Irre oder genial? Craig Foster lebt ein Jahr mit einer Krake!
Von Björn Strauss
Kapstadt (Südafrika) - November-Blues? Nicht mit dieser Doku! Was auf den ersten Blick wie Fake News klingt, ist aber wahr: Craig Foster lebt in einer besonderen Beziehung mit (und zu) einem Kraken. Ein Jahr lang - so kurz ist ein Kraken-Leben - begleitet er das alienartige Tier im Ozean. Immer dabei: seine Kamera. So kommen irre spannende Bilder, die auch Hai-Szenen eingefangen haben, aber ebenso Bilder mit Zärtlichkeit zusammen, die jeden 85 Minuten lang fesseln.
Diese Netflix-Doku hat es unter die meistgesehenen bei Netflix geschafft - zu Recht. Wer sie gesehen hat, wird einen anderen Blick auf diese beeindruckenden Tiere haben und wahrscheinlich ab sofort die "Frutti di Mare" beim Italiener meiden...
Craig Foster filmte jahrelang einige der gefährlichsten Tiere der Erde, dann war Craig Foster ausgebrannt, fühlte sich deprimiert. Seine Familienbeziehungen waren ebenfalls angeschlagen.
Er beschließt, seine Karriere zu unterbrechen, um zu seinen eigenen Wurzeln zurückzukehren – der magischen Unterwasserwelt des Algenwaldes entlang der Küste seiner Heimatstadt – Kapstadt, Südafrika in der False Bay.
"Ich war bis dahin Tieren gegenüber kein besonders sentimentaler Mensch gewesen", erzählt der Filmemacher. Plötzlich ein tiefes Mitgefühl – für die wilde Kreatur.
Die "Oktopusfrau" habe ihm beigebracht, mehr mit anderen zu fühlen. Wir erfahren seine innere Wandlung über diese in der Tat "hautenge" Naturerfahrung, wir sehen das Leben eines Kraken - der ein Jahr Zeit hat, die Welt zu erkennen, zu erleben, zu bereichern.
Doku-Diskussion über Bewusstsein und Leben von Kraken auch in 3sat
Fast ein Jahrzehnt lang tauchte Craig Tag für Tag in den eiskalten Gewässern, wagt sich ohne Neoprenanzug und Taucherausrüstung in eines der Gebiete mit der höchsten Raubfischdichte der Welt.
Der "Gemeine Krake" (Octopus vulgaris), den er traf und fortan beobachtet, ist zunächst "Versuchsobjekt" und schließlich sein "Lehrer", der ihm Dinge zeigte, die noch nie ein Mensch zuvor beobachtet hatte.
"Mein Lehrer, der Krake" wurde aus über 3000 Stunden Filmmaterial zusammengestellt. Das Ergebnis dokumentiert eine einzigartige Freundschaft, Interaktion und tierische Intelligenz, die so noch nie gesehen wurde.
TV-Tipp: Mehr Achtbeiner und eine lebhafte Diskussion gibt's übrigens bei "scobel" auf 3sat - hier heißt es "Rätselhaftes Bewusstsein".
Weiß ein Oktopus eigentlich, wer er ist? Die Kopffüßer gelten als sehr intelligent, aber haben sie auch ein Bewusstsein? Die Evolution hat bei ihnen einen anderen Weg eingeschlagen als beim Menschen. Spannend!
Titelfoto: Zoo Duisburg/dpa/Netflix