Krähen greifen Bewohner an: Kleiner Ort wird zum Schauplatz von "Die Vögel"
Wanzleben - Sie greifen Menschen an, zerstören Maisfelder und machen Lärm und Dreck: Eigentlich ist Wanzleben (Sachsen-Anhalt) ein beschaulicher Ort mit knapp über 5000 Einwohnern. Doch eine Krähenplage stört seit Jahren das Bild.
Die Saatkrähe, jahrzehntelang vom Aussterben bedroht, feierte 2019 ihr Comeback in Wanzleben.
Erst war es nur der Friedhof, der zur beliebten Brutstätte wurde. Inzwischen kreisen die dunklen Vögel über diverse Ortsteile.
Was einerseits einen Erfolg für den Artenschutz darstellt, bringt andererseits Bilder aus Hitchcocks Horrorfilm "Die Vögel" in den Alltag der Bewohner.
Denn Mitte Mai schlüpfen die schutzbedürftigen Küken - und ihre Eltern werden angriffslustig. So müssen trauernde Friedhofgänger nicht nur unter lautem Gekrähe ätzenden Kot von den Grabsteinen schrubben, sondern dabei auch noch um die Intaktheit ihrer Kopfhaut bangen.
Krähenkot ist dabei nicht nur ein Ärgernis für Autofahrer, da er sich effektiv in den Lack fressen kann: Als Allesfresser steht für die Vögel auch Aas auf dem Speiseplan.
Ihre Hinterlassenschaften können also Krankheitserreger mit sich bringen.
Krähen-Abwehr: Naturschutzbehörde sagt nein
Wie der MDR berichtete, sei inzwischen fast das gesamte das Maisfeld eines Schleibnitzer Landwirtes von den Vögeln zerpflückt worden.
Viele Bewohner würden ihre gefiederten Nachbarn gern verscheuchen. Da die Saatkrähe allerdings als Singvogel geschützt ist, sind die Möglichkeiten dazu begrenzt. Das Beschneiden von Baumkronen ist eine aufwendige und nur temporäre Lösung.
Die andere Option sei der Einsatz von Schallkanonen. Bei diesen wird regelmäßig ein akustisches Signal ausgesandt, was Vögel stört - entsprechend wollen sie sich nicht im Bereich des Geräusches niederlassen.
Schallkanonen sind nur zeitlich begrenzt erlaubt, weshalb die Stadt sogar schon gegen die Obere Naturschutzbehörde geklagt hat - bisher erfolglos.
Um die Krähen effektiv zu vertreiben, müsste letztendlich das Naturschutzgesetz angefochten werden, so die Volksstimme. Das dürfte aber, ähnlich wie bei der Wolfs-Debatte, schwierig werden.
Titelfoto: Felix Kästle/dpa