Sie kriechen durch die Toilette! Rattenplage in Dresdner Mietshaus
Dresden - Eine Familie aus Dresden-Gruna fühlt sich wie im Horrorfilm. Seit Wochen trauen sich Monika (56) und Frank Zabel (60) nicht mehr auf Toilette. "Ratten fielen in unser Badezimmer ein", klagen die Mieter. Ein Kammerjäger kämpft seit Dezember gegen die Nager.
Übers Abwasserrohr, das in die Kanalisation führt, dringen die Ratten ein. "Wir fanden ihren Kot im Badezimmer, später sah ich sie sogar in der Dusche", sagt Frank Zabel.
Mit seiner Frau wohnt er im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses an der Liebstädter Straße. Anfang Dezember alarmierte er die Hausverwaltung (Wolf & P. GmbH). Die schaltete einen Schädlingsbekämpfer ein.
Tatsächlich fand der Fachmann frische Bissspuren im Abfluss der Dusche (Siphon). Auch im Außenbereich stellte er Rattenbefall fest, fand Löcher auf der Wiese, stellte Fallen auf. In der Umschalung der Dusche wurde ein Nest vermutet. Gefunden wurde nach Aufriss nichts.
Doch damit kann die Familie seit Mitte Dezember auch die Dusche nicht mehr nutzen. Es bliebe noch die Badewanne.
Aber: "Wir nutzen das Bad vor Ekel nicht mehr. Nachts hat der Klodeckel geklappert. Ich habe einen Eimer mit Wasser drauf gestellt, damit die Ratten nicht raus können", schildert Frank. "Wir gehen aus Angst nur noch auf den Topf. Duschen tue ich nur auswärts. Nachts hören wir Knabbergeräuche in den Wänden, dann schlägt unser Hund an." Besonders die schwerbehinderte Monika leidet.
Helfen würde eine Schutzklappe am Kanalrohr, ein Eindringen der Ratten ins Bad verhindern. Den Auftrag dazu gab die Hausverwaltung vor Heiligabend. Nur: "Die Klappe konnte aufgrund gesetzlicher Bestimmungen noch nicht eingebaut werden", so eine Sprecherin.
Ausstehend sei noch das Ergebnis der Überprüfung der Kanalisationszuflüsse seitens der Stadtentwässerung. Laut eines Rathaussprechers liegen "vermutlich bauliche Mängel oder Schäden am Abwassersystem" vor.
Die Zabels wollen jetzt einen Großteil ihrer Miete zurückfordern.
Die Nager übertragen mehr als 70 Krankheitserreger
Ratten (Allesfresser) haben in Städten ein einfaches Leben. Im Müll finden sie Nahrung, durch entsorgte Speisen im Klo auch Futter in der Kanalisation. Vor allem im Winter (Nahrung knapper) nähern sie sich Häusern. Wer Ratten auf Grundstücken entdeckt, sollte das Gesundheitsamt alarmieren. Das fordert dann den Eigentümer zur Bekämpfung auf. 2018 gab es 34 Ratten-Meldungen in der Stadt, 2017 waren es 39 und im Jahr davor 37. Drei mal wurde Amt bislang in diesem Jahr alarmiert. Ratten können schwimmen, tauchen, einen Meter hoch springen. In Wohnungen sind sie gefährlich: Es drohen Bisse, die Übertragung von mehr als 70 Krankheitserregern (etwa Borreliose, Hantavirus). Wer Einstiegslöcher (Ratten reicht schon die Größe einer 1-Euro-Münze) findet, sollte diese abdichten!