"Puppy Yoga" erobert Deutschland, aber: "Wir schütteln uns die Welpen nicht aus dem Ärmel!"
Hamburg/München - "Puppy Yoga" – also ein Yoga-Kurs im Beisein von frei herumlaufenden Welpen – ist in den USA und in Großbritannien bereits einer DER neuen Wellness-Trends. Lena Fleischmann (24) und Aaron Perner (23) haben diesen vergangenes Jahr auch nach Deutschland und jetzt auch nach Hamburg geholt. Warum ihr Konzept dennoch stark von den ausländischen "Vorbildern" abweicht, erzählen die beiden Tierliebhaber im TAG24-Interview.
Mit einer Session mit zuckersüßen "English Springer Spaniel"-Welpen ist Hamburg vor rund drei Wochen als bereits dritter "Puppy Yoga"–Standort in Deutschland eingeweiht worden.
Angefangen hat alles vergangenes Jahr in München, dem aktuellen Wohnort von Lena und Aaron.
Nach einem Besuch bei einer Freundin in England, wollte die 24-Jährige Puppy-Yoga auch gerne mal in Deutschland testen, musste aber schnell feststellen, dass dieses hier noch gar nicht angeboten wurde.
"Dann haben wir uns angeschaut und gesagt, lass uns das doch mal ausprobieren. Sie liebt Yoga, ich liebe Hunde, das passt", so Aaron gegenüber TAG24, der nach dem Abi selbst ein Jahr lang im Tierschutz gearbeitet hat.
Schnell sei aber klar gewesen, ein ganz eigenes Konzept entwerfen zu wollen und nicht blind den "Vorbildern" aus den anderen Ländern zu folgen: "Wir wollen, dass es für alle passt!", betonte Lena im Interview. Für Mensch und Tier.
"Im Ausland ist es mittlerweile ein echtes Geschäft, da ist egal, wo die Welpen herkommen. Während wir wirklich viel Zeit investieren, die kein Geld einbringt, wie zum Beispiel durchs Land zu fahren und die Züchter anzugucken", ergänzte Aaron.
Deswegen gäbe es auch keine neuen Termine am laufenden Band, sondern immer nur dann, wenn es der Wurfplan der ausgewählten Züchter zulässt.
"Puppy Yoga" Hamburg auf Instagram
"Ich möchte keine Werbung für Qualzuchten oder nicht registrierte Züchter machen!"
Jeden in Frage kommenden Welpen-Wurf für einen neuen Kurs gucken sich Aaron und Lena vorher persönlich genau an, ebenso die Züchter. Sehr oft seien sie dabei auch auf "grauenhafte Bedingungen" für die Tiere gestoßen.
"Am Ende des Tages machen wir natürlich auch Werbung für die jeweiligen Züchter und dabei ist uns total wichtig, dass man auch über unseriöse und seriöse Zucht aufklärt", so Lena gegenüber TAG24.
"Wir haben auch eine Verantwortung und ich möchte keine Werbung für Qualzuchten oder nicht registrierte Züchter machen." Das dafür benötigte Wissen über Genetik und Rassenkunde hat sich das Gründer-Paar via Eigenrecherche, Gesprächen mit Züchtern und Tierärzten selbst angeeignet.
Im Vordergrund stehe dabei immer das Tierwohl. Umso trauriger mache es die 24-Jährige, wie wenig potenzielle Nachahmer in anderen Städten sich darum bemühen würden: "Das tut teilweise echt weh, gerade weil wir die Vorreiter in Deutschland waren und so viel gelernt haben!"
Lena Fleischmann: "Puppy-Yoga ist etwas ausschließlich Positives!"
Doch was macht Puppy-Yoga eigentlich so beliebt? "Es ist einfach etwas ausschließlich Positives, und das ist etwas, was die Leute – glaube ich – in der heutigen Zeit dringend suchen und auch gerne wieder erleben wollen!"
Und mit einem Besuch bei einem von Lena und Aarons Kursen leisten die Teilnehmer gleichzeitig auch noch einen Beitrag zum Tierschutz. Ein Teil der Einnahmen wird an den Tierschutzverein "Streunerglück" gespendet.
Mithilfe dessen wollen die beiden auch in Zukunft noch eines ihr größten Ziele umsetzen: Ihre Kurse auch mit vermittelbaren Tierschutzhunden anbieten zu können (Die Züchter-Welpen sind in der Regel alle schon vergeben). Dieses Unterfangen sei aber meist gar nicht so leicht.
"Wir hatten direkt als Erstes die Tierheime in München und Umgebung angefragt, die waren prinzipiell nicht abgeneigt, meinten aber, sie haben nur ganz selten Welpen und wenn gibt es so eine hohe Nachfrage, dass sie nicht noch zusätzliche Werbung wollen", erklärte Aaron.
Und auch bei erwachsenen Tierschutzhunden gestalte sich eine Teilnahme schwierig, da diese oft Schreckliches erlebt haben und durch den Kurs "getriggert" werden könnten. Auch Pflegestellen gäbe es nie genug, so dass nie genug Pflegehunde gleichzeitig an einem Ort sind.
Aber Lena hat für die Zukunft schon eine Idee: "Wir haben auch schon mal geguckt, vielleicht dort einen Standort aufzubauen, wo Streunerglück viele Pflegestellen hat."
"Ich hatte am Anfang schon Angst vor, dass die Leute nur an den Hunden herumzerren!"
"Wir schütteln uns die Welpen nicht aus dem Ärmel, nur weil die Leute mit den Händen danach ringen", betonte Lena. Und trotz der riesigen Nachfrage wird die Teilnehmerzahl der Kurse auch immer der Wurf-Größe angepasst.
"Bei uns gibt es keinen Kurs mit 30 Leuten, wo dann fünf Welpen herumspringen, sondern wir versuchen ein Mittelding zwischen einem 2:1 und einem 3:1 Verhältnis je nach Hunderasse zu finden. Damit die Welpen nicht überfordert werden."
Zudem gibt es strikte Regeln, an die sich alle Kursteilnehmer zu halten haben, die immer vorab in einem Briefing erklärt werden. Dazu zählt auch, erst nach der Yogastunde auf die Hunde zuzugehen, es sei denn, die kleinen Vierbeiner besuchen einen auf der Matte.
"Ich hatte am Anfang schon Angst vor, dass die Leute nur an den Hunden herumzerren und man sie alle zwei Minuten unterbrechen muss. Aber das ist überhaupt nicht so, bisher hat jeder Respekt vor den kleinen Lebewesen gezeigt", so Lena im Gespräch.
Während der Stunde sei auch immer mindestens eine Person anwesend, die aufpasst.
"Puppy-Yoga" eröffnet vierten Standort in Stuttgart
"Wir sehen einfach, dass wir bei den Hunden und den Menschen Gutes erreichen!"
Allgemein haben Lena und Aaron noch viele Pläne: "Wir sehen einfach, dass wir bei den Hunden und den Menschen Gutes erreichen und das ist ein schönes Gefühl. Warum mit diesem guten Gefühl nicht weitermachen?"
Neue Standorte, wie der in Hamburg, gehören dazu. Auch wenn dieser aktuell von einer Freundin des Paares, Celina Orywol, geleitet wird, geben die beiden "ihr Baby" nie ganz aus der Hand und schauen regelmäßig nach dem Rechten. Und auch die Züchter werden weiterhin von den beiden persönlich ausgesucht.
Ein neuer Termin für Hamburg ist für Anfang Februar angesetzt, dann sehr wahrscheinlich mit Golden Retriever Welpen. Neben den weiteren Standorten in München und Nürnberg wird am Sonntag bereits der vierte Standort in Stuttgart eröffnet. Weitere Informationen und die Termine findet ihr unter puppyyoga.de.
Titelfoto: Geos Cafasso