Der Krieg rückt näher: Russland bombt 200 Meter vor NATO-Grenze

Reni (Ukraine) - Um Getreideexporte der Ukraine zu behindern, hat Russland in der vergangenen Woche ukrainische Häfen angegriffen. Darunter auch den Donau-Hafen Reni, der nur 200 Meter von der rumänischen Grenze entfernt liegt. Die NATO hat zurückhaltend auf die gefährliche Situation reagiert.

Ein Getreidefrachter in einem Hafen in Ukraine wird mit Getreide beladen. Das Abkommen zum sicheren Export von ukrainischem Getreide wurde vorerst nicht verlängert. (Archivbild)
Ein Getreidefrachter in einem Hafen in Ukraine wird mit Getreide beladen. Das Abkommen zum sicheren Export von ukrainischem Getreide wurde vorerst nicht verlängert. (Archivbild)  © Celestino Arce Lavin/ZUMA Press Wire/dpa

Reni befindet sich an der ukrainisch-rumänischen Grenze. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses, ist die rumänische Großstadt Galati. Als sich am vergangenen Montagmorgen ein russischer Drohnen-Schwarm näherte, waren sich Hafen-Arbeiter sicher, dass der Krieg nun Rumänien erreichen würde.

Laut der Deutschen Welle hatte Russland in der Morgendämmerung 15 iranische Drohen losgeschickt, um den Hafen von Reni anzugreifen. Einige konnte die Ukraine abschießen. Andere zerstörten Lagerhäuser und Getreide-Silos - nur 200 Meter von der Fluss-Mitte entfernt, die die Grenze zum NATO-Mitglied Rumänien markiert.

Bis zum Ufer auf der rumänischen Seite sind es 400 Meter. Möglicherweise war es reines Glück, dass die Drohnen nicht auf NATO-Gebiet landeten.

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Den Angaben zufolge wurden bei dem Angriff sieben Menschen verletzt. Außerdem wurde ein rumänisches Frachtschiff beschädigt.

Russische Angriffe auch für Nachbarländer gefährlich

Der russische Präsident, Wladimir Putin (70), gab im Februar 2022 den Befehl zum Angriff auf die Ukraine.
Der russische Präsident, Wladimir Putin (70), gab im Februar 2022 den Befehl zum Angriff auf die Ukraine.  © Alexander Kazakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Der Angriff auf Reni war eine weitere Eskalation russischer Attacken, die seit einer Woche auf die Zerstörung von Infrastruktur abzielen, die für den ukrainischen Getreide-Export benötigt wird.

Es sei Putins "Rache" dafür, dass bestimmte Sanktionen gegen Russland nicht aufgehoben werden, vermutet der Politikwissenschaftler Armand Gosu von der Universität Bukarest. Ziel des 70-jährigen Kremlchefs sei, die Getreideexporte der Ukraine lahmzulegen.

Wie gefährlich solche Attacken auch für Nachbarländer werden können, zeigte sich bereits mehrfach seit Kriegsbeginn. So flogen russische Raketen durch den rumänischen Luftraum, russische Raketentrümmer landeten in der Republik Moldau und eine russische Rakete in einem Wald in Polen.

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Der Unterschied zur aktuellen Situation ist jedoch, dass Russland bewusst ein ziviles Ziel in der Ukraine angegriffen hat, dass so nah an der NATO-Außengrenze liegt. Über wichtige militärische Infrastruktur verfüge das Gebiet nicht.

NATO kritisiert "aufs Schärfste"

Laut Armand Gosu wird über die Donauhäfen nur ein sehr geringer Teil des ukrainischen Getreides exportiert. Das Risiko beim Angriff auf Reni war somit größer als der Nutzen. Putin wollte Gosu zufolge damit vor allem eines zeigen: Dass ihm die Nähe zum NATO-Gebiet "egal" ist. "Darüber hinaus besteht Putins Ziel darin, die Unentschlossenheit der NATO hervorzuheben", sagte Gosu.

Offenbar um eine Eskalation zu vermeiden, verurteilte der NATO-Ukraine-Rat "Moskaus zynischen Drohnenangriff auf das ukrainische Getreidelager in der Donauhafenstadt Reni" lediglich "aufs Schärfste."

Gosu: "Die Eliten im Westen sind kriegsmüde geworden und haben mehr Angst vor dem Zusammenbruch Russlands als vor einer Niederlage der Ukraine."

Titelfoto: Celestino Arce Lavin/ZUMA Press Wire/dpa

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