Erste Ukraine-Flüchtlinge in Frankfurt angekommen: Eine Sache überrascht Helfer
Frankfurt am Main - Rund 50 Flüchtlinge aus der Ukraine wurden am Dienstagnachmittag am Frankfurter Hauptbahnhof erwartet - tatsächlich stiegen aber nur 15 bis 20 Menschen aus dem Zug, die sich als Geflüchtete zu erkennen gaben.
Sie wurden von Mitarbeitern des Jugend- und Sozialamts, des Gesundheitsamts, der Bundespolizei und der Bahnhofsmission erwartet. "Wir wissen selbst nicht, was auf uns zukommt", sagte eine Sprecherin des Sozialdezernats. "Es ist eine sich ständig verändernde Situation."
Die städtischen Behörden hätten erst zwei Stunden vor Ankunft des Zuges erfahren, dass Flüchtlinge aus der Ukraine zu erwarten seien, hieß es. Da die meisten mit einem Touristenvisum eingereist seien, hätten sie keinen rechtlichen Anspruch auf Unterkunft und Leistungen.
Über den rechtlichen Status von Flüchtlingen aus der Ukraine hat die Stadt noch keine Informationen von Land und Bund. "Ich werde in Frankfurt niemanden wegschicken oder wegen einer unklaren Rechtslage Hilfen verweigern", sagt Sozialdezernentin Elke Voitl (52. Grüne).
"Wir haben schnell und unbürokratisch eine Frankfurter Lösung geschaffen – wir statten die Menschen übergangsweise mit einem Not-Krankenschein aus und sichern ihren Lebensunterhalt über Stiftungsmittel."
Ein russischsprachiger Bahnmitarbeiter rief Flüchtlinge aus der Ukraine auf, sich am Ankunftsgleis bei den Vertretern der Stadt zu melden, doch unter denen, die sich meldeten, waren nur wenige Ukrainer wie eine Frau mit einem etwa zehn Jahre alten Jungen und einer großen Reisetasche, die erleichtert über das vorläufige Ende einer langen Reise wirkte.
Angaben, wie viele Menschen aus der Ukraine in Frankfurt ankommen werden, bleibt schwierig
Bei dem größeren Teil der Ankömmlinge handelte es sich um junge Männer aus Drittstaaten, die nach eigenen Angaben in Kiew studiert hatten.
Bereits seit dem Wochenende hatten sich einzelne Reisende aus der Ukraine bei der Bundespolizei oder der Bahnhofsmission gemeldet, die überwiegend bei Freunden oder Verwandten in Frankfurt und Umgebung unterkommen wollten.
Die Lage könne sich aber von Tag zu Tag ändern, hieß es. Schätzungen, wie viele Menschen aus der Ukraine wann nach Frankfurt kommen könnten, sind nach Angaben der Stadt schwierig.
Am Abend wurde in Frankfurt ein weiterer Zug erwartet mit Reisenden, die vom Sportverein Makkabi Frankfurt unterstützt werden. "Sobald die Menschen hier in Frankfurt eingetroffen sind, werden sie in von uns organisierten Hotels untergebracht und verpflegt", sagte Boris Schulman vom Makkabi-Vorstand.
Sie sollten am Mittwoch zur Sozialabteilung der Stadt begleitet werden oder vor Ort Hilfe der Jüdischen Gemeinde Frankfurt erhalten. Erwartet würden sechs Personen, die über Rumänien aus der Ukraine geflohen seien. In den kommenden Tagen sei mit der Ankunft weiterer Menschen zu rechnen.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bat unterdessen um Geldspenden für die Menschen in der Ukraine. Sie seien flexibler und effizienter einzusetzen als eine Sachspende, hieß es.
Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen füllten dagegen Lagerhallen und binden Transport- und Sortierkapazitäten.
Titelfoto: dpa/Boris Rössler