Spiel, Spaß und Spannung im Hagenbecks Tierpark: "Tiere sollen nicht nur irgendwo rumliegen"
Hamburg - Seit dieser Woche gibt es 25 neue Attraktionen im Hagenbecks Tierpark - zumindest für die tierischen Bewohner des Hamburger Zoos. Orang-Utans, Tiger und Braunbären haben eine Menge neuer Spielmöglichkeiten bekommen.
"Enrichment" (dt.: Anreicherung, Bereicherung, Verzierung) nennen sich die neuen Objekte, die aus nachhaltigen Materialien gefertigt wurden. Sie sollen die Tiere in ihren Gehegen beschäftigen und vor allem herausfordern.
"Die Tiere sollen einfach nicht den ganzen Tag nur irgendwo rumliegen. Dafür denken wir uns immer wieder was Neues aus. Das ist jetzt so eine ganze Rutsche von verschiedenen und komplexeren 'Enrichment-Möglichkeiten', die wir hier installiert haben", erklärte Guido Westdorf, zoologischer Direktor des Tierpark Hagenbeck, auf TAG24-Nachfrage, wieso eine solche Anschaffung für die Lebewesen so wichtig ist.
Dabei ist in jedem Gehege ein eigenes auf die jeweiligen Tiere abgestimmtes Objekt errichtet worden, das die individuellen physiologischen und kognitiven Fähigkeiten von Bär, Tiger und Orang-Utan stärken soll. Dabei haben die Vierbeiner immer ein Ziel: Futter!
Bevor die Raubkatzen ihre Fleischstücke verspeisen dürfen, müssen sie einen Futterbaum zum Wackeln bringen - eine Attraktion für Besucherinnen und Besucher. Tiger, die mit ihren großen Pranken an Seil oder Stamm ziehen, um sich ihre Nahrung zu verdienen, sorgen sicherlich für Staunen.
"Viele Tiere sind klüger als wir denken, wir müssen sie permanent herausfordern. [...] Sie sollen sich auch bewegen und ihre Manipulationsmöglichkeiten mit den Tatzen, mit dem Gebiss fordern wollen", betonte der zoologische Direktor.
Teamwork bei den Orang-Utans!
Während die Raubkatzen besonders zum Krafttraining aufgefordert werden, sollen die Orang-Utans ihre Intelligenz zum Einsatz bringen. Dafür wurden eine Futtertrommel, eine Etagere sowie ein Pellet-Labyrinth installiert.
Bei unserem Besuch wollte die siebenköpfige Orang-Utan-Familie aber nicht so richtig. Was aber gut ist, wie Jill Jensen, Revierleiterin im Orang-Utan-Haus, erklärte. "Glücklicherweise haben sie den Dreh auch noch nicht so schnell raus. Das ist aber eigentlich auch ganz gut, weil so dauert das eben ein bisschen länger."
In der Truppe gäbe es dennoch eine ganz klare Verteilung. Der "Chef", wie sie Tuan, das älteste Orang-Utan-Männchen bezeichnet, hätte keine Geduld. Wenn etwas nicht gleich funktioniere, lasse er es Frau und Babys machen.
Da der Zusammenhalt untereinander aber groß scheint, sei mit der Zeit immer wieder Teamwork angesagt. "Die [...] probieren ein bisschen rum. Ich denke mal, so nach und nach werden die das dem anderen auch zeigen - je nachdem, wer es rausfindet. Dann geht es schnell bis es jeder kann."
Doch auch die Braunbären gehen bei der Lieferung der neuen "Enrichments" nicht leer aus. Am Donnerstag bekamen sie ihren neuen Bienenstock zum ersten Mal zu Gesicht und schleckten direkt wie wild darauf los. Das Objekt wird mit Honig eingeschmiert und soll de Leckermäulchen vor der Nascherei noch zum sporteln bewegen.
Titelfoto: Bildmontage: Alice Nägle/TAG24, Trinity Schlosser/TAG24