Anonymous stellt 48-Stunden-Ultimatum: Jetzt reagiert Nestlé!
Internet - Die Hacker von Anonymous haben es im Ukraine-Krieg nicht nur auf russische Unternehmen und Institutionen abgesehen, sondern auch auf westliche Firmen, die sich noch nicht entschieden haben, ihre Aktivitäten in Russland einzustellen.
Am Sonntag teilten Vertreter der Gruppe bei Twitter mit: "Wir geben Euch 48 Stunden Zeit, um über die Angelegenheit nachzudenken und Eure Aktivitäten in der Russischen Föderation einzustellen."
Am Dienstag folgte dann der Tweet: "Das Kollektiv #Anonymous hat die Datenbank des größten Lebensmittelkonzerns der Welt, Nestlé, geleakt."
Die anonymen Hacker haben tatsächlich die Nestlé-Datenbank geknackt und sind so an zehn Gigabyte Daten - E-Mails und Passwörter - von einem der größten Lebensmittelunternehmen der Welt gelangt!
Außerdem wurde eine Stichprobe von Daten mit mehr als 50.000 Geschäftskunden von Nestlé veröffentlicht.
Die Aggression Russlands war für viele westliche Unternehmen ein Grund, ihre Aktivitäten dort vorübergehend einzuschränken oder sich ganz aus dem lokalen Markt zurückzuziehen.
Viele Marken sind weiterhin in Russland tätig
Es gibt jedoch auch zahlreiche Marken, die sich entschieden haben, weiterhin in Russland zu bleiben. Darunter die französischen Ketten Leroy Merlin (Einzelhändler für Heimwerker und Gartenartikel), die Warenhauskette Auchan sowie der Sportartikel-Hersteller Decathlon und eben Nestlé aus der Schweiz.
Auch das in Moskau ansässige Renault-Werk nahm am Montag die Arbeit wieder auf.
Den Hackern der Anonymous-Gruppe gefiel das offenbar nicht und es bleibt spannend, ob nun Daten weiterer Unternehmen durchsickern werden.
Zuvor hatte das Kollektiv, das seinen eigenen Internet-Krieg gegen den russischen Präsidenten, Wladimir Putin (69), führt, bereits mehrfach den Zugang zu russischen Seiten blockiert, in die Übertragungen von Fernseh- und Radiosendern eingegriffen sowie die Daten russischer Institutionen gestohlen.
Update, 23. März, 16.22 Uhr: Nestlé stoppt Großteil der Produktion in Russland
Nur wenige Stunden nach dem Hackerangriff hat Nestlé reagiert und dem Verbraucherboykott nachgegeben: Das Unternehmen setzte den Verkauf in Russland vorerst aus, ein Großteil der Produktion wurde gestoppt.
Bislang hatte der Lebensmittelhersteller nur seine Importe und Exporte ausgesetzt. Nun wurde auch die Produktion der meisten Produkte eingestellt. Ausgenommen sind lebenswichtige Waren wie Babynahrung oder medizinische Nahrungsmittel, die weiterhin in Russland verkauft werden dürfen. Doch Marken wie Kitkat oder Nesquik verschwinden damit aus den russischen Regalen.
Zuvor hatte Nestlé dementiert, gehackt worden zu sein. Die 7000 Mitarbeiter in den sechs Firmen in Russland sollen laut einem Statement des Konzerns weiterbezahlt werden.
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