Rückkehr der Luchse herbeigesehnt - aber: "Erhebliche Inzucht-Probleme"

Leipzig - Die Bemühungen rund um die Ansiedlung des Luchses in deutschen Wäldern sind groß. "MDR Umschau" hat sich den Stand der Dinge bei verschiedenen Auswilderungsprojekten angesehen.

Die Versuche, den Luchs wieder in Sachsen anzusiedeln, haben den Freistaat bisher mehr als eine Million Euro gekostet.  © Boris Roessler/dpa

Am heutigen Mittwoch gab das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie bekannt, dass die im März 2024 im Westerzgebirge ausgewilderte Luchs-Dame Nova nach Thüringen abgewandert sei.

"Für unser Projekt ist das ein großer Verlust", gibt Wildtierbiologin Catriona Blum-Rérat vom sächsischen Luchsprojekt Relynx im MDR-Beitrag zu. Denn von Nova habe man sich Nachwuchs für die Population im Westerzgebirge erhofft.

Das Problem: Von den ursprünglich fünf in Sachsen ausgewilderten Wildkatzen sind nach Novas Abwanderung und Antons Unfall-Tod nur noch drei übrig. Ob diese wirklich vor Ort sesshaft werden, sei fraglich: "Wenn Luchse in einen Luchs-leeren Raum laufen, bleiben sie dort häufig nicht." Stattdessen ziehen sie auf der Suche nach Artgenossen weiter.

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Bis 2027 sollen 20 Luchse in Sachsen ausgewildert werden, um die Reproduktion anzutreiben. Ob das allerdings zu einer langfristigen Ansiedlung der scheuen Tiere führen wird, ist fraglich.

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Immer wieder gibt es Rückschläge: Erst im November wurde der ausgewilderte Luchs Anton überfahren auf einem Feld gefunden.  © Archiv Naturschutz LfULG/Dirk Schönfelder

Luchs-Projekte mit vielen Problemen: Populationen leben zu weit voneinander entfernt

In Luchs-Auswilderungsgehegen sollen die Tiere auf ihre baldige Entlassung in die Wildnis vorbereitet werden.  © Uli Deck/dpa

Wie Ole Anders vom Luchsprojekt Harz erklärt, gibt es nämlich lediglich im Harz, im Bayerischen sowie im Pfälzer Wald gesicherten Luchs-Nachwuchs. Da sich diese Orte allerdings weit voneinander entfernt befinden, sei eine Vermischung der einzelnen Populationen quasi unmöglich. "Deshalb haben wir erhebliche Inzucht-Probleme", weiß der Experte.

Die Inzucht innerhalb der Populationen ziehe beispielsweise Gendefekte wie zurückgebildete Ohren oder gesundheitliche Probleme nach sich. "Wenn wir einfach weiter so zuschauen, werden wir dem Luchs beim Aussterben zuschauen."

Um das zu ändern, müssen die Luchse aus den verschiedenen Gebieten "miteinander in den genetischen Austausch" gebracht werden.

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Dabei helfen sollen diverse Projekte wie etwa das Wildkatzendorf Hütscheroda, in dem für Nachwuchs gesorgt und auf die Auswilderung vorbereitet wird.

Die komplette "MDR Umschau"-Folge zu dem Thema seht Ihr in der ARD-Mediathek.

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