Lufthansa lässt schwerbehinderten Senioren nicht ausreisen: Der Grund ist unfassbar
Münster/Frankfurt am Main/San José (Costa Rica) - Er wollte lediglich zu einem freudigen Anlass für kurze Zeit in die Heimat zurückkehren. Doch letztlich wurde die Reise nach Deutschland für einen schwerbehinderten Mann zum Martyrium - auch beziehungsweise vor allem aufgrund der Lufthansa.
Ende Mai reiste Michael Wurm (69) von seiner Wahlheimat Costa Rica nach Deutschland, wo er eigentlich lediglich sein 50-jähriges Abitur-Jubiläum begehen wollte. Seinen eigentlich für den 27. Juni geplanten Rückflug von Frankfurt am Main nach San José konnte der schwerbehinderte Mann jedoch nicht antreten.
Denn aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen ist Blue-Line American-Staffordshire-Terrier Max stets an seiner Seite. Im Laufe der rund dreieinhalb Jahre, die Wurm bereits in Südamerika lebt, hat er den Vierbeiner zum Assistenzhund ausbilden und sich dies von der leitenden Tierärztin bestätigen lassen, wie er auf Facebook berichtet.
Doch der Lufthansa reichten die vorgelegten Dokumente nicht aus. Somit wurde Max, der sein Herrchen unter anderem auf das regelmäßige Einnehmen seiner Medikamente aufmerksam macht, nicht als Assistenzhund erkannt, hätte den Rückflug maximal im Frachtraum mit antreten können.
Das kam für dessen Besitzer aber nicht infrage. Die Folge: Ein gefühlt ewiges Hin und Her an E-Mails und eine kostenintensive Verlängerung des lediglich als Kurztrip geplanten Deutschland-Aufenthalts. Glücklicherweise kam Wurm in dieser Zeit bei einer Gastfamilie im hessischen Münster unter.
Dennoch drängte die Zeit immens. In Costa Rica wartete laut seinen Angaben am gestrigen Donnerstag nämlich eine wichtige Vorbesprechung mit einem Chef-Kardiologen, auf die der 69-Jährige ganze zwei Jahre gewartet habe.
Mann darf Assistenzhund nicht im Passagierraum mitnehmen: Lufthansa lenkt nur aus Kulanz ein
Nachdem Wurm nicht nur etliche Nachrichten mit der Fluggesellschaft ausgetauscht, sondern auch den Verein "Lichtblicke e.V." einschaltete, lenkte die Lufthansa schließlich doch noch ein. In einem Statement wies eine Sprecherin jedoch eindringlich darauf hin, dass die Mitnahme von Max im Passagierraum nur aus Kulanzgründen gestattet würde.
So sei die Bescheinigung der ausbildenden Tierärzte von vornherein nicht ausreichend gewesen, sodass bereits auf dem Hinflug eine klare Absage hinsichtlich der Mitnahme des Hundes hätte erfolgen müssen. Aufgrund der "misslichen Lage", in die die Mitarbeiter am Flughafen in San José Wurm gebracht hätten und im Hinblick auf seinen gesundheitlichen Zustand sei das Einlenken aber lediglich als Ausnahme von der Regel zu werten.
Mittlerweile, so berichtete die Frankfurter Neue Presse, seien Max und sein Herrchen sicher in der neuen Heimat gelandet. Die Mehrkosten, die Wurm durch den unfreiwillig verlängerten Deutschland-Aufenthalt entstanden, will er aber nichtsdestotrotz geltend machen.
Auf ein wahres Wort der Entschuldigung seitens der Lufthansa wartet der Senior übrigens immer noch.
Titelfoto: Montage: Fredrik von Erichsen/DPA, Privat