Bundeswehr-General nennt ukrainische Offensive in Kursk "sinnlos"

Frankfurt am Main - Als Brigadegeneral a. D. der Bundeswehr ist Erich Vad ohne Zweifel ein militärischer Experte, als ehemaliger Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (70, CDU) ist der 67-Jährige zudem politisch beschlagen. In einem am gestrigen Sonntagabend veröffentlichten Interview übt der General scharfe Kritik an der aktuellen Offensive der ukrainischen Armee in der russischen Region Kursk.

Ukrainische Offensive in der russischen Region Kursk: Das Bild soll einen zerstörten russischen Panzer zeigen.
Ukrainische Offensive in der russischen Region Kursk: Das Bild soll einen zerstörten russischen Panzer zeigen.  © Uncredited/AP/dpa

In dem auf YouTube veröffentlichten Video des Westend-Verlags wird Erich Vad gleich zu Beginn nach seiner militärischen Einschätzung des gegenwärtigen Vorstoßes der Ukraine auf russischem Boden gefragt.

Der 67-Jährige vergleicht die Offensive in Kursk mit früheren - letztendlich erfolglosen - Vorstößen der ukrainischen Armee, die alle "nicht nachhaltig" gewesen seien und nur den politischen Zweck gehabt hätten, "schnelle Erfolge" vorzuweisen.

Es seien damals nur "punktuelle, regional begrenzte Erfolge" gewesen und so sei es nun auch in der Region Kursk.

Ukraine-Krieg: 41 Tote und 180 Verletzte bei russischem Angriff auf Poltawa
Ukraine Ukraine-Krieg: 41 Tote und 180 Verletzte bei russischem Angriff auf Poltawa

Im Anschluss kommt der Brigadegeneral außer Dienst zu einer vernichtenden Einschätzung der Kursk-Offensive: "Das hat militärisch gesehen überhaupt keinen Sinn! Das ist auch militärisch nicht ausbaufähig, das kann man auch militärisch nicht verteidigen."

Die Prognose des Militärexperten für den Ausgang der ukrainischen Offensive ist dementsprechend düster: "Das werden wir alles erleben in den nächsten Wochen."

Brigadegeneral a.D. Erich Vad sieht "keine militärische Lösung" für Ukraine-Krieg

Brigadegeneral a.D. Erich Vad (67) war von 2006 bis 2013 unter anderem als militärpolitischer Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (70, CDU) tätig.
Brigadegeneral a.D. Erich Vad (67) war von 2006 bis 2013 unter anderem als militärpolitischer Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (70, CDU) tätig.  © Monika Skolimowska/dpa

Laut Erich Vad habe der Vorstoß der ukrainischen Armee auf russisches Territorium lediglich symbolischen, politischen und medialen Wert: "Denn alle reden jetzt von den Operationen der Ukrainer in der Region Kursk und nicht mehr über die desolate Lage - im Grunde genommen - an der Front im Donbas, wo die Russen auch am Vorrücken sind."

Im weiteren Verlauf des Interviews erinnert Erich Vad daran, dass er seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs darauf hinweise, dass es für diesen Konflikt "keine militärische Lösung" gebe. Mit dieser Haltung sieht er sich durch den bisherigen Verlauf des Krieges bestätigt.

"Deswegen muss man verhandeln", fordert der Brigadegeneral a. D. und ergänzt: "Ich kann nur als Militärexperte, der auf keiner Paywall steht und der sich auch nicht für einen Job bewerben muss und der davon auch nicht leben muss, kann ich nur sagen: Es gibt keine militärische Lösung, hier ist Politik gefragt, primär jetzt nach einer Lösung auf dem Verhandlungsweg zu suchen."

Ukraine-Krieg: Über der Ostsee - Luftwaffe fängt russische Flugzeuge ab
Ukraine Ukraine-Krieg: Über der Ostsee - Luftwaffe fängt russische Flugzeuge ab

Auch die bisherige militärische Unterstützung der Ukraine durch den Westen habe nur den Sinn, dem angegriffenen Land eine bessere Position für Verhandlungen zu geben.

"Alles andere hat keinen Sinn! Und was da militärisch läuft, jetzt auch in der Region Kursk, ist sinnlos!", unterstreicht Erich Vad und ergänzt: "Es kostet Menschenleben! Es sind Hunderttausende von jungen Ukrainern und auch jungen Russen gefallen in den letzten zwei Jahren."

In dem 38-minütigen Interview äußert sich Brigadegeneral a.D. Erich Vad noch zu weiteren militärischen und politischen Fragen, darunter auch die geplante Stationierung von Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk und anderer weitreichender Waffen in Deutschland.

Titelfoto: Uncredited/AP/dpa

Mehr zum Thema Ukraine: