Big Brother im Berliner Zoo: Warum werden Gorillas rund um die Uhr gefilmt?
Berlin - Der Berliner Zoo beteiligt sich an einem Forschungsprojekt des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), das zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Gorillas beitragen soll.
"Bei unseren Gorillas sind zurzeit drei Kameras aufgestellt - und das aus gutem Grund", teilte der Zoo am Donnerstag bei Instagram mit.
Das System "Gorilla Tracker" wurde von Studenten des Potsdamer Instituts entwickelt und soll mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) dazu betragen, einzelne Tiere mithilfe von Videoaufnahmen zu identifizieren und über längere Zeiträume verfolgen zu können.
KI könne einen bedeutenden Beitrag zum Artenschutz leisten, stellte HPI-Projektleiter Gerard de Melo fest. "Durch die genaue Beobachtung der Gorillas in ihrem natürlichen Lebensraum mittels Kameras gewinnen wir wertvolle Einblicke in ihr Verhalten."
Die Aufnahmegeräte sind nach Zoo-Angaben in den Außenanlagen der Gorillas unzugänglich angebracht. Bis Ende September soll die Datenerfassung abgeschlossen sein.
Zoo-Direktor Andreas Knieriem macht auf akuten Handlungsbedarf aufmerksam
Bei einem Erfolg soll das System anschließend von Forschern in einem Nationalpark in der Republik Kongo genutzt werden.
Durch eine dauerhafte Überwachung der Bewegungen und Verhaltensweisen der Primaten könnten beispielsweise bei einer frühzeitigen Erkennung von Seuchenausbrüchen zeitnah Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Andreas Knieriem (59) machte auf den akuten Handlungsbedarf aufmerksam, denn Westliche Flachlandgorillas seien vom Aussterben bedroht, "ihre Population ist in den letzten 70 Jahren um fast 80 Prozent geschrumpft", erklärte der Direktor des Tierparks.
In Afrika leben nach Schätzungen des Zoos derzeit noch etwa 300.000 Westliche Flachlandgorillas. Anfang der 2000er-Jahre seien viele Gorillas und Schimpansen durch einen Ebola-Ausbruch gestorben.
Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa