabejewa (38) lief in ihrer Show vom Mittwoch mal wieder zu Höchstform auf und hatte Erstaunliches zu erzählen. Es ging um Ufos, warum die US-amerikanischen Atombomben allesamt "verrottet" sind und nur die "wenigsten" EU-Bürger einen Platz in Russland verdient hätten.
Olga Skabejewas Show "60 Minuten" läuft nahezu täglich im russischen Staatsfernsehen. In ihrem TV-Format ist reichlich Platz für krude Verschwörungstheorien, Kreml-gefällige Analysen zum Kriegsgeschehen und launige Gespräche mit sogenannten Experten.
Am Mittwoch ging es unter anderem um die Frage, was es denn mit den chinesischen Spionageballons auf sich habe.
Zuvor ließen doppeldeutige Aussagen der US-Regierung Platz für abenteuerliche Spekulationen aufkommen: Für viele waren die Ballons das Werk von Außerirdischen.
Für Talkshow-Gast Witali Tretjakow (70) offenbar auch.
Ufologe: "Ich habe fliegende Untertassen gesehen"
"Ich kenne mich auch aus mit Aliens. Ich habe fliegende Untertassen gesehen", sagte der Journalismus-Professor sogleich und erklärte:
"Ufologie ist die Wissenschaft der fliegenden Untertassen." Der überzeugte Putinist Tretjakow erinnerte sich, was er vor 40 Jahren in einem Dorf in Kasachstan gesehen haben will:
"Ich war draußen eine rauchen, als ich hochschaute, waren da drei oder vier Lichter, weiter will ich es nicht erzählen." Staunen, aber auch Befremden im Studio.
Skabejewa wollte die Situation entschärfen, zeigte auf das eingeblendete Titelblatt eines bekannten britischen Revolverblattes mit E.T. als Titelfoto und fragte: "Waren es solche Aliens, die Sie gesehen haben?"
"Kann ich nicht sagen, ich habe sie nicht lebend gesehen", erklärte der Ufologe.
Sogenannte Beweise und "Sondergenehmigungen für das Leben in Russland" - Bei "60 Minuten" geht es um alles
Damit war das Ballon-Thema vorerst vom Tisch und die Runde beschäftigte sich mit einer anderen Frage.
Olga Skabejewa machte nämlich eine sehr interessante Entdeckung: eine rostige Stahlplatte.
Für die geübte Propagandistin der "Beweis", dass "alles in den USA verrottet" sei.
"Wir könnten Washington einnehmen oder zum Beispiel auch New York", erklärte Skabejewa mit geübtem Blick die Situation.
Tretjakow : "Wir haben keine moralische Verpflichtung, Kanada, Amerika und Europa zu helfen"
Zum Schluss der Talkshow, die wider den Namen "60 Minuten" tatsächlich zwei Stunden dauert, ging es um des Kremls liebstes Thema: "sexuelle Perversionen in der EU".
Und natürlich hatte UFO-Kenner Tretjakow auch eine profunde Meinung zum Thema. "Wir haben keine moralische Verpflichtung, Kanada, Amerika und Europa zu helfen."
Doch er hatte eine Idee: "Wir sollten eine Mauer errichten", erklärte er. Die "wenigen" mit der "richtigen Mentalität" dürfen dann mit einer "Sondergenehmigung in Russland leben", ein sehr großzügiges Angebot, wo doch laut seiner Meinung die überwiegende Mehrheit der EU-Bürger "sexuell pervers" sei.
Olga Skabejewa steht seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine auf der Sanktionsliste des Westens. Ihre TV-Show gilt als eine der wichtigsten Plattformen für Pro-Putin-Propaganda im russischen Staatsfernsehen. Immer wieder forderte und billigte Skabejewa den Einsatz von Atombomben.
Titelfoto: Montage: Russisches Staatsfernsehen "Rossija 1"