"Hunger, Angst und Schmerzen": So schlimm steht es um Deutschlands Straßenkatzen
Wurzen - Erneut nahm das Tierheim Wurzen einen leidenden und völlig verwahrlosten Kater unter seine Fittiche. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund wollen sie nun auf das Leid der Straßenkatzen aufmerksam machen.
In einem katastrophalen Zustand fand eine Einwohnerin Simon auf ihrer Terrasse in Wurzen.
"Schon beim Anblick des armen Geschöpfs ahnten wir nichts Gutes", schreiben die Tierhelfer auf Facebook.
Bei seinem Fund sei der Fünfjährige sichtlich unterernährt und stark dehydriert gewesen. Der Tierarzt stellte zudem Katzenräude sowie eine Infektion mit Katzenleukämie fest.
Was dem Tierheim jedoch noch mehr Sorge bereite, sei eine Verletzung am Auge des Katers. Denn auch wenn die Helfer bisher alles versuchen, könnte es sein, dass Simon aufgrund der Spätversorgung sein Augenlicht verlieren wird.
Noch in dieser Woche soll eine Untersuchung beim Tierarzt Klarheit darüber bringen, ob Simons Augen weiter behandelt oder entfernt werden müssen.
Doch um die Behandlung von Simon finanziell stemmen zu können, ist das Tierheim auf Spenden angewiesen. Wie Ihr einen Beitrag leisten könnt, erfahrt Ihr auf Tierheim-Wurzen.com.
Millionen Katzen leiden in Deutschland tagtäglich: Kastrieren lassen hilft
Leider sind Notfälle wie Simon keine Ausnahmen mehr. Millionen von Katzen leben in Deutschland ausgesetzt, verstoßen und sich selbst überlassen auf der Straße.
Um auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen, schlossen sich die Tierheime für eine Info-Aktion zum Welt-Katzen-Tag am vergangenen Donnerstag mit dem Deutschen Tierschutzbund zusammen.
Wie die Organisation mitteilte, stamme jede einzelne Straßenkatze in Deutschland von einer unkastrierten Hauskatze ab.
So könnten aus einer einzelnen fruchtbaren Katze, die zwei bis drei Mal pro Jahr wirft, nach zehn Jahren bis zu 200 Millionen weitere Samtpfoten entstehen.
Doch im Gegensatz zu den Tieren, die die Geborgenheit einer liebenden Familie genießen und in der Regel bis zu 20 Jahre alt werden, überleben die Katzen auf den Straßen unterversorgt und krank häufig nur einige Monate.
Eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme: Die Tierheime leiden an Katzen-Schwemme
"Das Leid von Straßenkatzen hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten unbemerkten Tierschutzprobleme in Deutschland entwickelt", erklärt der Tierschutzbund.
Deutschlandweit investieren zahlreiche Tierschutzvereine und Tierheime einen enormen Aufwand an Zeit, Kraft und Geld, um den Tieren zu helfen.
74 Prozent der Tierheime, die sich der Organisation angeschlossen haben, bewerten die Katzen-Situation als problematisch. Ganze 78 Prozent leiden jährlich unter einer sogenannten Katzen-Schwemme, einer Zeit, in der vermehrt Katzen abgegeben oder verwaiste Kitten gefunden werden.
Ebenfalls zum Welt-Katzen-Tag berichtete das Tierheim Oelzschau von eben dieser Situation.
"Es ist immer das Gleiche: Kitten mit und ohne Mutterkatze und kugelrunde Fundkatzen, die ihre Kitten dann bei uns im Tierheim zur Welt bringen. Und mittendrin unsere Tierpfleger, die regelmäßig an ihre emotionalen Grenzen stoßen, weil das Leid kein Ende nimmt", heißt es auf Facebook.
Auch sie appellieren wiederholt an alle Katzenhalter, Verantwortung zu übernehmen und ihre Lieblinge kastrieren zu lassen.
Titelfoto: Bildmontage: Facebook/TierschutzVerein Wuzen, Facebook/ Tierheim Oelzschau