Aus Leonie wird Lio: 18-Jähriger aus Baden-Württemberg ist endlich happy

Von Stefanie Järkel

Laichingen - Lio Titos fühlte schon als Kind, dass irgendwas nicht passt. "Das waren halt so Kleinigkeiten", erzählt der heute 18-Jährige aus Laichingen (Alb-Donau-Kreis).

Lio Phileas Titos ist heute glücklicher denn je.
Lio Phileas Titos ist heute glücklicher denn je.  © Marijan Murat/dpa

Damals hieß er noch Leonie. Bei einem Ausflug auf eine Burg mit anderen Kindern hätten alle wählen dürfen, ob sie lieber Burgfräulein oder Ritter sein wollten. Alle Mädchen hätten Burgfräulein sein wollen.

"Und ich habe halt gar nicht darüber nachgedacht. Ich war gleich automatisch ein Ritter." Mädchenkleider mochte Titos nie, die Haare trug er schon früher stets kurz.

Seit 5. November heißt Leonie nun offiziell Lio. Er hat sein eingetragenes Geschlecht von weiblich zu männlich ändern lassen - und dabei von dem neuen Selbstbestimmungsgesetz Gebrauch gemacht. Seit 1. November können Menschen in Deutschland ihr eingetragenes Geschlecht deutlich einfacher ändern lassen.

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Allein in Baden-Württemberg haben nach Angaben des Statistischen Landesamtes im November 641 Menschen ihren Geschlechtseintrag ändern lassen, im Dezember waren es 305.

Das ist ein sprunghafter Anstieg zum Jahresende hin: Denn in den Monaten Januar bis Oktober waren laut einem Sprecher nur 51 Fälle gemeldet worden. Im Jahr 2023 seien es zwölf Fälle gewesen.

Als Titos in die Pubertät kommt, wird das Gefühl, dass etwas nicht passt, immer stärker. Er klebt sich die wachsenden Brüste ab. "Ich konnte kaum noch atmen, aber das war es mir total wert - man durfte halt einfach nichts sehen." Er hört auf, sich richtig zu ernähren und wird immer dünner. Seine Periode bleibt aus.

Als er seinen Eltern gesagt habe, wie er sich fühle, hätten die sich zunächst schwergetan, erzählt Titos. Sie hätten gesagt: "Vielleicht entwickelt sich das doch noch in eine andere Richtung."

Seine Eltern stehen mittlerweile voll hinter ihm.
Seine Eltern stehen mittlerweile voll hinter ihm.  © Marijan Murat/dpa

Lio will sich die Brust abnehmen lassen

Mittlerweile hat der 18-Jährige den Eintrag zu seinem Geschlecht ändern lassen.
Mittlerweile hat der 18-Jährige den Eintrag zu seinem Geschlecht ändern lassen.  © Marijan Murat/dpa

Aber mit den Jahren sei klar geworden: Das ist nicht der Fall. "Und mit 17 hat man dann angefangen, mich mit meinem neuen Namen zu nennen." Seine Familie stehe heute komplett hinter ihm.

Seit ein paar Monaten nimmt Titos auch männliche Hormone, seine Stimme klingt tiefer. "Ich merke schon erste Veränderungen und bin damit megahappy." Im April will er sich in einer Klinik für eine Brustentfernung vorstellen. Danach will er erst einmal schauen, wie er weitermacht.

Er habe gewartet, bis das neue Gesetz in Kraft getreten sei, erzählt er. Ein Bekannter habe zuvor aufwendig versucht, seinen Geschlechtseintrag zu ändern, habe dabei auch mit Gerichtskosten zu kämpfen gehabt. Der Vorgang habe ihn sehr belastet.

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Vor dem Selbstbestimmungsgesetz galt das Transsexuellengesetz, das 1981 in Kraft getreten war. Betroffene mussten eine langwierige und kostspielige Prozedur mit Gutachten und Gerichtsbeschluss über sich ergehen lassen, wenn sie ihren Geschlechtseintrag samt Vornamen ändern lassen wollten.

Titos sagt heute, es gehe ihm gut, er habe auch wieder zugenommen. "Ich bin einfach ich selbst, und ich merke halt, dass das richtig ist."

Titelfoto: Marijan Murat/dpa

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