Wolf-Hund-Mischlinge breiten sich aus: "So schnell wie möglich abschießen"
Piemont - In Italien breiten sich Mischlinge aus Wölfen und Hunden immer weiter aus. Über den Umgang mit den Hybriden gibt es Streit.
Im Naturpark Gran Bosco di Salbertrand in den Westalpen bemerkten Ranger vor wenigen Monaten einen Wolf, der ungewöhnlich helles Fell hatte, berichtete The Guardian. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass es kein gewöhnliches Exemplar war, sondern ein Mischling. Es ist die erste Sichtung eines Wolfshundes in der Alpenregion des Piemont.
Der Rüde zeugte Nachwuchs. Zwei Würfe, von denen die Parkranger zwei Tiere einfingen und kastrierten, damit sie sich nicht weiter fortpflanzen. Denn die Anzahl der Mischlinge nimmt zu. In der Toskana machen sie sogar bis zu 70 Prozent der Wolfspopulation aus.
Wie kommt es überhaupt dazu? Durch strengen Schutz breitete sich der Wolf in den vergangenen 20 Jahren wieder in Europa aus. Doch sein ursprünglicher Lebensraum ist weitgehend zerstört und voller menschlicher Siedlungen, die millionenfach seine Verwandten als Haustiere halten.
Vor allem streunende Hunde oder vernachlässigte Arbeitshunde machen Bekanntschaft mit Einzelwölfen und paaren sich.
Naturschützer in Sorge um den Wolf
Wie soll mit den Mischlingen umgegangen werden? Wolfsexperte Luigi Boitani (77) meint, dass in manchen Regionen "im Grunde alles Hybriden" sind. "In diesem Fall können Sie nichts tun. Man kann nicht die Armee schicken und alles töten."
Dagegen setzt Francesca Marucco, wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts Life WolfAlps EU, auf eine härtere Gangart. "Wir möchten … alle [Hybriden] so schnell wie möglich abschießen", sagte sie dem Guardian. So wird es bereits in Österreich, der Schweiz, Polen und Slowenien getan.
Was ist das Problem der Wolfshunde? Sie seien unberechenbarer, weniger scheu und hätten weniger Angst vor Menschen, heißt es. Es gebe nach Angaben des WWF "aber keine wissenschaftlichen Beweise für die These, dass Wolfshybriden für Menschen besonders gefährlich seien".
Im Piemont wurden die beiden gefangenen und dann kastrierten Wolfshybriden mit Sendern versehen und überwacht. Sie zeigten kein abweichendes Verhalten.
Die Naturschützer machen sich größere Sorgen darum, dass die Genetik der Wolfspopulation durch die Mischlinge verwässert wird. Das könnte langfristig zum Verschwinden der Art führen.
Titelfoto: Swen Pförtner/dpa-Zentralbild/dpa