Sie lernte Ökonomie und liebt Pferde: Jetzt rettet Natalia wilde Tiere vor russischen Bomben
Tschubynske - Eigentlich ist sie gelernte Ökonomin, doch vor vier Jahren hat Natalia Popova (50) ihren ersten Tiger gerettet. Seit Ausbruch des Kriegs im Februar dieses Jahres häufen sich die zu rettenden Wildtiere - und ihr persönlicher Schuldenberg.
Natalia Popova (50) heißt eine Ukrainerin, der man das sonst überhöhte Attribut der "Heldin" gerne zuschreibt. Vielleicht schreiben nur Kriege solche heldenhaften Geschichten.
Seit Kriegsausbruch in der Ukraine ist Popova jedenfalls damit beschäftigt, Leben zu retten - und zwar das Leben wilder Tiere. Wie der amerikanische TV-Sender CNBC berichtet, hat die 50-jährige Popova damit ihren Sinn des Lebens gefunden.
Die gemeinten Tiere sind nicht unbedingt Hauskatzen und Goldfische, sondern eher Löwen, Tiger und Wölfe. "Sie sind mein Leben", sagt die 50-Jährige und streichelt während des Gesprächs eine Löwin als sei es ihr Hauskätzchen.
Popova arbeitet dabei eng mit der Tierschutzorganisation UAnimals zusammen. Mittlerweile hat sie über 300 Tiere gerettet. 200 davon wurden ins Ausland gebracht und 100 von ihnen wurden in den Westen der Ukraine verfrachtet, der als sicherer gilt als der stark umkämpfte Osten des Landes.
Viele der wilden Tiere wurden vorher als Haustiere in Privathäusern gehalten, bevor deren Besitzer vor dem russischen Angriffskrieg flohen, berichtet CNBC weiter.
Popovas Notunterkunft für Tiere liegt in Tschubynske, ein Dorf mit weniger als 1500 Einwohnern in der ukrainischen Oblast Kiew. Hier hält sie 133 Tiere, die sonst kein Zuhause hätten und möglicherweise sterben würden oder zur Bedrohung für die Menschen.
Auch 200.000 Euro Schulden können ihre Tierliebe nicht bremsen
In den meisten Fällen weiß sie gar nichts über die Tiere. Keine Namen, kein Alter, keine Vorbesitzer. Es sind Tiere ohne Geschichte.
133 solcher Tiere bietet Natalia Popovas Menagerie Obhut. Darunter sind sowohl 13 Löwen, ein Leopard, ein Tiger, drei Hirsche, Wölfe, Füchse, Waschbären, Rehwild als auch domestizierte Tiere wie Pferde, Esel, Hunde und andere hilfsbedürftige Lebewesen.
"Unser bisheriger Rekord ist die Evakuation eines Löwen in 16 Minuten", berichtet Popova der Zeitung.
Die meisten der Tiere hat die 50-jährige Tierschützerin aus den Regionen Donezk und Charkiw gerettet, die der Schauplatz der heftigsten militärischen Auseinandersetzungen waren und sind. Die größte Zahl davon erwarten nun ihre Evakuierung nach Polen, weiß CNBC zu berichten.
Die Gelder brachte sie ursprünglich über ihren Pferdeclub auf - wohl bemerkt der erste private Pferdeclub des Landes. Aber seit Ausbruch des Krieges sind die monatlichen Kosten auf rund 14.000 Euro angestiegen.
Ihr Schuldenberg beträgt nun um die 200.000 Euro - hält Popova aber nicht davon ab weitere Tiere zu retten.
"Ich werde mir weiter Geld borgen, zu den Hot-Spots fahren und Tiere retten. Ich kann sie nicht abweisen", sagt die 50-jährige Popova und ergänzt: "Meine Mission in diesem Krieg ist es Tiere zu retten."
Titelfoto: Screenshot/Twitter/Oriannalyla (2)