Während der Kanzler zögert: Diese deutschen Politiker wollen in die Ukraine reisen
Berlin - Es ist schon ein bisschen peinlich: Während immer mehr Politiker aus aller Welt in die Ukraine gereist sind und dort mit Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) oder anderen wichtigen Würdenträgern gesprochen haben, hält sich die deutsche Polit-Elite bislang merklich zurück. Lediglich Ursula von der Leyen (63, CDU) war bislang da - allerdings in ihrer Funktion als EU-Kommissionspräsidentin. Doch es ist "Besserung" in Sicht.
So plant beispielsweise CDU-Chef Friedrich Merz (66) bereits für den heutigen Montag seinen Besuch in der ukrainischen Hauptstadt. Der sei "ein wichtiges Signal für Solidarität" und keine Brüskierung von Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD), wie Merz' CSU-Pendant Markus Söder (55) nochmal betonte.
Zuvor gab es einigen Trouble um die Reise. So habe das Bundeskriminalamt (BKA) dem CDU-Chef angeblich abgeraten in die Ukraine zu fahren. Der klärte das allerdings später auf Twitter auf und schrieb: "Das BKA ist von meinem Büro über eine mögliche Reise nach Kiew informiert worden. Eine Begleitung durch das BKA habe ich nicht angefordert und ist vom BKA auch nicht angeboten worden."
Neben Friedrich Merz macht sich auch Linken-Urgestein Gregor Gysi (74) auf den Weg ins Kriegsgebiet.
Los geht die sechstägige Reise am morgigen Dienstag. Neben Kiew möchte Gysi auch Butscha, Irpin und Lwiw (Lemberg) besuchen. Begleitet wird er vom Sozialmediziner Gerhard Trabert (65), der noch vor einigen Monaten für die Partei als Bundespräsident kandidiert hatte.
Übrigens wird auch Gysi nicht durch das BKA begleitet werden und ohne Personenschutz reisen. Treffen mit Parlamentariern oder der Regierung seien zudem nicht geplant.
Eine geplante Bitte auf Vermittlung bei Botschafter Andrij Melnyk (46) blieb unbeantwortet, so Fraktionssprecher Michael Schlick. "Die Mitglieder der Delegation bedauern dies, lassen aber deshalb die Reise nicht ausfallen."
Auch Baerbock will in die Ukraine: "Ja, ich werde auch reisen"
Nun sind Merz und Gysi zwar zwei bekannte Gesichter, beide gehören sie aber nicht der aktuellen Bundesregierung an. Von der bekundete am Sonntag Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) ihr Interesse, nach Kiew zu fahren. "Ja, ich werde auch reisen", sagte sie am Sonntagabend beim TV-Talk "ANNE WILL".
Die späte Verkündung ihrer Reise begründete Baerbock indes damit, dass sie zunächst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD) den Vortritt lassen wollte. Dass der dann "leider" ausgeladen wurde, heiße nicht, "dass ich in Zukunft nicht fahren werde".
Und was ist eigentlich mit Olaf Scholz? "Das ist ja keine Kaffeefahrt, wer ist zuerst da und macht die besten Fotos", betonte FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64) bei "WILL". "Ich glaube, dass der Kanzler sich da nicht treiben lässt." Wenn er dorthin fahre, müsse er außerdem auch was mitbringen. "Das heißt: Man muss sehr konkret sein."
Seit Ausbruch des Krieges haben unter anderem US-Außenminister Antony Blinken (60), UN-Generalsekretär António Guterres (73), Briten-Premier Boris Johnson (57) sowie diverse osteuropäische Regierungschefs Kiew besucht.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa