Schockierende Bilder vom Skandalhof: Razzia nach erneuter Tierquälerei
Bad Grönenbach - Erneut soll es auf dem Milchviehbetrieb Endres im Allgäu zu Tierquälerei gekommen sein.

Staatsanwaltschaft und Polizei durchsuchten am Freitag Gebäude des Milchviehbetriebs in Bad Grönenbach und Heimertingen (Landkreis Unterallgäu) sowie in Kißlegg (Landkreis Ravensburg).
SOKO Tierschutz kam undercover an belastende Beweise und erstattete schließlich Anzeige, teilte die Behörde am Freitag mit.
Die Aufnahmen der Tierschützer zeigen Arbeiter, die Tiere mit Knüppeln schlagen, bewegungsunfähig über den Boden schleifen und brutal treten. "Die Folgen sind schwere Verletzungen und ein qualvoller Tod", so SOKO Tierschutz.
Die Misshandlungen sollen etwa durch "ein nicht sachgemäßes Verdrehen des Schwanzes, durch Versuche, festliegende Tiere unsachgerecht zum Aufstehen zu bewegen oder durch einen gesetzeswidrigen Einsatz von Elektrogeräten" stattgefunden haben, erklärten Staatsanwaltschaft und Polizei zu den Beweisen.
Der Hof war bereits 2019 wegen Tierquälerei in Verruf geraten. Betriebsleiter Martin Endres, der noch auf den Prozess zu den damaligen Vorwürfen wartet, soll sich den Tierschützern zufolge nun erneut an den Misshandlungen beteiligt haben. Die Polizei ermittelt offiziell gegen den "Verantwortlichen und mehrere Mitarbeiter" des Betriebs.

SOKO-Tierschutz undercover im Milchbetrieb: Katastrophale Zustände in Bad Grönenbach

SOKO Tierschutz zufolge kam es außerdem zu "kriminellen Umweltvergehen", da giftige Substanzen auf Wiesen entsorgt werden. Zudem werden die Arbeitsbedingungen im Milchbetrieb von Zeugen als "moderne Sklaverei" beschrieben.
"Wir erleben hier einen Abgrund an Grausamkeit - die Quittung für das völlige Desinteresse der Politik an der in Deutschland unregulierten Haltung von Milchkühen", erklärt SOKO-Tierschutz-Ermittler Friedrich Mülln.
"Statt sofort im Sinne der Tiere zu handeln, möchte man einen Bauernlobbyisten zum Bundeslandwirtschaftsminister machen. Das ist unfassbar", so Mülln weiter.
Die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) prüft indes, ob ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot gegen den Betriebsleiter ausgesprochen werden kann.
Der Behörde zufolge sei der Betrieb "intensiv und engmaschig unangekündigt kontrolliert" worden. Seit Januar 2023 habe die Behörde den Betrieb 24 Mal kontrolliert, darunter sieben Tierschutzkontrollen. "Gravierende Missstände, wie sie auf den Videos zu erkennen sind, wurden bei den Kontrollen nicht festgestellt", erklärte eine Sprecherin. Ein Ordnungswidrigkeitenverfahren läuft, da im Sommer 2024 neun Kälber nicht ausreichend mit Wasser versorgt gewesen seien, so die KBLV.
Dass die behördlichen Mühlen langsam mahlen, ging nun wohl erneut auf Kosten der Tiere. Das Verfahren wegen der Vorwürfe von 2019 vor dem Landgericht Memmingen steht noch aus.
Titelfoto: Soko Tierschutz e.V.