Seltene Riesenratte tappt in Fotofalle: Erste und letzte Aufnahme?
Vangunu/Melbourne - Forscher haben auf einer abgelegenen Insel im Südpazifik mit Kamerafallen erstmals eine der seltensten und am wenigsten erforschten Tierarten der Welt fotografiert.
Die Vangunu-Riesenratte (Uromys vika), benannt nach der gleichnamigen Salomonen-Insel, war der Wissenschaft bis vor wenigen Jahren nicht einmal bekannt. Das einzige bisher dokumentierte Tier war 2015 tot neben einem gefällten Baum entdeckt worden.
Es war die erste neue Nagetierart, die auf den Salomonen östlich von Neuguinea seit mehr als 80 Jahren entdeckt wurde. Jedoch könnten die ersten Aufnahmen der Ratten in ihrem natürlichen Habitat auch die letzten sein.
Denn wegen der Abholzung ihres Lebensraums in den tropischen Wäldern Vangunus stünden die Nager vor dem Aussterben, heißt es in einer im Fachmagazin "Ecology and Evolution" veröffentlichten Studie.
Dass sie in Kamerafallen getappt seien, sei den Einheimischen zu verdanken: Das Volk von Vangunu verfüge - anders als die Wissenschaft - über ein tiefes traditionelles Wissen über die Riesenratten, schrieben die Forscher um Tyrone H. Lavery von der Universität Melbourne.
Riesenratten auf Vangunu: Lebensraum soll abgeholzt werden
"Mithilfe von Kamerafallen und geleitet von diesem Wissen wollten wir Aufnahmen von Uromys vika im letzten großen Block des Primärwaldes von Vangunu machen", hieß es.
Die Tiere seien durch Köder mit Sesamöl angelockt worden. Insgesamt seien so 95 Bilder von vier verschiedenen Exemplaren entstanden. "Die Nagetiere wurden aufgrund ihrer großen Körpergröße, ihren langen Schwänzen und sehr kurzen Ohren unwiderlegbar als Uromys vika identifiziert."
Die Wälder in der Nähe des Ortes Zaira stellen laut Studie den letzten geeigneten Lebensraum für die Art dar: Sie bauen ihre Nester in Farnen, die auf Tieflandbäumen wachsen. Viel mehr ist über ihre Lebensweise bisher nicht bekannt, jedoch sollen die Vangunu-Ratten so kräftig sein, dass sie sogar Kokosnüsse knacken können.
"Die kürzlich erteilte Genehmigung für die Abholzung rund um Zaira wird zu ihrer Ausrottung führen", sind die Forscher überzeugt. Sie hoffen, dass ihre spektakulären Fotos dazu beitragen, Aufmerksamkeit auf die seltenen Nager und den Schutz ihres Lebensraums zu lenken.
"Die hier präsentierten Ergebnisse kommen zu einem kritischen Zeitpunkt für die Zukunft der Wälder von Zaira", schrieb Lavery. Die Bewohner kämpften seit 16 Jahren darum, ihre Stammesgebiete vor der kommerziellen Ausbeutung zu schützen. Dennoch habe die Regierung der Salomonen im November 2022 das Gebiet zur Holzfällung freigegeben.
Titelfoto: Dr Tyrone Lavery/University of Melbourne/dpa