Von der Straße zu Instagram-Stars: Diesen Katzen folgen über 140.000 Menschen
Hamburg - Seit rund sechs Jahren begeistern die ehemaligen Straßenkatzen Momo (7) und Cleo (6) mit ihrem ganz normalen Katzen-Alltag auf Instagram, inzwischen folgen ihnen über 142.000 Menschen. Ein Erfolg, mit dem Besitzerin Annabelle Bannenberg (31) absolut nicht gerechnet hat, wie die Hamburgerin im TAG24-Interview verriet. Mit ihrem Account "2chaoscats" will die nebenberufliche Petfluencerin aber nicht nur goldigen Katzen-Content bieten, sondern auch aufklären.
"Ich habe mich über die Jahre dazu entschlossen, hauptsächlich zu unterhalten, um eine so breite Masse wie möglich anzusprechen. So erreichen Beiträge zum Tierschutz dann nämlich auch die, die sonst eher nicht so viel damit am Hut haben", erklärt die langjährige Tierschützerin gegenüber TAG24.
2017 war das auch einer der Hauptgründe, warum die Katzenliebhaberin den Account überhaupt gegründet hat. "Mir ist aufgefallen, dass die großen Accounts alle Rassekatzen haben. Da war mir klar: Das muss doch auch irgendwie mit ganz normalen Katzen aus dem Tierheim gehen."
Und wie das geht: Der alltägliche Einblick in einen Haushalt mit zwei Katzen – auch inklusive den nicht so schönen Momenten – hat über die Jahre immer mehr Menschen begeistert. Inzwischen gehört "2chaoscats" zu den erfolgreichsten Petfluencer-Accounts Deutschlands.
"Wir präsentieren unsere Katzen nur so, wie sie sich wohlfühlen, sprich ohne Verkleidungen und ohne sie in unnatürliche Situationen zu bringen oder Ähnliches. Vielleicht ist es ja die Mischung, die gut ankommt: Humor mit ausreichendem Bezug zur Realität."
Petfluencerin erklärt: "Momo wurde krank und abgemagert auf den Straßen Hamburgs gefunden!"
Denn bevor Momo und Cleo die Stars witziger Memes sowie süßer Reels wurden und bei Annabelle Bannenberg und ihrem heutigen Ehemann glücklicherweise ein liebevolles Zuhause gefunden haben, lebten die beiden Vierbeiner auf der Straßen Hamburgs.
"Momo wurde krank und abgemagert gefunden. Sie hatte noch ein Geschenkband um den Hals – wahrscheinlich war sie ein ungewolltes oder entlaufenes Geschenk, nach dem keiner im Anschluss suchte", so die 31-Jährige.
Im Tierheim sei es dann Liebe auf den ersten Blick gewesen, doch schnell sei klar geworden, dass Momo eine Spielgefährtin braucht. "Sie isst jegliche Art von Plastik, hat panische Angst vor Regen, Gewitter, fremden Menschen und wurde anfangs von Asthma-Anfällen geplagt. Sie rauszulassen, war also keine sichere Option."
Also ging das Paar wieder ins Tierheim – "uns eine Zuchtkatze anzuschaffen, war nie eine Option – dafür gibt es einfach zu viele Tiere, die sehnsüchtig auf ein Zuhause warten" – und verliebten sich erneut in die kleine Toni, die leider wenige Tage später an einem Schlaganfall starb. Bereits ihre allererste Katze "Mr. Mau" hatte Annabelle auf schreckliche Art verloren: Sie wurde überfahren.
Straßenkatze Cleo wurde mit zertrümmerten Hinterbeinen gefunden
"Wir waren emotional einfach so ausgelaugt und müde", so die 31-Jährige. Doch für Momo blieben sie stark und lernten wenig später – wieder im Tierheim – die gehandicapte Cleo kennen und lieben.
"Sie wurde auf einem Parkplatz in Billstedt gefunden, als sie nur zehn Wochen alt war. Ihre Hinterbeine waren komplett zertrümmert. Zwei Monate lang musste sie einen externen Fixateur tragen, bis ihre Knochen wieder zusammengewachsen waren", erzählt die Petfluencerin.
Heute kann die Vierbeinerin wieder herumspringen und sich mit vollem Körpereinsatz mit Momo kabbeln. Gerade in der Pubertät sei Cleo sehr frech gewesen, heute würden sich die beiden zumindest dulden: "Sie tolerieren sich und profitieren sichtlich voneinander, mehr kann ich nicht erwarten!"
Aber vor allem profitiere Annabelle von ihren beiden Katzen: "Ich habe definitiv gelernt, geduldig zu sein – besonders bei Momo. Momo ist sehr ängstlich, sehr eigen, braucht viel Zeit. Sie aufblühen zu sehen, wenn man ihr genau das gibt, was sie braucht, ist wirklich toll."
Und auch ihre inzwischen sehr große Instagram-Community bereichere ihren Alltag: "Man lernt einfach tolle Leute kennen, die viel Wissen und vielleicht die ein oder andere Erfahrung gesammelt haben, die einem helfen kann. Hundeeltern vernetzen sich ja automatisch beim Gassigehen, Katzenhaltung sieht man den Menschen draußen aber nicht an."
Tiere als Weihnachtsgeschenk? "Es hängt einfach so unendlich viel Leid an dem Ganzen!"
Damit auch andere Tiere wie Momo und Cleo die Chance auf ein liebevolles Zuhause haben, nutzt Annabelle ihren Account nicht nur, um Aufmerksamkeit für den Tierschutz zu generieren, sondern unterstützt auch gezielt Organisationen wie "Streunerglück e. V.".
Den aktuell (leider) wieder aufkommenden Trend, Tiere zu Weihnachten zu verschenken, empfinde sie als sehr frustrierend.
"Zumal es ja auch nicht so ist, dass die Tiere alle im Warmen sitzen und fröhlich-schnurrend auf ihre neuen Adoptiveltern warten. Tiere werden unüberlegt angeschafft und ausgesetzt – vermehren sich unkontrolliert. Die Tierheime platzen aus allen Nähten und müssen zum Teil Aufnahmestopps verhängen und Ehrenamtliche zerreißen sich in tausend Stücke, um zu helfen, wo es geht. Es hängt einfach so unendlich viel Leid an dem Ganzen."
Wenn man unbedingt (vermeintliches) Tierglück an den Festtagen verschenken will, gibt es dafür weitaus sinnvollere Möglichkeiten als einen Welpe mit Schleife unterm Tannenbaum.
"Man kann einen symbolischen Gutschein verschenken und zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam mit dem Beschenkten ins Tierheim fahren. Die Beratung vor Ort ist nämlich wichtig, nicht jedes Tier passt zu einem (und umgekehrt). Viele Tierheime organisieren auch ein gemeinsames Gassigehen an Weihnachten – auch eine schöne Idee!"
Sie selbst verschenke gern Tierpatenschaften: "Mein Mann hat letztes Jahr eine Patenschaft für ein Wildschwein bekommen, das nicht ausgewildert werden konnte und auf einer Wildtierstation lebt. Dieses Jahr kriegt er eine Taubenpatenschaft vom Verein 'Hamburger Stadttauben'."
Titelfoto: Annabelle Bannenberg