Warum der Umweltschutz Seekühe in Florida töten könnte
Florida - Eigentlich sollte die Abschaltung eines Kohlekraftwerks nur positive Einflüsse auf die Umwelt haben, aber den Seekühen in der Nähe des Apollo Beach (Florida, USA) könnte genau das zum Verhängnis werden.
Es ist wahrscheinlich eins der skurrilsten Tierschutz-Probleme, welches es in Florida jemals gegeben hat.
Normalerweise leben die Seekühe dort, wo es warme Quellen gibt, an denen sie sich bis zu acht Stunden am Tag aufhalten. Sehr viele davon wurden, wie BBC berichtet, aber durch massive Verschmutzung der Umwelt in den letzten Jahren zerstört.
Leider können die grauen Meeresbewohner bei Temperaturen unter 20 Grad Celsius nicht überleben. An dieser Stelle kommen die Kraftwerke wieder ins Spiel, denn diese müssen irgendwo ihr aufgewärmtes Kühlwasser loswerden.
Die Warmwasserabflüsse der Kraftwerke dienen als künstliche Warmwasserquelle und sichern somit das Überleben der Tiere in den Wintermonaten. Da Florida jedoch innerhalb der nächsten 30 Jahre das Ableiten des Kühlwassers ins Meer verhindern will, droht vielen der Apollo-Beach-Seekühen ein böses Ende.
Bereits 1997 wurde eins der Kraftwerke umgebaut, um die Anforderungen an die Wasserqualität zu erfüllen. Die Ableitung des warmen Wassers wurde unterbunden, das führte jedoch nicht dazu, dass die Seekühe das Gebiet verließen und letztendlich starben sie an der Kälte.
"Wir müssen herausfinden, wie wir die Seekühe dazu bringen können, an andere Orte zu gehen", erklärt Elizabeth Fleming, eine Naturschützerin und Seekuh-Expertin bei der gemeinnützigen Organisation "Defenders of Wildlife".
Mit diesen Problemen müssen die Meeressäuger in Florida kämpfen
Warmes Wasser allein wird allerdings nicht ausreichen, um das Überleben der Unterwasserriesen zu sichern, auch die Nahrungsbeschaffung wird zu einem immer größeren Problem.
In den verschmutzten Gewässern kann das Seegras, von dem die Seekühe sich ernähren, nicht wachsen.
Deshalb gab es bereits das außergewöhnliche Projekt "Let Them Eat Lettuce", bei dem über zwei Jahre rund 272.000 Kilogramm Romana-Salat verfüttert wurden.
Das Vorhaben glückte und die hungernden Seekühe erholten sich letztendlich, weshalb das Projekt im Winter 2023 unterbrochen werden konnte.
Das ist allerdings immer noch nicht alles, mit dem sich die armen Meeresbewohner herumschlagen müssen. 96 Prozent aller Seekühe in Florida sollen Narben von Zusammenstößen mit Booten haben, außerdem sollen die Kollisionen für fast ein Viertel aller Todesfälle verantwortlich sein.
Es gibt zwar Schutzgebiete, die Schiffe entweder gar nicht oder nur sehr langsam durchfahren dürfen, trotzdem sagt Pat Rose, der Gründer der Organisation "Save the Manatees": "Die Zufluchtsorte, die wir für sie haben, sind einfach viel zu klein." Im Jahr 2023 wurden deshalb mindestens 104 Seekühe durch Menschen getötet.
Die Hoffnung für die Florida-Seekühe ist noch nicht verloren
Mittlerweile wird mit verschiedenen Maßnahmen versucht, die Population der Seekühe wieder zum Steigen zu bringen.
Unter anderem werden Menschen, die Sicherheitskurse für Bootsfahrer nutzen, auch gefragt, wie man Seekühe vor Verletzung durch Wasserfahrzeuge schützen kann.
Außerdem möchte man sich darum kümmern, zumindest einige der natürlichen Quellen wiederherzustellen. Andere noch vorhandene Quellen erhielten bereits neue Wasserwege, um den Zugang zu ihnen zu erleichtern.
Weitere Ideen wie solarbetriebene Heizungen oder ein bewegliches Heizungssystem sind derzeit noch nicht erprobt.
Woran Wissenschaftler jedoch bereits akribisch arbeiten, ist die Aufzucht von Seegras. Allerdings gehen Schätzungen davon aus, dass es 12 bis 17 Jahre dauern könnte, bis sich die Situation verbessert.
Selbst wenn es langsam vorangeht, wird doch stetig an der Verbesserung der Situation der Seekühe gearbeitet und all die ergriffenen Maßnahmen kommen letztendlich auch der Umwelt zugute. Auch Pat Rose behält die Hoffnung, denn er glaubt daran, dass sie "einen Ausweg aus dieser Situation finden können".
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