Tiere gehören nicht unter den Baum: "Keine Spielzeuge, die man nach den Feiertagen wieder umtauscht"
Von Andrea Hentschel
Leipzig - Ob Hund, Katze oder Hamster: Auf vielen Wunschzetteln zum Weihnachtsfest stehen Tiere ganz oben. Tierschützer beobachten das mit Sorge. Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum, sagt etwas der Deutsche Tierschutzbund. Fragen und Antworten.
Wie viele Heimtiere gibt es in Deutschland?
Nach Angaben des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) werden in Deutschland mehr als 34 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel gehalten.
Nicht mitgezählt wurden Zierfische und Terrarientiere. Damit lebt fast in jedem zweiten Haushalt mindestens ein Heimtier.
Ist ein Tier als Weihnachtsgeschenk überhaupt sinnvoll?
Tierschützer sagen ganz klar: Hund, Katze und Co. sind keine Weihnachtsgeschenke. "Ein Tier ist keine Sache, die man einfach umtauschen kann, wenn sie nicht gefällt oder die man weiterverschenken kann, wenn man genug davon hat", erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Auch ZZF-Präsident Norbert Holthenrich betont, Tiere seien "keine Spielzeuge, die man nach den Feiertagen einfach wieder umtauscht".
Oft informieren sich die Halter vor dem Kauf nicht ausreichend oder werden falsch beraten. Die erste große Begeisterung verfliegt schnell, und die Tiere landen häufig in den ohnehin chronisch überfüllten Tierheimen - wegen der Urlaubspläne, abflauenden Interesses oder unerwarteter Kosten und Anforderungen.
Tiere online kaufen: Was ist davon zu halten?
Hände weg, sagen Tierschützer. Mit dem Heimtiertrend boomt auch der Welpenhandel über das Internet, was Kriminelle ausnutzen. Die kleinen Hunde stammen aus illegalen Zuchten meist im Ausland, sind oft krank und wurden viel zu früh von ihren Müttern getrennt.
Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbunds wurden 2023 insgesamt 221 Fälle von illegalem Tierhandel bekannt, mindestens 731 Tiere waren betroffen, der Großteil davon Hunde.
Die Dunkelziffer liegt aber deutlich höher. Der Verband fordert seit Langem ein Verbot, mindestens aber eine gesetzliche Regulierung des Onlinehandels mit Tieren.
Was raten Tierschützer?
Ein Tier sollte nicht spontan angeschafft werden, sondern erst, wenn alle Familienmitglieder ausreichend informiert und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.
Vor allem sollte vorher geklärt werden, wer sich um das Tier kümmert. Oft merken zum Beispiel Eltern erst zu spät, dass ein Großteil der Versorgung - das Füttern, Säubern des Geheges oder das Gassigehen - an ihnen hängen bleibt.
Was sollte noch bedacht werden?
Neben der Nahrung verursachen auch die Tierarztbesuche für Impfungen und im Krankheitsfall Kosten. Auch die Pflege in der Urlaubszeit muss vorher geklärt werden. Zudem kann aus dem niedlichen Kätzchen später eine Kratzekatze werden, die Möbel beschädigt - oder das Kaninchen riecht eben streng.
Ist ein Tier aus dem Tierheim ratsam?
Laut Tierschutzbund lohnt sich immer ein erster Gang ins Tierheim - gerade wenn viele Heime voll sind. Für die Auswahl eines passenden Mitbewohners sollte aber viel Zeit mitgebracht werden. Auch PETA und auch der ZZF werben für die "Adoption" eines Tierheimbewohners.
Doch auch hier gilt: Möglichst kein Tier in der Weihnachtszeit aufnehmen, denn Trubel und Hektik erschweren dem Neuzugang die Eingewöhnung im neuen Zuhause.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa